24. Januar 1S44

»edenktage: 1712: Köm« Friedrich II., der Große, in Berlin geb.

' 1776: Der Dichter E. T. A -offmann in Königsberg geb. 1867: Schleswig-Holstein wird preußisch. 1888: Der Flug- zeugbauer Ernst Heinkel in Grunbach (Württemberg) geb. ISIS: Deutsch-englisches Schlachtkreuzergefecht auf der Dogger­bank in der Nordsee. 1932: Der Hitlerjunge Herbert Nor- kus von Kommunisten ermordet. 1942: Erster großer Er­folg deutscher U-Boote in nordamerikamfchen Gewässern: 18 feindliche Transporter versenkt.

Die fieMeßcke KsMMackt

Die neue Deutsche Wochenschau

. Diese Wochenschau müßte jeder Deutsche sehen! Sie ist nicht nur in technischer Hinsicht ausgcezichnet, sondern bringt inha.tlim eine vorbildliche Reportage von dem Geschehen an der Front und in der Heimat, tue, sich' steigernd, ihren dramatischen Höhepunkt findet In den Aufnahmen von der großen siegreichen Luftschlacht am 11. Januar. Den Auftakt bilden Aufnahmen, die den hoch­betagten Komvonisten Nikolaus von Reznicek beim Dirigieren seiner OperDonna Diana" zeigen.'optisch sehr beglückte Bilder, die von dem Welen des-großen Musikers eine Ahnnrch vermitteln, dl« in der Musik dann ihre Bestätigung finden

Dieser Auftakt aus dem Gebiet der Kunst ist jedoch kein will­kürlicher: im Gegenteil, die Verbindung vom Kriegsgeschehen zur Kunst Ist der-Ausdruck des Kämpfers und seiner Zieles Darum hat die Wochenschau auch ein ganz besonderes Gesicht. Wir. sehen unsere Soldaten in Griechenland die musisch Begabten grei­sen zum Zeichenstift, um die ewigen Kunstwerke der Antike in Gemälden festzuhalten. Dann zeigt und die Kamera den Sol­daten im harten Kannst i m Osten. Eine Verbindung, die^ ohne Wort« veranschaulicht, kür welche Werte der deutsche Soldat kämpft, und die zu erhalten eine der ersten Aufgaben seines kämpferischen Lebens Ist. Bilder vom Empfang des Generalmajors Schulz, der vom Führer die Brillanten erhielt, In Nürnberg, und die ihn dann Im Kreise seiner Eltern zeigen, sind gleichfalls von dem Kriegs­berichter in dem feierlichen Gehalt der Stimmung eingefangen, daß man Glück und Freude der Eltern zu spüren meint.

Den Abschluß bilden die einzigartigen Aufnahmen von der großen Luftschlacht über dem mitteldeutschen Raum. Hierbei tritt, wie es In ähnlichen Berichten nicht oft der Fall iit. das Tatsächliche des reinen Geschehens zu der bild- mäßigen Ausdeutung der Spannweite einer solchen Luftschlacht. Eine besondere Leistung der Bildberichter, die darin besteht, daß die einzelnen Vh'alen vom Alarmbeginn bei den Flakkanonieren und dem Aufsteigen der Jäger bi» zur stegreichen Heimkehr der wackelnden Maschinen io zulämmengefügt wurden, daß die Bilder sich z» einer dramatischen Erzählung gestalteten, die uns ganz in ihren Bann zieht. Der Kontrast zwilchen den gefangengenommenen Luftgangstern und den strahlenden Gesichtern der Jagdflieger, die einer nach dem anderen ihrem Kommandeur Meldung von ihren Erfolgen machen, iit so erschütternd in stiner Ausdruckskraft, daß wir jedem einzelnen unserer kühnen Jagdflieger die Hand schütteln und mit einstimmen möchten in das Lied, das In einer aufstrah- lsnden Fanfare die siegreichen Maschinen empfangt:Den Feind hat der Teufel geholt!"' Jnaeborg Lohst.

, HEronn. (Unter die Straßenbahn.) Ein fünf Jahre alter «Mnge, der auf der Straße spielte, wurde in Heilbronn Straßenbahn erfaßt. Mit. schweren Verletzungen mußte das Kind ms Krankenhaus eingeliefcrt werden.

