Der vrri«« des Sk«.
«lob Aus dem Fiihrerhaupiquartler. 6. März. Da» Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Südabschnlli der Ostfront fehle der Feind feine erfolglosen Angriffe südlich Ariwoi Rog fort. Der Schwerpunkt der sowjetischen Dnrchbruchsangrisfe liegt nunmehr im Abschnitt von Swe »igorodka, wo die Sowjets gestern mit starken Infanterie- und Panzerkräflen ;um Angriff antraten, und be-. sonders im Raum südlich Schepetowka, wo sich die Abwehrschlacht mik weiter vordringenden bolschewistischen Kräften zu gro- . her Heftigkeit steigerte. 2n beiden Abschnitten stehen unsere Truppen in schweren Abwehrkämpfen. Der Feind verlor dort 6 3 Pelzer.
*2m mittleren Frontabschnitt scheiterten an der Autobahn Smolensk — Orscha von zahlreichen Panzern unterstützte, mehrfach wiederholte Angriffe unter hohen blutigen Verlusten für den Feind.
Südöstlich Witebsk errangen unsere Grenadiere, von »Tigern", Sturmartillerie. Panzerjägern und Flakartillerie hervorragend unterstützt, erneut einen vollen Abwehrersolg gegen che auch gestern jorkgefehten sowjetischen Durchbruchsversuche.
Auch nördlich Pleskau und bei Rarwa wurden wieder- Holle feindliche Angriffe in erbitterten Kämpfen zurückgefchlazen. Einige Linbruchsstellen konnten in erfolgreichen Gegenangriffen bereinigt oder eingeengt werden.
Bei den Abwehrkämpfen im Südabschnitt der Ostfront haben sich die fränkisch-sudekendeuksche 46. Infanterie-Division unter Führung des Generalleutnants Röpke und die oskmärkifch-Dadische 23. Panzerdivision unter Führung des Generalmajor» Kräder hervorragend bewährt.
In Italien kam « zu keinen Kampfhandlungen von Bedeutung.
Feindliche Torpedoflugzeuge versenkten in der Rächt vom S. zum 6. März nördlich Borkum den in einem deutschen Geleit fahrenden schwedischen Dampfer «Dian a". Von den Slche- rungsstreilkräften des Geleits und der Bordflak wurden zwei bis drei angreifende Flugzeuge abgeschossen.
Bei der Abwehr feindlicher Luftangriffe gegen deutsche Stützpunkte in den besetzten West gebieten wurden am gestrigen Tage acht feindliche Flugzeuge, darunter drei Bomber, abge- schoffen.
Einige feindliche Störflugzeuge warfen in d« vergavgenen Rächt Bomben Im westdeutschen Raum.
Ein GrenadM vrrWdrrt Durchbruch
An einem Tag mik Ek II. Lk I und Ritterkreuz ausgezeichnet
Erst seit sieben Wochen stand der Grenadier Karl Orth als Munitionsschütze in der Infanteriegeschütz-Kompanie eines rheinisch, westfälischen Grenadier-Regiments an der Ostfront und konnte sich schon während dieser kurzen Zeit als hervorragend tapferer und umsichtiger Soldat bewähren.
Die zweite Phase der feindlichen Offensive südlich der Vere- sina hat eben begonnen, der Zug. dem Orth angehört, liegt im Schwerpunkt der Angriffe. An zwei Stellen brechen die Sowjets durch die vorderste Infanterielinie bis zur Feuerstellung -er Infanteriegeschütze durch. Hier werden sie abgeschlagen, aber der Zugführer ist gefallen und schon rennen neue Vellen der Bolschewisten an. 2n diesem kritischen Augenblick fragt der Grenadier Orth nicht, ob ein anderer die Pflicht habe, die Verantwortung zu übernehmen. Lr ist dem Dienstalter und der Erfahrung nach einer der Jüngsten, aber er sieht, daß hier einer dieFüh - rung ergreifen muß, um den feindlichen Durchbruch durch die Verteidigungsstellung dieses Abschnitts zu verhindern. Ohne Zögern übernimmt er den Befehl über den Zug, und unter seiner Führung wird auch der zweite Angriff abgeschlagen. Fünfzig tote Bolschewisten bleiben vor der Stellung liegen. Auch jetzt gönnt Orth sich keiiie Ruhe. Die Infanteriegeschütze müssen in eine neue Feuerstellung gebracht, Munition muß herangeschafft werden. Wie ein alter erfahrener Zugführer richtet der Grenadier Orth alles zur Verteidigung ein. Als der Feind zum dritten Male angriff, ist alles zu seinem Empfang bereit. Freilich — nur noch zwei Grenadiere des Zuges sind unverwundek — Orth selbst Hai einen schweren Oberschenkelfchuß, aber mit eiserner Willenskraft hält er sich aufrecht. Seinem Beispiel folgen andere Verwundete. die noch Äne Waffe in der Hand hatten können. Auch der dritte Angriff der Sowjets bricht unter schweren Verlusten durch die von Orth selbst geleitete Abwehr zusammen.
