' Darlan — Liebkmd der ASA
Der engrisch-amerikanische Disput.
Madrid, 9. Dez. „Die Nachricht über die lieblichen Beziehungen zwischen Admiral Darlan und dem USA-Generat Eisenhower und die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden hat in der britischen Hauptstadt, gelinde gesagt, starke Beunruhigung ausgelöst", berichtet die Madrider Zeitung „2)a" in einem Eigenbericht aus London. „Die Tatsache, daß das englische Unterhaus zu einer Debatte über die Stellung Darlans in geheimer Sitzung zusammengetreten ist. zeigt am besten,"-so heißt es in dem'„8)a"-Bericht weiter, „wie akut diese Frage für die britische Regierung geworden ist. Das Dekret Darlans^ durch das er sich selber zum Oberhaupt des gesamten franzönschen Imperiums macht, bezeichnet man in London als unvereinbar mit der Versicherung Roosevelts. daß die Abmachungen zwischen General Eisenhower und Darlan nur provisorischen Charakter, haben. Der wachsende Einfluß Darlans wird in England zweifellos mit Mißtrauen beachtet."
Darlan. so fährt der „Ba"-Korrespondent fort, nehme jede Gelegenheit wahr, um zu unterstreichen, daß er sich mit den USÄ verbündet habe, während er England offenbar ignoriere. Zwischen der englischen und amerikanischen Publizistik bestehe ferner eine klare Diskrepanz über den Fall Darlan. Während die Mehrzahl der britischen Korrespondenten in ihren Telegrammen aus Marokko Darlan als einen ehrgeizigen Intriganten darstellen, berichteten die amerikanischen Korrespondenten in erster Linie von den großen Diensten, die Darlan zur Erleichterung des Nordasrikaumer- nehmens geleistet habe. Der United-Preß-Korrespondent habe sogar eine Verteidigungsschrift für Darlan ausgearbeitet und darin die Sympathien des Admirals für die Bereinigten Staaten und „seinen außerordentlich aufrichtigen Geist", in welchem er alle Verhandlungen mit den USA- Befehlshabern durchführe, lobend hervorgehoben.
„Selbstmordstreckcn."
Ein aus Nordamerika zurückgekehrter Diplomat eines europäischen Staates berichtet, daß unter den Matrosen aller amerikanischen Nationen die Bucht von Newyork als „Schifss- galgen" gerüchtigt ist und eine Reise nach Newyork ganz allgemein als „Himmelfahrtskommando" gilt und die nach Newyork führenden Schiffsrouten als „Selbstmordstrecken" bezeichnet werden. Für die amerikanischen Matrosen bilden die deutschen U-Boote einen panikartigen Schrecken.
' In Port Darwin vier Schiffe versenkt.
Berlin, 8. Dez. Japanische Kampfflugzeuge griffen am A Dezember die Lafenanlagen von Port Darwin in Nord- Australien an. Ihr Ziel bildete eine Transportflotte von 12 Schiffen, darunter zwei große Truppentransporter von je 9699 BRT. In mehrmaligen Tiefangriffen stürzten sich die japanischen Flugzeuge trotz heftigster Abwehr auf die Schiffsziele. Drei Dampfer von zusammen 14 999 BRT wurden durch Bombenvolltresser außerhalb des Hafenbeckens versenkt. ein weiteres Schiff von 6999 BRT in Brand geworfen. Einer der großen Truppentransporter erhielt gleichfalls mehrere Treffer und kenterte. Australische Zerstörer haben den Versuch, das schwer getroffene Schiff in oen Hafen einzuschleppen, auf. Damit verlor der Gegner bei diesem einen Angriff vier Schiffe mit insgesamt 23 009 BRT.
Schweizer Hoheitsgebiet wiederum verletzt.
DNB Bern, 9. Dez. Amtlich wird mitgeteilt: In der Nacht zum 9. Dezember 1942 wurde der schweizerische Luftraum neuerdings durch fremde Flieger verletzt. Der Einflug wfolgte von 20.14 bis 29.57 in südöstlicher und südwestlicher Richtung. Eine zweite Verletzung des Luftraumes erfolgte m nordwestlicher Richtung von 21.48 bis 22.13 Nhr. Flieger- rlarm wurde in der West- und in der Zentralschweiz sowie in Tessin und Granbünden aeaeben.
Der Streit um Französisch-Nordafrika.
