Der Jahreswechsel im deutschen Brauchtum

Stuttgart, 31. Dezember.

Frontsoldaten spendeten für die Flicgergcschädiglcn. Ein Stuttgarter Feldregiment hat der Stadt Stuttgart als Er­gebnis e.ner van den Offizieren, Unteroffizieren und Mann­schaften dieser Einheit veranstalteten Sammlung für die Fliegergeschädigten der Stadt Stuttgart einen Betrag von 43 474 Reichsmark übermittelt.

Tomerbrngen Kr. Ulm. (Von einem Pferd ge­treten.) Als ein Bauer ans Tomcrdinaen seine Pferde von seinem nenn Jahre alten Töchterchen herumführen ließ trat eines der Tiere das Mädchen auf den Kopf. Mit einem Schädelbruch mutzte das Kind ins Krankenhaus übergeführl werden.

Ellwangen Kr. Biberach. (Hohes Alter.) Die Gs- meindeälteste. Frl. Theresia Straub, feierte in guter Rüstig­keit ihren 90 Geburtstag.

Ravensburg. (40 jähriges Arbeitsjubiläum! Obersäger Hermann Buck beim Säge- und Hobelwerk Ha- bisreutiger in Weingarten konnte das 40jährige Arbeitsjubi­läum feiern.

Waldsee, Kr. Ravensburg. (Wilder Lund im Ha- s.en sta i l.) In der Morgenfrühe drang in einen Kanin­chenstall in der Bucgstockstratze ein Wolfshund ein und tötete zwei wertvolle Hasen.

Fricdtickshafen (Einbrecher gefaßt.) In Fulda wurde der 20 Jahre alte Werner Kunz festaenommen. der im November in Friedrichshafen mehrere Einbrüche verüb- hatte. Er war aus dem Gefängnis in Eisenach entkommen und batte sich in die Bodenseegegeud begeben.

Eintragung auf Vrrsicherungskarken

Arbei sverdienste und Vcschöftigungczcitcn

DNB. Nach der zweiten Lohnabzugsverorünuna find in der Invalidenversicherung vom 29. Jnni 4942 ab und in der Angeftelltenversicherung vom 4. Juli 4912 ab für Versichc- rungspflichtige regelmäßig keine Beitragsmarken mehr zu verwenden. Dafür hat der Arbeitgeber, da für die spätere Feststellung der Rcntenleistnngcn die B-eschäftigunqszeiten und die Höhe der bezahlten Beiträge nachgewiesen, werden müssen, eine Bescheinigung anszustellen. In diese find nach Beendigung des Beschäf igungsverhältuisses, spä­testens aber nach Ablauf des Kalenderjahres einzntragen:

1. Die Zeit, in der der Arbeitgeber den Versicherten in diesem Kalenderiahr beschäftigt hat.

2. Der gesamte Entgelt, den der Versicherte in dieser Zeit von dem Arbeitgeber erhalten bat.

Alle Arbeitgeber haben daher nach dem 34. Dezem­ber 1S42 diese Eintragungen vorznnehmen. Um Len vor­eiligen Umtausch der Karten alten Musters zu vermeiden, haben die Bescheinigungen, soweit nicht bereits neue Karlen ausgestellt sind, auf besonderen Einlagezetteln zu erfolge» die bei den Ausgabestellen (Polizeibehörden. Krankenkassen usw.) erhältlich sind. Die alten Kar en dürfen vor Ablaut der gesetzlichen Umtauschfrist von drej Jahren erst umge­tauscht werden, wenn auf dem Einlagezettel für Eintragun­gen kein Raum mehr ist Tie jetzt.vorzunehmeudeu Eintra­gungen haben sich ans die Beschäst:g"ngszeiten und Ent­gelte vom 29. Juni ab in der Invalidenversicherung und vom 1. Juli 4942 ab in der Angeftelltenversicherung zu beschränken, weil für die Zeiten vorher die Beiträge noch durch Verwendung von Marken entrichtet sind.

Die Beschäftigunsz eiten sind genau einzulragen. Unterbrechungen der Beschäftigung sind nur einzutragen, wenn kein Entgelt weiter gezahlt wurde (Krankenbauszeiten unbezahlter Urlaub) und wenn sie mindestens eine Kalender­woche bei Jnvalidenversichernngspflichtigen, mindestens einen Kalendermonat bei Angestelltenversicherungspflich igen betragen haben. So ist in die Qnittnngskarten einer Haus­gehilfin. die von Montag, dem 23 November bis Sonntag den 6. Dezember 4942 erkrankt war als Befchäftiaungszojl einzntragen: 29 Juni bis 22. November 4942. 7. Dezember bis 34. Dezember 4942. Handelt es sich im gleichen Falle um einen Angestellten, so bat die Bescheinigung zu lauten: 1. Juli bis 34. Dezember 1942.

