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ergeben, darunter befindet sich eine Hauptspende von 15000 ^ der Familien Gminder.

Göppingen 14.Aug. Auf dem gestrigen Schafmarkt waren 2899 Schafe zugeirieben. Verkauft wurden 2194. Der Gesamterlö« betrug 57 780 Die Preise bewegten fich bei Schafen von 2772 bet Hämmeln von 41-76'/-^, bei Hammeljährlingen von 5064 und bei Hammellämmern von 4144

Ebingen 13. Aug. Schon wieder, da« 4. Mal innerhalb 10 Tagen, läuteten heute mittag die Sturmglocken. Mitten in der Stadt bei der alten Kapellkirche stiegen diermal schwarze Rauchwolken empor und in kurzer Zeit lag eines der alten Häuser, die fich dort drängen, eine Bäckerei, in Asche. Er war fast ein Wunder, daß die beiden dicht anstoßenden Gebäude gerettet werden konnten, von denen das eine die Wohnung und Kanzlei von Stadtschultheiß Hartmann ent­hält. Hoffentlich kommt man bald dem Brand­stifter auf die Spur, denn daß er fich bei 4 rasch folgenden Bränden um Brandstiftung handelt, kann kaum bezweifelt werden, Es gehen, aller­dings unverbürgte, Gerüchte von Branddrohbriefen,

19 mal noch sollen die Flammen aufstetgen!

Sicher ist, daß der Stadtschultheiß einen Brief erhielt mit folgendem Inhalt:Wenn Sie mich verhaften wollen,ich bin der Brandstifter, R. S...."

Münsingen 14. Aug. Der Wettersturz der letzten Tage hat hier ein starkes Sinken der Temperatur verursacht, so daß das Thermometer vielfach fich dem Gefrierpunkt näherte und unter den Gartenpflarzen teilweise Schaden durch Reif entstanden.

Ulm 13. Aug. Eine interessante Probe mit einer fahrbaren Station für draht­lose Telegraphie fand gestern im Beisein von Militär und Vertretern der Firma C. D. Magiru« auf der Gänsewiese statt. Zwei Fahr­zeuge, die nach Art der Geschütze abgeprotzt werden können, enthielten die gesamte Ausrüstung. In dem einen Wagen hatte ein Benzinmotor mit der elektrischen Maschinenanlage Platz gefunden und aus dem andern war ein Mast aus ineinander geschobenen Eisenrohren montiert, der im Ruhe- zustand wie ein Geschützrohr auf dem Wagen ruhte, im Gebrauchsfalle aber aufgerichtet wird, durch Kurbeldrehung von unten nach oben hin fich zu bedeutender Höhe aurschiebt und dann durch Verankerung nach allen Seiten festen Stand gewinnt. Am Mast wird dann das Drahtnetz für das Auffangen der elektrischen Wellen angebracht. Gestern soll Verbindung mit Karlsruhe an­gestrebt worden sein.

Vom Unterland 12. Aug. Getreide­bericht. In unserer Gegend ist die Ernte in der Hauptsache beendet. Nur Hafer ist noch nicht oller eingefahren. Der Schnitt fiel gut aus. Die Winterfrucht gab vollen Ertrag. Die Garben fielen sowohl im Stroh wie in den Aehren gut aus; Gerste desgleichen; Hafer ebenso. Nur der spät untergebrachte blieb etwas kurz im Stroh. Probedrusch ergab schwere Körner. Im ganzen genommen ist die diesjährige Ernte eine hervor­ragende. Schon lange war man im allgemeinen nicht so zufrieden wie Heuer, was dem guten Wetter während der Ernte zu danken ist. Nur Ende der Vorwoche war zwei Tage Regenwetter. Dasselbe brachte den ausgetrockneten Fluren die dringend nötig gewordene Bodenfeuchtigkeit. Seither ist wieder trockene Witterung. Die Hackfrüchte, Kartoffeln, Zuckerrüben und Wurzeln haben fich dadurch merkwürdig erholt; namentlich trifft dies für Zuckerrüben zu, die sonst sehr klein geblieben wären. Deren Anbau hat stark zugenommen. Auch die Hopfengärten stehen sehr schön. Ende dieser Monat« beginnt bereits die Pflücke der Frühhopfen. Jetzt bleibt nur eine gute Preis- linte zu hoffen, dann kann der Landmann 1908 zu seinen besten Jahren zählen.

Aus Baden 14. Aug. Aus Pforzheim wird berichtet: Gestern abend ist ein au« Karls­ruhe kommende« Automobil, da« in rasendem Laufe die steil abfallende Durlacher Straße herab­kam, gegen einen Randstein gefahren. Sämtliche fünf Insassen wurden herausgeschleudert und schwer verletzt. Da« Automobil ist schwer beschädigt.