Weinsberg. (Beide Beine abgefahren.) Beim Tunnel in der Nahe von Wemsberg wurde eine 38 Jahre alte verhei­ratete Frau aufgefunden, der vom Zug beide Beine abgefah­ren worden waren. Die Schwerverletzte wurde ins Kranken­haus ubergefnhrt. ,

Hohenstadt bei Bad Wimpfen. (Weltkriegsveteran-Pferd emgegangcn.) Ein Weltkrregsveteran Kamerad Pferd hat in diesen Tagen sein arbeitsreiches Leben beendet Es war der 31jahrige Fuchs des Landwirts August Hofacker aus Hohenstadt. Den Weltkrieg machte das Pferd von Anfang bis Mm Ende als Zugpferd nnt, seit 1919 diente es treu keinem Brothxrrn.

Wäldenbronn,- Kr. Eßlingen. (Bisamratte geschossen.) In den letzten Tagen wurde m einem Anwesen in Wäldenbronn eine Bisamratte, ein ausgewachsenes männliches Exemplar von annähernd einem halben Meter Länge, erlegt, die schon tangere Zeit durch starkes Nagen die Aufmerksamkeit erregt hatte. ^

, Börstingen, Kr. Horb. (Tödlicher Unfall.) Als ein Fahr­zeug einer Börstinger Firma den Bahnübergang auf der Straße BörstingenEyach überqueren wollte, fuhr ihm ein Güterzug in die Flanke. Der Lenker des Fahrzeugs, Fridolin Beiter ans Sulzau, wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und so schwer verletzt, daß der Tod bald darauf eintrat, ein mit­fahrender Arbeiter kam mit leichteren Verletzungen davon.

Rangendingen, Kr. Hechrngen. (Bei der Arbeit verun­glückt.) Der verheiratete Rollert Edele fiel, bei Reparaturar- beiten an dem Lokomotivschuppen im Bahnhof Haigerloch vom i Dach und zog sich hierbei erhebliche Verletzungen zu, die seine Verbringung ins Krankenhaus Hechingen notwendig machten.

Ein interessanter Züchtungsversuch

'.An einem Bad Kreuznacher Zirkus gelang ein interessanter Zuchtungsversuch. Aus der Verbindung einer hochwertigen Harzer Zuchtkuh und einem indischen Bullen entsprang ein Kälbchen, das die satte braune Farbe des Muttertieres zeigte Die Ohren sind jedoch etwas länger und etwas hängend, em Zeichen des Zebu-Vaters. Die hohen schlanken Beine er­innern niast an die durchg'eSrückten der Knhmutter. sondern eher an die des Vatertieres und genau wie dieser ist es auch schnellfüßig. Mit dieser Verbindung sucht man eine gute Milchkuh zu bekominen, die nicht nur größer und schwerer (also fleischiger), sondern auch schnell ist und mit der Schnel­ligkeit eines Brahminenzebu eine stärkere Zugkraft verbindet. Der mit der Züchtung dieser neuen Kuhraffe sich befassende Zirkus Fischer hat nach dem jetzigen Erfolg die Absicht, in etwa einem Jahr den Versuch nochmals zu wiederholen.

lieule sbenck von 18 09 Oin bw moreeo trüb 7.Z7 UM öäoncksukxane 6.59 UM dlonckunterxgn« 15.54 UM

Ein bewährtes Heilmittel für Rheumatismus

baldbdw^leinsten^Gin^^ de" Honig sammeln^das wissen

gelbe Wachs liefern, lernen die Anfän^Estl°den ersten Schul-"' jahren. Daß die Bienlein als Blütenbefruchter großen Nutzen' stiften, erfahren die Schüler in den älteren aber das gefürchtete Gift des Bienenstachels W"°eL N begehrtes Heilmittel bei rheumatischen Körverstörunaen li-, ert, das ist noch nickt mal allen Erwachsenen bekannt^mer schon, machte man d» Erfahrung, daß in Jnckerkreisen der Rheismateis" seltener auftritt. Ein Arzt und Chemiker im ^llertal hat auf Grund dieser Erfahrung das Bienengist in . eine Salbe gebracht. Wenn also heute ein von rheumatM , Schmerzen Gequälter vom Arzt etwa Forapin verordnet er­halt, soll er daran denken, daß vielleicht 1000 und noch mehr Bienen dazu beigetragen haben, ihm sein Heilmittel zu spenden. °

