Samstag de» v. Januar 1948
Der Enztäler
101. Jahrgang Rr. 7
Oer Wiaier in Tnnesien
Nege« und Morast statt Schure und Eis — Der deutsche Soldat Wird mit jedem Klima fertig Von Kriegsberich er Hans Georg Schnitzer
NSK. (PK> Die ersten Bilder, die wir der Heimat vom tunesischen Krigesschanvlatz schickten, zeigten Sonne über Palmen und Kakteen. Oliven und Kameldorn. Sonne über den flachen Küsten st reifen und über den kahlen Bergzügen Sonne ük>er vorwörtsroll?nden Panzern und Soloaken, und feindwärtsiagenden Flugzeugen Sonne über Kelten. Lehmkaten und weiften Moscheen eine Landschaft, die vom Paradiesischen in die Einöde Hinübe'-Mechselt - deren kümmerlichster S reffen aber eine sonnige Warme ausstrablt um die »ns jeder Kamerad und jeder dabeim beneiden möchte, der unter der Kälte des Winters litt. Und wir haben wirklich herrliche mailuftdurchwehte Tage einer schier unglaublichen Farben- fülle erlebt wie sie nur der Orient zu zeiaen vermaa Inzwischen ist untere Fre-cke über diele? sriMemmerliche De- zemberklima jedoch in Eimergüssen strömenden'Regens ertränkt worden haben wir im nmessschen Winter einen rauhen Gesellen kennengelernt dessen Bart zwar nicht In decken Eiszapfen herabhängt aber mit triefenden Wassermassen Mindestens so unangenehm, wenn nicht noch nn-rsreulicher ist. Im Ru hat er den Grund, auf dem wir lämbken. i- lehmigen Morast verwandelt, uns bis aut die Haut durchnässt. unsere Bunker und Erdlöcher überschwemmt.
Als wir m-t dem Abschnit^skommandeur, det NW ciüev von strömenden Regen nicht von semem R"ndgana durch di< Stellungen abhalten lässt auf lehmigen Pfaden beraauk "nt bergab rutschten haben wir einen G-fe-btZstand verlassen in dem kein Faden trocken geblieben ist. Nachts ist vlötzlick ein Sturrbach so blitzschnell un'er die Sch'afenden ge^bren dass sie. kaum aufgestanden, bis zu den Kn-en im Wossei wateten. Als darauf statt der erloschenen Kerze eine Ta- schenlamve durch dos Dunkel des Bunker? tastete stand der Kommandeur, die Kartentasche über den Kopf haltend trotzdem lachend neben seinem in Kniehöhe schwimmenden Laaer Die Situation hatte sich so blitzartig geändert, dass man nur weinen, fluchen oder lachen kannte. Da der Soldat keine Tränen kennt und der Kommandeur mit Lochen begonnen hat. bleibt es tmhei — sedensalls überall, wo der junge Major mit dem Ritterkrenz anttancht. Mit sein-m iunaenbasteo Lachen wirrt er auch den Missmut seiner Soldaten nieder, die w-r an diesem Morgen in ihren abgesoffenen Bunkern und Erdlöchern anfsnchten.
Dicke Dunstwolken kriechen über die Berge, die wir aut glitschigen Pfaden erklimmen — an Esscnträaern und Meldern vorbei — zn der vordersten Linie. Im Rbvtbmn? der Sturmböen Peitscht uns warmer Regen ins Gelickt. Vom Kopf rinnt xZ w den Kragen. Ws zum Güm<-l lind wir non Unten naß. In den lebmbatzensthweren Schuhen alnck-rt das Wasser. Aber Nur sind noch gut dran — wir dürfen laufen und so den nassen Körper warm halten. Die Männer auf ihren Beodo»t„na?nnsten iedach verl-orren reonnas- los in Regen und Matsch. Vielfach baben sie die Zeltbahn zum Schutz ihrer Masse verwandt Der deutsche Soldat ist jedoch der letz e, der stch tatenlos den wütenden Elementen ansliefern würde. Während die Führung grosse Leite sii-- die.in völliger Deckung liegenden Hänge heranschaffen 'ässt. beginnen dte Soldaten die nicht wachen müssen neue Bunker an Stellen zn graben die sich als wasserdicht erwiesen haben. Die da schaufeln, kann man kaum von dem brann- gslben Boden unterscheiden. Sie sind über und über mit der Erde beschmiert, der sie einen neuen Unterschlupf abringen wollen.
