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Amts- und ÄMigeblütt für den Gberamlsbe^rrk Ealrv. 83. Zchrga»,.

Srschrtnungrtage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. JilsertionSpreiS LS »sg. pro Zeile für ktadt u. D-zirlSorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Kreitag, den 31. Auli 1908.

BezugSpr. i. d. Stadt V^dhrl. m. Trdgerl. Mk. 1.LS. PostbezugSpr.

d.OrtS- u. NachbarortSoerk. >/,jLhrI. Mk. 1.80, im Fernverkeh r "k. 1.30. Bestell«, in Württ. W Psg., in Bayern u. Reich42 Psg.

Tages«emgkeiteu.

Calw 30.Jult. (Oberamtssparkasse.) (Eingesüt.)j Nach der abgeschlossenen Oberamtr- sparkaflenrechnung pro Kalenderjahr 1907 beträgt das Guthaben der Einleger am 31. Dez. 1907 1289 946 16 aZ; Zuwachs im Jahre 1907

146766 98 aZ. Sparkassenbücher waren am

Ende der Jahres 1907 2865 im Umlauf, 272 mehr als Ende 1906 Von den Sparkaffen­büchern enthalten 1603 Einlagenbeträge von 1 bis 200 462 von 201 bis 500 372 von

501 bis 1000 188 von 1001 bis 1500

100 von 1501 bis 2000^, und 140 von über 2000 Die Spareinlagen werden zu 3^.°/° verzinst. Das Jahr 1907 war für alle Spar­kassen des Landes der Geldknappheit wegen kein günstiges. Wenn die hiesige Oberamtrsparkaffs trotzdem eine Vermehrung der Einlegerguthaben um annähernd 150000 zu v-rzeichnen hat, so darf dar Rechnungsergebnir als ein befriedigendes bezeichnet werden. Es ist zu wünschen, daß die Oberamtssparkaffe immer mehr benützt wird, damit die Spargelder möglichst ganz den Angehörigen und Gemeinden unseres Oberamtsbezirks zu gut kommen können. Spargelder, die in auswärtige Sparkaffen fließen, werden von diesen meistens außerhalb der Oberamtrbezirkr Calw ausgeliehen und gehen so unserem Oberamtrbezirk wirtschaftlich verloren.

Neuenbürg 30. Juli. Wie derEnz- täler" aus Oberlengenhardt berichtet, fehlt dort seit vorigem Sonntag der 16 Jahre alte Gold- arbeiterrlehrling Christian Schaible von Schöm­berg, der am Sonntag in die Waldungen gezogen war» um Beeren zu sammeln. Auf der Markung Oberreichenbach wurde sein Korb gefunden. Alle weiteren Nachforschungen waren bis jetzt ohne Erfolg.

Herrenalb 30. Juli. Die neue Auto­mobilomnibusverbindung von Wildbad über Herrenalb nach Baden-Baden findet so starken Zuspruch, daß noch ein weiterer Wagen mit 23 Sitzen in Dienst gestellt werden mußte.

Vom Gäu 30. Juli. Dank dem aus­giebigen Regen der letzten Woche wird die Ge­treideernte einige Tage später beginnen, als man vor 14 Tagen in Aussicht nahm. Dis Körner werden vollkommener und mehlreicher. Den Hackfrüchten haben die Erdflöhe während der Trockenheit geschadet. Die Hopfen haben Stangen- höhe erreicht, stehen schön und werden nun gehackt. Die Obstbäume müssen allerorts ihrer reichen Last wegen gestützt werden, eine Arbeit, die der Land­wirt stets gerne besorgt.

Stuttgart 30. Jult. Bekanntlich werden in den Aborten der V-Zugwagen und vierachfigen Abteilwagen Handtücher, Seife und Rollenpapier zum unentgeltlichen Gebrauch vorgehalten. Diese Einrichtung hat, wie nicht anders zu erwarten, bei dem reisenden Publikum ungeteilten Beifall gefunden. Umsomehr ist er zu bedauern, daß mit ihr vielfach Mißbrauch getrieben wird. Es ist bemerkt worden, daß Handtücher auch zum Reinigen des Schuhzeugs benutzt und dann aus dem Fenster und selbst in die Aborttrichter geworfen werden, während die zur Aufnahme gebrauchter Tücher bestimmten Drahtkörbe in jedem Raum vorhanden find. Solche Ungehörigketten können von dem Zugpersonal nur selten festgestellt und noch weniger verhindert werden. Die Eisenbahnverwaltung ist auf ein verständnisvolles Verhalten des reisenden Publikums angewiesen. Vielleicht genügt ein mehr­maliger Hinweis, um die Einrichtung, die von den Reisenden als eine Wohltat empfunden wird, vor weiterem Mißbrauch zu schützen.

Stuttgart 30.Juli. Kartoffelgroß­markt auf dem Leonhardrplatz. Zufuhr 300 Zentner. Preis 45 ^ pro Zentner.