Au« Donaueschtngen wird ge- meldet: Neuerdings wird al« Ursache de» Feuers Brandstiftung aus Rache ver­mutet, mehrere Verhaftungen sollen schon vor- genommen worden sein. In einer Versamm­lung der Abgebrannten wurde über den Wiederaufbau de« zerstörten Stadtteils be­raten. Bürgermeister Fischer ermahnte, archi­tektonische Spielereien wegzulassen, gut, billig und schön zu kauen. Womöglich sollten die Ge­bäude komplexweiss erstellt werden, da dann dar Bauen billiger komme. Die Versammlung be­schloß, fich an diese Grundsätze zu halten. Da» Lagerbuch und die Vermeffungsurkunden find mit­verbrannt, doch find die Handrißzeichnungen der letzteren beim Bezirksgeometer. Die Vorarbeiten werden immerhin geraume Zeit erfordern. Es gelang, das Vieh so unterzubringen, daß die Erstellung von Zeltbaracken mit ihren un- günstigen Begleiterscheinungen umgangen werden kann. Die neuen Straßenllnien find ausgesteckt. Es fleht ein Prämiensystem in Aussicht für die Eigentümer, die ihre Neubauten in künstlerischer Form aufbauen. Es geschieht dies, um den Wiederaufbau nach künstlerischen Gesichtspunkten zu fördern. Die Stadt stellt Bauplätze zu billigem Preis zur Verfügung. Durch die Sprengungen sind die meisten Fensterscheiben in der Stadt ge­sprungen, auch mußte ein Haus ganz geräumt werden, die Sprengungen wurden deshalb ein­gestellt» der Abbruch der Mauern soll mittels Feuerhaken vorgenommen werden. Im badisch, württembergischen Güterverkehr werden Sendungen von Liebesgaben jeder Art für die Abgebrann­ten in Donaueschingen, die an ein Hilfskomitee oder an eine sonstige Sammelstelle mit dem Ver­merk auf dem FrachtbriefFreiwillige Gaben für die Abgebrannten in Donaueschingen" adressiert find, und ebenso Packmater ialten, die zu solchen Sendungen verwendet waren und mit dem Ver­merk auf dem FrachtbriefVon einer Sendung freiwilliger Gaben für die Abgebrannten in Donau- cschingen" zur Rückbeförderung gelangen, bis zum 30. November 1908 frachtfrei befördert, wenn die Auflieferung als gewöhnliches Frachtgut ohne Angabe des Interesses an der Lieferung und ohne Nachnahmebelastung erfolgt.

München 14. Aug. In der vergangenen Nacht wurde hier der Chauffeur einer Auto­mobildroschke nachdem Vorort Ramersdorf dirigiert und dort von seinen Fahrgästen, zwei gut gekleideten jungen Männern, plötzlich meuchlings über­fallen. Der eine warf ihm eine Lederschlinge um den Hals, der andere hieb mit einem Schlag­ring auf ihn ein. Der Chauffeur stoppte ab und sprang hilferufend vom Wagen, die Räuber hinter ihm drein. Sie verfolgten den fliehenden Chauffeur und hatten er offenbar auf seine Tageseinnahme akgesehcn. Erst als Hilfe kam, ließen die Räuber von ihrem Opfer ab. Der Chauffeur ist schwer verletzt, die Räuber find entkommen.

Frankfurt a. M. 14. Aug. DieFrkf. Ztg." meldet aus Friedrichshafen: Vom Prinzen Heinrich von Preußen ging aus Fredertkshaven an Graf Zeppelin folgende» Tele- gramm ein:Mit inniger Teilnahme erfuhr die Flotte auf hoher See das Mißgeschick, da» Ihr Luftschiff betroffen hat. Die mir unterstellten Offizierskorps, durchdrungen von dem Wert und der Zukunft Ihrer Bestrebungen, haben aus freiem Antrieb sofort eine Sammlung als Beitrag zu einem Neubau veranstaltet, deren Er­gebnis ich Ihnen von Kiel au» zustcllen werde und die ich Sie bitte, anzumhmen al« Zeichen unentwegten Vertrauens zu Ihrer Per­son sowie zu Ihrer Lebensaufgabe. Heinrich, Prinz von Preußen, Admiral und Chef der Hochseeflotte."

