bezeichnet, daß Bier, Branntwein und Tabak bei uns gehörig besteuert werden. Ja, rauchen Möchten fie den ganzen lieben Tag, aber zahlen möchten sie nicht« dafür! Da« kann mich am meisten ärgern ich bin nämlich passionierter Nichtraucher. . . Und trinken können fie, ein jeder womöglich für drei; wenn aber da« Glas Bier einen Pfennig teurer werden soll, dann schreien fie Zeter und Mordio! Warum ist denn nicht längst das Tabakmonopol eingefühlt, wie es schon unter Bismarck geplant war? Eine Mark für den Kopf und das Jahr wirft bei uns der Tabak ab, 45 ^ in Oestreich, in Frankreich gar 8 Und da wollen sich unsere guten Leute noch beklagen! Das deutsche Volk ist der knickerigste, filzigste Steuerzahler auf Gottes weitem Erdenrund!

Zum Schluß ging Prof. Wagner auf das rein politische Gebiet über.Alles möchten fie von der Regierung haben, aber nur keine Steuern möchten fie ihr bewilligen. Die Konservativen genau so wie die Liberalen! Die einen befehden die indirekten, die andern die direkten Steuern. Und nun gar erst die verflixten Bayern! Die müßte man einmal ganz gehörig festnageln! Zu Hause besteuern fie das Bier drei- und viermal so hoch, wenn es aber das Reich gilt, dann machen fie gleich die Welt rebellisch?'

Die Fünfzigpfennigstücke der älteren Geprägeformen mit der Wertangabe50 Pfennig" gelten vom 1. Oktober 1908 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist von diesem Zeitpunkt ab außer den mit der Einlösung beauftragten Kaffen niemand ver­pflichtet, diese Münze in Zahlung zu nehmen. Sie werden bis zum 30. September 1910 bei den Reichs, und Lanbeskaffen zu ihrem gesetzlichen Werte sowohl in Zahlung genommen, als auch gegen Reichsmünzen umgetauscht. Die Verpflich­tung zur Annahme und zum Umtausche findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhn, lichsn Umlauf im Gewichte verringerte sowie auf verfälschte Münzstücks keine Anwendung.

Bevölkerungszunahme im Deutschen Reich. Dis Einwohnerzahl des Deutschen Reich» wird in den soeben erschienenenStatistischen Jahr, büchern" für Mitte dieser Jahres auf 63017 000 Personen angenommen gegen 62097 000 um Mitte 1907 und 61117000 um Mitte 1906. Hienach wird die Zunahme für jede» der beiden letzten Jahre auf 920000 Köpfe geschätzt. Bei der letzten Volkszählung vom 1. Dezember 1905 betrug die Einwohnerzahl de« Reichs 60641278 Personen, sodaß seitdem eine Vermehrung um 2 375 000 Personen stattgefunden hat. Im Jahre 1898 belief sich die Bevölkerungsziffer auf rund

54 406000 Personen; in den letzten 10 Jahren hat also eine Zunahme um 8 611000 Personen oder 15.8 v. H. stattgefunden. Im Jahre 1888 betrug die Schätzungsziffsr 48168000, im Jahre 1878 44129000. Im Jahre 1871 wurden 40 907000 Personen gezählt, so daß seit der Gründung des Reichs eine Zunahme um rund 22 Millionen oder mehr als 53 v. H. stattgefunden hat. Verdoppelt hat sich die Bevölkerung de« jetzigen Reichsgebiets seit etwa 1838.