Eine neue Nacht kriecht mit schwarzen Wolken heran. Noch immer giesst es wie ans Eimern. Das heisst für d-e Machtvollen, wieder bis auf die Haut durchnässt zu werden, schneller als nestern — denn die Sachen sind nur zum Test trocken geworden. Morgen aber wissen sie nach der Ablösung einen reaenstcheren neuen Bunker, mit einem Feuer darin, eine Feldflasche voll Tee mit Rum. Man aewöhnt sich ia so schnell on die neuen Umstände. Jagen und fluchen nützt da nich's. Ansharren und Anpncken. So stehen am Abend auch w'?d?r die Strosstrnvvs bereit, die zum Feind binübergehen. Es wird ein N"tfchen durch Schlamm und Wasser werden — aber unsere Männer haben schon anderen Widerständen getrotzt. Jetzt wissen wir. wie der Winter hier aussteht. Er wird uns noch oft bis auf die Hau' durchuässen — aber allüberall bereitfinden wie unsere Kameraden, deren Winter aus S^n-e und Eis bestellt
Rom. 7. Jan. Nach Meldungen italienischer Blätter wurden in Casablanca bei Zusammenstößen zwischen der eingeborenen Bevölkerung und den Besatzungstruppen wiederum sieben NSA-Soldatcn oetötet
Darlans Mörder
Halvjube und Gaullist. — Das Werkzeug des Sekret Service.
Paris, 8. Jan. Nach bei der Agentur Ofi aus Tanger vorliegenden Meldungen sind der Name und die Persönlichkeit des Darlan-Mörders nunmehr bekannt. Danach bediente sich der britische Geheimdienst eines zwanzigjährigen Studenten namens Bonnier de la Chapclle als Werkzeug, dessen Mutter Jüdin ist. Wie der „Petit Paristen" dazu ergänzend aus Vichy erkährt. mahnt die Familie des Mörders in Algier. Der Vater, der eine Jüdin heiratete, ist Svortberichterstatter. Sein zweiter Sohn studiert ebenso wie der Attentäter in A>- gier. Alle drei waren als Ga ul listen bekannt, und die ganze Familie war mehrmals unter polizeiliche Ueberwachung gestellt worden. In ihrer Wohnung wurden unter dem französischen Regime mehrmals polizeiliche Haussuchungen durchliefst hrt.
Der „Petit Paristen" stellt zur Identifizierung des Mörders fest: „Es ist klar, dass der Mörder nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hat. ebensowenig wie de Gaulle einen derartigen Befehl ohne Zustimmung seiner englischen Auftraggeber erteilen konnte. Da der Mord in der Auffassung der amerikanischen Öffentlichkeit von der Beteiligung Londons nicht zu trennen war. ko konnte er in den NSA letzten Endes nur als ein Amerika durch seinen Verbündeten angetaner Schimpf betrachtet werden." Diese Erklärung, so meint abschliessend das Blatt, werde bekräftigt durch die Tatsache, dass der Name des Mörders nur infolge Indiskretion bekannt geworden kei. Die Erklärung lasse auch die seit Darlans Er- mordung von Giraud zu seiner Sicherheit ergriffenen Mass- nahmen sowie sein Widerstreben, die eingekerkcrten Ganllisten frei-,-lassen, nmso verständlicher erscheinen.
Man versteht immer noni nicht, vemern oer rrorreipon- dent des „Petit Paristen" aus welchen „wichtigen militärischen Gründen" der Name des Mörders bisher geheimgehalten wurde. Nach Ansicht der nordamerikanischen Kreise in Tanger sei die Geheimhaltung beschlossen worden, um die verhängnisvolle Wirkung zu vermeiden, die die Bekanntgabe des Namens kurz vor dem Zusammentritt des NSA-Kongresses au? die öffentliche Meinung der Bereinigten Staaten unfehlbar ausgeübt hätte
Damit ist ein neuer "nlstilNier Mord aufgeklärt, der auf Englands Schuldkonto fällt. In raffinierter Weise hat der Secret Service wieder einmal den Mörder gedungen wo er am leichtesten zu finden war. Ein politisch verhetzter junger Mann, geistig verhaftet im Judentum wurde das Werkzeug. Nichts aber kann den wahren Schuldigen — Enaland — verbergen. das nie davor zurückgeschreckt ist stch durch gemeinen Meuch"lmard a"? e-ner zu bellen
BNYY. 8 Jan Wie die Führung oes turonunasoieniles der Legion mitteilt, hat sie weben aus besonderem Wege eine erste Namensliste der in Marokko erschossenen Männer des Ordnungsdienstes der Legion erhalten. Bon den hundert der ans dieser Liste stehenden Männern haben die amerikanischen Militärbehörden siebzig erschiessen lassen. Dreissig der auf der Liste stehenden Männer wurden von marokkanischen Gaullisten ermordet.
