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und allen Festbesuchern einen angenehmen Aufenthalt in unserer Stadt und Umgebung. Allen Gästen rufen wir ein begeisterte« Willkommen und ein herzliche«, treuschwäbisches Grüß Gott! zu.
T«ges»erriskette«.
* Calw 10. Juli. Die verschiedenen Arbeiten, die in diesem Jahre behufs Erweiterung des Wasserwerk« von der städtischen Verwaltung beschlossen wurden, sind sämtlich in Angriff genommen. Da« neue Wasserreservoir, in welches da» Wasser vom Bischoffbrunnen aus geleitet wird, hat einen Rauminhalt von 400 edm und wird da« höchstgelegene Reservoir der Stadt sein. Es befindet sich zwischen dem alten Zavelsteiner- und dem neuen Holzabfuhrweg gerade oberhalb des Waldkaffee«. Mit der Erstellung des Reservoirs steht in Verbindung die vollständige Ueber- Wölbung des Schießbachs und die Renovierung der Waldhornbrücke. Mit den Arbeiten an der Nagoldbrücke, über welche die neue Wasserleitung führt, ist heute begonnen worden. Die Bedeckung des Echießbachr wird in sanitärer Beziehung von wohltätigen Folgen begleitet sein. An der neuen Straße, die von der Altburger Straße abzweigt, durch den früher Mrtzger'schen Garten und an dem neuen Handelsschulgebäude gegen den Stadtgarten sich hinzieht, wird ebenfalls eifrig gearbeitet. Die neue Straße endigt bei dem Garten von Sattler Wtdmann. Eine Fortsetzung bi« zur Hermann- firaße wird wohl nicht so bald erfolgen, da die Durchschneidung des Stadtgartens durch eine Straße viele Gegner hat. Zur Zeit liegt auch kein zwingender Grund zur Fortsetzung der Straße vor. Da die neue Straße bis jetzt keinen eigenen Namen hat, so möge hier ein Vorschlag zur Be- nennung der Straße gemacht werden. Die Straße führt bekanntlich um den Schloßberg herum, an den alten Schloßwiesen vorbei und lehnt sich sodann an die den Schloßberg beherrschende Höhe an. E« dürfte daher der Name „Schloßstraße" nicht unpassend erscheinen, umsomehr, da die Straße da« ganze Gebiet des Schloßberges umfaßt und durchzieht. Die neue Altburger Straße würde dann nicht mehr beim Rühle'schen Haus, sondern erst an der Straßenkreuzung unterhalb des Wurstbrunnenreservoirs beginnen. Der Vorschlag sei einer Erwägung hiemit empfohlen.
* Calw 11. Juli. Gestern befand fich Regierungspräsident v. Hofmann in Reutlingen auf einer Inspektionsreise in unserer Stadt. Derselbe besichtigte verschiedene städtische Einrichtungen und einige gewerbliche Etablissements. Abend« war gesellige Zusammenkunft im Waldhorn, an der die bürgerlichen Kollegien, Beamte und sonstige Herrn teilnahmen.
* Calw 10. Juli. Der gestrige starke Wind, der fich teilweise zum Sturm erhob, hat an den Obstbäumen nicht unbedeutenden Schaden gemacht. An der Stuttgarter Straße M/weiter hinaus gegen das Gäu hin, hat der Sturm viel Obst heruntergeschüttelt und Zweige abgerissen. An einigen Bäumen ist die Hälfte des Ertrags verloren. Auch die lange Trockenheit ist für die Obstbäume wie für die meisten Feld- flüchte nicht von Nutzen. Die Früchte fallen massenhaft ab, namentlich Aepfel, und es scheint, daß die Obsternte noch ordentlich dezimiert werden wird. Ein so großer Ertrag wie vor einigen Wochen steht nicht mehr in Aussicht. Ein durchdringender Regen wäre für die Obstbäums und die andern Gewächse äußerst erwünscht.
Herrenberg 10. Juli. Eine Rieseneiche von 7,8 Festmeter Meßgehalt und etwa 180 Ztr. Gewicht wurde gestern mit 10 Pferden von Nufringen her zur Bahn gebracht. Die Eiche war für 600 ^ nach Bruchsal verkauft.