Bigo, 9 Dez. Nach hier vorliegenden Meldungen hat die britische Regierung in Washington offiziell darum ersucht, eine englisch-amerikanische Nntersnchungskommission zu ernennen, die sich nach Nordafrika begeben soll, um an Ort und Stelle Untersuchungen über die Politische Lage anzustcl- len und die „als notwendig erachteten Maßnahmen" zu ergreifen. Diese Kommission soll aus „einflußreichen englischen und amerikanischen politischen Persönlichkeiten" gebildet werden. In London ist bis letzt noch keine Antwort der USA- Regierung eingegangen. Washington hat sich darauf beschränkt. den britischen Botschafter wissen zu lassen, daß „die Lage einer Prüfung unterzogen" worden sei.
Juden schmuggelten Spionagematerial.
Madrid, 9. Dez. Die spanische Seepolizei stellte in der Nähe von Barcelona ein Motorboot mit jüdischem Gesindel, das den Engländern auf hoher See Svionagematerial zn- steckte und anscheinend auch auf diesem Wege direkte Instruktionen zur Durchführung der Spionage- und Agitationstätigkeit in Spanien erhielt. Von der spanischen Polizei konnte wertvolles Beweismaterial beschlagnahmt werden.
Erfolge im Kaukasus trotz HoGwaffer
DNB. Im Westkaukasus führten die deutschen und verbündeten Truppen trotz der wieder einsetzenden starken Regernälle ihre erfolgreichen Vorstöße fort. Die mehrtägigen Wolkenbrüche haben in den Tälern das Hochwasser erneut anschwellen lassen. Diese Wasserfluten verlangten von unseren Soldaten besonders große Anstrengungen. Seit Tagen, ja seit Wochen haben sie keinen trockenen Faden mehr am Leibe Die Wettermäntel. Zeltbahnen und Uniformen sind von dem ständigen Regen völlig durchnäßt. Selbst die Unterstände die so gebaut sind daß das Wasser nicht in sie hinein- lausen kann, triefen vor Nässe. Das Hochwasser und die völlig unbrauchbar gewordenen Straßen machten zudem den Nachschub sehr schwierig. Kaum können noch Fahrzeuge und Pferde die Moräste und überschwemmten Täler passieren. Dringende Nachschubgüter kommen mit Transportflugzeugen und werden von den provisorischen Landeplätzen in langen Trägerkolonnen nach vorn gebracht. Dennoch fehlt es bisweilen am Notwendigsten. Unter diesen ungewöhnlichen Verhältnissen errang ein Jägerregiment, dessen Kommandeur soeben mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet wurde, im Raum nordwestlich Tuapse seinen großen Abwehrerfolg. Hier hatten die Bolschewisten während der letzten Tage ununterbrochen angegriffen. Als ihnen ein Einbruch gelang, bildete der Kommandeur, wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, aus allen noch zur Verfügung stehenden Kräften des Regiments eine Stoßtrupps und stellte sich selbst an ihre Spitze. Mitten durch schweres Artillerie- und Granatwerferfeucr führte er seine Jäger vor und warf mit ihrer Hilfe, stets in vorderster Linie kämpfend in erbittertem Kampf den Feind wieder zurück. Trotz erhebliche Verwundung führte der Kommandeur den Angriff bis z * Sicherstellung des Erfolges und bis er selbst durch den Blutverlust erschöpft zusammenbrach. Durch den Gegenstoß hatten die Bolschewisten erhebliche Verluste und mußten außer 23 Maschinengewehren zahlreiche Granatwerfer und sonstige Waffen auf dem Kampffeld zurücklassen.
An anderer Stelle der Front entwickelten sich Feuerge- sechte vor Stellungen, die von slowakischen Verbänden besetzt sind. Nachdem sich die Bolsckiewisten hier schon
meyrmcy mutige Kopte geholt hatten, veicyranrten ne flcy darauf, die Gräben durch Granatwerfer mit Störungsfeuer zu belegen. Das Feuer konnte von den Slowaken so wirksam erwidert werden, daß die feindlichen Granatwerferbatterien vernichtet wurden. An weiteren Abschnitten der Gebirgs- sroiu sprengten deutsche und rumänische Stoßtrupps feindliche Kampfanlagen und brachten Gefangene ein. Heftiger wurde wieder bei den Höhenstellungen gekämpft, die am Vortage von württembergischen Grenadieren gestürmt worden waren Hier versuchten die Bolschewisten, den verlorenen Kampfabschnitt zurückzugewinnen. Dem abgewiesenen Feind nachstoßend. konnten die Grenadiere ihre Stellungen noch weiter verbessern. Zu kleineren Feuergefechten kam es auch im E l b r u s - G e b i e t. als Spähtrupps bei der Durchführung ihrer Erkundungsaufträge auf schwächere feindliche Kräfte stießen. Unsere Gebirgsjäger nahmen die bolschewistischen Gefechtsvorposten wirksam unter Beschuß und trieben sie zurück.
