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83. Zahr-r»-.
Amts- und Änzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
Skscheinunirtaz«: Montaz, Dtenltaa, Mittwo«^, »o-n,r«ta-, Freitag und kamgtag. JnI-rtionSprei« 10 Wfg. pro Zeile für «ladt u. »ezirttorte; autzer Bczirl 12 Psg.
Dienstag, -en 21. Inli 1908.
BezugSpr. i. d. Stadt '/.jithil. m. LrLgerl. Mk. I.W. Postbe,u,»pr. s. d.Orts- u. NachbarortSverk. >/^LHrl. Mk. 1L0. iw. Fernverkehr Mk. 1.S0. »estellg. in Württ. 3ÜPsg.. in Sägern u. Reich42 Psg.
Amtliche Bektmirtmachrrrrge«.
An die Gemeindebehörde«.
Unter Bezugnahme auf den in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. November 1905 — Reg.-Bl. S. 289 — betr. die Ausbezahlung der Schullehrer- gehalte ergangenen oberamtlichen Erlaß vom 22. Mai 1907 — Wochenblatt Nr. 82 — wird den Ortsbehörden je ein Formular zu der Jahresabrechnung mit dem K. Kameralamt über die Lieferung der Schullehrergehalte übersandt. Dasselbe ist dem Gemeindepfleger unter Eröffnung der nachstehenden Weisungen auszuhändigen:
1. Der Gemetndepfleger hat mit jeder Lieferung an SchnttehrergehaltSbeiträgen das Formular der Jahresabrechnung an das K. Kameralamt einzusenden, nachdem er zuvor auf Seite 4 den zu liefernden Betrag eingesetzt hat. Nach vollzogener Bescheinigung wird der Bogen jeweils der Gemeindepflege zurückgegeben werden.
2. Welche Beträge die Gemeindepflege abzuliefern hat und auf welche Termine die Lieferungen zu erfolgen haben, geht aus dem zu den Rechnungsakten gefertigten Duplikat der Aufstellung über die Schullehrersgehaltr hervor. — Ziffer 5 des oben erwähnten Erlasses vom 22. Mai
1907 — Wochenblatt Nr. 82. —
Dieses Duplikat der Ausstellung ist aus Grund des den Gemeiudeu nach jeder eingetretenen Aendernng zugehendeu de- richtigten Originals genau und pünktlich z« ergänzen.
3. Nachdem für die auf Rechnung des Etatsjahrs
1908 bereits erfolgten Lieferungen auf Seite 4 des Formulars wiederholt bescheinigt worden ist, find die bisher bei der Gemeindepflege befindlichen Bescheinigungen über diese Lieferungen unverzüglich an das K. Kameralamt Hirsau eiuzusendeu.
4. Das Formular für die Jahresabrechnung ist auf eine seitens des Kameralamts am Schluß des Rechnunugsjahrs ergehende Aufforderung an dieses einzusenden, worauf die Setten 1—3 ausgefüllt werden. Nach vollzogener Ergänzung geht dasselbe samt der vorbereiteten Anerkennungserklärung den Gemeinden wieder zu und ist von diesen zu den Rechnungsakten zu nehmen.
Die Ortsbehörden wollen den Gemeinde- Pflegern avfgebeu, vorstehende Weisungen genau zu beachten; auch werden sie dafür verantwortlich gemacht, daß das Duplikat der Aufstellung — oben Ziff. 2 — jeweils ergänzt und die Anordnung Ziff. 3 alSbald befolgt wird.
Von gegenwärtigen Erlaß welcher den Gemeinden in 2 Exemplaren zugehen wird, ist den Gemeindepflegern im Schultheißenamtsprotokoll Eröffnung zu machen und ihnen ein Exemplar auS- znhändige«.
>. Calw, 18. Juli 1908.
, K. Oberamt.