Jetzt erst, als die schsimmfte Gefahr überstanden ist und non einer cmdrren lr.nheit ei» neuer Zugführer eintrisft, läßt ji,u Orth zum Verbandsplatz bringen.
Der Führer verlieh dem Grenadier für seine hervorragende Leistung, die von entscheidender Bedeutung für da« Halten des ganzen Kampfabschnittes war, neben dem Eisernen kreuz II. und l. klaffe da» Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Grenadier Karl Orth wurde am 18. April 1906 als Sohn des Schreiners O. in Bad Dürkheim geboren. Er ist im Zivil- beruf Maler und Anstreicher. Seine Familie- lebt in Duisburg- Wedau.
Vulgarie« verteidigt seinen vesitz
Mazedonien und Thrazien find bulgarisch!
Ein« entscheidende Absage an di« feindliche Aufforderung, die bulgarischen Truppen aus Mazedonien und Thrazien zurückzuziehen, bedeutet die Rede, di« der bulgarische Vauten- minister Ingenieur Wassileff am Sonntag in Anwesenheit des bulgarischen Ministerpräsidenten Boschiloff auf einer großen Volksversammlung im Schwarz-Meer-Hafen Warna gehalten hat.
Al» erster Redner begründete Wassileff den historischem unethnographischen Anspruch Bulgariens auf diese beiden Provinzen und sagte, heute sei die Losung des Volkes: Wa» uns gehört, geben wir nicht her. Die von Roosevclt und Churchill verfaßte Atlantik-Charta sei. wie ledermann wisse, nichts andere» als das alle Lied eines Wilson. Die Aelndpropaganda verlange „Räumt Mazedonien und Thrazien" Line Erfüllung dieser Forderung wäre eine Versündigung an d^n zahllosen Opfern, die für die Befreiung dieser Provinzen gebracht wurden, aber auch ein Verstoß gegen die nationale Ehre der Bulgaren. »
Der Feind suche durch seine Bombenangriffe den nationale^ Geist der Bulgaren zu zersetzen. Er — der Minister — aber erkläre eindeutig, und dies möge man auch in London und Washington hören, Bulgarien werde für die Erhaltung seiner nationalen Freiheit unbeirrt kämpfen.
Ueber die Beziehungen zur Türkei sagte Wassileff, daß' seit dem Balkankrieg keine strittige Frage das Verhältnis zur Türkei mehr getrübt hätte. Die traditionelle Freundschaft Bulgariens mit Rumänien sei durch den Vertrag von Cra iova wieder hergestellt.
Der Versuch der Anglo-Amerikaner, durch Bombenangriffe die bulgarische innere Front zu treffen, bezeichnet« Wassileff als aussichtslos. Abschließend gab der Minister ein klares Bild der Kriegsereignisse und einen zuversichtlichen Ausblick auf den Sieg der Dreierpaktstaaten ab.
Nach diesen mit großem Beifall aufgenommenen Worten des Bautenministers gab der Ministerpräsident B o s ch i l o f f seine Zustimmung zu der Erklärung des Bautenministers Wassileff.
Beide Redner ernteten von der Versammlung jubelnde Zustimmung. Die Reden wurden über den gesamten bulgarischen Rundfunk übertragen.
