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bieute sbrnck von 18 46 llkr bis morgen früb 7.03 Ubr moncksukgsng 0.N llbr btonlluntergsng 10 49 Otir

IS. Zehruar 1944

Gedenktage: 1497: Der Reformator Philipp ^«lanchton geb. 1620: Friedrich Wilhelm, der Große, geb. 182«: Der Dia,- ter Viktor von Scheffel geb. 1834: Der Naturforscher Emst Haeckel geb. 1848: Der Botaniker Hugo de Vries geb 1864: Der Schriftsteller Hermann Stehr geb. - E. Kavitu- sation von Älfort. 1891: Der Rassenforscher Hans F. K. Günther gei>.

von Lee «relev-onsM-

,.»»«. d-n Menlcken allerlei Süchte, von der Sehn- -r^.nUnckt aber es aiN auch Leute, die an derTelephon-

Gck?- s-ck-n nnd^aerade in dieser Zell ihre Nebenmenfchen zur Ver- sucht leiden und gerade >n ^ gedankenlos und ohne zwin-

Eden Grund tagsüber b'ei der gangsten Veranlassung gleich zum 8lelevkon greift, und lange Gespräche fuhrt, schädigt den Gesamt- betrieb des Fernsprechwesens. da» jetzt andere Aufgaben Zu er­füllen hat, als überflüssige Privatgefprache zu vermitteln. Das T-levhon ist heuzutage ein wichtiger Instrument geworden, das durch unnötige Gespräche und Anmfe nicht beeinträchtigt werden darf und das in erster Linie für di« Bedürfnisse der Zeit bereit- gehalten werden muß. Eine Rationierung der Gespräche ist des- halb auch ein Gebot der Stunde nach der Richtung, daß jedermann sich vor Beginn eines Gespräch» gewissenhaft sragen sollte, ist die Verbindung wirklich wichtig, nimmst du einem verantwortungsvoll Schaffendest nicht die Zeit weg, beraubst du Vermittlungsstellen und Postperfonat nicht kostbarer Minuten oder gar Viertelstunden?

Aen-eruns der Straßenverkehrsordnung

Nach einer Verordnpng de» Reichsministers des Innern vom 28. Januar ist das Ueberholen nicht nur, wie schon bisher, an un­übersichtlichen Straßenstellen, sondern bis auf weiteres immer auch an Straßenkreuzungen und -einmündungen verboten.

Ferner entfällt bis auf weiteres bei der Führung von solchen Krafdvagen, die nicht mit betriebsfähigem mechanischen Einrich- ungen hiefür ausgerüstet sind, die Pflicht, die Richtungsänderung und das Anhalten anzuzeigen Soweit das Anzeigen also unter­bleibt, sind di« Führer der Kraftwagen zu besonderer Vorsicht und Rücksichtnahme gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern verpflichte:

Uursatzsteuerfrriheit bei Aufnahme Bombengeschädigter

Di« Vermietung von Wohnungen und einzelnen Zimmern ist schon an sich unter bestimmten Voraussetzungen umsatzsteuer- frei. Diese Voraussetzungen werden bei den meisten Personen, die Bombengeschädigte und Umquartierte aufnehmen, erfüllt sein. Denn die Mehrzahl dieser Personen hat weniger als vier Zimmer oder weniger als sechs Betten zu vermieten und gewährt nicht Ver­pflegung. Der Reichsfinanzminister hat fich*damit einverstanden erklärt, daß die Umsatzsteuerbefrciung für die Vermietung den Zimmervermistern, die weniger als vier Zimmer oder weniger als sechs Betten zu vermieten haben, auch dann zugestanden wird., wenn sie Verpflegung nur den von ihnen aufgenommenen Bom­bengeschädigten und Umquartierten gewähren. Die Umsatzsteuer­befreiung erstreckt sich dann auch auf die Verpflegung. Gewähren die Ouartiergeber aber die Verpflegung auch anderen Personen, die bei ihnen oder anderwärts wohnen, so hatten sie schon bisher die Entgelte für Unterkunft und Verpflegung zu versteuern. Hier bringt die Erhebung der Umsatzsteuer also neue Ermittlungen und Mehrarbeit nicht mit sich. Deshalb ist in diesen Fällen die Um­satzsteuerpflicht auch für die Entgelte aus Unterkunft und Ver­pflegung von Bombengeschädigten und Umquartierten aufrecht­erhalten.