Bon der Landesleitung emberufen '

ArbeiPtagung des Reichsbgndes Deutsche Familie

.. ^SG. Der Reichsbund Deutsche Familie, Landesleitung Wurttemberg-Hohenzollern, hatte seine Kreiswarte und kin­derreiche Mitarbeiterinnen in den Kreisverbänden zu einer Arbeitstagung in die Aufkauschule für Jungen in Nürtingen zusammenberufen. Die Leitung der Tagung hatte der stellver­tretende Landesleiter des RDF, Pg. Dr. Dürr. Trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten waren die Amtsträger fast alle vollzählig erschienen, 'wobei sie eine Ausrichtung für das neu» Arbeitsfahr erfuhren- Neben einer Reihe organisatori­scher Fragen wurden in wertvollen Vorträgen durch Vertreter von Pa.rtei und Staat wesentliche Fragen der Rassen- und Vererbungslehre mit der praktischen Auswertung auf dem

rer Jugend an den nationalsozialistischen Erziehungsstätten, wurden aufgezeigt. Auch Themen aus der Familienpslege kamen zur Behandlung. Die Tagung war erfüllt von dem ernstlichen Streben, die deutsche Familie zur Keimzelle des Volkes nicht nur im biologischen, sondern auch im national­sozialistischen Sinn zu machen. Obwohl die kinderreiche Fa­milie durch den Krieg ganz -besonders große Blutopfer und Sorgen zu tragen hat, waren bei allen Tagungsteilnehmern die Aufgeschlossenheit und die Anteilnahme für die Forderun­gen der neuen Zeit außerordentlich stark. Der Wille'zu ihrer Erfüllung war in allen lebendig.

23. Januar 1944: Frl.- Luise Höhn, Neuenbürg, Wilhelm Murrstraße, 86 Jahre alt.

Praktische Winke für den Garten!

Geeignete Zeit der Winterspritzung

MMtvinter

Nach dem alten Bauernglauben ist mit dem 25. Januar, dem ..Halbwintertag", der Höhepunkt der Winters erreicht, weil er -sich nun auf die andere Seite umkehrt und dieser Winterumkehr durch die ganze Natur geht. Wie der Winter, so behauptet der hübsche Volksglaube, dreht sich jedes Würzelchen in der Erde auf die an­der« Seite Wenn der Winter auch noch so scharf« Kälte bringt, so iührt er doch schon in den Frühling hinüber. Als Wstterlostag ist die Wintcrumkehr ein wichtiger Tag im Jahr, der aber vor allem 'gutes Wetter bescheren soll.Ist der Mitiwinter hell und klar, so bringt er uns ein gutes Jahr" lautet ein altes Wettersprüchlein und ein anderes sagt im gleichen SinnMitiwinter schön mit Sonnenschein spendet Fruchtbarkeit dem Korn und Wein" oder auchSchön an Pauli Bekehrung, bringt aller Früchte Bescherung". Schnee oder gar Regen ist am Mittwintertag recht unerwünscht, wogegen Wind viel Regen für dar Frühjahr bedeuten soll. Es soll daher tüchtig wehen, denn die Erde ist in den Frühlingrwochen durstig genug.

Gibt es Kartosselßonservierungsmtttel? Der Feiiungsdienst des Reichsnährstandes teilt m>t: Immer wieder wird die Frage erdoben. ob es wirklich wirksame Kartoffclkonserviernngsmiitel gibt, die unser« Minterkartofsel-VorrSte vor Verlusten schützen können. Nach einer Mitteilung der Biologischen Reichsanstalt hat eine erneute umfangreiche Prüiung einer großen Fahl non Im Handel befind­lichen Karloffelkoniervierun'flsmitteln bei Mieten- und Kellerlage­rung durch die Biologische Reichsanstalt und verschiedene Pflanzen- schutzämter lm Minier 1942/43 ergeben, daß Kern Mittel als wirk­sam anerkannt werden konnte.