Rohr OA. Stuttgart 30. Juli. Bei dem schweren Unglücksfall, dem Küfermeister Thudium auf der Oberaicher Höhe zum Opfer fiel, (durch ein Wagenrad wurden ihm sechs Rippen gebrochen, die sich in« Herz bohrten und den fast augenblick­lichen Tod herbeiführten), konnten aufmerksame Beobachter die rührende Anhänglichkeit und Treue des Hundes der Genannten beobachten. Er gab sich alle Mühe, seinem Herrn wieder aufzuhelfen. Er faßte ihn am Aermel, bald links, bald rechts; umsonst. Dann kroch er mit vieler Mühe unter seinen Herrn, um auf diese Weise sein Ziel zu erreichen. Als auch dieser unter Wimmern. bis zur Ermattung fortgesetzte Versuch vergeblich war, beschränkte sich der treue Hund darauf, feinen Herrn zu beschützen, indem er niemand erlaubte, sich dem Verunglückten zu nähern. Nur mit vieler Mühe gelang er der Frau desselben, den Hund zu entfernen. Dann erst konnte der inzwischen Verstorbene weggstragen werden.

Ludwigsburg 30. Juli. Großes Auf­sehen erregten die seit ca. vier Monaten hier, sowie in den Nachbargemeinden Eglosheim, Thamm, Asperg und Kornwesthetm vorgekommenen Ge­flügel. und Hasendiebstähle. Die mit aller Energie betriebene Untersuchung blieb lange erfolglos. Jetzt wurden als Täter verhaftet: der verheiratete frühere Metzger August Huber von hier, sowie der ebenfalls verheiratete 24 Jahre alte Metzger und Wirtschaftspächter zumwilden Mann" hier namens Karl Binsenmaier au« Endersbach i. R., in dessen Wirtschaft die ge­stohlenen Braten zubereitet und zum Teil verzehrt wurden. Wie verlautet, soll der übrige Teil sogar

Das Modell.

Kriminalroman von Edmund Mitchell.

(Fortsetzung.)

Dann muß ich mit dir kommen.

Nein, du mußt hier auf deinem Posten bleiben. Und mit seinem Daumen wies er nach oben, um mich an unseren Gefangenen zu erinnern.

Da soll ich wohl den ganzen Tag über bei diesem unzahlbaren Halunken Wache halten.

Zweifellos.

Wie wird es aber mit meiner Rückkehr nach London?

Ich fürchte, lieber Jungs, du wirst genötigt fein, hier zu bleiben. Du mußt mir beistehen, bis die Angelegenheit völlig erledigt ist.

Ich glaube dies selbst, erwiderte ich lächelnd. Ich sage dir, Sterling, dies wird genau so aufregend wie bei Omdurman.

O, der Spaß beginnt erst jetzt. Aber Hylton, ich denke, wir werden bald wieder im Besitz der Briefe sein, meinst du nicht?

Vielleicht. Und wenn wir sie haben, war dann?

Unsere schöne Freundin muß ihre Briefe bekommen, das ist klar. Nur ihretwegen stürze ich mich ja in all diese Abenteuer.

Natürlich! Aber sie hat nichtsdestoweniger den äußeren Umschlag in unserer Gegenwart zu öffnen.

Ja, stimmte Sterling nach kurzer Ueberlegung zu. Ich halte die Bedingungen, die du gestellt hast, für ganz vernünftig. Du witterst Arg­wohn hinter all und jedem. Ich hätte nie an derartige Verklausulierungen gedacht oder den Mut besessen, einer Dame gegenüber auf ihnen zu bestehen.

Ohne neine moralische 'Hilfe glaube ich nicht, daß du er fertig bringen würdest, gab ich lachend zur Antwort. Wenn aber eine Frau sich weigert,

ihren Namen zu nennen, so kann fie nicht erwarten, daß man ihr kindliche« Vertrauen entgegenbringe oder fie mit Sammethandschuhen anfaffe. Nicht wahr?

Sie ist trotzdem eine Dame von hohem Rang. Man konnte dies selbst mit einem halben Auge sehen.

Ich bin geneigt, dir hierin beizupflichten. Aber wir wissen ja gar nicht, wer fie ist, und vielleicht hast du nicht einmal eine Ahnung, auf welche Weise wir uns wieder in Verbindung setzen sollen.

O doch! Hylton. Wir können ihr Nachricht durch den Privatdetektiv zugehen lassen, der heut früh zu mir kommen soll.

Glaubst du ganz bestimmt, daß er sich einfinden wird?

O, er wird gewiß erscheinen. Wir müssen dem Manne Sand in die Augen streuen. Die Madame selbst muß heut abend Herkommen, um sich ihre Briefe zu holen. Wir werden dann erfahren, war da« Paket enthält.

Ja, aber auch dann werden wir dar Geheimnis erst zur Hälfte auf- geklärt haben. Wer find jene anderen, dis die Dokumente in ihren Besitz bringen wollen? Wie kommen fie dazu, zu wissen oder zu ahnen, daß du fie in deinem Verwahrsam hast?

Nun, ich kann nicht sagen, daß ich imstande bin, all deine Fragen zu beantworten, erwiderte Sterling. Aber soviel wissen wir bereit«, daß die beiden Kerle gedungen worden find, da» Kuvert zu stehlen.

Es muß etwas verteufelt Wichtiger in den Briefm stehen, wenn ihretwegen ein Einbruch gewagt wird und tausend Franc« für ihren Besitz bezahlt werden.

Ein skrupellose« Wagnis und eine vorteilhafte Kapitalranlage zu Erpreffungszwecken.

Möglich, erwiderte ich zweifelnd.

Auf jeden Fall werde ich mehr wissen, wenn ich mich eine halbe