^ Voelter,
.Bekanntmachung
betr. den einMrig-freiwilliger» Militärdienst Diejenigen im Jahre 1889 geborenen junge« Leute, welche, zurzeit ihren dauernde« Aufenthal im Königreich Württemberg haben, im Besitz gültiger (Schul-) Zeugnisse über die wissenschaftlich Befähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst sic befinden und die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militärdienst erwerben wollen, werde darauf aufmerksam gemacht, daß die Gesuche um Ei teilung des BerechttgunEetneS znm einjährig freiwilligen Dienst alsbald und spätestens bi
znm 1. Februar 1909 unter Beifügung der in Z 89 Ziff. 4, lit. a—c bezw. Ziff. 5 lit. s der deutschen Wehrordnung (s. Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1901 Seite 275 u. ff.) vorgeschriebenen Papiere, nämlich
a) eines standesamtlichen GeburtSzeugnifseS,
b) der nach Muster 17 a zu § 89 der deutschen Wehrordnung erteilten EinwilliguugSerklärung des gesetzlichen Vertreters,
c) eines UnbescholteuheitSzeuguifseS (d. h. eines Leumundszeugnisses vom Geburts- und Aufenthaltsort und zwar je «eueren Datums),
6) des (Schul-) Zeugnisses über die wissenschaftliche Befähigung für den eiujährig- ireiwilliaen Dienst.
bei der Kgl. Württ. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige in LudwigSburg schriftlich
einzureichen find.
Hiebei wird bemerkt, daß es zulässig ist, schon vom vollendeten 17. Lebensjahre an um Erteilung des Berechtigungsscheins zum einjährig-freiwilligen Dienst nachzusuchen und es sich für die Nachsuchenden empfiehlt, mit der Einreichung des Gesuchs nicht bis zum Eintritt in das militärpflichtige Alter
zuzuwarten, . >
Im übrigen wird auf die Bekanntmachung der K. Württ. Prüfungskommission für Einjährig- Freiwillige vom 15. Juni 1908 (Staatsanzeiger Nr. 189, Beilage) hingewiesen, worin das Nähere über die gedachte Berechtigung, ihre Nachsuchung und den dabei zu führenden Nachweis enthalten ist. Calw, 20. Juli 1908.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesnenigkeiten.
Neubulach 20. Juli. Mit dem heutigen Tag tritt für einen Teil der sog. oberen Waldgemeinden die neuen Postfahrten.Einrich- tung in Wirkung. Die Aenderung des zwischen Zwerenberg—Calw seit 1873 bestandenen Postverkehrs war seit Jahren schon seitens der K. Postdirektion geplant, da sie es nicht für zeitge- mäß hielt, wenn eine Postfahrt neben der Bahn, linie 6 Klm. und zus. täglich 38 Kilometer zu leisten hatte. Der Verkehr entsprach allerdings nicht mehr den Anforderungen, wie sie heutzu- tage im alltäglichen Leben verlangt werden und war auch für-Einrichtung einer zweimaligen Be. dienung der einzelnen Postorte nicht anpaffung«. fähig. Der Umstand, daß sich mit diesem Post- verkehr namentlich für die entfernteren Gemein, den von der Oberamtrstadt noch mancherlei Pri- vatbedürfniffe besorgen ließen, veranlaßte die be. teiligten Gemeinden immer wieder bei dem alten Zustande zu verbleiben. Durch das unerwartete Ableben des Postboten Schaible in Zwerenberg nahm jedoch die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen Veranlassung die Postfahrten so einzurichten, daß in erster Linie die Gemein- den dem Bezirk erhalten blieben, und zweitens der Weg neben der Bahnlinie wegfiel und es nun auch möglich ist, die Gemeinden Oberhaug- stett, Martinrmoos, Zwerenberg 2 mal täglich zu bedienen. Mit einer dahin gehenden zwischen der K. Generaldirektion und den Ortrvorstehern der in Betracht kommenden Gemeinden erfolgten Besprechung wollten sich jedoch verschiedene Inte- reffenten nicht zufrieden geben und verlangten Beibehaltung des alten Zustande« oder für Zweren- berg und Martinrmoos Postverkehr mit Altensteig.