- Im östlichen Kaukasus säuberten unsere Truppen mehrere Ortschaften vom Feind und brachten beherrschende Höhen in ihren Besitz. Vorstöße der Bolschewisten wurden überall unter erheblichen Verlusten des Feindes abgeschlagen. Weitere Ausfälle hatten die Bolschewisten durch Angriffe unserer Luftwaffe. In mehreren Wellen stießen die deutschen Kampfflugzeuge über die Berge südlich des Terek vor und richteten das Feuer ihrer Bordwaffen gegen Kolonnen und parkende Lastkraftwagen. Viele Fahrzeuge gerieten nach Treffern in Brand. Auch die Eisenbahnen in diesem Raum wurden von schnellen Kampfflugzeugen bekämpft, die Bombenwürfe zerstörten die Betriebseinrichtungen mehrerer Bahnhöfe. Nördlich des Terek griffen die Bolschewisten auch aM 7. Dezember mit starken Kräften an. Eine deutsche Stoßgruppe warf den Feind durch kühn geführten Umfassungsangriff zurück. Den Umfang und die Härte der Kämpfe in diesem hügeligen Steppenland zeigt die Meldung eines Panzerkorps, das in der Zeit vom 30. November bis 6. Dezember insgesamt 6600 Gefangene mit zwei Regimentsfahnen einbrachte. 41 Panzer und Panzerspähwagen außer Gefecht setzte und 94 Geschütze. 169 Maschinengewehre und Granatwerfer, 150 Panzerbüchsen sowie zahlreiche Fahr- reuae vernichtete. , , .
Tokio, 9. Dez. Der Vizepräsident des Informationsbüros Kiwao Okumura erklärte in einem Interview das ,er einem deutschen Pressevertreter in Tokio anläßlich des ersten Jahrestages des großostasiatischen Krieges gewährte: „Das japanische Volk wird so lange kämpfen, bis Großbritannien und die Vereinigten Staaten besiegt sind, ganz gleich, wie lange der Krieg dauert Diese feste Entschlossenheit wird mit der Zeit immer noch stärker. Dieser Krieg hat sein Ende nicht mit der Beseitigung aller britischen und amerikanischen strategischen Basen in Ostasien gefunden; denn sonst wäre der Krieg ja bereits beendet.
Das Endziel dieses Krieges liegt in der Ausrottung des anglo-amerikanischen Ehrgeizes, die Welt und Ostasien zu beherrschen. Aus diesem Grunde ist ein Sieg Deutschlands und Italiens in Europa absolut notwendig. Die völlige Niederlage Englands und der Vereinigten Staaten kann nur durch einen gemeinsamen Sieg Japans in Ostasien und Deutschlands in Europa erzielt werden."
Okumura bezeichnete dann den Dreimächtepakt als einmalig in den Annalen der Weltgeschichte, da er nicht nur zu dem einfachen Zweck abgeschlossen worden sssi,.hen,oen'".N' samen Gegner zu bekämpfen, sondern nrnvdke Verantwortung für die Errichtung der neuen Weltordnung aufzuteilen. Er erklärte dann, die Freundschaft, die sich zwischen den Völkern Japans. Deutschlands und Italiens vor Ausbruch des Krieges entwickelt habe, sei nach Ausbruch des großostasiatischen Krieges noch enger geworden Er sagte wörtlich:
„Welche Intrigen nnb Machenschaften die Vereinigten Staaten und Großbritannien auch immer versuchen mögen, um die Dreierpaktmächte zu entfremden, die engen Bande, die Japan, Deutschland und Italien jetzt verknüpft, können nicht im geringsten gelockert werden."
