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re. Auguft 1943

Gedenktage: 1666: Der niederländische Maler Frans Hals gest. 1743: Der sranMsch« Chemiker Laurent Lavolsisr geb. 1806: Der Buchhändler Johann Philipp Palm auf Befehl Napoleons i. erschossen. 1813: Sieg Blüchers über die Fron­hofen an der Katzbach-, Theodor Körner fällt bei Gadebusch. 1881: Der Reichsjusti,Minister Franz Gärtner geb. (gest. 1041), 191S: Eroberung von Brest-Litowjk, '1821: Der Schrift­steller Ludwig Thvma gestorben 1941: Dnjexropetrowfk genommen.

Wenn die Herbstzeitlose» ihre Helle» lila Blüten auf sump­figen Wiesen erheben, verläßt der Kuckuck unser Land, und das' Sternbild delS^ Orion erscheint wieder, das seit Ende April unter dem Horizont geblieben war. Es ist eine absonderliche Zttsänunenstellung: Herbstzeitlose, Kuckuck und Orion Aber dieser Dreitlang ist ein umfassendes Symbol der' Jahreszeit zwischen Hochsommer und Friibherbst und schreitet in seiner Tatsächlichkeit und i» seiner Bildhaftigkeit den weiten Umkrci--- bon der erdacbundcnen Wiesenblume über den geflügelten Einzelgänger unseres Tierreichs bis zum Sternbild am weiten Himmelszelt ab. Die Herbstzeitlose hat früheren Geschlechtern, die au die Kunst der Beobachtung eine wissenschaftliche Kunst, die erst seit zwei Jahrhunderte» entwickelt ist man­che« Rätsel zum Knacken anfgcgeben, weil die Fruchtkapsel» in, Frühjahr, die Blüte» im Herbst aus den Wiesen stehen Darum glaubte man. daß die giftige Herbstzeitlose, die auch deshalb ausfiel, weil die Kühe, die ihre Blätter und Blüte» fressen, blutige Milch geben, die Früchte vor der Blüte ent­wickele, nnd nannte sie bildhastSohn vor dem Vater". Ein größeres Geheimnis gibt der junge, im Wandern ganz nn erfahrene Kuckuck ans, denn wenn die meisten Vögel in Schwar­me» nach den, Süden ziehen, so die Kuckucke einsam, ein jeder tjür sich. Ein Forscher schreibt, der Kuckuck erreicht auf unbe­kannten Wegen ein nkibekanntes Land, obwohl er von Geogra­phie nichts weiß, und nicht den winzigsten Anhalt besitzt, den» er hat den Weg »och niemals gemacht eine Aufgabe, die weit über menschliches Können, ja selbst über die menschliche Vor stellungsgabe hinausgeht.

Mit'der kommenden Herbstauesaat legt der Bauer schon wie­der Hand an für die nächste Ernte. Cs ist zwar ein einleuchicndcr GrundsatzWer geringes Korn sät, kann sich nur geringe Ernte erwarten", aber leider ist teilweise immer noch zu beobachten, daß olles, abgebautes, abgenutztes Saatgut ungereinigt und ungebeizt verwendet wird. Andererseits lehrt bei allen Feldbegehungen, daß olles Saatgut nach jahrelangen Leistungen im eigenen Betrieb allmählich im Ertrag nachlätzt, trotz guter Bodenbearbeitung, zweckmäßiger und reichlicher Düngung, guter Boden- und Saaten- pslege.

Erste Voraussetzung jür die Sicherstellung einer guten Ernte ist und" bleibt die Verwendung gesunden, erstklassigen Saatgutes. Auch im Kriege ist dank der Arbeit der deutschen Züchter und Saaigutvermehrer ausreichende Versorgung mit erstklassigem Saat­gut gegeben. Man bestellt soviel S.aatgut, daß man im nächsten Kahr davon genügend Saatgut für seine Wirtschaft erntet. Dabe, «äblt man nur solche Sorten, die sich für den betrefsenden Boden, sür'Klima und Betriebsweise eignen. Die zuständige Wirischnsts- deiatungsstelle gibt därüber allensalls Auskunft.