NSG. An den Obstbäumen und Obststräuchern überwin­tern zahlreiche schädliche Insekten. Es sei namentlich an Schild- läuse, Blutläuse, Blattläuse, Apfelblattsauger, Birnensauger, Rote 'Spinne, Frostspanner, Gespinstmotte, Kirschblütenmotte und Miniermotte erinnert. Sie sind an ihren'Wirtspflanzen in Eiform, als Larven, Puppen oder ausgewachsene Insekten anzutreffen. Im Frühjahr verbreiten sie sich über die Kronen der Bäume, um ihr Zerstörungswerk fortzusetzen. Ihr Schaden ist vielfach bedeutend, so daß Wachstum, Fruchtbar­keit, Ausbildung der Früchte und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse und Krankheiten notleiden. Die Schwäch­ung der Bäume und Sträucher ist oftmals beträchtlich, was sich in der Zeit der Düngemittelknappheit besonders ungünstig auswirkt. Damit die Obstbäume ihre Aufgabe erfüllen können, müssen Obstbauer und Gartenbesitzer sie in all ihren Teilen gesund erhalten Hierzu dient als ausgezeichnete vorbeugende Maßnahme die Winterspritzung.

Nach der vorjährigen reichen Obsternte ist anzunehmen, daß die Obsternte 1944 etwas geringer ausfällt. Wenigstens gilt dies von den Anlagen, die nicht in allen Stücken aus­reichend gepflegt worden sind. Dies darf aber nicht-dazu füh­ren, sie in der Pflege zu vernachlässigen; denn sonst muß damit gerechnet werden, daß das Obst, das sie ansetzen, nicht vollkommen wird oder gar absällt. Weiterhin würde der Blü­tenknospenansatz für 1945 nicht reichlich sein. Die Obstbauern und Gartenbesitzer sollten an allen Obstbäumen und Beeren­sträuchern die Winterspritzung anwenden ohne Rücksicht darauf, ob Blutenknospen vorhanden sind oder nicht.

Für diese Maßnahme stehen in der Hauptsache Obstbaum- kärbolineum emulgiert und Dinitrokresolmittel Gelbmittei zur Verfügung. Ersteres wird für Kernobst 68prozentig,

für Steinobst 57prozentig angewendet. .Letztere sind als Pul­ver und als Paste zu haben. Vom Pulver werden 0,5 bis 1 Kg., von den Pasten 12 Kg. je 100 Liter Wasser gerechnet. Von großer Wichtigkeit ist, daß die Arbeit gründlich durch- . geführt wird. Die Bäume oberflächlich zu benetzen, ist zweck- ^ los; sie müssen gründlich bespritzt werden, so daß sie triefen.

! Mit der Winterspritzung sollte jetzt begonnen werden,

> wenn es nicht schon geschehen ist. Für die Spritzung mit j Karbolineum emulgiert sind die Monate Januar und Februar j die geeignetste Zeit. Sie muß spätestens Anfang März been-

> digt sein. Namentlich gilt dies dann, wenn es sich um die j Vernichtung von Frostspanner- und Blattlauseiern handelt;

denn spätere. Spritzungen wirken dagegen unzureichend. Die Dinitrokresolmittel^ können noch bis Knowenaufbruch ange­wendet werden. Wenn die Spritzung damit recht spät und während der warmen Tagesstunden stattfindet, hilft dies Mit­tel oft auch gegen den Apfelblütenstecher.

Gegen die Rote Spinne wirken beide Mittel unzureichend, auch der Zusatz von lOprozentiger Schwefelkalkbrühe zeitigt nicht immer den erhofften Erfolg. Die Rote Spinne wird am sichersten im'Schach gehalten, wenn für die Nachblütenspritzun­gen gegen Schorf Schwefelkalkbrühe benützt wird. Sollte sie aber einmal sehr stark auftreten, ist im Winter mit einer 15Mprozentigen Schwefelkalkbrühe zu spritzen. Gegen die Kräuselkrankheit des Pflrfichbaumes wird bei Knospenstreckung eine einprozentige Kupserkalkbrühe benützt.

Stachelbeersträucher, die im Vorjahr unter dem amerika­nischen Stachelbeermehltau stark zu leiden hatten, werden mit . einer Mprozentigen Schwefelkalkbrühe behandelt, nachdem die ! kranken Triebspitzen abgeschnitten und verbrannt worden sind

viersrkenüeUsdk

Roman, von Anna Kayser.