«Ein ungeheuerliches Mrhllkdert"
Portugal zum auglo-amerikauischen Luftangriff auf Rom
„Wir leben in einer Wett de» Verbrechen", meint die portu
giesische Zeitung „Voz" im Zusammenhang mit dem anglo-ameri» konischen Luftangriff auf Rom. „Wenn die Menschheit de, 2g. Jahrhunderts das Ungeheuerliche dieser Tat nicht empfindet, dann ist das 20 Jahrhundert selbst ein ungeheuerliche» Jahrhundert". Zweifellos hätte, so sogt das Blatt weiter, die alliierte Heeresieitung Mittel und Wege gehabt, den Krieg in anderer Weise zu führen. Sie hätte den Feind, im Norden angreifen können, um dieVrückwärtigen Verbindungen abzuschneiden — aber es hätte vielleicht größere Verluste gebracht und größere Anstrengungen erfordert, deshalb wurde die Hauptstddt der Katholizismus mit. der gleichen Rücksichtslosigkeit bombardiert, wie man vielleicht ein kleines Küstendorf aus der Luft angreift.
General Wima in Milchen
Der Kaiserlich Japanische Botschafter General Oshimo und seine Gattin weilten am Sonntag, den 5. März, in der Hauptstadt der Bewegung.. Der hohe Gast nahm an der im Residenztheater stattfindenden Uraufführung des Dramas „Treue" von Kurt Lan» genbeck, das die ritterliche Gesinnung des japanischen Menschen verherrlicht, teil. Anschließend nahm Gauleiter Paul Giesler die Gelegenheit wahr, um den Kaiserlich Japanischen Botschafter herzlich willkommen zu heißen, dessen Besuch als weiterer Beitrag zur Vertiefung der Beziehungen zu werten sei, die die Hauptstadt der Bewegung durch die Vermittlung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft mit dem japanischen . Volk verbinde. Botschafter Oshima sprach in seinen Dankesworten von der langen Tradition der Verbundenheit der Stadt München zu Japan. Mit dem Ausdruck der festen Siegeszuversicht schloß Botschafter Oshima sein« Ansprache. . — ,,
Nie Nalmtilia-AlM
Wie nunmehr durchsickert, so berichtet Exchange Telegraph aus Washington, ist es Generalstobschef Marsh all gewesen, der, unterstützt von Kriegsminister Stimson, in einer Geheim- sitzung des Außenpolitischen Ausschusses des Senats darauf gedrungen hat. daß die Behandlung des Palästina- Antrages vertagt wird. Er soll nämlich in einer Resolution münden, die London auffordert, Palästina für jüdische Einwanderer freizugeben und das Land allmählich in ein demokratisch-jüdisches Commonwealth zu verwandeln. Marshall berief sich bei keinem Vorgehen auf militärische Gründe.
Offenbar meint er, daß die USA in der gegenwärtigen militärisches kritischen Periode einem Konflikt mit den Arabern aus dem Wege gehen sollten.
Das „Grwerk"
Stand und Bedeutung der Sozialgewerke des Handwerks und des Handels
Handwerk und Handel waren bis zum Jahre 1933 gefesselt an traditionsgebundene Voreingenommenheit. Diese beiden Sektoren umfassen einen erheblichen Prozentsatz aller schaffenden Deutschen, die durch die DAF betreut werden sollen. Sie in den Aufbau sachgemäß einzuglisdsrn, war deshalb nicht einfach, weil es keine bestimmten festliegenden Begriffe gab, nach denen man sich hätte richten können. Neben den Großbetrieben waren fast 2 Millionen Betriebe — mit durchschnittlich 3 bis 3^/r Man» Gefolgschaft — vorhanden.