Die feindlichen Verräter
Die marokkanische Presse veröffentlicht eine Rundfunkansprache von Generalgouverneur Boisson. Die Kommentare zu dieser Rede sind eindcutiff gegen de Gaulle gerichtet und fordern, daß alle Franzosen ihren persönlichen Ehrgeiz zügeln müßten. Die marokkanischen Blätter, vor allen Dingen die Zeitung „Der Atlas" wenden sich in scharfen Worten gegen die von den nordamerikanischen Besatzungsbehör- den verlangte scharfe Pressezensur. Die Zeitung „Espana" befaßt sich mit der Tätigkeit des britischen Ministers Mac. Millan in Algier und meint, er habe eine doppelte Aufgabe. er soll einmal ähnlich wie Murphy der britische Verbindungsmann zu General Eisenhower sein und andererseits die Einigkeit zwischen Giraud und de Gaulle herl-eiführen Die amerikanischen Militärkreise seien lebhaft beunruhigt über oic erneute scharfe Stellungnahme de Gaulles gegen französische Persönlichkeiten in Nordafrika wie Nogues, Chatcl und Boisson. de Gaulle habe eine pro- visorische französische Regierung unter seiner Leitung vor- geschlogen, wahrend Giraud dem von de Gaulle vorgebrachten Wunsch einer Zusammenkunft zwecks Besprechung dieses Projektes ausgewichen sei. Die Zeitung ist der Auffassung daß der britische Minister MacMillan bei der Haltung Washingtons in der Nordafrikafrags eine sehr schwierige und undankbare Aufgabe in Algier haben werde.
Der diplomatische Korrespondent des „Evenina Standard" berichtet, daß noch keine Antwort aus das Ansuchen de Gaulles bezüglich einer Zusammenkunft mtt General Giraud eingetroffen sei. Es scheine durchaus möglich, daß de Gaulle erneut ein Gesuch stellen werde. Es bestehe leider noch immer keine Aussicht ans eine baldige per-
„r kom-m von Io,ok rictz
Uchshseesctztrschutr Komsn-Vselsg 8ckiv,ingse>8lsm, ääünchsa 48. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Ich bitte Sie nun herzlichst, uns auch diesmal den Gefallen zu erweisen und meinen Mann zurückzubringen. Da Sie die Reise bereits einmal taten und in allem Bescheid wissen, so können Sie dies wohl besser besorgen als ich, ich wäre gewiß sehr unbeholfen, da ich mich in M. nicht auskenne. Es ist pur klar, Fräulein Else, daß auch Ihnen dieser Weg unangenehm ist, aber ich bin Ihnen dafür um so dankbarer."
Else schüttelte den Kopf.
„Unangenehm? Nein, ich tu es ganz gerne."
Ruth dachte bei sich: Eine einfältige Person! Was da wohl Angenehmes an der Sache war!?
Else ging, und am nächsten Tage fuhr sie nach M.
Als sie in der Klinik angekommen und zu Fred geführt worden war, fragte dieser erstaunt:
„Sie sind es, Fräulein Else? Ich — ja, ich dachte, meine Frau —"
„Aber es ist doch selbstverständlich, daß ich komme, Herr von Bronstein," wandte Else gleich ein. „Ich kenne mich doch schon aus von der ersten Fahrt hierher."
Fred schwieg. Er wußte in diesem Augenblick, daß ihm dieses Mädel durch ihren Überzeugungöversiich eine Enttäuschung ersparen wollte. Aber es war Else nicht gelungen.
Auch Professor Lahnsen und Werner waren über Ruths Nichterscheinen unangenehm berührt, hätten sie doch mit ihr »u sprechen aebabt.
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Gleich nachdem Ruth Fred die Hand gedrückt hatte, sagte sie überzeugend:
„Nicht wahr, du begreifst, warum ich das Fräulein Else nach M. um dich schickte, sie wußte doch schon von der ersten Reise Bescheid. Ich bin ja so schrecklich unbeholfen, wenn ich mich irgendwo nicht auskenne."
Fred lächelte unbefangen.
„Aber, es ist schon gut so, Ruth. Du brauchst dich doch gar nicht zu entschuldigen."
Gott sei Dank, daß es ihm so recht war!
Ruth sah ihn musternd an. Er war elend geworden in diesen Wochen.
„Bist du sonst noch krank, Fred?" fragte sie. „Du siehst arg aus."