Im Hinblick aus di« Herbstbestellung gehl es jetzt um drei Dinge: Fürs erste, sich^echtzeitig klar zu werden, welches und wie- viel Saatgut sür den Anbauplan benötigt wird. Fürs zweite heißt es, das notwendige Saatgut rechtzeitig bestellen, dann dars auch jetzt im Kriege mit einer rechtzeitigen Lieserung gerechnet wer­den. Hat man sein Saatgut, so wird unter keinen Umständen auf besten Beizung verzichtet, um dem Saatgut allenfalls anhaftende Krankheitskeim« zu vernichten und fo Fehlfchlägen bei der Ernic vorzubsogen. Gebeizte Wintergetreidefelder überwintern zudem besser. Am einsachsten Ist es, das Saatgetreide im Anschluß an Die Reinigung trocken oder kurznaß beizen zu lassen. Grund Mllch wird nur mit geprüften und anerkannten Mitteln gebeizt und dabei die jedem Beizmittel ' beigegebenen Gebrauchsanweisung genau befolgt.

Studien-Stiftung für die yinierbsiebenen von Gefallenen.

Der Führer hat auf Vorschlag des Reichsministers tür Bewaff­nung und Munition, Speer, den Aufbau einer Stiftung ungeord­net, die den Hinterbliebenen von Gefallenen dieses Krieges em Hochschulstudium ermöglichen soll. Der Stiftung werden die Be träge zugeleltet, die laufend zugunsten der Rüstung unier dem KennwortPanzerschicht" bei der Reichsbank oder ihren Neben­stellen eingehen.

Glücksnummer LSI 462. In der Mittwoch-Nachmittagziehung der k. Klasse der 9. Deutschen Reichslotterie fielen drei Gewinn« von je 800 000 IM aus dis Nummer 381462.

UKW

ii«.

Zum Ableben von Obermedizinalrat Dr. Schober

Sein Werden und Wirken

Gestern fand in Stuttgart die Ieuerbestaitung des im Allee von 78 Jahren verstorbenen Obermedizinalrats Dr. Paul Schober statt Am gleichen Tage veröffentlichten wir aus berufener Jeder einen warm­herzigen Nachruf, der dem bedeutenden Arzt und Forscher gewidmet war. Es sei uns gestattet, dem Werdegang Dr. Schobers noch einige Zeilen zu widmen, die wir demWildbader Tngblatt" vom 18 Nov. 1933 entnehmen. (Verfasser Dr. G. R. Weidner.)

Dr. Schober ist 1865 in Stuttgart geboren. Nachdem er daselbst das hiinumisüschc Gymnasium durchgemachi, seiner militärischen Dienst­pflicht genügt, sodann aus den Universitäten von Tübingen, Berlin und Eiraßburg Medizin studiert, einige Assisienzjahrc in Tübingen und Siultgari. verbracht, trieb ihn ein langgehegter Wunsch in die Welt hinaus. Cr wurde Echisssarzt und trug sich , dabei mit der stillen Absicht, irgendwo im Ausland einen ihm zusagenden Orl sür die Niederlassung ausfindig zu machen.

Zn Südamerika hatte man ihm eine Stellung als Arzt angebolen, aber er schlug sie aus. zumal, da eine befreundete Familie in Frank­reich (Marseille) chm die Anregung zur Niederlassung daselbst gegeben hatte. Das lockte ihn: so begab er sich nach Beendigung seiner See­reise nach Paris, erstand da, unier große» Schwierigkeiten das ge­samte medizinische französische Staatsexamen und ließ sich daraus, nicht in Marseiile, sondern in Paris als praktischer Arzt nieder,

Nicht lange darauf wurde er Vertrauensarzt der deutschen Bot­schaft und des Deutschen Generalkonsulates in Paris und schuf sich in der dortigen Fremdenkolonie eine ausgedehnte Privatprnxis. Seine schöne Stellung und Tätigkeit brach aber a»> 31. Juli 1914 jäh zu­sammen. / Dr. Schober hatte noch seine Rachmittagssprechstunde abge­hoben, da schwoll die Kriegssiimmung nnd die Deutschenhetzc fast von Minute zu Minute immer gewaltiger und bedrohlicher an. so datz^ Dr. Schober gerade noch am gleichen Abend mit dem letzten ostwärts abgehcnden Eisenbahnzug sich nach Deutschland rettete. Er mußte Hab und Gut hinter sich lasse» und konnte nie mehr ln seine in 18 arbeitsreiche» Jahren gewonnene ärztliche Praxis zurückkchren.

Sofort trat Dr. Schober in den Heeresdienst und wurde als or­dinierender Stabsarzt tm Rcscrvelazarctt Cannstatt und sin Kriegsge­fangenenlager Stuttgart Berg verwendet.