Als Entgelt ist in den Karten die Summe aller in der eingetragenen Beschäftigungszeit gewähr en Bar- und Sach­bezüge aufzuführen, die als Gegenleistung für die geleistete Arbeit gegeben wurden und beitragspflichtiger Entgelt im Sinne der Sozialversicherung sind. Zum Entgelt gehören beispielsweise auch die Familienzuschläge. Gewinnanteile Weihnach'szuwendnngen die Ansfallvergütnngen nach de, Verordnung vom 16. Dezember 4942 Rgbl. I., der Wert für frei Station Wohnung oder Kost sowie Uebsrstundenver- gütungen, diese iedoch ohne die sogenannten Mehrarbeits­zuschläge. die nicht Entgelt sind. Für die Sachbezüge ist der amtlich festgesetzte Wert einznsetzen. Eiserne Svarbe rage find vom Entgelt nicht abznsetzen, obwohl sie kein beitrags­pflichtiges Entgelt find. Für eine Hausgehilfin mit einem Barlohn von 48 Mark und mit freier S ation im amtlich festgesetzten Wert von 42 Mark monatlich, die von ihrem Mo­natslohn 43 Mark eisern spart, ist der Eintragung der volle Entgelt von 99 Mark monatlich zugrunde zu legen, also für die Zeit vom 29. Juni bis 31. Dezember ein Arbeitsverdienst von 540 Mark einzu ragen.

Die Eintragungen find möglichst umgehend am Jahres­beginn vorzunehmen, damit den Versicherten keine Nachteils entstehen.

Der Rundfunk zur Jahreswende

DNB. Wie alljährlich, bringt auch in diesem Jahr der Grotzdeutsche Rundfunk ein besonders feierliches Silvester- Programm. Um 19.30 Uhr bereitet ein musikalischer Auftakt mit Werken von Richard Wagner. Franz Liszt und Richard Strauß au? die Ansvrache von Reichsminister Dr. Goeb­bels an das deutsche Volk zur Jahreswende vor. Diese Rede Wird von allen deutschen Sendern um 20 Uhr übertragen Mit den Nationalhymnen und demFestlichen Präludium" von Richard Strautz klingt die Feierstunde aus. Es umschließ: fich von 24 bis 2 Uhr das große unterhaltende Rundfunk- Programm zur Jahreswende an das unter dem Motto: Rundfunk-Melodie 1942" steht. Zur Stunde der Jahres­wende hören wir den letzten Satz der 9. Simonie von Lud. wig van Beethoven mit dem großen Schtußchor. In festlich- musikalischer Umrahmung wird anschließend dasBekennt- «is" von Clausewitz verlesen. Um 24 Uhr ertönt mit dem btrmdenschlag die Deutsche Glocke am Rhein.

Der Rundfunk am Samstag

Rrichsprogramm: 1618 Frohe Fahrt ins Neue Jahr: N48.45 Politische Hörszene; 48.3049 Zeitspiegel: 19.20 bis 20 Frontberichte und volitische Sendung: 20.1521 Tanz- »nd Unterhaltungsorchester; 2122 Lustige Stunde: 22.29 bis 22.30 Svor m brächten.

Deutschlandsc, Zer: 17.1018.30 Beethoven. Dvorak.

Brahms,- 20.1522 Szenen aus »Der fliegende Holländer" vnd Konzertmufik.

Der Rundfunk am Sonntag

Rcichsproaramm: S10Schatzkästlein": 41.3042.30 Jo­hann Strang-Konzert; '2.4544 Volkskonzert: 14.3015 Gustav Waldau erzählt drei Märchen: 1516 Unterhal­tringskomponisten tm Waffenrock; 4819 PH. E. Bach, Mo­zart, Reger: 191915 Frontberich e: 19.3030 Svort und Musik; 20.1522Klingendes Kaleidoskop".

Dcutschlandiender: 15.8015.55 Phantasten kür Klavier: 1849 Operette und Ballett; 20.4521 Klassisches Solisten- kvnzert: 2122 Overnkonzert der Dresdner Staatsover.

