Amts- und Smeigeblatt für den Gberamksbeprk Calw.
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«rscheinun-rtaze: Montag, »ien»taa, Mittwoch, »onnerltaa, Frritag und Samrtag. Jnsertion»pr-i» tv Ufg. pro Zeile für Stadt u. Bezirk »orte; außer Bezirk 12 Pfg.
Donnerstag, den 23. Juli 1S08.
«ezug»pr. t. d. Stadt V^SHrl. m. LrLgerl. Mk. I.2S. P-stbezugtpr.
f. d.Ort»- u. NachbarortSoerk. '/^ithrl. Mk. t.2V, im Fernverkehr Mk. I.W. «estellg. in Württ. S0 Pfg., in Bagern u. Reich 12 Pf,.
kMtliche Bekanntmach«»sc«.
Llauhöheu-Bestlmmuug.
Die den untengenannten Wassertriebwerken gebührenden Stauhöhen sollen gemäß Art. 48 Abs. 3 des Wassergesetzes bestimmt werden, da sich eine frühere rechtsgültige Feststellung derselben nicht Nachweisen läßt.
Die K. Kreisregierung beabsichtigt, sie dem vorhandenen Bestand gemäß wie folgt zu bestimmen:
1) Wafsertriebwerk D 27. Sägmühle des Michael Schmidt in Neubulach am Ziegelbach auf Markung Neubulach.
Am Sammelweiher: 1,85 m über
am Wehr: 1,08 m unter 1 °em Festpunkt.
2) Wafsertriebwerk D 49. Schlosserei des Me- chanikerS Karl Krafft in Hirsau am Schweinbach daselbst.
Werk'' 116 m ) unter dem Festpunkt.
3) Wafsertriebwerk D 61. Getreidemühle Wilhelm Hatsch in Unterreichenbach Reichenbach daselbst.
Am Wehr: 1,95 m über dem Festpunkt.
4. Wafsertriebwerk 1' 68. Getreidemühle Jakob Walz in Stammheim am Schlittenbach auf Markung Stammheim.
Am Wehr:
„ Sammelweiher: 4.57 m
5) Wafsertriebwerk V 68. Getreidemühle des Gottlob Kirchherr in Stammheim am Schlittenbach auf Markung Stammheim.
Am Sammelweiher: 6,70 m über dem Festpunkt.
6) Wafsertriebwerk D 68. Getreidemühle des Friedrich Brackenhammer in Gechingen an der Sau (Würm) daselbst.
An der Wehrfalle: 0,41 m unter dem Festpunkt.
7) Wafsertriebwerk 7? 71. Htlfsmahlmühle des Müllers Karl Krämer in Ostelsh eim am Altbach auf Markung Ostelsheim.
Am Wehr zwischen Parz. Nr. 428 und 429 auf der Höhe 1,10 m über dem Festpunkt.
des
am
des
m ^ dem Festpunkt.
Einwendungen gegen die beabsichtigte Bestimmung der Stauhöhen sind binnen der Ausschlußfrist von 14 Tagen — vom Tage nach Ausgabe dieses Blattes an gerechnet — bei der Unterzeichneten Stelle, bei welcher die Werksbeschreibungen aufliegen, anzubringen. Nach Ablauf dieser Frist können Einwendungen, welche nicht auf besonderem privatrechtlichem Titel beruhen, in dem Verfahren nicht mehr geltend gemacht werden.
Calw, 22. Juli 1908.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesuenigketterr.
Leonberg 22. Juli. In dem unweit von hier gelegenen, beliebten Ausflugsort Glemseck ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall. Da» Dienstmädchen der Wirtschaft Glemseck goß Spiritus in das Bügeleisen, während sich noch in diesem brennende Kohlen befanden. Sofort schlug eine Flamme in die fünf Liter haltende Spiritus- kanne, die dadurch explodierte. Da» Mädchen nmrbe von vem brennenden Spiritus förmlich überschüttet und erlitt furchtbare Brandwunden, so daß an seinem Auskommen gezweifelt wird.
^ Stuttgart 22. Juli. Die „Deutsche Reichspost" schreibt zu der Oberndorfer Land- tags mahl: „Nach dem Verhalten der Volks- Partei bei der jüngsten Landtagswahl — offene
Unterstützung der Sozialdemokraten und gehässige Bekämpfung unsere» Kandidaten Knapp — wird keiner unserer Gesinnungsgenossen und Freunde in Versuchung sein, dieser Partei seine Stimme zuzuwenden, das verbietet die Selbstachtung."
Stuttgart. Im städtischen Amtsblatt erläßt da» Stadipolizeiamt folgende Warnung: Die Firma M. A. Winter Co. in Washington weist neuerdings wieder durch Versendung von Prospekten auf ein von ihr vertriebenes Universal- Heilmittel „Natürlicher Gesundheitshersteller" in marktschreierischer Weise hin und fucht auch Stuttgart und Umgebung als Absatzmittel zu gewinnen. Es handelt sich bei dieser Arznei um ein gewöhnliches Abführmittel, das für hohen Preis verkauft wird, aber keineswegs da» leisten kann, was die Firma Winter Co. verspricht. Das ganze Unternehmen läuft offenbar auf eine Ausbeutung de» deutschen Publikums hinaus. Vor dem Bezug der Mittel» wird nachdrücklich gewarnt.