Im Jahre 1916 starb der damalige Badnrzi Geheimer Hosia! Dr. Weizsäcker. Unter den vielen Bcwerbern'Hvurdc Dr. Schober als sein Nachfolger bei der Staatlichen Badverwaltung und gleichzeitig zum Oberstabsarzt und Chefarzt der Lazarette von Wildbad ernannt.

Seinen ei sten Bortrag auf dein Kongreß der Bnlneologische» Ge­sellschaft in Wiesbaden hielt Dr. Schober im Jahre 1921. wobei er auf neue Erklcintngsmöglichkeiten der Theruialbädec-Wftkunq hinwies. Er zog dadurch die Aufmerksamkeit des Vorstandes der Gesellschaft aus sich und biieb in der Folge mit ihm in enger Fühlung. Als 1925 die Internationale Bnlneologische Gesellschaft, die nur aus Aerzten des einstigen Feindbundes bestand, anläßlich ihres Kongreßes in der Tschechoslowakei die Deutsche Balneoiaglsche Gesellschaft ersuchte, einen Vertreter zu entsenden, um durch shn freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland wiederherzustellen, wurde Dr. Schober mit dieser Mission betraut. Zur vollen Zusricdenhei! beider Teile führte er sic durch und ward daraus in den Vorstand der Deutschen Balncvlogischcn und zugleich in den der Internationalen Balncvlogischcn Gesellschaft gewählt, die ihren ^Eitz in London hat.

Im Sommer 1927 wurde Dr. Schober aus dem Wege über die Deutsche Bcilneologische Gesellschaft, ein Nus der brasilianischen Re- ! gierung (von dem brasilianischen Staat Minas Geraes) zu Teil, mit der Aufforderung als Berater und Gutachter in Sachen Heilquellen tätig zu sein. Im Winter darauf führte D>. Schober diesen Auftrag aus.

Der folgende Winter sah ihn in Nordamerika, wo er, von pri­vater Seite i» Neiryork bearrstragt, die Quellen von. Earatoga und Poland begutachtete.

Wohl kaum ein anderer Arzt Württembergs ist so weit und so viel in der Welt hcrumgeksmmen wie Dr. Schober. Mit Ausnahme von Australien hat er alle Weltteile besucht, in säst allen Großstädten Europas hat er gesprochen.

Dr. Schober hat sich schriftstellerisch stets äußerst rege betätigt. Schon kurz nach seiner Niederlassung in Paris hatte er einMcdj- zinisches Wörterbuch der deutschen und französischen Sprache" verfaßt. Es erschien kürzlich in 4. Auflage. In Wlldbad hatte er die Bücher Wildbad und seine Heilquellen",Geschichte von Wildbad",Fuß- gänge um Wildbad" verfaßt. Außerdem hat er den medizinischen Fachzeitungen, wie auch der Tngesprcssc, so besonders demWild- bader Badbiait" und demSchwöb. Merkur", recht zahlreiche Artikel zukommen lassen. Mehrere Rheumakurse sür praktische Aerztc in Wildbad wurden von ihm geleitet.

Als Dr. Schober's bcdenisamstes Werk Ist die Zusammenfassung seiner in Bad Wildbad gesammelten Erfahrungen zu werten mit dem TitelKlinik des chronischen Rheumatismus".

*

Noch vor kurzem erschien in derMedizinischen Wochenschrift" ein Aussatz ovn Dr. Schober überNaturgeschichte der Thermalquellen". Mit dieser Arbeit unterstrich der rastlose Geist des Heimgegangenen den bedeutsamsten Abschnitt seines wissenschaftlichen Forschens.

Achtung! Jahrgang 1928

ParyerdivisionHermann Gering" nimmt IreiwiWge auf

Ungehörige des GeburtsjahrgariUS 1986 stehen vielfach vor der Fra«, ob sie sich zur Wehrmacht freiwillig melden, oder ab- wa.rten sollen, bis sie elnberufen werden. Für diejenigen, die sich kriögrfteiwMg melden wollen und di« Absicht haben, zur Luftwaffe zu gehen und doch Panzersoldat zu werden, besteht die Möglich­keit in die PanzerdivisionHermann Görlng" ein­zutreten.

Di« Division de» Reichsmarschalls ist ein vollmotorisierter Ver­band der Luftwaffe, der fast alle Waffengattungen enthält, fo oäß dem Freiwilligen Gelegenheit gegeben ist, eine Truppengattung zu wählen, für die er auf Grund seiner Veranlagung und seiner Nei- gungen eine besondere Vorliebe hat. Der Bewerber kann also bei der Freiwilligenmeldung entsprechende Wünsche angeben, die gern berücksichtigt werden, sofern er den Anforderungen entspricht.