Fremdlehre durch Landjugendaustausch. Um den Gesichtskreis des Bauern zu erweitern, wird bei der landwirschaftlichen Berufs­erziehung großer Wert auf die Fremdlehre gelegt. Mit Hilfe des Landjugendaustausches wurde sie verwirklicht. Die Austauschzeit wird als Lehrzeit anerkannt. Es gibt den Austausch innerhalb der Kreisbauernschaft, den Austausch von Kreisbauernschaft zu Kreisbauernschaft und den Austausch von Gau zu Gau. Der Aus­tausch erfolgt im allgemeinen zwischen etwa gleichgroßen Be­trieben. Es können Jungen gegen Jungen, Mädel gegen Mädel, aber auch Jungen gegen Mädel ausgetauscht werden. Der Aus­tausch beginnt im Frühjahr oder im Herbst. Die Anträge zum 1. Avril Knüffen möglichst umgehend gestellt werden. Der Aus­tausch soll vorwiegend der landwirtschaftlichen Lehre oder der länd­liche« HausrRrtschäftslehre dienen. Daneben gibt es den zwischen­völkischen Landjugendaustausch, der gegenwärtig mit Norwegen, den Niederlanden, Serbien, Rumänien und der Slowakei durch­geführt wird.

Pflanze» Und Bäume einzeln berechnet. Der Präsident des Reichskriegsschädenamts teilt in einem Bescheid die Auffassung mit, baß Pflanzen und Bäume in gärtnerisch genutzten Grundstücken im Falle ihrer Vernichtung oder Beschädigung als selbständig be­wegliche Sachen mit der Folge behandelt werden müssen, daß die Entschädigung nach der KriegssachschäKenverordnung für die ein­zelne Pflanze oder den einzelnen Baum errechnet wird.

Die..Brotfliege". Ich habe gestern meine Nachbarin un- alucklicy gemacht. Ich tötet- ihre einzige Wintersliege. Sie hatte sie gejchehen rm Jahre 1944 geschont, weil sie des alten Aberglaubens-war, es sei die Brotfliege. die leben müsse damit es nie an Brot mangele. Ich habe der Frau vorge­rechnet, daß diese Fliege bald ein rundes Gros Eier legen würde, habe ihr gesagt, daß diese Fliege die Stammutter eines kommenden Fliegengeschlechtes sein werde, und sie ge­fragt ob es nicht besser sei, statt hundert schädliche Kinder auf den Fliegenleim zu locken, lieber gleich die Mutter mit­samt ihrem Gros Eiern zu vernichten. Sie hat mir recht ge­geben, aber mit dem Nachsatz: Aber die eine hätten Sie schon leben lassen können! Nein, nicht eine, liebe Saussraul Fliegen sind schädliches Ungeziefer, Bazillenträger, Lebcns- mittelverderller, schlimmste Brut. Auch die letzte muß ans der Wohnung. Und aus den Hirnen muß aller dumme Aber­glaube, der einer Fliege das Leben schenkt.

Höfen a. Enz, 15. Febr. Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurde ausgezeichnet Obergefreiter Eugen Mettler, Sohn des Schuhmachermeisters Karl Mettler.

Höfen a. Enz, 14. Febr. Schon wieder schloß die Gruft über einem Altmeister des Landwerks: .Schneider­meister Karl Genthner ist im Alter von über 78 Jahren nach kurzer heimtückischer Krankheit einer hinzugetretenen Lungenentzündung erlegen. Bei seiner Beisetzung sang der Sängerbund seinem alten treuen Mitglied die Trauerweisen. Die Herrenschneider-Innung ließ einen Kranz am Grab niederlegen. Der Verstorbene konnte bis ins hohe Alter auf seinen! Landwerk arbeiten und hat sich besonders in der letzten Zeit. in seinem zweiten Beruf als Friseur der älteren Einwohnerschaft zur Verfügung gestellt. Seit zwei Jahrzehnten verwitwet, lebte er still und zurückgezogen nur seiner Arbeit und so wird er als ehrenwerter Volksgenosse seinen Mitbürgern im Gedächtnis bleiben.