Saarbrücken 13. Aug. Ein weiterer Bericht der kgl. Bergwerksdirektion über die Du dweiler Katastrophe besagt in der Haupt­sache folgende«: Die Dudweiler Grube ist gestern von dem Vertreter des Handelsminister» Geh. Bergrat Meißner befahren worden. Die Unter­suchung ergab, daß die Strecke in der fich die Explosion ereignet hatte, von Sprung durchsetzt wird. Anscheinend find die Schlagwetter durch Sprungklust auf den in der Nähe gelegenen

Flözen in die Vorstrecke gedrungen und haben fich an der möglicherweise beschädigten Lampe eine» Bergmann« entzündet. Ein Teil der auf der Ausfahrt begriffenen Leute hatte dis Strecke be- reit» durchfahren, ohne etwa« Auffälliges dabei bemerkt zu haben. Bei der gestrigen Befahrung wurde ebenso wie bei der vorherigen durch Or- gane der Bergbehörden in der Strecke weder Schlagwetter noch Kohlenstaub gefunden. Mit­wirkung von Kohlenstaub bei der Explosion er­scheint aurgeschloffen. Daß die Bewässerung der Strecke für gewöhnlich ausreichend war, beweist der Umstand, daß bereits wenige Minuten nach der Explosion die Rettungsmannschaften auch ohne Benützung von Rettungsapparaten an der Unglücks­stelle Vorgehen und die Verletzten fortschaffen konnten.

Berlin 14. Aug. Die Morgenbl. melden aus Berlin: G« stern abend haben auf dem Tegeler Schießplatz bei Berlin derParsevalscheBallon und das Luftschiff der Motorluftschiffstu­diengesellschaft erfolgreiche Probeflüge unter- rommen.

London 14. Aug. In der franko­britischen Ausstellung explodierte heute die Gashülls von Kapitän Love- laces lenkbarem Ballon, wodurch dessen Sekretär und die 21jäh:ige Miß Blanche Hill getötet und 5 Assistenten de» Ka­pitänsschwerverletzt wurden. Der Ballon war in seiner Halle für die auf morgen festge­setzte erste Probefahrt mit Wasserstoffga» gefüllt worden. Der Kapitän hatte die Gondeln und den Motor aus der Halle genommen, um etwa« daran zu prüfen. Kurz vorher hatte er einen Riß in der äußeren Hülle erblickt und Miß Hill gebeten, ihn zuzunähen. Er selbst verließ dann die Ballonhülle. Nach den Berichten von Augenzeugen sah die mit der Flickarbeit beschäftigte Miß Hill plötzlich Fm kcn von der Hülle aufsteigen; sie schrie laut auf und wendete fich zur Flucht. Im nächsten Augenblick erfolgte eine Explosion. Ter Knall glich dem Abfeuern eines Geschützes. Die Holle war mit Flammen angefüllt, und die Unglücklichen, welche fich dort befanden, rannten verzweifelt umher. Die Leute strömten ron allen Teilen der Ausstellung zu ihrer Rettung herbei. Den Eintretenden kot fich ein herzzerreißendes Bild. Die Verletzten lagen halb- verbrannt und zuckend vor Qualen auf dem Boden. Die Leiche von Miß Hill fand man verbrannt unter der Ballonhülle. Einer der Verletzten hatte, obgleich seine Kleider brannten, heroische Versuche gemacht, Miß Hill unter der Ballonhülle hervorzuholen. Er trug schwere Ver­letzungen davon. Man brachte die Verletzten in» Hospital, wo sie hoffnungslos darniederliegen. Kapitän Lovelace, der während der Katastrcphe außerhalb der Halle stand, erhielt nur leichte Verletzungen. Die Katastrophe wurde wahrschein, ltch durch elektrischen Kurzschluß herbei­geführt, da die Halle mit elektrischen Lampion» beleuchtet war. Der Ballon ist total vernichtet, ebenso der Inhalt der Halle.

Boransstchtliche Gitterung:

Weiter unveränderlich mit mehrfachen langsam ab­nehmenden Regenschauern. Temperatur wenig verändert.

Standesamt Cal».

Geborene.

10. Aug. Emil Friedrich, S. d. Friedrich Heilemann, Jacquardwebers hier.

G etraute.

8. Aug. Ernst Stiefel, Oberlandjäger in Liebenzell und Anna Barbara Katarine Kirchherr. 8. Albert Heinrich Klingler, Maler hier und

Maria Mienhardt.

Gestorbene.

12 Aug. Emma Frida. T. d. Joh. Georg Schwarz, Heizers hier, 9 Monate alt.

13. Friederike Hiller geb. Schöning, Schiff-

Wirts Witwe, 63 Jahre alt.

14. Elisabethe Hammann geb. Schnürle,

Ehefrau des Joh. Jakob Hammann, Bauers auf dem Windhof, 62 Jahre 4 Monate alt.

14. Johann Friedrich Rothfuß, Traubenwirt

in Wildberg, 58 Jahre 4 Monate alt.