Bei einer Rede, di« Dr. Ley in Bernau hielt, fiel in einer der interessantesten Fragen der letzten Zeit in der Sozialpolitik das Wort: Gesamtbetrieb. Ein Wort, das wegbahnend war. Cs bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Zusammenfassung kleiner Betriebe, die mit ihren drei oder vier Gesolgschaftsmitgliedern mit dem betrieblichen Vorschlagswesen, Refa usw. nichts anzufangen wußten, in einen großen. Der Gesamtbetrieb (das „Gewerk") wird geführt vom Gewerkeleiter, hem zur Seite steht der Gewerkeokpnann und die Gewerkewalter für betriebliches Vorschlagswesen, Arbeitsschutz, „Kraft durch Freude", Sport usw. Man ging nicht den gesetzlichen Weg, sondern den der Selbstverwaltung auf genossenschaftlicher Grundlage. Zur Zeit werden im Großdeutschen Reich von rund 950 Sozialgewerken etwa 150 000 Betriebe des Handwerks, Handels und Gewerbes mit 700 000 bis 800 000 Gefolgschaftsmitgliedern erfaßt. Die Zahl steigt ständig, besonders nach der Neuordnung und Erweiterung der Sozialgewerke. Mitte des Jahres 1943 wurden von den zahlreichen Maßnahmen und Einrichtungen der Sozialgewerke u. a. gezählt:
40 Heime für Betriebsangehörige, auch Jugendheime. Hinzu kommen noch die bisher in dieser Zahl nicht erfaßten Erholungsheime der einzelnen Sozialgewerke, nahezu 250 gemeinschaftliche Betriebskosten, etwa 100 Lager für zusätzliche Arbeitskräfte wie z. B. Kriegsgefangene und fremdländische Arbeitskräfte, über 200 G. neinschastsküchen und Verpflegungsstationen, 150 bis 200 Maßnahmen des Gesundheitsdienstes und der ärztlichen Betriebsbetreuung, 50 Betriebssportgruppen, 30 Büchereien.
Außerdem wurden KdF-Veranstaltungen organisiert, eigene Musik- und Gesangsgruppen gebildet, eine Anzahl von Gemeinschaftsküchen ausgebaut, die Einstellung und Betätigung der Sozialen Betriebsarbeiterin bezw. der Betriebsfrauenwalterin gefördert, der Feldpostdienst mit den im Heeresdienst stehenden Kameraden gepflegt und weitere betriebsfürsorgliche Maßnahmen eingeleitet. Die Arbeit der Sozialgewerke greift darüber hinaus in das Gebiet der positiven Arbeit»- und Menfchenführung im Sinne der betrieblichen Leistungssteigerung. Dieses Gebiet der Leistungssteigerung wird durch die Errichtung eines besonderen Büros ausgebaut. Dieses Büro wird unter Leitung eines Gewerkewalters für Refa-Arbeiten Mittelpunkt sein.
' Die Sozialgewerke betätigen sich in immer stärkerem Maße auf dem sozialwirtschaftlichem Gebiet Sie konnten auch kürzlich infolge der kriegsbedingten Umstände schon !n vieienWllen wirksame Hilfe leisten, z. B. beim Sosorteinsatz. So hat dserzain- burger Großküche des Sozialgewerkes in den kritischen Tagen vom 25. Juli bis 2. September 1943 über die NSV 190 000 Essen ausgegeben Dieselbe Lüftung wurde in allen den Teilendes Reiches vollbracht, die vom feindlichen Luftterror betroffen waren.
Daß die Förderung der Begabten nicht an letzter Stelle steht, ist selbstverständlich. Im Gäu gibt es das Gau- sozialgewerk, Im Kreis das Kr e i s lozi a l g e w er k, von dem nach Bedarf Ortsstellen eingerichtet werden, so daß im kleinsten Dorf jeder Problem der sozialen Fürsorge im Betrieb in der Menschenführung zu listen ist. Die Sozialgewerke' sind heute 4n einem Umfang von 10 bis 15 Prozent in den- Betrieben bereits eingebaut Bremen hat z. B. 6000 Handwerksbetriebe. 600 sind im Sozialgewerk, das bereits 125 Angestellte beschäftigt, um die - nötigen Maßnahmen durchzuführen Die restlichen Betriebe werden selbst kommen, wenn sie die Nützlichkeit dieser Einrichtung erkennen. Der „Gefamtbetrieb" soll und wird sich nicht aufbauen auf der Grundlage des Berechtigungswesens, sondern nur aut seiner eigenen Leistung Cr darf nie schlechter lein als jeder, ander« GroMetrieb. Denn: jeder Fortschritt gründet sich aus den Wettbewerb. Daß der Kleinbetrieb im Wettbewerb mit dem Großbetrieb bestehen kann, dafür sorgt das Sozialgewerk.
deliä im Zpiegel
ly koman von KvlanrI
Kurz vor der Entscheidung auf den schwarz-weißen Feldern reckt« sich auf dem anderen Bett der Matrose, gähnt« und sandte «inen Fluch in di« Sonne, di« sein Erficht blendete. „Enten Morgen. Signor« Mörder", brummte der Matrose. „Eulen Morgen, Signore Messerstecher", erwidert« Bert und begann, di« Figuren in di« Schachtel zu legen. Setzt, da Pa- reüi erwacht war, war an ein Weiterjpielen nicht zu denken.