ErstauNihrung in Heilbronn

Heilbronn, 14. Febr. Am 15. Februar ist im Stadttheater Heilbronn die Erstaufführung des SchausvielsLeonidas" von Werner Jäckel. Dieses Werk, das die kämpferische Ent­schlossenheit und den heldenmütigen Opfertod der Spartaner gegen die Perser darstellt, zeigt manche Parallele zum großen Geschehen unserer Tage. Nachdem im vergangenen Jahr das Deutsche Volkstheater Erfurt dieses Werk anläßlich, der HJ- Theaterwoche als Uraufführung herausgebracht hat, nimmt das Stadttheater Heilbronn es nunmehr als erste Bühne im Reich wieder auf. Oberspielleiter Dr. Neumann, der das Werk einer Bearbeitung unterzogen hat, hat es auch insze­niert, das Bühnenbild schuf Herbert Buhe, die Bühnenmusik schrieb Georg Tauschuber.

Aus der Rottweiler Natshcrrensitzung

Rottweil, 14. Febr. In der ersten diesjährigen Rats­herrensitzung gab stellv. Bürgermeister und erster Beigeord­neter Mann einen kurzen Rückblick über die Tätigkeit der Stadtverwaltung Rottweil im abgelaufenen Jahre. Einen breiten Raum nahm die Durchführung der Luftschützmaß­nahmen ein, so wurden Löschwasserteiche, Deckungsgräben und Mauerdurchbrüche,, teilweise in Gemeinschaftsarbeit, ,rmsge- führk und zwei weitere öffentliche Luftschutzräume bereitge- stellt. An der Oberschule für Mädchen erfolgte 1943 die Eröff­nung der 8. Klasse. Der Frauenarbeitsschule wurde im Früh­jahr eine städtische Haushaltungsschnle angegliedert, die sich eines regen Zuspruches erfreut. Von der Schjitzengilde er­warb die Stadt die Schießanlage in der Au samt Schützen­haus, die nun den schießsporttreibenden Organisationen zur Verfügung steht. Nachdem die Stadt bereits etwa 350 Klein- pachtländer ausgegeben hat, wozu noch eine größere Anzahl Allmanden kommt, überläßt sie dem Kleingärtnerverein neuer­dings ein 2,14 Hektar großes Grundstück zur Anlegung von Kleingärten.

- Der Wein floß auf der Straße

Lindau i. B., 14. Febr.-Ein stadteinwärts fahrendes Fuhrwerk der Südd. Svedttionsgcsellschast kam zwischen die heruntergehenden Bahnschranken und trotz des Zurufs des Schrankenwärters vermochte der Fuhrmann nicht schneller zu fahren. Der Anhänger des Fuhrwerks wurde von einer Lokomotive erfaßt und etwa 100 Meter mitgeschleift, wobei einige mit Wein gefüllte Fässer in Trümmer gingen.

Einstürzende Mauer erschlägt Kleinkind

In Lampertheim kam plötzlich eine Gartenmauer, in deren unmittelbarer Nähe ein Graben ausgehoben wurde, zum Einsturz und begrub zwei dort spielende Kinder unter sich. Während ein achtjähriges Mädchen mit einem Ober- schsnkelbruch geborgen werden konnte, erlitt ein dreijähriges Bübchen so schwere Kopfverletzungen, daß es unmittelbar nach dem Unfall starb.

^ceymt Rücksicht auf die Post!

V/F' besonders jetzt im Kriege ist es vielen Volksaenoflen zur Gewohnheit geworden die Briefträgerin aus ihrem Weae

Bostzujtellung anzuhalten und nach der etwa eigenen Bmefpoit zu befragen. Daß die meisten unter uns mit Tbn- sucht auf Nachricht von ihren Angehörigen warten ist eine Zrone Selbstverständlichkeit, und doch darf die allgeme n Po,rbestellung darunter, keinesfalls leiden. Nicht nnr. dU es für die Beamtin Schwierigkeiten macht, unter der säuberlich geordneten Post herumzusuchen, sondern sie wird in ihrer steft allzusehr ansgehalten und wer sich mit Geduld zu Lause wappnet, um sehnsüchtig erwartete Nachrichten zu erhalten, der kommt dann zu kurz. . Wer also die Zeit nicht erwarten kann, der stelle sich, vor seinem Hause auf, um die Post der Reihe nach m Empsang zu nehmen. Je öfter die Briefträge­rin angehalten'wird. desto länger müssen die Geduldigen warten.