V- Schicksalsschwere Tage des menschlichen Lebens find von altersher im deutschen Brauchtum besonders gefeiert worden. Daß man dem großen Augenblick des Jahreswechsels daher Beachtung schenkte und chm eine Bedeutung unterschob, ist verständlich. Die Festlichkeiten, die dem Volk den Abschie­des alten und den Beginn des neuen Jahres klarmachen füllten, unterliegen in alter Zeit vielfach dem Werglauben, der bei unseren Altvordern eine beachtliche Rolle spielte.

Wie überall im Brauchtum, so haben fich auch die Neu­jahrssitten im bäuerlichen Leben unverfälschter erhalten als in den Städten, die ständig fremden und neuen Einflüssen unterliegen. Trotzdem findet sich die enge Verwandtschaft des Grundgedankens der Nenjalnsnachtfeier .in städtischen wie ländlichen Veranstaltungen wieder. Ausgangspunkt zum fest­lichen Begehen des entscheidenden Augenblicks ist der Wunsch nach Glück und Gesundheit, nach Wachstum, Fruchtbarkeit und Reichtum. Menschen und Dinge, die dem Feiernden nahe­stehen, sollen vom Bösen befreit wenden.

Als eine Hebung primitiver Magie kann man die über­lieferten Silvester- und Neujahrsbräuche bezeichnen, die in ihrem Grundznge das Lärmen baden: Lärm vertreibt den bösen Feind (AbwehrzanberZ, und Lärm erweckt das Gute, das bisher schlummerte (Fruchtbarkeitszanber). Mit dem Sil­vester beginnt das Lärmen, das Knallen, Schießen und Schreien; es dehnt sich über den Dreikönigstag bis in die Fastnacht hinein ans, um am Mchermtttwoch seinen Abschluß zu finden. Lärmnmzüge im Züricher Oberland treiben mit Blechtöpsen, klirrenden Ketten, Kuhglocken und Trommeln ihr Wissen; ihre Nenjahrsbränche gleichen denen W-estböh- mens. Im Westfälischen macht derS^ummelreiter" einen Höllenlärm. Im Erzgebirge müssen in der Silvesternacht die Glocken läuten, darf das Dorf nicht in Stille daliegen.

Den gleichen Sinn wie das Lärmen hat für den Bauern das Schlagen mit der Lebensrute. Auch sie vertreibt das Böse, erweckt das Gute. In Niederdent'chl.and peitscht man die Frauen mit der Rute ein Wunsch nach Fruchtbarkeit. Gern überrascht man am Nenjahrsmo'-g''n den Schläfer im Bett, um ihn glückwnnschend zu peitschen. Wer in Nord- Hannover gepeitscht wurde, wächst. In manchem deutschen Gau berührt man aus diesem Grunde auch das Vieh und den Acker mit der Lebensrnte.

Wasser beLmtet für >den Landmann Lebenselixier. Er, der die Dürre fürchtet, bringt daher gern Mensch und Vieh in der entscheidenden Nenjahrsnacht mit Wasser in Berüh­rung. In Winterberg reiben sich die Eheleute gegenseitig die Wangen mit Schnee ab; in Baden äußert sich der Wunsch nach Kraft und Wachstum durch ein Bssprengen desjenigen, den man an diesem Tags auf der Straße trifft. Wenn in der Wtmark und in BraiinlsHmeig die Knechte den Mägden am Nenjahrstage die Füße waschen, so liegt der gleiche Wunsch dieser Zeremonie zugrunde -

! N ober mutig und lustig zu sein ist fast überall die Parole j zum Jahreswechsel. Wie.seine erste Stunde, so soll das ganze Jahr wenden. Darum tanzt man ins neue Jahr hinein, springt vom Tisch herab, fingt und trinkt. Zudem ist man gespannt aus die Zukunft. Wie alle Uebergänge vom Alten ! Mm Neuen, so ist auch nach dem Aberglauben unserer Alt- ! vordsrn der Neujahrstag gefährdet und muß vom Schlechten ^ bereinigt werden. Daher räuchert in manchen Gegenden der ^Hausvater, der Priester oder Lehrer Haus, Hvf und Stall gegen böse Geister ans. DiePerchtentänze", die in den !12 Rwuhnächten" (zwischen dem 25. Dezember und 6. Jan.) ausgeführt werden, sollen die bösen Geister freundlicher stim- ! men. Diese Tänze kann man als Kulttänze und Aauber- ! Handlungen ältesten. Silvester- und Fastnachttreiüens bezeich­nen, denen der Fruchtbarkeitsgedanke zugrunde liegt.