Eingestellt werden Kriegssretwtllige sür die Mannschafts- und Reservcossizierlausbahn, Ittngerdienende Freiwillige sür di« Unter­ossizierlausbahn mit Verpflichtung zu 12jähriger Dienstzeit un^Be- werber sür die aktive Ossizierlausbahn. Näheres ist aus der bebil­derten BroschüreFreiwillige vorl" ersichtlich, die von der Werbe- stelle der PanzerdivisionHermann Göring", Berlin-Reinickendorf, und von ollen Wehrbezirkskommandos kostenlos bezogen werden können.

EiMrSMuug der FarderwvsurW in der Kleidung

Vom 1. September an dürfen nach einer Mitteilung der Retchsveretnignng Textilveredlung Damen- und Km- derqberbelleidungsstojse, Plüsche sür Kinder-, Mädchen- und Dnmeuruäntel, gewirkte n»d gestrickte Oberbekleidung, Loden- und Wintermcintelstosfe, Mützentuch, Strumpst waren, Regezimantelstvsse, Futterstoffe sür Damen und Herren, Korsettstoss nnd Tnrnhosenstoff, Bett- und Wäsche­stoffe, Bcrnssköpech gewirkte Wäschestoffe und Schnürsenkel nur noch in de» Farbtönen der von der Reichsvereinigunsi Textilveredlung heransgegebenen Emyeilssarvranen ge­färbt werden. Die bisher übliche Farbenauswahl Wird mit der Schaffung der Einheitsfarbkarten fühlbar eingeschränkt werden. Trotzdem bleibt aber das Straßenbild farbig und abwechslungsreich, denn die Zahl der noch zugelassenen Farbtöne ist vor allem bei der Damen- und Kinder-Ober- bckleidung nicht zu eng angesetzt worden.

Neben der Verringerung der Farbenzahl Wird die An­wendung der Einheitsfarbkarten zu einer wesentlich«« Herabsetzung des Fnrbstosfverbrauchs führen. Außerdem wird-die Einführung der Einheitsfarbkarte zu einer Lei­stungssteigerung in den Färbereien führen.

Fetttarten gelten ganze Periode.

Mit der 53. Lebensmittelznteilungsperiode verfallen wie bei der Abgaberegelung sür Brot und Fleisch künftig auch die .Wochenabschnitte der Reichssettkarten erst mit dem Ende der Zuteilnngsperiode. Gültig werden die Abschnitte wie bisher zu Beginn der einzelnen Znteilnngswoch«. Der Vorgriff aus noch nicht fällige Abschnitte ist nach wie vor verboten.

Aenderung der Mehl- nnd Backwaren«,arttordnung. Di« Hmcpt-

vercimgunp der deutsche« Getreide- und Futteriiiittelwirtjchaft hat »me Anordnung zur Acnderung der Mehl- und Backwarenmarktordnüng er­lassen. Die Vorschrift über die Herstellung und Beimischung von Gersten- iiuszugSniehl wird ittit sofortiger Wirkung aufgehoben. Aus Gerste wird nur noch die Type LOM (BroUnehl) hergestellt. Noch vorhandene Bestände an Gersteixmszuqsmchl sind in dem bisher voraeschriebenen Umfange dem Weizenmehl Type 10S0 bctzumischen. Das Brot wird sich künftig aus 88 Prozent Roggenmehlcrzeugntssen und IS Prozent Brotmehl- samniensetzen. Bisher waren es 75 Prozent Roggenmahlerzeugnisse und LS Prozent Broimehl. Auch die Verpflichtung der Verarbeitungsbetriebe zur Beimischung von aufgeschlossenen Mehlen (Karioffelwalzmehl oder Quellniehl) wirb ab 1. September einaeschränft. Statt bisher 4 sind künftig nur noch L Prozent aufgeschlossene Mehle der gesamte.» Mehl- »üschung bei Backwaren ans Roggenmehlerzengnissen und Brotmehl bek- znmischeu.