Stuttgart 10. Juli. Auf dem württem- bergischen Obstmarkte scheinen sich recht bemerkenswerte Vorgänge abzuspielen. Es hat fich vor einiger Zeit ein Landesverband württsm- belgischer Obsthändler gebildet, der bestrebt sein soll, den unreellen Zwischenhandel möglichst auszuschalten. und die Mitglieder und Cortfumsnten vor den bisher auf dem Mostobstmarkte bestehenden Mißständen zu schützen. Der größte Teil der Mitglieder hat fich zusammengeschloffsn unter der Firma Pomona, Erste württsmbergische Obst- Handelsgesellschaft m. b. H. in Stuttgart, Eugen- straße 6. Die Gesellschaft, die mit ausreichendem Kapital versehen ist, wird handslsgerichtlich am 1. August eingetragen. Während des Mostobst. Marktes unterhält sie am hiesigen Nordbcchnhof ein eigenes Comptoir und Verkaufsräume. An der Leitung des Unternehmen« sind sachkundige und bewährte Firmen beteiligt. Die Ausgestaltung der Gesellschaft läßt einen gedeihlichen Fortgang erwarten.
Untertürkheim 10. Juli. Wie der „Schwäb. Merkur" meldet, scheint die Familie des durch ein Automobil getöteten Arbeiters Pfeiffer vom Unglück verfolgt zu sein. Die Mutter de« Getöteten fiel diesen Sommer von einem Heuwagen, ein Bruder erlitt den Tod als er aus dem Eisenbahnwagen sprang und ein anderer Bruder wurde erstochen.
Niederstetten OA. Gerabronn 10. Juli. Der gestrige Viehmarkt hatte einen starken Zutrieb. Dar Geschäft vollzog sich zu den gleichen Preisen, wie am Vormarkte. Auswärtige Händler waren anwesend, indes war der Ankauf von geringer Bedeutung. — Ein sehr gutes Resultat hatte der Schweine markt. In kurzer Zeit wurde zu den Preisen zwischen 38—54 alles verkauft.
Schrozberg OA. Gerabronn 10. Juli. Ein Bauer und ein Schäfer eine« benachbarten Orte« wollten einen soeben gekauften Hund nach Hause führen. Dabei verletzte der Hund den Schäfer derart, daß dieser in das Krankenhau« verbracht werden mußte.
Köln a. Rh. 10. Juli. Wie fich jetzt zu bestätigen scheint, haben bei dem Zusammenbruch der im Bau befindlichen Kölner Brücke 13 Arbeiter den Tod gefunden. Gestern Mittag herrschte an der Unglücksstelle ein ungeheurer Andrang. Viele Frauen und Kinder waren erschienen, um den Arbeitern das Mittagessen zu bringen und erhielten erst jetzt Kunde von dem Unglück. Inzwischen hatten sich die Spitzen der Behörden eingefunden. Der Zusammenbruch erfolgte ganz plötzlich, ohne jede« Anzeichen, so daß die Arbeiter keine Zeit hatten, fich in SicherheÜ zu bringen. Die genaue Zahl der Toten steht noch nicht fest. Etwa 10 Personen liegen schwer verletzt im Bürger-Hospital. Meist find es jüngere Leute, dis Brusiquetschungen und Verletzungen an den Gliedmaßen erlitten haben. Zwei Aerzte find an der Unfallstelle tätig. Die Bergung«, arbeiten werden fortgesetzt.
Petersburg 10. Juli. Die im Bau begriffene Kaserne des Chevauxlegers-Leibzarde- Regiments auf der Schparlernaja, dicht neben der Reichsduma, war gestern vormittag der Schauplatz einer schweren Katastrophe. Der dreistöckige Bau stürzte zusammen und begrub 40 Arbeiter unter den Trümmern. Bisher find 7 Schwerverletzte und mehrere Tote geborgen worden. Die Bergungsarbeiten find eingestellt, da eine zweite Mauer einzustürzsn droht und vorsichtig entfernt werden muß.
Vermischtes.
Dis Schweiz und die Sozial- demokratie. Von den schweizerischen Sozialisten war bekanntlich berichtet worden, sie wollen bei den Bundesbeyörden eine Verwahrung gegen die Fahrten des Zsppelinschen Luftschiffs auf schweizerisches Gebiet einlegen. Der Redakteur eines Mannheimer sozialdemokratischen Blattes nimmt nun Veranlassung, diese Nachrichtzu widerlegen, indem er nachstehenden, an den Grafen Zeppelin gerichteten Brief veröffentlicht :
„Auf der Durchreise nach der Schweiz lese ich soeben, daß die schweizerische Sozialdemokratie eine „scharfe Verwahrung" gegen die Fahrten Eurer Exzellenz auf schweizerischem Gebiete vorberette. Die Nachricht klang mir so ungeheuerlich» daß ich mich, da ich selbst I V- Jahrzehnte in der Schweiz lebte, sofort telephonisch mit
können," sagte sie beinahe wehmütig. „Des Vaters Mörder bist Du nicht. Diesen Verdacht bitte ich Dir ob. War Du sonst tatest, darüber will ich nicht richten. E« mag vergessen sein. Nur opfere Deine ehrgeizigen Wünsche jetzt meinem und Guido« Glück. Nur so find die Schatten zu bannen. Da« macht aller wieder gut, alles! Von Tante Katharina hörte ich, daß Ihr Guido heute erwartet. Lege unsere Hände ineinander und aus der starren Dornenhecke der Hasse« werden Dich bald leuchtende Rosen grüßen. Der einzige Irrtum Deine« Leben« soll vergessen sein, und die Erinnerung daran begraben."