Stuttgart 22. Juli. Der Polizsibericht schreibt: In Cannstatt verunglückte gestern Vormittag ein Flaschnergeselle dadurch, daß er bei einer Dachreparatur mittels Festhaltens an einem Dachfensterladen auf eine Plattform steigen wollte, hiebei ausrutfchte und aus einer Höhe von ca. 10 m in den Hof fiel. Der junge Mann erlitt schwere innere Verletzungen. — Gestern nachmittag wurde im Walde in der Nähe der Wildparkstatton die Leiche eines seit 5 Wochen vermißten led. Kaufmanns von hier aufgefunden. Er liegt Selbstmord vor. — In der Fangelsbachstraße stieg gestern nachm, ein 9 Jahre alter Knabe mutwilligerweise auf eine Leiter, die in einer Hofeinfahrt stand, fiel 2 m hoch herunter und brach einen Arm.
Cannstatt 22. Juli. Das Steigen de» Neckarwaffers hat aufgehört. Immerhin war der Fluß 1—2 Meter über die Ufer getreten. Da aufklärende« Wetter eingetreten und auch für die nächsten Tage trockene« Wetter in Aussicht zu nehmen ist, wird dar Hochwasser rasch wieder verlaufen. In seinem Oberlauf hat der Fluß mancherlei Schaden angerichtet, namentlich Gärten, aber auch Badeanstalten beschädigt.
Rohr OA. Stuttgart 22. Juli. Der Küfermeister Thudtum wurde von seinem eigenen Wagen überfahren und getötet.
Geislingen 22. Juli. Bei der gestern vormittag hier stattgehabten staatlichen Bezirksrindviehschau wurden an 5 Fairen 440 und an 7 Kühe 500 an Preisen aurgegeben. Vorgeführt wurden 8 Farren und 15 Kühe; die Anmeldungen waren in diesem Jahre geringer als im Vorjahr. Außer der Prämierungrkommisston war auch der Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirksverein» Geislingen, Oberamtmann Hasel, anwesend.
Ulm 22. Juli. Ueber den Raubmörder Bay wird uns noch folgendes geschrieben: Nach seinem in Eltingen verübten Etnbruchrdtebstahl, durch den er sich in den Besitz eine« Sparkassenbuches und eine« Anzuges setzte, wandte sich der Mörder Ulm zu und hielt sich dann auch vom Donnerstag bis Samstag im „Weißen Roß" auf. Da« ganze Zuhältergelichte war kurz nach seinem
Eintreffen von seiner Anwesenheit in Kenntnis gesetzt und die Polizei mochte vielleicht auch schon etwa» gemerkt haben. Sie forderte ihn auch zur Legitimation auf. Um die Aufmerksamkeit von seiner Person abzulenken, denunzierte er eine Prostituierte, sie habe ihm Geld gestohlen. De« weiteren setzte er dem ihn vernehmenden Polizeiwachtmeister Frost auseinander, er habe auf der Alb eine Kuh verkauft und wolle sich Ulm noch ein wenig ansehen, er sei von Eltingen und habe dort einen großen Bauernhof; zugleich wies er sich dem genannten Beamten gegenüber mit dem gestohlenen Sparkassenbuch aus. Wegen de« Unfuges anläßlich seiner Auseinandersetzung mit der Dirne über den angeblich an ihm verübten Gelddiebstahl wurde er nun — über Nacht im Ortsarrest aufbewahrt — am andern Morgen auf seine Bitte, man möge ihn doch nicht einsperren, er habe Weib und Küld zu Hause, mit einer Geldstrafe von drei Mark belegt und auf freien Fuß gesetzt. Wenn er sich in Augsburg nicht freiwillig gestellt hätte, würde er wohl, wie so mancher anderer Mörder in Württemberg heute noch frei herumlausen.
Bopfingen 22. Juli. In Kirchheim a. R. ist der Bauer und Ktrchengemeinderat Kaspar Bikele während eines Gewitter» vom Blitz erschlagen worden. Er hat ein Mer von 59 Jahren erreicht.
Ellwangen22. Juli. Heute früh */-9 Uhr begann vor der Kgl. Strafkammer hier die Strafsache gegen Kaspar Müller von Schloßberg. Die Anklage lautete auf Totschlag, vorsätzlich, aber nicht mit Ueberlegung ausgeführt. Es waren drei Zeugen und ein Sachverständiger (Medizinalrat vr. Werfer hier) geladen. Die Verhandlung mußte jedoch vertagt werden, da infolge auffallender und ganz unwahrscheinlicher Gelbstbeschuldigung des Angeklagten, die auf Mord hätte erkennen lassen müssen, auf Antrag der Sachverständigen die Ueberweisung de» Angeklagten zur Beobachtung seine» Geisteszustandes in eine Irrenanstalt (Winnenden) auf sechs Wochen vom Gericht beschlossen wurde. Da» Gutachten des Sachverständigen hatte nach Berücksichtigung der ganzen Sachlage beim Angeklagten „psychopathische Minderwertigkeit" angenommen und eingehend begründet.
Crailsheim 21. Juli. Der Regen in den letzten Tagen hat vielleicht da und dort einen dicken Strich durch manche Unternehmungen und Veranstaltungen gemacht; aber der Landmann ist dankbar für das Naß, da« er dem so stark ausgetrockneten Boden zugeführt hat und vertrauensvoller schaut er nun wieder der nächsten Zukunft entgegen. Die spät gemähten und gänzlich abgebrannten Wiesen können nun wieder grünen und einen wertvollen Ertrag an Oehmdgras erzeugen, die Kartoffeln und Hackfrüchte sich naturgemäß weiter entwickeln und da» Getreide langsam ausreifen. Auch unsere so reichlich tragenden Aepfel-, Birnen, und Zwetschgenbäume fingen an unter der sengenden Sonnenhitze zu leiden und können sich nun nach dem ergibigen Regen wieder erholen.
Gerabronn 22. Juli. Die Pferde de« Anwälte« in Großbärenweiler scheuten vor einem Automobil und rannten über den Straßengraben.