Das Turnerkreuz. Aus Darmstadt wird derFranks. Ztg." geschrieben: Da« Ab- zeichen der deutschen Turner, das zum Kreuz ge. stellte vierfache b', in dem der Turnerwahlspruch Frisch, fromm, froh, frei" versinnbildlicht wird, ist, wie vielleicht nicht allgemein bekannt, in Darmstadt erfunden worden. Der Erfinder ist derhessische Turnvater" Heinrich Felsing, der nebenbei als Kupferdrucker einen beinahe euro. päischen Ruhm besaß. Felsing, der im Jahre 1800 in Darmstadt geboren wurde, hat sich um die Förderung des Turnwesens in Hessen große Verdienste erworben: u. a. geht die Gründung der Turngemeinde in Darmstadt auf ihn zurück. Das von ihm erdachte Turnzeichen tauchte zum ersten Male auf einer Fahne auf, die Felsing am 27. August 1844 bei der Feier der Ent­hüllung de» Ludwig-Denkmal« auf dem Luisen. Platz dem Schülerturnverein im Namen des Stadtvorstanbe» überreichte. Da« vierfache § schmückte in der Folge die Mitgliedskarten des Darmstädter Turnvereins. Auf einem großen Turnfest in Heilbronn im Jahre 1846 empfahl Felfing den Turnen das sinnbildliche Kreuz als allgemeines Turnabzeichen. In der Rede, die er bei dieser Gelegenheit hielt, sagte er u. a.:Ich für meinen Teil geb' zwar auf Aeußerlichkeiten gar sehr wenig. Geh' ans Gerät, dann werd' ich Dir sagen, ob Du ein Turner bist, laß einen neben Dir in Gefahr kommen, und ich werde Dir sagen» ob Du ein Turner bist; da braucht'» kein Zeichen. Aber er ist hier, wie in allem: der Mensch verlangt ein sichtbar Zeichen, und so will ich euch ein solch Turnerzeichen vorschlagen:

Frisch, fromm, froh, frei,

Das andere Gott befohlen sei!

Das ist Jahn« Wort . . . diesen Spruch in seinen vier Anfangsbuchstaben Hab' ich zusammen, gestellt in vier b', ich habe sie zu einem Zeichen vereinigt, sie bilden dann das deutsche Kreuz, fie bilden wie die Turnsrschaft gleiche Kraft, gleiche Form und Stärke nach allen Seiten: es ist das Viereck überallhin gleich stark, fest in ven vier Ecken stehend; nehmt'«, wie ihr wollt; es ist das b' aus dem b'L' . . . . Ich schlag's vor» well ich kein besseres kenne, nehmt'« an oder verwerft's

kurzerhand, es ist dar Zeichen der Darmstädter Gemeinde. Hier zeig' ich's euch auf unserem Banner." In Heilbronn fand damals Felfing« Vorschlag nur recht kühle Aufnahme. Heute ist sein Turnerzeichen Gemeingut aller Turner geworden.

Ein Aufstand gegen die neueste Mode. Aus New. York wird berichtet: Eine neue elegante Direktoire-Robe, der Stotz ihrer jungen Besitzerin, ward am Sonntag der Anlaß zu einem Straßenauflauf, der beinahe zum tätlichen Auf. rühr wurde. Vor drei Tagen war die Tochter eine« reichen Börsenmaklers aus Pari« zurück, gekehrt. Das junge Mädchen zitterte vor Ungeduld, dm Freunden ihre Pariser Schätze zu zeigen, sin Diner in einem Restaurant war verabredet worden, und in ihrem enganfitzenden weißen Directoire- Kleid, auf dem in mattem delikatem Grün ein duftiges, zartes Muster sich abhob, verließ fie ihre Wohnung. Es war eine jmer neuesten Pariser Modeschöpfungen, in denen der Rock an der Seite durch einen diskreten Schlitz unterbrochen wird. Die hübsche junge Miß stieg aus der Bahn, die setdengewirkten weißen Trikots, die durch die Oeffnung sichtbar wurden, erregtm die Heiterkeit eines Knaben, er lachte, Menschen strömten herbei, und im Nu war die junge Dame von einer tausend, köpfigen Menge umringt. Vergeblich suchte ein Polizist, die Masse zurückzuhalten, von der Flut wurde er davongetragen und erst als eine ganze Polizeitruppe im Laufschritt herbeieilte, gab es mit Hilfe von Fäusten etwa» Luft. Die junge Amerikanerin konnte eilends ür ein Automobil steigen und fuhr weinend nach Hause, um die schlimm zugerichteten Ueberreste ihrer schönen Directoire.Robe gegen ein ganz gewöhnliche» Ge- sellschaftsklelli zu vertauschen, indes ihre Bekannten im Restaurant saßen und ihr Ausbleiben sich nicht zu erklären wußten. Man hatte sie übrigen« vorher gewarnt, die viel angefeindete Mode in New-Aork öffentlich zu tragm, aber lächelnd hatte fie die Allzuängstlichen beruhigt.

Rettameteil.

Die feinsten Küchenkräuter geben den Speisen nicht den Wohlgeschmack, den wenige Tro­pfenKnorr-Sos" verleihen. Für Suppen, Saucen, Ge­müse gleich vorzüglich.

aufatmen können vorausgesetzt, daß ich meine Briefe erhalte, fügte fie in ganz verändertem, angsterfüllten Tone hinzu.