Es schien, als wären seine Augen jetzt auf Ruth gerichtet, aber doch lag sein Blick steif abseits im Ungewissen. Er schüttelte den Kopf und sagte:
„Nein, Ruth, mir ist sonst gar nichts... Ich habe mich nur noch nicht. genügend dreifinden können in meine neue Verfassung. Ich bin jetzt manchmal eigentümlich, vielleicht auch ungemütlich — nehme es mir bitte nicht immer allzu übel."
Wie ihn Ruch so ansah, überkam sie ein leises Grauen. ES war doch schrecklich!
Fred verlangte dann Erwin zu sich, und als dieser hcrbci- kam, hielt er ihm die Hände entgegen, aber in eine andere R,' ' ging, nicht aus der das Kind auf ihn zueilte.
Eise war noch zugegen, aber jetzt empfahl sie sich und ging. Sie gehörte ja längst nicht mehr hierher. Ein sonderbares Weh stieg in ihr auf, wie sie so alles mit ansah...
Am Nachmittag ließ Fred den Verwalter Schlemm zu sich kommen. Er erkundigte sich über die Lage der Wirtschaft und ließ sich Berichte geben. Dann sagte er zu dem Verwalter:
iomiche F-uylungnayme. -Lue ^ppopnon gegen errr >mcyes Tressen komme von Algier, nämlich von den Mitgliedern des logen. Kolonialrates, die von Admiral Darlan ernannt wurden.
Araberdorf angezündet
Weil die Araber deutsche Flieger retteten.
DNB Tanger, 8. Jan. Das Dorf Raß Rahel wurde von den Engländern vollkommen in Brand gesteckt, und die HLtjtt der Einwohner wurde eingesperrt. Der Nest der Einwohner konnte mit Mühe und Not entfliehen. Der Grund für diese brutale und jeder Menschlichkeit Hohn sprechende Maßnahme der Briten ist der, daß die Araber einen abgestürzten deut- scheu Flieger retteten Aus Tabarka wurden von den Engländern sämtliche Tragtiere der arabischen Bevölkerung beschlagnahmt und nach Beia gebracht. Im Raume von Malta: wurden sämtliche wehrfähigen Araber von den Engländern zwangsweise zum Kriegsdienst gepreßt. In Siliano sind sechs Araber, die sich weigerten, für die Briten Kriegsdienste zu tun. sofort erschossen worden.
Die Flucht der Einwohner der marokkanischen Städte nach dem Inntzrn des Landes hält weiterhin an. Die anglo- amerikanischen Besatzungsbehörden sehen sich wegen des spürbarer werdenden Mangels an Arbeitskräften »or ernste Schwierigkeiten gestellt, die sie nicht beheben können. Die Marokkaner verlassen die Städte, um sich den Mißhandlungen und Verfolgungen durch die Besatzungsbehörden als auch den Rekrutierungsbefchlen der französischen Kommnndostellen z» entziehen.
In Algier wurden zwei Soldaten der USA-Verpjte- gungstruppe bei der Beschlagnahme von Lebensmittelvor. raten getötet, meldet „Messaggero" aus Tanger. Die Bevöl- kerung'von Algier versuchte, einige Verhaftete zu befreien. Polizei griff ein und machte von der Waffe Gebrauch.
Me Wirkung ver Angrrlre aut Gaiavtanca unter der marokkanischen Bevölkerung ist außerordentlich stark Die marokkanische Presse befasst sich noch immer mit diesen Luftangriffen und stellt fest, daß die Luftschutzmaßnahme» vollkommen ungenügend seien, da in Casablanca vor allem keine Luftschutzkeller vorhanden sind. Die Besitzer mehrstöckiger Wohnhäuser werden aufgefordert, ihre Keller in Luftschutzräume zu verwandeln. Nach wie vor besteht in Marokko der von den nordamerikanischen Besatzungstruppen verhängte Belagerungszustand. Alle öffentlichen Veranstaltungen. Umzüge und Versammlungen sind verboten. Die marokkanische Presse hat in einer erneuten Bekanntmachung aus die Tatsache des Weiterbestehens des Belagerungszustandes hingewiesen. Die Notwendigkeit der erneuten Bekanntmachung des Belagerungszustandes beweist die Unruhe unter der französischen und eingeborenen Bevölkerung.
„Hunger, Seuchen, Nebel im Gefolge der Briten."