„Der Kavitän hat angefangen", brummte Parelli, „er hat wl« ein blöd«s Schwein geglotzt. Das werde ich den Herren sagen, wenn heute di« Verhandlung ist. Sie müssen mich freisprechen, wenn es noch einen Funken Gerechtigkeit auf der Welt gibt. Glaubst du, daß es eme Gerechtigkeit gibt?"
„Ich glaube es", sagte Bert, nur, um dem andern «in« Hoffnung zu lasten.
„Siehst du und darum werden sie mich freisprechen, und dich, Signore Mörder, werden sie verkrachen. Du sollst nicht töten. Das steht doch schon in der Bibel. Ich steche immer am Herzen vorbei. Immer in die Lunge. Das flicken di« Doktors dann schon wieder zusammen, und genug hat der ander« auch davon. Warum hast du es denn getan?"
.Ich habe es nicht getan, Parelli."
„Quatsch! Jetzt, wo ich weggehe, kannst du es mir doch sagen. Meinst du, ich verpfeife dich bei den Brüdern? Da kennst du Luigi Parelli schlecht- Also . . . Pack aus! Dann wird dir gleich viel wohler sein. Ich Hab' doch auch die Zeitungen gelesen. Natürlich bist du's gewesen."
„Nein."
Parelli sprang auf. Er trug kein Nachthemd, er war nackt. Man horte ferne Schritt« und des Geräusch von schließenden - ^^'^dörelli kramt« in den Taschen seines Rocks und seiner Hose. Verdes lag auf einem Holzschemel.
„Ehe sie kommen", jagte er dann, „will ich dir was vererben. Du bist zwar ein Mörder, aber sonst «in ganz anständige, Kerl. Es gibt wenige anständige Kerle. Die meisten wollten Alma haben. Sieh sie dir an." Er zeigte auf einen Mädchenkops, der als Tätowierung seine Brust zierte. „Nimm Abschied von ihr. Und sag mir auf Ehrenwort, ob du sie auch haben möchtest?"
., 'ck und Hose in den Händen haltend, kam er «in ßaar
Schritte näher. Ueber seinen Kopf hatte er das bunte Hemd geworfen, es wirkt« wie «in Burnus.
Bert Eött betrachtete das Bild genau. Die tätowiert« Alma schien wirklich bin hübsches Weibsbild zu sein.
„Deine Verlobte ist zwar schön", sagte er fast feierlich, „aber ich schwöre dir, daß ich mich ihr nur mitten Gefühlen eines Bruders nähern würde."
Parelli schien befriedigt. Er streift« das Hemd über, fuhr in die Hose und zog den Rock über. „Hier", sagte er, „das ist für dich. Du wirst beides brauchen können.
Es war ein beschmutztes und zerknittertes Heiligenbildchen, was jetzt vor Bert lag, und zudem ein winziges Stückchen Bleistiftmine. Viermal hatte ihm Parelli bisher diele Bleistiftstückchen geliehen, aber er hatte jedesmal «ine halbe Zigarette dafür gefordert. Jetzt, wo er für immer davonging, vermachte er es ihm. Bert Eött dankte, aber auch das Heiligenbild wollte beachtet werden.
^ „Cs ist di« Madonna, nicht wahr?" fragte er.
Parelli, der eben in die Stiefel fuhr, schüttelte verneinend und fast empört den Kopf. „Unsinn, es ist die heilige Anna. Ich sage dir, die Heilige Anna ist viel bester als die Madonna. Di« hat viel zu tun. Ich glaube, daß es daran liegt und daß es nicht böser Wille ist, wenn sie mir sieben Gebete nicht erfüllt hat. Ich will nichts-«egen sie sagen. Aber die heilige Anna ist mir lieber. Die hat mehr Zeit, einen anzuhören. Wenn ich heute freiaesprochen werde, danke ich es ihr. Ob sie freilich Mördern hilft, das weiß ich nicht; du kannst es aber immerhin versuchen."