Urheberrechtsschutz Verlag A. Schwingenstein München 30. Fortsetzung Nachdruck verboten

Einmal hatte st« in halbem Wachwerden das Gefühl, als neige sich jemand tief über si«. Sie spürte «inen verhaltenen Atem, aber sie wagt« nicht, die Augen aufzuschlagen. Und dann war si« wieder entschlummert.

Als sie im Hellen Morgen voll erwachte, war ihr Gesicht naß Ivan Tranen, sie wußte nicht, warum.

Das Bett gegenüber war bereits leer. Tante Luise war sicher ^schon wieder zu einem ihrer Sorgenkinder gegangen.

Sie ließ das Erlebte noch einmal durch ihren Sinn gehen Hatte sie nun den Schlüssel zu ihres Vaters einsamem, schwek- verschloffenen Wesen gefunden? Und wollte eine gütige Vorsehung an der jungen Generation ausgleichen, was ein neidisches Schicksal den Vorigen ehemals versagt hatte. Grollen konnte si« dem Vater nicht. Eher unheimlichen Mächten, di« über seinem Leben, viel­leicht auch in seinem ererbten Blut«, gesteigert hatten.

Ein paar Tag« später kam ein dicker Brief .von Rodfeld. Vom Dater warme Worte für ihr Glück und Grüße kür Franz und di« lSeinen.

Imma erfühlte eine seltsam« Ergriffenheit zwischen den geilen. Sie begriff und konnte dem Vater nicht grollen. Vielleicht war es ßo, daß Menschen sich wohl mal, ohne es zu wollen, vom Schicksal reiten lasten. 'Allenfalls war ihr der Vater durch das Erlebnis Init Tante Luise menschlich unsagbar nähergerllckt.

Lin Brief von der Mutter lag bei. Es war zum erstenmale, jdaß der Vater «in« an ihn gerichtete, schriftlich« Verlautbarung «ms der Hand gab.

.Lieber Gemahl!

Dankend- bestätige ich den Erhalt der Briefe von Dir und Kmma. Ihr scheint Luch in Euren Bergen wieder voll und ganz daheim zu fühlen, wie Ilse und ich m unserer wirklich reizvollen Kur-Idylle. Ls ist sehr bunt hier in diesem Jahr. Wir haben alle Bekannten vom vorigen Jahr wieder getroffen. Ilse amüsiert sich prachtvoll. Nie war sie so umschwärmt wie in dieser Saison, wohl, weil sie bewußter und reifer geworden ist. Vielleicht auch, weil

Vaueiiyarven mueeües ui w.oüe gekommen und. ^aiuttet war­nte schon sehnsüchtig hier, als wir ankamen. Aber Ilse hat ihn ruf schlimme Proben gestellt. Sie war ungenießbar in der ersten Zeit. Du magst ahnen,'warum. Und dann platzte unversehens das Wunder in ihrem Weltschmerz. Günther.

Nun muß ich Dir ein Bekenntnis machen. Du weißt, daß ich oon je ein« Verbindung zwischen ihm und unserer ältesten Toch- :er wünschte. Günther hat diesen Wunsch- immer respektiert. Abei Zmma hat unbegreiflicherweise alles getan, um ihn zu vereiteln.

Heut« nun hat Günther mir gestanden, daß er Imma nieLe- liebt Hab«, daß nur äußere Rücksichten ihn getrieben hätten. Auch hat er sie vor einer unbegreiflichen Lebensverirrung bewahren wollen. Er hat sie in einem unglaublichen Abenteuer ertappt. Ob darum weißt, mein Gatte, wie unverantwortlich sie unsern Namen zugrunde zieht? Si« hat Günther mit kränkendem Spott tbgewiesen und er spricht sich nun aller weiteren Verantwortung ledig

Ilse weiß von alledem nichts. Si« und Günther sind in den Tagen, seit er hier ist, sröhliche Kameraden geworden. Güntt>er

und auch ich begreifen nicht mehr, warum erst die nutzlosen Umwege sein mußten. Ilse war für Günther eben immer noch Kind.

Heut« kann ich Dir nun die glücklich« Mitteilung machen. Saß si« sich fürs Leben gefunden haben. Eben hat Günther in aller Form bei mir um Ilses Hand angehalten. Ich Hab« ihm mit Freuöen meine Zustimmung gegeben, um>o lieber, ie schmerz­licher ich die Mitzwabl unserer ältesten Tochter bedauere.