Zum mohammedanischen Neujahrsfest richtete der Vorsitzende der Misr-Partei in Europa eine Rundfunküotschaft an das ägyptische Volk, in der er betonte, das Jahr 1942 habe Aegypten neue Leiden gebracht, die das Volk tapfer hin genommen habe. Hunger. Seuchen und andere Uebel gehörten bekanntlich zum Gefolge der britischen Barbarei. Das Ende der Unterdrücker werde aber bestimmt kommen und mit ihm dank des Siegs der Achsenmächte auch die Freiheit. Der Redner erinnerte daran, daß nicht nur Aegypten, sondern auch die arabischen Länder durch die englische und Nordamerika-' Nische, die jüdische und bolschewistische Invasion zu leiden hatten Syrien und der Irak, Palästina und Iran seien heute der systematischen Ausräubung durch die Angelsachsen und ihre Verbündeten ausgesetzt.
Me Bergung Schiffbrüchiger torpedierter Schiffe.
In einer Betrachtung über die starke Beanspruchung englischer Luftwaffenverbände für die Rettung Schiffbrüchiger von torpedierten Fahrzeugen berichtet die „Times" der Küstendienst habe kürzlich für die Auffindung und Bergung der Ueberledenden eines einzigen Schiffes nahezu 95 000 Kilometer fliegen müssen Ferner halten Torpedoboote. Korvetten und Schaluppen und Schlepper Hunderte von Quadratmeilen absuchen müssen, um die Rettung von 73 Schiffbrüchigen durchzusübren. deren Schiff 800 Kilometer von Enalauds Küste entfernt nn RoroaUantik rorpeüiert worden war. Vier Tage lang sei die Aktion ohne jeden Erfolg geblieben, am 5. Tage habe man das erste Boot ermittelt. Erst am 8. Tage sei man auf die übrigen Schiffbrüchigen gestoßen. Am l3. Tage sei schließlich die Ausnutzung des Bootes gelungen, in das sich,der Kapitän gerettet hatte, und zwar durch ein Flugzeug, das an diesem Tage allein t 600 Kilometer zurückgelegt hatte. Erst damit sei das eigentliche Ziel der Bergungsaktion erreicht worden, denn die Anstrengungen richteten sich in erster Linie auf die Rettung der Kapitäne und Schisssoffiziere, nachdem durch die Atlantikschlacht ein empfindlicher Manger an ausaebildetem Personal entstanden sei.
„Es wird Ihnen ja klar sein, Herr Schlemm, daß ich in dieser leidlichen Aufmachung den Geschäften kaum werde nachgehen können. Die Arzte haben mir zwar einen guten Trost mitgegeben, aber ich glaube, es wird immer nur dabei bleiben." Er seufzte und fuhr dann fort: „Ich lege nun mein ganzes Vertrauen in Sie, Herr Schlemm. Ich weiß, daß es um unser Gut nicht glänzend steht, aber es dürfte sich doch etwas tun lassen."
Schlemm verbeugte sich vor Fred, der dies ja doch nicht sah.
„Ich danke für das Vertrauen, Herr von Bronstein. Ich will tun, was in meiner Macht steht..."
Still und gedrückt lebte es sich nun auf dem Bronstein- hof dahin. Ruth hielt mit einem gewissen Pflichtgefühl Umsicht bei ihrem Mann. Sie leistete ihm nun gemeinsam mit Erwin öfter Gesellschaft und las ihm ab und zu etwas vor, um ihn zu zerstreuen und auf andere Gedanken zu bringen. Auch der Generalkonsul, der von dem Schicksalsschlag auf Fred tief gerührt war, kam nun reckt oft.
Aber Ruths Bemühen um ihn geschah weniger von Herzen, als aus reinem Pflichtbewußtsein heraus.
Und Fred empfand dies deutlich genug! In dieser Zeit war es ihm endgültig klar geworden, daß er mit seiner Ehe ein Fiasko erlebt hatte.
Er kannte ja schon vor seiner Heirat Ruths sonderbare Natur und ihre Ansprüche — er hatte aber die Mittel und Möglichkeiten, seine künftige Frau zu verwöhnen. Und so rechnete er damals zuversichtlich, daß er mit Ruth glücklich werden wird. Wahrscheinlich wäre eS auch so gewesen, wenn nicht — — ja, daß er einmal in Bedrängnis und Not gelangen würde und nicht mehr so viel wird bieten können, daran hatte er nicht gedacht. Und hier stimmte eben seine Rechnung nicht!... Ruth war eine schöne, bezaubernde Frau, die ihrem Maune nette Gefährtin war und ihm wohl das Leben verschönern tat — solange er geben konnte mit vollen Händen. Aber jetzt, in Leid und Not, wo sie erst recht die liebende, mitfühlende Kameradin sein sollte — da versagte sie.
(Fortsetzung folat.)