Befürchtungen für Roosevelts zweites Kriegsjahr Nachdem man ein Jahr lang Roosevelts Krieg genossen haß scheinen einige Kreise in den Vereinigten Staaten doch Haare in der Suppe gefunden zu haben. Aehnliche Feststellungen wie die Stimme des Neuyorker Korrespondenten der „Sunday Times" nach der man in USA Befürchtungen für Roosevelts zweites Kriegsjahr hegt, bringt auch die englische Presse. Die „Daily Mail" spricht von Enttäuschungen, die die militärische Entwicklung sowohl in der Sowjetunion, als auch in Nordafrika in der vergangenen Woche brachte Das Zeitmomcnt sei in jedem Fall von ausscklaoaebender Bedeutung, doch werde unglücklicherweise die Zeit für die
Angio-AmerikaHer immer kkiapfE WMer NMM WkeM man Rückschläge, wie im gegenwärtigen Falle in Nordafrika, die zu Enttäuschungen Anlaß geben, bemerkt der „Daily Telegraph". Noch vor wenigen Wochen habe alles höchst hoffnungsvoll ausgesehen, heute aber erkenne ein jeder, daß man zumindest noch Harle Kämpfe zu bestehen habe. DÄ Problem, vor dem die Verbündeten stehen, sei nicht so eiü- fach. , -—- -
USA-Bevötkeruna spürt den Kriea „Man muß zugeben, daß wir in ASM- Hitler ekEn den» fähigsten Menschenführer und Organisatoren aller Zeiten vor uns haben. Er hat vieles mit geringeren Mitteln gep schaffen als irgendeine andere Persönlichkeit. Arme usis praktisch zusammengebrochene Länder wie Deutschland uzch Japan haben uns gezeigt, was ohne unsere Art des GsH- emsatzes durch Zusammenballung ihrer Volkskrast für den Dienst am Staatsganzen geleistet werden kann." So äußerte sich ^,rr slcllvcrlrc^-m.de Leiter des USA-Krieasvroduktions- amtes, William Batt"in einer Rede in Boston. Sein Vortrag gipfelte in der Forderung, die Bevölkerung der U<Wl möge sich willig bereitfinden. wenigstens zeitweilig M „verarmen" und ihre „Zivilisationsansprüche um viele Jahre zurückzuschrauben". Man beginnt also im ..vsichssten Land der Welt" zu spüren, daß sich dieser von Roykseveft her- aufbeschworene Krieg nicht bezahlt macht. ----- --,
Immer mehr Versenkungen im Kanal von Mozambique.
Die zahlreichen Schiffsversenkungen im Kanal von Mozambique machten den Verbündeten große Sorgen, läßt sich ^Daily Mail" aus Johannesburg berichten. Immer mehr Schiffe gingen in diesen Gewässern unter obwohl sie weitab von Stützpunkten der Achsenmächte lägen. Das sei umso beunruhigender. als durch den Kanal von Mozambique einer der wichtigsten Seewege nämlich der von Aegypten nach dem Kap. gehe. Auch die südafrikanische Presse zeigt sich beunruhigt. „Johannesburg Sunday Times" schreibt, daß Südafrika durch die Schiffsuntergänge im Kanal von Mozambique in eine Alarmstimmung versetzt werde. Niemand wisse, von welchen Stützpunkten die feindlichen U-Boote operierten, da doch die Straße von Mozambique sehr weit vom Gebiet der Achsenmächte entfernt sei. Diese Ungewißheit erhöh«! nur noch die Aufregung der Bevölkerung.
Vis Kriegsschuld der USA
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25. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Else sah, wie nun Franz dem Leopold etwas zuslüsterte, was sie jedoch bis hierher nicht verstehen konnte. Da warf der Gärtner empört die Karten auf den Tisch und wollte aufstehen. Aber Franz hielt ihn zurück.
„Na, ihr fangt ja schon schön an!" rief sie hinüber und ging dann lachend weiter.
Else war heute so nervös, eine leise Unruhe steckte in ihr, die sie sich nicht erklären konnte. Nirgends und bei keiner Beschäftigung hielt sie es lange aus. Nun wollte sie versuchen, drinnen in der Stille ein kleines Schläfchen zu machen.
Im Dahinschreiten stockte plötzlich ihr Fuß.
Dort drüben ging Fred!
Unschlüssig stand sie da. Wenn sie so weiter ginge, würde sie mit ihm Zusammentreffen. Aber das wollte sie nicht, sie wich ihm doch jetzt immer aus.
Sollte sie umkehren?
Nein! Dort vorne, noch ein paar Schritte, war das Rosenhaus. Nun schnell dort hinein! Aber vorerst mal ein wenig in Deckung gestanden hinter der Statue am Springbrunnen... So!
Dann eilte sie vorwärts, und um nicht gesehen zu werden, duckte sie sich manchmal.
Und nun war es geschafft!
Erregt stand sie drinnen still und lauschte. Sie hörte seine Schritte. Er kam näher. Und jetzt — jetzt war er vorbeigegangen.
Aufatmen- ließ sie sich auf eine Bank nieder und fühlte mit den Händen das klopfende Herz. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. , ,
Wie töricht sie doch war!
*
Fred hatte Else aber doch bemerkt. Er durchschaute sie in der letzten Zeit, und aus ihrem Verhalten war ihm langsam alles klar geworden. Er wußte auch, daß sie ihn mied.