Au» postfirkalischen Gründen glaubte jedoch die Kgl. Generaldirektion, daß auf die nun zur Aus- führung kommende Weise den Einwohnern in postalischer Beziehung besten« gedient sei und hat den Gesuchstellern nicht entsprochen. Die Bedürfnisse des Privatverkehrs sollen mehr einem Privatunternehmen zu Gute kommen und kann in dieser Beziehung angefügt werden, wie vor 20 Jahren von Neubulach aus ein Privatbote in der Woche einmal nach Calw fuhr und seit ca. 10 Jahren schon täglich; auch Altbulach hat einen täglichen Privatboten; es bedarf gewiß blo« einer kurzen Uebergangszeit um die« auch für die entfernter gelegenen Gemeinden zur Ausfüh. rung zu bringen und wenn die« mit amtrkörper- schaftlicher Unterstützung geschehen müßte. Vom Standpunkt der Leistungsfähigkeit war die Anforderung an den Postboten des alten Verkehr«, nicht nur an Menschen, sondern auch an Tieren, die denkbar größte; sie verlangte bei großer Hitze und der strengsten Kälte eine Dienstanstrengung, wie sie nur selten verlangt werden mußte; de« noch lebenden Vater de« verstorbenen Postboten Schaible, der vor seinem Sohn die Postfahrten ca. 24 Jahre lang besorgte, sei an dieser Stelle noch für die umsichtige Besorgung de« Geschäft« heute gedankt. Gerade au» diesen Gründen, war e« auch Zeit eine Aenderung eintreten zu lassen. Mögen nun die wohlgemeinten Absichten der K. Postdirektion zur Verbesserung de» Postverkehr« allseitig Anklang finden.
Wildbad 17. Juli. Aller weist darauf hin, daß wir nun auf dem Höhepunkt der Kur« zeit angelangt find. In weitaus den meisten Gast- Höfen find sämtliche Zimmer belegt» beiden Konzerten der Kurkapelle drängt sich eine bunte Menge von Kurgästen aus aller Herren Länder, die Zahl der täglich verabreichten Bäder übersteigt 1 */« Lausende. Viel Anerkennende« hört man über die trefflichen und vornehmen Badeeinrichtungen, über die herrlichen Anlagen und Wälder, ganz besonder« aber über die neue Bergbahn. Die Benützung derselben ist immer noch im Zunehmen begriffen und die Einnahmen gehen um ein Gutes über das hinaus, was man zu hoffen wagte. Sie dürften bis jetzt mehr als 24000 betragen. Viele unserer Gäste verwesten den größten Test des Tages oben auf dem Sommerberg und können die gesunde erfrischende Höhenluft nicht genug rühmen. Von den in reicher Abwechslung gebotenen Unterhaltungen möchten wir nur zwei herau»- greifen. Vor acht Tagen ließ sich in einem Abendkonzert im Kursaal neben trefflichen Darbietungen der Kurkapelle Frau Emma Tester aus Stuttgart hören. Diese ausgezeichnete Sängerin darf darauf rechnen, daß sie jedesmal reichen Beifall erntet, so oft sie sich hier hören läßt. Gestern abend hatten wir die Gelegenheit, die Gesangrkunst von Frl. M. Bo mm er au«Augs- bürg und von Kammersänger Peter Müller aus Stuttgart zu bewundern. Die außergewöhnlich zahlreich versammelten Zuhörer waren für da« Gebotene im höchsten Grade dankbar. Peter Müller wurde durch einen Lorbeerkranz ausgezeichnet. Am nächsten Sonntag soll die erste große Anlagenbeleuchtung mit Feuerwerk statt- finden. Erwähnen möchten wir noch, daß sich unter unfern gegenwärtigen Gästen der Reich»tag«. und Landtagrabg. Prof. Dr. Hieber und der