! Ein Blick iu die Zukunft soll durch das Bleigießen er- ^ reicht werden, eine Sitte, die sich weit verbreitet hat. Auch ! dasGlückgreisen" des Ostpreußen, dasApselsckalenwerfen" ! Mitteldenticklands sowie das Spiegelblicken bei Kerzenschein, ! das in NordostdeutschlanL üblich ist, hat Len gleichen Sinn, j Um Reichtum zu erlangen, ißt man Fisch am Silvesterabend; ^ in Sachsen Heringssalat. Dagegen muß jeder etwas Hirse zu ^ sich nehmen, wie es der Brauch im Sndetenland vorschreibt. I Hier hält man auch daraus, daß bereits Weihnachten Hirse ^ gegessen werde, um reich zu werden. Fischschuppen des Sit- vesterkarpfens, in der Geldtasche aufgehoben, sorgen für deren ^ ständiges Gefülltsein.

! Es ist nicht Sitte in Deutschland, sich am Neujahrstage zu beschenken; lediglich der Briefträger, der Schornsteinfeger ^ usw. erhalten ihre Gabe nicht Weihnachten, sondern am ersten c Tage im neuen Fahr. Vielfach sind die Glückwünsche zum j Jahreswechsel, die die Genannten verteilen, ans Karten ge- i druckt, manchmal sogar gereimt; ein Brauch, den man aus die ! Neujahrspoeste des 14. Jahrhunderts zurückführen darf, denn ^ zu damaliger Zeit zeigten .Klopfanverse" uud Meisternnger- l reime sich in der gleichen Wesse. Jedoch ursprünglich deckten ! sich die Geschenke des neuen Jahres mit denen des Weihnachts- ! festes, denu der Jahresbeginn wurde in Deutschland bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts bereits asn 25. Dezember g-e- ! feiert. Daher zeigen auch alte gereimte Glückwunschkarten zum Jahreswechsel im 15. und 16. Jahrhundert das Christ­kind als Gabenspender. Nicht zu vergessen sei das Licht, das altgermanische Symbol, das eine bedeutende Rolle in der Sil­vesternacht spielt. Von seinem Schern hängt in manchem ! deutschen Clan das Befinden des Menschen im neuen Jahre ! ab. Im Erzgebirge muß das ganze Haus während der Nacht erleuchtet sein, wenn das Glück nicht iveichen soll, und in ^ Mecklenburg dürfen die Sitvesterkerzrn, die abends entzündet ! wenden, nicht verlöschen, sondern sie müssen bis zum Ende herunterbrennen Andernsall. würde es ein - schlechtes Omen für ldas betreffende Haus bedeuten.

Der vergängliche Roland" des Winters

Bon Georg Mohler-Enkenbach ^

Es ist Wirklich zu bedauern, baß mau heutzutage nir­gends mehr die Fugend beim Bauen eines Schneemannes antrifft, wie wir es in unserer Jugendzeit so oft und so gerne gemacht haben!" klagte mir ein älterer Herr letzthin aus einem Spaziergangs.

So soll es also Tatsache sein. Laß unser guter alter Freund aus Kindheitstagen durch das Rodeln, den Eislauf, c überhaupt durch den Sport in jeglicher Form zurückgodrängt § wunde und der Vergessenheit anheimgefallen ist?

Sollte er, wie so vieles andere, bald nur noch in den Fibeln und Jugendbüchern als beinahe sagenhaftes Geschöpf ein lediglich bildhaftes Dafein fristen?

Nein! denn so gut wie alljährlich noch Schlittenbahnen und Eisflächen wachsen, so gut wird auchder Mann von Schnee" sich einfinden!

Nicht an jene herrlichen Schneefiguren von Künstlerhand, die uns bei Sportfesten so sehr erfreuen, soll damit' gedacht sein, sondern an den echten, urwüchsigen, mit viel Liebe, Ge­duld und wenig Geschick erschaffenen dicken Mann aus Schnee mit der roten Karotie als Nase und den glänzenden Kohlen- cmgen, wie wir in unserer Jugend so manchen aufgestellt haben.' Mutters alter Besen wurde ihm zu Schutz und Wehr in die schneeige Hand gedrückt, Vaters ausrangierter Hoch­zeits-Zylinder zierte sein stolzes Haupt, und wenn wir ein paar alte Stiesel erwischen konnten, wurde er auch noch mit ihnen ausstaffiert. So verschieden sie aber auch alle aussielen, die roteRübe" und die schwarzen Guckerln durften keinem fehlen!

So war er uns ja auch von unseren Bilderbüchern her bekannt, wo er uns als ein von schneeglitzernder Landschaft umgebenes Symbol, unzertrennlich mit Winterlust und Schlittengeklingel verbunden, entgegentrat.