Wissen Sie aber, daß er noch andere gibt, denen es um den Besitz dieser Briefe zu tun ist? fragte ich.

Was soll das heißen? rief sie rasch und erregt aus.

Wissen Sie. daß vor ungefähr drei Monaten Jean Baptiste bei einem Versuche, ihm eben diese Papiere zu entreißen, in die Seine geworfen worden ist und beinahe ertrunken wäre?

Nein, nein, ich habe nie etwas davon gehört, erwiderte sie, gespannt aufhorchend. Abermals verrieten Stimme und Haltung, daß fie die Wahr« heit sprach. Wer außer mir kann Interesse an diesen Briefen haben? ftagte sie ängstlich.

Ich würde viel darum gegeben haben, hätte ich ihr Gesicht beobachten können, und doch glaubte ich, auf mir selbst unerklärbare Weise durch den Schleier hindurch da» Arbeiten dieser Züge, die bei jedem Satze ihren Au«, druck wechselten, zu erkennen. Ich wußte, daß ihre Lippen jetzt in nervöser Furcht und quälender Ungewißheit geöffnet waren. .

Dies ist ein Punkt, den die Dokumente selbst am ehesten aufklären werden, entgegnete ich. Die Briefe geben uns möglicherweise Mittel und Wege an die Hand, die Mörder Jean Baptiste« der Gerechtigkeit zu überliefern.

Sie blieb wie betäubt stehen; dann aber, als fie meine Meinung zu erraten schien, schlug ihre Stimme sofort um: ihre Angst verwandelte sich in fast unzähmbare Wut.

Sie beabsichtigen, diese Briefe zu lesen? rief sie mit wilder Hand, bewegung. Sie wollen es wagen, fie zu lesen?

, ""er ihr stürmischer Protest prallte machtlos an mir ab. Er hatte im Gegenteil nur die Wirkung, mein Herz gegen fie zu verhärten und meine beabsichtigte Handlungrweise vor mir selbst umsomehr zu rechtfertigen. Wie ich schon früher überzeugt gewesen war, waren wir noch weit ent- entfernt von einer vollen Einsicht in den wirklichen Sachverhalt, und aus ihrem von wahnsinniger Angst eingegebenen Verlangen, diese Papiere in

ihren Besitz zu bekommen, ohne daß wir eine Kenntnis von deren Inhalt erhielten, konnte ich entnehmen, daß hier noch etwas anders dahintersteckte, von dem wir keine Ahnung hatten. Wie zum Beispiel, wenn sie die Briefe haben wollte, weniger um ihren eigenen Ruf zu schützen al« vielmehr um den eines anderen zu schädigen?

Ich sehe keinen anderen Weg, den wir einschlagen könnten, erwiderte ich trocken, während mir diese Erwägungen durch den Sinn schossen.

Ah, Sie erbärmlicher Wicht! Sie tragen kein Bedenken, eine so gemeine, niederträchtige Handlung zu begehen? rief fie in wildem» leiden, schaftlichem Hohne. Dann wandte fie sich an Sterling und begann, oh« ihn direkt anzureden, zu bitten, indem sie fortfuhr, mich zu beschuldig«. Eie wollen die Ehre einer Frau mit Füßen treten, wollen mich vernicht« und in Ihre Gewalt bekommen, genau so, wie der Schurke tat» der nun tot ist!

Sie brach in leidenschaftliche« Weinen au«, und da« war für Ster« lings Empfindungen zu viel.

Sieh einmal zu, Hylton, läßt sich denn gar nicht« tun? fragte er ziemlich einfältig.

Bevor irgend ein Versprechen, welcher Art er auch immer sei, ge. gegeben «erden kann, antwortete ich fest, muß der äußere Umschlag jene« Briefpakeis geöffnet werden. Wir müssen wissen, welche» Jean Baptiste« eigene Absichten in bezug auf diese Briefe waren. Außerdem können seine Anordnungen auf dem inneren Umschläge, wie sie auch lauten mögen, einen Schlüssel zu dem Geheimnis, das seinen Tod umgibt, enthalten.

Ich sah, daß sie auf jedes Wort mit atemlosem Interesse lauschte.

Und dann? fragte Sterling.

Wenn wir den zweiten Umschlag gesehen haben, läßt sich vielleicht auch die Frage beantworten, wer außer dieser Dame sich um jeden Prei« in den Besitz dieser Dokumente setzen will.

(Fortsetzung folgt.)