83. Zahrga«-.
158. Amts- und ÄnzeigeblatL firr den Gberamtsbesirk Calw.
«kichtinunsrii-sr: Monta,, rienltag, Mittwoche «-»nirttas, Fr-ita, und «amStag. Jns-rtionlpreil W Vf,. pro JeUe ftir «tadr u. BezirkSorte; nutzer Bezirk 12 Psg.
Amtliche Vek<m«tmachmrge«.
Die Schultheitzeniimter
werden veranlaßt, die Anträge auf Verleihung -es FeuerwehrdienstehreuzeichenS spätestens bis 25. Juli 1908 unter Beachtung des Ministerialerlasses vom 1. November 1906, Min.-A.-Bl. S. 321, beim Oberamt einzureichen.
Calw, 8. Juli 1908.
K. Oberamt. Amtmann Ripp mann.
Bekanntmachunades Ministeriums des Innern, betreffend die Aendernng des Namens der Gesamtgemeinde Spetzhardt, Oberamts Calw.
Dem Gesuche der Gesamtgemeinde Speßhardt, Oberamts Calw, um Genehmigung der Ersetzung dieser Bezeichnung der Gesamtgemeinde durch den Namen „Alzenberg" ist vermöge Entschließung des Ministeriums des Innern vom heutigen Tage entsprochen worden.
Stuttgart, 2. Juli 1908.
Pischek.
TaseSNesiskeitm.
Calw 9. Juli. Beim gestrigen Vieh, und Schweinsmarkt waren zugeführt: 12 Paar Ochsen, Preis 900—1267 *6 pro Paar, 10 Paar Sttere, Preis 620—890 *6 pro Paar, 34 Kühe, Preis 220—508 *6 pro Stück, 13 Kalbeln, Preis 240—480*6, 33 Stück Schmalvieh, Preis 120—300*6, 12 Kälber, 367 Milchschweine, Preise 20—42 *6, 119 Läuse- 45-116 *6 pro Paar. Handel in Großvieh nicht sehr leb, hast, die Verkäufer hielten an ihren Preisen fest, was eine flaue Kauflust zur Folge hatte. Auch auf dem Schweinemarkt war der Handel schleppend, vieler blieb unverkauft.
Leonbsrg8. Juli. Ja vergangener Nacht zwischen 11 und 12 Uhr ist in Elt in gen das
Donnerstag, -en 9. Anti L908.
BezugSpr. t. d. Stadt '/^jLhrl. m. LrLgerl. Mk. 1.2S. Postbezuzlp r. s. d.OrtS-u. NachbarortSverk. '/«Wrl. Mk. 1.20. imF-rnoerl-hr Mk. 1.S0. Bestell,. in Württ. M Psg.. in Bayern u. Reich 12 Pf,.
Schafhaus bis auf den Grund niedergebrannt, wobei große Futtervorräte vernichtet wurden. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt.
Stuttgart 8. Juli. Der Staatsminister des Innern, vr. v. Pischek tritt morgen seinen Sommerurlaub an. Er begibt sich nach der Schweiz, wohin auch der Ministerpräsident, vr. v. Weizsäcker, bereits abgereist ist.
Stuttgart 8. IM. (Strafkammer.) Ein 14jähriger Knabe stieg dreimal in ein Fabrik, gebäude ein und schlug von Maschinen angebrachte Messtngköpfe weg. Das Metall verkaufte er an eine Alteisenhändlerin. Die Strafkammer ver, urteilte den jugendlichen Dieb zu 4 Tagen Gefängnis. — Der Taglöhner Paul Zimmermann, der in zwei Grundstücken 10 Spalterobstbäume entwendete, wurde wegen schweren Diebstahls zu 3 Monaten 5 Tagen Gefängnis verurteilt.
Bietigheim 8. Juli. Die hiesige Apotheke wurde von dem Besitzer H. Villinger um 148000 *6 an Apotheker Konrad Höring von Göppingen verkauft, der sie am 1. Oktober übernehmen wird. — Die Traubenblüte ist bei der anhaltend warmen und trockenen Witte- rung rasch und günstig verlaufen; die zahlreichen Trauben wachsen schnell heran, so daß bei dem gesunden Stand der Weinberge gute Hoffnungen auf den Herbst bestehen. — Die Kirschbäume hier und in der Umgegend lieferten reichlichen Ertrag, der zu guten Preisen rasche Abnahme fand. Täglich werdm noch Sendungen mit der Bahn befördert, hauptsächlich nach Bayern.