Ihr Ungestüm und ihre Schroffheit waren sanftem, weichem Entgegenkommen gewichen. Der Kommerzienrat aber ließ die Hand, welche ihm zur Versöhnung entgegengestreckt wurde, unberührt.
„Da« find Wahngebilde," kam es rauh von seinen Lippen.
„Du willst nicht?" — sagte Arsens traurig.
„Ich kann nicht."
„Dann habe ich das Letzte resultatlos versucht.
Huber senkte den Kopf, als wäre ihm eine schwere Last auf den Nacken gelegt. Al« er ihn wieder hob und sprechen wollte, fand er fich allein. Seine Nichte war lautlos hinaurgegangen.
Da ging die Tür wieder. Da« Mädchen kam wohl zurück? — Nein, Katharina war e« und klagte: „Ich sterbe vor Angst. Arsens öffnete nicht auf mein Klopsen und Rufen. Wie nahm sie die Mitteilung auf. Schon vor Stunden stellte ich die Frage an Dich, und erhielt keine Antwort. Was geht vor?"
„Die Entscheidung naht," erwiderte er dumpf. Ein Klingelzeichen. Elastische Schritte näherten fich der Tür. Flüchtiger Klopfen, dann trat Guido ein, schön wie der jugendliche Kriegsgott selbst, und heiter lächelnd.
„Guten Abend. Papa und Mama! Siehst recht miserabel aus, Väterchen. Da« muß ander« werden! Donnerwetter, jetzt ist'« doch nicht etwa Zeit, krank zu werden. Da» käme ja recht ungeschickt. Eben
einen herrlichen Blumenkorb, lauter Veilchen und Marechal-Melrosen, zu Juliane expediert. Du verstehst, Violett und Mattgelb find ihre Liebling« färben. Auch bevorzugt sie nur zwei Odeurs: Veilchen und Marechal-Niel."
„Lasse uns allein!" wandte fich Huber an seine Frau. Ich habe mit unserem Sohn zu sprechen."
„Darf ich dabei nicht anwesend sein?"
„Ich bitte Dich, nicht darauf zu bestehen."
„Mütterchen, mir soll jedenfalls eine kleine Gardinenpredigt gehalten werden," scherzte der junge Offizier. „Habe nur kerne Sorge. Papa macht'« schon gnädig."
» *
Arsene wußte, daß der Geliebte fich im Hause befand, und harrte seines Besuches. Wie langsam die Zeit verstrich! Ewigkeiten banger Sehnsucht glaubte sie zu durchleben. Wo blieb Guido? Welche Szene mochte jetzt zwischen ihm und dem Kommerzienrat stattfinden? — Ihre Unruhe wuchs von Minute zu Minute — da flog endlich die Tür auf und der Erwartete erschien. ^
Schluchzend vor Wonne und Leidenschaft breitete sie die Arme au«. „Komm, komm! Man will uns auseinanderreißen, aber die Liebe triumphiert über den Egoismus. Dich lasse ich nicht! Wir berde gehören zusammen für Zeit und Ewigkeit. O, Guido, ich finde keine Worte, die aurdrücken können, wie teuer Du mir bist. Du sollst dem Manne dort drüben, der alles mit eiserner Faust knechten möchte, nicht als Mittel zum Zweck dienen, sollst Dich nicht an eine seelenlose Puppe ketten, der Du nichts weiter bist als jede andere ihrer Kapricen."
Sie warf fich an seine Brust. Er führte sie in eine Fensternische. „Sei nur ruhig! Rege Dich doch nicht so entsetzlich auf. Ich komme von Papa. Aus verschiedenen Andeutungen, die er machte, ging hervor, daß Du einen furchtbarm Auftritt mit ihm hattest. Sein schonungsbedürftiger Zustand hätte Dir schon Mäßigung gebieten müssen." (Schluß folgt.)