Bcrufshilfe und Ausstieg für den Kriegsversehrten. Geregelte Arbeit ist für den Kriegsversehrten von ausschlaggebender Bedeutung. Nur ttn äußersten Falle wird der Ucbcrgang in «men neuen Berus elngelettzt. Für die- notwendigen Schulungsmatznahme» sieht daS Leistungsertüchtj- gungSwerk der Deutschen Arbeitsfront zur Verfügung. Me dasArbeitet- tum" darüber berichtet, werden dem Kriegsversehrten in den Lehrgemetn- schastc» die fehlenden Kenntnisse vermittelt. Es gibt auch Fälle, in denen sich bei der Berussberatnng heraussicllt, bah der früher von dem Ver­sehrten ausaeübte Berus seinen Fähigkeiten nicht entsprach und daß «r eine wesentlich höher qualifizierte Arbeit verrichten könnte. In solcher, Fälle» kan» ein Berufswechsel erfolgen. Von Anfang an soll der Kriegs Versehrte die Sicherheit hadcn, bah er nach Wiederausnahme einer beritt« lichen Tätigkeit die Möglichkeit zum Ausstieg hat und daß ihm dieser hi jeder erdenklichen Weise erleichtert wird. Das Leistimgsertüchtignngsw»« hat in, vorigen Jahr bereits 11 000 Kriegsversehrte ersaßt. Die Zahhß sind ständig im Wachsen. Im ersten Halbjahr ISIS waren es bereits wieder 7824 Kriegsversehrte.

Menschen im Dunkel

^ Roma» von Maria Fuchs

Arheberrechtsschutz Verlag A. Schwingen st ein, München 17. Fortsetzung Nachdruck verboten

Dich, Anneinarie, will ich glücklicher machen, wie es mein« Mutter war. Ich will -ich gern haben und nicht an mich denke». Tatst mir erbarnwn, wenn du grab einen Fuß breit Weg müßtest stehen, wie ihn die Mutter hat gehen müssen."

Annemarie horcht kaum hin, was er spricht. Seine Worte stwd sür sie verblüht nnd abgesallen, Sie denkt an di« Sehnsucht eines anderen, dessen heiße Wünsche fluten.

Du kannst dir nicht deuten, wie schön ich das Leben finde, seit ich weiß, du hast mich gern", redet er sich frei.Ich fühl mchts Zermürbendes mehr und was ich entbehren muß oder ver­zichten, das laßt du mich alles vergessen."

Er inerkt nicht, wie schweigsam d!« Annemarie geworden ist. Träumt nur weitcr:Ich wer« uns zweien schon eine ordent­liche Zukunft erkämpfen. Wenn es auch einfach bleiben wird, rmser Lebe», was macht das aus? Gelt, Annemarie? Mit Lieb ülwrbriickt man alles."

Di« Lippen des Mädels liegen in leisem Spott aufeinander. Sie möchten ein« ganz ander« Antwort geben, als er sie er­wartet.

In seiner vertrauend gläubigen Lieb« fleht Gottfried nichts als leuchtende Sonnen. Und mitten drin eim Flecktet» reinsten Glücks: seine neue Heimat in Annemarie.

Ich muß jetzt gehen, es könnt di« Mutter kommen", flüchtet sich das-Müde! fort.

Ja, ist schon recht, Annemarie. Und wenn du willst, red ich mit der Mutter."

das laß", wehrt sic ab.Ein verstohlenes Glück ist viel

schmiert

Mir liege» zwar nicht die Heimlichkeiten", meint er ein wenig enttäuscht,aber nn, ich versteh es ja. Und ich dank dir Mch einmal für alles." Er nimmt ihre Ainde'in die seinen utid «ißt wden ihrer Finger andächtig und lieb.

Ihr war es lieber. gewesen, er hätt sie an sich gerissen und gesagt: Mädel, werd mein!

Ihr Gruß verhaucht. Nichts bleibt von ihr zurück als der Duft von Lawendel ans ihrem nachtschwarzen HMr.

Bis zum Abend hjn lebt Gottfried im Traumland seines er­kämpften Sieges und seiner Sehnsucht. Er steht erst aus oer ersten Stufe seines Glücks. Wie schön wird es sein, wenn er die Anne- nmrie sür immer halten dars?I

Den Siegwein, der ihn am Abend besuchen kommt, könnt, er über alle Berge wünschen. Erstens tappt er, wie es dem Gottfried scheint, derb in sein heiligstes Geheimnis hinein und zweitens wühlt er darin herum, daß ihm eine scharfe Gegenrede auf der Zunge sitzt.

Was hat sich schließlich der Siegwein in seine Sachen zu mischen?

Gottfried", wälzt er sich die Worte ab,nimm mir ein freies Wort nicht übel. Schon deshalb nicht, weil mir deine Mut­ter so nah gestanden ist."