Rundfunk- und andere Gebühren, die durch die Post ein- gezogen werden, halte man zur bestimmten Zeit ahqczähli vererb Ist, man beim Kassieren nicht zu Hause, so bitte mm, me Nachbarin, die Zahlung zu übernehmen, um der Brief tragerm doppelte Wege zu ersparen.

^, dlnf der Post selbst kann man zum Verkürzen der Schlange beitragen, wenn man sich für den eigenen Bedarf eme kleine Menge von Briefmarken. Paketadressen. Zahlkar- ten, Postkarten usw hält. Auch lasse man sich am Schalter mehrere Zettel für Einschreibsendungen geben, um sie bereits zu Hause auszufüllen und sie fertig der Postbeamtin am Schalter vorzulegen. Für das etwaige Ansfüllen von Vor­drucken auf dem Postaint nehme man sich einen Füllhalter oder Tintenstift mit. Um weiter Arbeitskräfte zu ersparen frankiere man -seine Sendungen genau, Anleitungen zum Posttarif findet man in Taschenkalendern. Zu nichtssagenden

Lesireibt I^iese einen IHIäpostkrLek, äsnn ist der Inkslt positiv, voll I^ieke und Vertrauen.

Lin Lriek aus Mieses Horizont Kanu dein 8oldaten an der krönt die 8tinununA nur versauen!

Sendungen wie Grußkarten ist jetzt nicht die Zeit. Die Reichs­post ist zu sehr in Anspruch genommen und es ist unsere i Pflicht, ihren Angestellten durch deutliche Aufschrift und ebensolchen Absender, vor allem heute noch durch Angabe der richtigen Postleitziffer. Verständnis und Rücksichtnahme ent­gegenzubringen. Selbstredend muß man sich heute mit Geduld wappnen, wenn man ein Paket oder Päckchen erwartet. Man lasse mindestens vier Wochen verstreichen, ehe man einen Laufzettel abgehen läßt, der nach dem Verbleib der Sendung fahnden soll. Vergessen wir doch eines nicht: Die Reichspost hat rn erster Linie kriegswichtige Beförderungen zu erledigen, l so daß wir froh sein wollen, wenn überhaupt noch Zeit ver- ! bleibt, unsere nichtigen kleinen Privatwünsche zu erfüllen.

! Einzelhandel schult seine Kaufleute

! . Die Bewirtschaftung, wie sie heute im 5. Kriegsiahr steht, > wird grundsätzliche Aenderungen nicht mehr erfahren. Die ! Aufgaben der Einzelhandelsfuhrung gegenüber ihren Mit­gliedern haben sich dadurch von der Unterrichtung über die Bewirtschaftungsmaßnahmen und die Lenkung einzelner Wa­ren auf die Betreuung der Mitglieder verlagert. In der nächsten Zeit wird die Wirtschaftsgruppe Einzelhandel, wie ihr Hauptgeschäftsführer Dr. Wieser ausführte, sich dieser Aufgabe besonders widmen. Die Kaufleute sollen auf ihre Pflichten als Treuhänder der bewirtschafteten Waren hinge­wiesen und angehalten werden, ihre Pflichten gegenüber , Staat und Verbraucher wie bisher weiter treu zu erfüllen. ! Insbesondere wird ihnen die Versorgung der Fliegeraeschä- ^ digten und der Evakuierten nahegebracht werden. Diese Be- ! treuungsarbeit, die eine Art Schulung ist, wird von der

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Roman von Anna Kayser.