Ich bin kein Mörder, wollte Bert erwidern, aber er sprach es nicht ans. Die Tür wurde geöffnet und der Wärter kam mit den Blechkannen und dem Brot.
„Nach dem Frühstück komm« ich wieder", sagte er zu Parelli, „die Hauptverhandlung beginnt."
Parelli würdigte ihn keiner Antwort. Er stürzt« sich gierig auf sein Esten als hätte er es besonders eilig, damit fertig zu werden. „Was rätst du mir", fragte er kauend, „soll ich lügen oder die Wahrheit sagen?"
„Ich würde die Wahrheit sagen", erwiderte Bert.
Parelli nickte und leerte erst seinen Napf, ehe er antwortete. „Der von nebenan meint, ich solle lügen", sagte dann, „ich werde beides tun. -Von jedem die Hälfte. Da kai.» mir nichts passieren."
Bert sa^e nichts mehr, und so saßen sie sich schweigend die wenigen Minuten gegenüber, die ihnen noch blieben.
Als der Schritt des Wärters nahte, reichte Parelli Bert die Hand. „Du mußt der heiligen Anna versprechen, daß du's nicht wieder tust", sagte er. „dann hilft sie dir bestimmt "
„Jetzt will ich erst einmal hoffen, daß sie dir hilft."
„Kein Zweifel. Weißt du, ste ist ja die Mutter der Madonna. Man mutz sich mit den Müttern gut stellen, das ist viel wichtiger als mit den Töchtern."
Die Schlüssel klirrten.
„Mach's gut, Signore Mörder."
„Mach's gut, Signore Messerstecher."
Dann war Bert Eött allein. Allein mit dem Bildchen de» heiligen Anna, dem Stückchen Bleistift und den Gedanken an Telia.
11
Es war Abend geworden, als Bentinck in Genua ankam. Am Morgen dieses seltsamen Tages war er vom Flugplatz Aspern aogeflogen, und kein anderer Mensch als Heinrich Peschke wäre fähig gewesen, ihm noch einen Platz für di« ausverkaufte Maschine zu besorgen. Nur Heinrich, der Sohn eines Zauberkünstlers, konnte aus die Idee verfallen, in seinem Dckrieteenglisch eine uralte Amerikanerin, die auf den Start der Maschine nach Mailand wartete, zu fragen, ob sie geneigt sei, zweihundert Mark zu verdienen. Wunderlicherweise hatte die Alte sich nicht indigniert abgewandt, sondern nach d«r Grundläge dieses Geschäfts gefragt'. Da war Peschke mit dem Vorschlag herausgerückt, ste möge gegen ein Aufgeld von zweihundert Mark ihre Flugkarte abtreten. Die alte Dame, deren Base dem Schnabel eines Geiers glich, batte an den Fingern gezählt und gerechnet und dann ein „Pes" gekaut. Danach hatte sie ihrer Gesellschafterin, einem farblosen Geschöpf unbestimmbaren Alters und unbestimmbarer Raste gesagt, sie soll« di« Eisenbahn benutzen, und hatte Pesckike den Flugschein »us- gehändigt.
Der Schein galt Nur bis Mailand, aber von Mailand war man auch mit dem Zuge in wenigen Stunden in Genua.
Bentinck hatte im Savoy ein Zimmer genommen, er hatt« etwas gegessen, und eigentlich war er todmüde, aber er wußte, daß er zu so früher Stunde doch nicht schlafen konnte. 6» war er in dEe Stadt gefahren, um irgendwo einen Kaffee zu trinken, nach dem er wiederum nicht würde schlafen können.
Er sah vor einem kleinen Cafe in der Galleria Mazzini, «r hörte dre Zeitungsverkäufer die neuesten Abendblätter aus- rufen, sah die jungen Herren promenieren und diskutieren, diese sehr gut angezogenen, ewig gestikulierenden jungen Herren, die sich alle wie Brüder ähnlich sähe», und zugleich dacht« «r, daß in dieser Stadt, in der all dies geschah, in einer dunklen Zelle Bert Eött saß. der angeklägt war, Herrn Antonio Rodari gelötet zu haben.
, Fortsetzung f»lgt