Günther wird in Kürze nach Nodseld kommen und auch Dir seine Aufwartung machen. Ich hoffe sehr, Saß auch Du :hn mit Befriedigung als Schwiegersohn ausnehmen wirst. Er wünscht Sie Verbindung' sehr zu beschleunigen. Zu meiner Freud« kann ich Dir Mitteilen, daß er «inen Ruf an ein« WeltsjOma :n Argen­tinien bekommen hat. Lr wird sich noch :m Herbst m.t Ilse ein- 'chlfsen und ein bis zwei Jahre dort bleiben. Das Werk wird der Verwalter Tobrink solange leiten. Günther hofft von der Wechseiverbindung einen neuen Aufschwung iür die Firma.

Ich denk«, mit Ilse nach dem Abschluß unserer Kur Iür sin, zwei Tag« nach dort zu kommen und in Ruhe alles mit Dir zu besprechen. Vis dahin Dir, Imma und Deinen Anverwandten meinen Gruß. Adelheid."

Imma sann lang« in schwerer Traurigkeit über den schicksal­haften Brief hm und griff nach einem zweiten, zartrosa Blatt von Alse.

»Lieber Herzenspapa!

Da bin ^ch-auch. Deine nichtsnutzige Jüngste. Aber Stainraths Nestküken bin ich auf einmal nicht mehr. Braut bin ich, Papa, närrisch glückliche Braut! Ich heb« mich auf die Fußspitzen und gebe Dir einen herzhaften Kuß. -

Aber nimm Dich in acht, wenn ich jetzt mit Mama in Deinem Hinrerwaldschttipf lande. Ich habe schlimme Raubgelüste auf Dein Konto. Du begreifst doch, ja? In sechs Wochen wird schon unsere Hochzeit sein. Geit. mein goldener Papa, Du bist nett zu meinem Herzliebstsn. Die ganze Kurgesellschaft hat gestern auf unser Glück die Pfropsen knallen lassen. Wir waren das Tagesereignis. Gut, daß Ser alte Pandiek abgehauen war. Er tat mir ja leid, aber ich kann ihm leider nicht Heiken. Schluß!

Grüß mir unsere Imme. Ich schreibe ihr nicht selber. Sie be­greift mein Glück ja doch nicht. Aber das ist gar nicht schlimm. Luch beiden tausendundein Kußhändchen. Deine Kleine."

Imma legte den Briet mit einem abgründigen Seufzer zu den andern. Kein froirer Schein war bei Ilses mutwilligem Geplauder in ihr Gesicht gekommen. Ihr hatten immer Kinder ieidgetan, die in Lenzwiesen bunten Schmetterlingen nachliefen und die Fluchtigen ihnen entiloken. Hier aalt es weniger als einen Sckmetterling ...

Zehn Lage Ipauu ram scauz zu den langen Ferien heim. Er und Imma fuhren gleich am nächsten Tage nach Rodfeld. Imma drängte es zn ihrem Vater. Und sie wollte auch ihr Versprechen halten, zum Erntefest wieder aus Stainraths Hof zu sein.

Sie lud Luis« zag «in mit in ihre Heimat zu fahren, aber sie begriff ihr stilles Absagen.

Franz war still unterwegs. Das alt« Zagen wollte ihn befal­len. Lr würde in Roösetd auch Frau Adelheid begegnen und da­vor bangte :hm mehr als seinerzeit vor dem Examen..

Aber Imma bracht« ihn mit ihrer traben Zuversicht über alle UnsiciMbeit:

ssM fft's auch nicht leicht gemacht worden, das Kurv deiner Mutter zu werden", scherzte sie launig. «Ergo, darf es umgekehrt auch d'ch einen Ruck kosten."

Sie mußte «:n«n Jauchzer verbeißen, als si« bei der Einfahrt den Vater auf dem Bahnsteig stehen sah. An seinem ruhigen Ge­sicht erkannte sie. daß sie auf der ganzen Linie gewonnen hatte.

Sie flog auf ihn zu: «Da bin ich wieder. Papa!"

Er drohte ihr lachend:Als was? Filmstar? Kruninalistin?

«Schnitterin. Hirtenmädel, Haustochter, was du willst."

- " lr-.