Der berühmteste aller Kinderbuch-Schneemänner ist Wohl der aus Heys Fabeln, den Otto Speckter schöner und wirklich­keitstreuer zu malen wußte, als ihn Kinderhände jemals zu­stande brächten.

Viele unserer Künstler mld Dichter, die für Ine Jugend zeichneten oder schrieben,' haben sich des Schneeinannes an­genommen und ihn verherrlicht und besungen. So vor allem Ludwig Richter, Theodor Hosemann, Friedrich Güll, Oskar Pietsch, Pocci, Robert Reinick, Anders, Gebrüder Grimm und nicht zuletzt die beiden vorgenannten Hey und Speckter. ! Es sind nur einige der bedeutendsten aus ihrer Zunft, an die wir uns erinnert haben Die ganze Sippe scheint un­zählbar. Und selbst in jedem ABC-Buch werden wir beim Buchstaben S die sinnfällige Gestalt des Schneemannes vor­finden. ^

Wann wirb Wohl das erste Lied aus ihn gesungen worden ! sein? Wo finden wir ihn zum ersten Mal in der Literatur i vertreten?

Die ältesten Kinder- und Elementavbücher haben wir zu Rate gezogen, und obwohl von Schlitten, Schlittschuhen und selbst Schneoballen in manchen die Rede war. von dem trotzi­gen und doch so vergänglichen Roland des Winters haben Nur nur durch Zufall sein scheinbar erstes Literatur-Auf­treten gefunden. Und zwar in denZürcherischen National- Kinderliedern" von 1798. Ein mnnierer Text ist es, den man ' gerne vollständig, nicht nur auszugsweise, wiedergeben möchte:

.Lasset den Ofen uns meiden.

Treiben im Freien das Spiel,

Wahrlich, der Winter hat Freuden,

Schön, wie man's immer nur will! '

Hebet die Flocken im Falle!

Rollet sie fort auf der Bahn!

Wälzt die wachsende Balle,

Türmt sie zur Kugel heran!

Bilder gleich Menschen und Tieren Schaffet, gar lieblich zn seh'nl Nackend, doch ohne zu frieren,

Bleiben sie ordentlich stehn!"

Ja, er wird stehen bleiben! Und mag er auch seltener wer­den. er ist und bleibt doch ein ganzer Kerl bis eben der Frühling mit seinem Sonnenschein Einzug hält und ihn be­siegt.Schleierweiß ist sein Gesicht, / Liebe Sonne schein' nur nicht,./ Sonst wird er wie Butter weich, / und zerfließt zit Wasser gleich!" singt Hey in seinen Fabeln den vergänglichen Roland an.

Nun wird der einst so Stolze zur hilflosen und bespöttel­ten Gestalt, die mit Glanz unterliegen muß.

Warum eigentlich?

Er hat es doch gar nicht verdient.

Bei all dem soll man eben nicht vergessen, welche Freuden sein Entstehen auslöste, mit welch klingendem, jauchzendem Jubel wir ihn in seiner strahlenden Winterherrlichkeit be­grüßt Huben, weshalb wir ihm auch ein wenig gut sein und seiner in Dankbarkeit gedenken wollen.

Neujahr

Abermals ein neues Fahr! Immer noch die alte Noch Oh, das alte kommt von uns, und das neue kommt von Gott. Gottes Gut ist immer neu, immer alt ist unsre Schuld!

Iteue Reu verleih uns, Herr, und beweis uns alte .Huld.

F. v. Lagau.

Wechsel

Blumen verblühn,

Donnen verglühn,

Leben und Liebe vorüberziehnl Menschen kommen und gehen wieder.

Treten den Staub unsrer Gräber nieder.

Bis sie der Erde wie wir einst entflieh».

Was wir geliebt.

Was uns betrübt.

Was uns das Leben Herrliches gibt,

Alles vergeht und sinket hinab

Mit in das schweigende, traurige Grab,

Wo uns die Ruhe des Todes umgibt.

Künftige Zeit,

Dunkel und weit.

Trägst ja auch du schon dein Totenkleidl Andere Pilger kommen und wallen.

Steigen und sinken, wagen und fallen.

Wie es die Stimme des Schicksals gebe'

r Jugend verglüht,

Schönheit verblüht

Andere Blumen der Lenz erzieht.

Und ob des Grabes trauriger NacU Wölbt sich der Himmel in ewiger Pracht,

Wie auch im Wechsel das Leben entflieht.

Adelheid von Stoltersoth.