Freilich, das ist wahr. Er kann ihm die Md nicht kurzweg abschneiden.

Der Alt« läßt ihn dabei nicht aus den Augen. Es liegt heut mehr denn je eine Veränderung über den Jungen.

Du scheinst dich gut einzuleben bei den Wrdmoserischen", bohrt der Alte.

Ja, recht gut", ist die glatte Antwort.

Hast auch ein wenig Familienanschluß gesunden bei ihnen? Ich merk es nur, weil du für was anderes itberhaupt kein In­teresse mehr hast."

Sind auch nette Leut", gibt der Gottfried schlagwortactig wider.

So fallt Wort um Wort. Keiner weicht ab von dem, was er verteidigen will.

Von dem Mädel hört man allerlei reden", steuert der Sieg­wein aufs Ziel los.Ich bin keiner von denen, die auf Leut- gered was geben, aber ein bißl die Auge» mußt offen halten. Du bist zu jung und auch zu gut, um klar zu schauen. Tatst mir erbarmen, wen» du dich auf deinem eigenen Boden ver­rennst."

Wie meinen Sie denn das alles, Herr Dokto»?" Di« streng zusammengezogencn Brauen geben de» deutllcksten Beweis, daß es nn der Zeit war, mit dem Gottfried zu reuen- And nützt es auch nichts mehr, so schadet es auch nicht. Das ist er schon der Zenzi Thalhuber schuldig.

Das ist ganz einfach gemeint, Gottfried. Das Mädel gesiÄt mir nicht. Eine Frau, die deinen Weg kreuzt, dl« muß anhe?S ausschanen. Darsst mire glauben, ich Hab «Inen weiteren Blick für das alles wie du."

Verbittert schweigt sich der Junge au«. In seinen Zügen arbei­tet cs mrd sein Blut rebelliert. Es ist ihKvals müßt er was Rei­nes, Schnldloses vor dem Schmutz oer Gasse hüten und schützen. Annemaries Bild, das hier einer vor ihm in den Staub tritt hebt er auf und sagt hart:Ich glaube an sie und keine steht mir im Leben so nahe, wie di« Annemarie."

Gottfried, heut rennst in eine dunkle Sackgasse hinein und schlecht kennst mich, wenn du glaubst, ich urteil« nach dem ersten äußeren Schein oder gar nach dem Gere« der Menschen."

Arm muß zu arm", sügt Gottfried bitter bei.Eine gebildete seine Dame beißt bei keinem Arbeiter an."

Zornig wendet sich der Siegwein seinem Schützling zu.Ich verurteile sic auch nicht, weit fl« arm ist. Im Grabenviertel find meine allerliebsten Leut. Und wie bin ich vor deiner Mutter immer dagestanden, grad wie ein beschämter Diener. Aber die Frau Hab ich in ihr gesehen, di« ich in der", und er weist nach der Türe hin,nie sehen kann." , . '

Ich laß das Mädel, das ich gern Hab, nicht hlnabziohen, »

braust der Gottfried auf.Die Annemarie steht meiner Mutter in nichts nach."

Narr, dul Die darf ihr keinen Finger reichenl"_

And plötzlich fällt auch über den Gottfried em Schleier. Ls drückt ihn etwas, als hätt er unberufen gegen ein« Tot« den ersten Stein geworfen. ^ ^ ^

Der Doktor sagt kein Wort mehr. Er sieht, daß der Junge nur imnier inehr abrückt von ihm. Sr ist eben der Sohn seiner Mut- ter, für den ein« Liebe Heiligtu,,, des Lebens ist.

Aber zun, Abschied kann er sichs doch nicht versagen, dem Jungen eine Warnung mitz,«geben.Gottfried, ich gönn dir jedes Glück, wenn es ein solches ist. Aber merk dir sür die Zukunft eines: Es gibt zweierlei Frauen. Die einen heben alles hinauf, was sie anfassen, und die andern ziehen hinab, was sie nur er­fassen können. Die ersten suchen nicht sich, die sind wie Perlen.

Je tiefer du gräbst, desto fkinere findest. Ench dir so was, nicht, was an der Oberfläche liegt und jeder haben kann. Für so was bist du mit deinem Charakter viel zu scheid."

Ich seh aber di« Widmoscr Annemarie als so ein Perlstückl an. Sie sieht in meine» Amw» hoch übe, jeden Ihbcr Zweifel."

Dann kann ich dir nur Glück wünschen."

Fortsetzung folgt