Urheberrechtsschutz Verlag A. Schwtngenstetn. München lfl>. Fortsetzung Nachdruck verboten

Da fiel in Ilses bunte Träume die Kund« vom Tode des alten vandiek. Sie weint« eine ganz« Stunde. Dann faßte sie sich « fuhr ins Modehaus Heike und wählte aus einem Dutzend eleganter Trauerausstattungen das Allerseinste; Svitzenstoff, zart wie Filigran, mit einem Unterkleid von weißem Tüll.

Anny Erstem, di« ihr aussuchen half, meinte bewundernd: .Herrlich steht zu deinen Bauernfarben in blond und blau dieses bauch fei ne Schwarz. Du warst noch nie so elegant. Ein keiner Halbschleier ein leiser Zug von Wehmut und du wirst wun- derbar wirken.'-

Ilse mußte sich in ein« stille Trauung fügen. Sie tröstete sich mit der vierwöchigen Hochzeitsreise zum Süden. Günthers Uni­versalpleite habe daheim ja doch alles auf Halbmast gesetzt, sagte sie mit tragischer Wurschtigkeit zu ihrer Mutter.

Frau Adelheid dachte, daß fl« recht Hab«, aber auch, daß Günther mit ihrer Iüngsteiz nicht allzuviel verloren Hab«! Sie bedauert« es auch kaum, als der Arzt ihr die Reise nach Frank- furt ihres angegriffenen Herzens wegen nicht gestattete. Auch Stainrath war durch eine unaufschiebbare Geschäftssache verhin­dert. So waren nur Jarl, Imma und Franz bei der Trauung zugegen, von Vandieks Angehörigen nur sein« älteste Schwester^ eine'blühende Arztfrau Ende der Dreißig. Aber sie kam haupt­sächlich als rächender Anwalt für den kleinen Rolf.

Das junge Paar wollte nach einem Frühstück im Fürstenhof gleich abreisen. Imma und Franz hatten bereits den blonden Buben an der Hand, um ihn mit heimzunehmen. Da kain^ wie ein zorwger Cherub verratenen Menschenrechtes Vandieks Schwester und beschwor ein wahres Weltgericht über den Bruder, der in unmännlicher Nachgiebigkeit sein Kind aus dem Elternhause ver­bann«. Und über die junge Schwägerin, di« in unerhörter Selbst- sucht das Heiligste im Frarenwesen, die Mütterlichkeit, ver­leugne.

Unbekümmert um des Bruders schuldbewußtes Schweigen und Ilses grollende Tränen riß sie Rölfchen an sich. Glücklicherweise gäbe cs in Vandieks Sippe auch noch Frauen, d e iti der EH-.

jucken uls sich selbst und ihr Vergnügen. Ihr mache es schon nichts aus, zu ihren Sechsen ein Siebtes unterschlüpfen zu lassen. Brot und Liebe sei auch kür dieses verratene Seelchen in ihrem Heim und Herzen in Fülle. Sie dankte Imma und Franz herzlich für ihre schöne Bereitwilligkeit und zog mit Röll­chen ab.

Die Abreise der Vermählten verzögerte sich um wegen Ilses heillos verweintem Gesicht bis zum andern Tage. Ihr größter Aerger war, daß ihr Mann nicht in ihren Groll auf sein« Schwe­ster, diesesbissige Haustierchen', «instimmte. Als aber am an­dern Morgen der Expreß FrankfurtMünchen lospusste, herr­lichen Fernen entgegen, da lachte auch in ihren Augen wieder der sorglos blau« Himmel, der auch Erwin Vandiek das Wet- tergewölk, das ihn bis zur Angst erschreckt hatte, vorerst ver­gessen ließ.

Ilse beunruhigte es auch nicht, daß ihre Mutter zu ihrer Ver­mählung nur die paar resignierten Worte telegraphiert hatte: Gehe es Dir gut!"

Der Glückwunsch des Vaters ein weißer Umschlag mit einem gelben Scheck hatte ihr klugerweise mehr bedeutet.