Heilbronn 6. Juli. Das 22. württ. Landesschießen nahm gestern vormittag seinen Anfang. In der Begrüßungsansprache wieß OSM. Dr. Göbel auch auf die neuesten Erfolge de» Grafen Zeppelin hin, indem er hervorhob, daß gegenwärtig alle Welt auf das Schwabenland und
den Mann blicke, der mit der Lösung de« Luft- schtffproblems einen Meisterschuß getan habe. Mittags fand ein schöner Festzug statt, der sich au» etwa 40 hübsch geschmückten Schützenwagen zusammensetzte und unter welchen sich namentlich die Wagen der Eßlinger, der Stuttgarter und der Heilbronner Gilde hervortaten. Auf dem Festplatz entwickelte sich nach Ankunft des Zuges 5n volksfestmäßige» Treiben. Die Zahl der gestifteten Preise beträgt etwa 300. Abend» begann das mit Spannung verfolgte Konkurrenzschießen der Gilde. Aus demselben gingen als Sieger hervor auf der Feldscheibe: A. Fuchr»Heilbronn mit 139 Punkten auf 126 Schüsse und Schwege!- bauer-Hetdenheim mit 115 Punkten auf 125 Schöffe; auf der Stadtscheibe: Wahl.Oberndorf mit 117 Punkten auf 121 Schüsse und Honold- Ulm mit 94 Punkten auf 124 Schöffe. Die Preise bildeten Becher; sonst wurden nur Schützen- taler ausgeschoffen. — Heute vormittag 11 Uhr fand unter dem Vorsitz von Oberschützenmeister Sontheimer-Tübingen als Vertreter de» Landes- schützenmeisters Geh. Kommerzienrat Mauser- Obsrndorf der sehr zahlreich besuchte Schützentag statt. Nach dem Kassenbericht ist dar Bereins- vermögen seit dem Vorjahr von 2022 auf 2191 *6 gestiegen. Gchützenkarten wurden 545 gelöst, Schützenbücher etwas über 200. Ein Antrag de« Landesausschuffes, daß denjenigen Gilden, deren aktiv; Mitglieder auch Mitglieder des Lander- verbände» sind, zu jedem Armeegewshr bi» zu 5 Stück ein Beitrag von 20*6 gewährt werden soll, wurde angenommen. Ein weiterer Antrag, das Schützenfest solle nur alle 2 Jahre gehalten werden, wurde abgelehnt mit dem Hinweis darauf, daß durch eine jährliche Abhaltung des Schützen, tage« dar Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt werde. Auf eine Eingabe, die der Landesaurschuß an dar Generalkommando des württ. Armeekorps
Unrecht Gut!
Roman von B. Corony.
(Fortsetzung.)
„Die Gute!" flüsterte Arsene, „aber sie weiß doch, daß ich mit tausend unzerreißbaren Ketten hier feftgehalten bin, daß ich um mein Glück kämpfen und auch dem leider allzu schwachen Geliebten mit meiner eigenen Kraft und Energie zu Hilfe kommen muß."
Madeleines Brief wanderte in eine kleine Kassette, der wieder das Flakon, das Armband und Jobsts Schreiben entnommen wurde. Von neuem be- gann das Grübeln und Vergleichen.
Da wurde geklopft.
Mit dem Jubelschrei: „Guido!" stürzte sie zur Tür und öffnete. Kaum daß sie sich Zeit nahm, die auf dem Tisch liegenden Gegenständ e zu bedecken.
Statt des Erwarteten stand der Kommerzienrat auf der Schwelle.
Es blieb unentschieden, ob er ihren Ausruf gehört habe oder nicht, aber seine Grstchtszüge sahen noch strenger und versteinerter als sonst aus.
„Eine seltene Ehre — ich heiße Dich wohl zum erstenmal« in meiner Stube willkommen,'" stammelte Arsene, ihm einen Stuhl hinrückend. „Dar f ich fragen, was Dich hergeführt hat?"
„Eine Mitteilung, die ich Dir zu machen habe und welche Du hoffentlich mit verwandtschaftlichem Interesse aufnehmen wirst."
„So? — Und? —"
„Du dürftest wohl bereits darauf vorbereitet gewesen und jetzt der- halb nicht sonderlich überrascht sein."
„Vielleicht irrst Du Dich. Ich leide an einer gewissen Kurzsichtig- keit. Er gibt Dinge, die am Wege liegen und an denen ich doch vor
übergehe, ohne sie zu bemerken. — Soll ich etwas erfahren, so sprich es nur mit klaren Worten aus."
„Nun gut! Wir werden bald wieder ein frohes Familienfest feiern. Guido steht im Begriff, sich mit Juliane von Selwitz zu verloben."
„Das ist nicht wahr, kann nicht wahr sein!" schrie sie auf.
„Warum?"
„Weil er mich liebt! Weil es eine Zeit gab, wo er mir mit den heißesten Worten versicherte, daß ich sein Glück, sein Höchstes sei."
„Tat mein Sohn das, so handelte er leichtsinnig. Du durftest ihm nie etwa» anders als eine liebe Verwandte sein. An eine Verbindung zwischen Euch war von vornherein nicht zu denken. Jetzt aber muß der Gedanke daran ferner als je liegen."
„Meinst Du? — Nein! Zwischen der Komtesse von Selwitz und ihm - stehe ich!"
„Du?"
„Ich erscheine Dir wohl als ein sehr schwacher Hindernis?" rief sie, gereizt von seinem geringschätzigen Ton.
„Guidos Leichtfertigkeit tadle ich streng. Doch auch Du hättest auf nichtssagende Galanterien und leere Redensarten nicht vertrauen sollen. Welche» vernünftige Mädchen — und als solche« bettachte ich Dich bi«- her — nimmt derlei für Ernst?"
„Wurde Scherz mit mir getrieben, dann desto schlimmer für un« alle, denn in diesem Falle räche ich mich!"
„Empfingst Du ein bindende« Versprechen?"
„Nein."
„Also?"
„Ich meinte, zwischen rechtlich denkenden Menschen brauche nicht alles verbrieft und unterstegelt zu werden."
„Das muß ich Dir zustimmen. Aber Ihr beide, Du und mein Sohn,