Im Hause am Grubenwall waren die Tage und Wochen noch nie so still und ereignislos hingegangen, wie jetzt, wo Ilse mit ihrer quecksilberigen Unrast nicht mehr alles drunter und drüber brachte.^ Ein Druck lag auf den Gemütern seiner Bewohner, der ließ kaum je Freude oder Lachen auskommen. selbst nicht an den Abenden, wenn Franz Balmers da war. Dann sprachen sie un­willkürlich alle mit gedämpften Stimmen, weil Frau Adellzeid es tat. Imma wagte einmal ein Liedchen auf dem Flügel, da traf sie ein so vorwurfsvoller Blick aus den schwermütigen Augen Ser Mutter, daß sie es fast als Unrecht empfand und es nie wieder tat. Und Günther ging es doch jeden Tag besser.

Aber Mit jedem Tage wurde auch Frau Adelheids Unruhe größer. Eine quälende Spannung lag ständig in ihrem Wesen, sie zuckte zusammen, wenn die Glocke durchs Haus ging, wenn die Tür sich öffnete, wenn einer sie unversehens ansprach. Di« Zügel der Wirtschaft waren ihr nun gänzlich aus den Händen gefallen. Den Mädchen siel es längst nicht mehr ein, sie noch um etwas zu fragen. Imma war Tochter und Herrin des Hauses zu­gleich.

Erst wenn Frau Adelheid nach dem Rat des Herz-Spezia­listen abends um Neun zur Ruhe ging, kam für Imma «in Aufatmen. Dann war Franz da. der Pater kam aus seinem Ka­

binett herüber und es wurden immer schöne und reiche Stunden im Austausch und im Freuen auf glückselig Kommendes. Gleich nach Ilses Rückkehr von der Hochzeitsreise sollte auch für sie die Stunde der Vereinigung schlagen. Ilse sollt« dann für einige Tage zur Mutter kommen.

Hie schüttet« eine wahre Flut von Südlandgrüßen über die Ihrigen und über di« Bekannten, vierzehn Tage lang.

Dann kam plötzlich «in Briefchen voll Enttäuschung und Bit­terkeit, Poststempel Frankfurt. Erwin sei durch ein Telegramm zurückgerufen worden, wegen wichtiger geschäftlicher Entscheidun­gen. Nun sei schon alles Schöne vorbei und der Alltag da, «in ganzes Leben lang.

Der bittere Erguß rührte nicht einmal ihre Mutter. Di« hatte ander« Sorgen. Günthers Arzt hatte seiner Mutter geraten, ihren Sohn, sobald er reisen könne, in ein« andere Umgebung zu brin­gen. Nach einem zeitweiligen Aufraffen sei er wieder in die erste Teilnahmslosigkeit verfallen." Er sei am Ende seiner Kunst. Das andere müßten die Natur und der Patient selber tun.

Fräu Rotherm war ratlos. Günaher wollte nicht heim ins Elternhaus, in dem di« Stille^aufschreie. Lieber «inen andern Tod. Er kaum mehr, er sprach ganze Tage kein Wort. Stundenlang lag er im Liegestuhl am Springbrunnen und sah den Wolken nach, die gen Westen zogen

Sicher war das Telegramm der alten Helen nur eine Ver­tröstung gewesen. Der alte Lrkenkönig war vielleicht längst wie- der gesund und hart wie vordem.

Ls war schon später Oktober, da fand Stainrath an einem Morgen unter dem Stoß «ingelaufener Geschäftsbriefe einen großen mit ausländischem Stempel und der steilen, kraftvollen Handschrift seines Jüngsten.

Himmel, wie er auf diese Nachricht aus lieber!«« gewartet hatte! Er hatte nicht, wie er erst gewollt, efti Telegramm an Lrkenkönig geschickt. Was konnten ein paar knapp« Sätze sagen? Er hatte ihm geschrieben, als Geschästskollege, als Mensch und Vater. Der Brief mußte seine Mission erfüllt haben, «eil er Lrkenkönig di« volle Bürgschaft für Günther Rotherms Einkehr und Umkehr gab. Und das Anerbieten, ihm auch materiell zu einem neuen Anfang zu verhelfen.

Er hatte Lrkenkönig um eine kurze telegraphische Rückantwort auf seine Stainraths Kosten gebeten, ialls er gewillt sei, Günther auf diese Bürgschaft hin sein« Tochter anziivertrauen. Seit Tagen wäre dir Nachricht fällig gewesen, aber sie war nicht

gekommen.

Forikekii-la G'--'