Dummes kleines Mädel!
Doch wohin mochte sie nun wieder entschlüpft sein? Ins Haus bestimmt nicht, denn aus dieser Richtung kam er und sie hätten dann Zusammentreffen müssen.
Erst Werner hatte ihn auf die reizende, eigenartige Schönheit dieses Mädels richtig aufmerksam gemacht. Er fand ja auch, daß sie recht hübsch geworden war, aber jetzt, nach aufmerksamerer Betrachtung, nahm er erst das Vollkommene, Außergewöhnliche dieser Schönheit wahr.
Was der Doktor ihm aber nicht alles zugetraut hatte! Nein, einen unwürdigen, gemeinen Scherz mit diesem süßen Geschöpf anzubahnen, dazu gäbe er sich nicht her!
Plötzlich mutzte er lachen. Er war ja auch bereits noch einmal so alt wie sie!
Aber ihre Gesellschaft wäre ihm doch manchmal erwünscht gewesen, ihr reizender Anblick und ihre liebliche Art beim Plaudern. Besonders heute wäre er ihr gerne begegnet, da er gerade tüchtige Langeweile hatte. Er wollte gleich nach Mittag nach D. fahren, um dort den Nest des Tages zu verbringen. Aber der plötzlich dunkel sich bewölkende Himmel ließ ihn sein Vorhaben aufgeben. Und nun wußte er nicht, was er beginnen sollte, um sich die Zeit zu vertreiben. Erst jetzt hellte sich das Firmament auf, aber nun war ihm die Zeit schon zu sehr vorgerückt, um sich nach D. zu begeben.
Nicht gerade besonders interessiert betrachtete Fred die prächtigen Rosen, die um ihn herum in unzähligen Knospen und Blüten sprossen, in den verschiedensten Farben und in herbem, süßem Duft.
Welche Rose doch unter diesen allen die schönste war?
Zufällig streifte sein Blick eine schmucklose Stelle des Nosen- stockeö, wo es nur grüne Blätter und Dornen gab. Und siehe, dort unten gewahrte er, einsam, gesondert von den anderen schönen Schwestern, eine außergewöhnlich schöne kleine Rose, halb Knospe noch, halb Blüte, und rot wie Purpur.
Fred beugte sich hinunter. Nein, diese da war die schönste von allen. Ihre Schönheit war still, unaufdringlich, lieblich.
nicht schreiend wie diejenige ihrer großen Schwestern droben. Und versteckt guckte das Röslein aus dem dichten Blätterwerl und Dornengewirr hervor, fast ein wenig traurig das lieb« Köpfchen hängen lassend und wie in stummer Bitte: Nimm mich bitte, nimm mich!
Da streckte Fred die Hand nach ihr aus. Und er dachte dabei: ,Jch will dich pflücken, kleine, bescheidene Blume, an de« sie alle Vorbeigehen, die niemand beachtet.' Und er brach sie ab, Bewundernd betrachtete er sie und sog ihren jugendlich frischen Duft ein. Herrlich!
Aber nun wollte er weitergehen. Waren ihm da nicht mii einem Male übermütige Gedanken in den Kopf gestiegen? Et blieb plötzlich stehen und sah unwillkürlich nach dem Rosen« Haus hinüber. Dann lächelte er vergnügt und kehrte um.
Gedankenvoll schritt er nun dem Nosenhaus zu.
Dorthin mußte sie entschlüpft sein, das scheue kleine Reh! Er wird sie sich aber herausholen zu einer Stunde Tennis..«
Als Else sich im Rosenhaus niedergesetzt hatte, begann sie nach einer Weile zu überlegen.
Es war eigentlich doch ein Unsinn, daß sie jetzt immer trachtete, mit Fred nicht zusammenzukommen. Sie hatte ja bisher nur das Gegenteil von dem erreicht, was sie erreichen wollte. Denn mit dem Vorhaben, ihm immer aus dem Wege zu gehen, spähte sie bei jedem Gang, den sie tat, umher, ob er nicht etwa plötzlich irgendwo auftauchte, damit sie noch rechtzeitig ein Zusammentreffen vermeiden konnte. Aber dadurch waren ihre Gedanken doch um so mehr immer bei ihm. Und sie wollte ja nicht nur seinen Anblick meiden, sondern vielmehr auch gar nicht an ihn denken.
Jetzt merkte sie also, daß^mit dem „Ausweichen" schon gar nichts zu erreichen war. Es war wirklich unsinnig! Sie konnte nicht ruhiger werden. Nun kam sie zur Einsicht, daß es eine andere-Art und Weise gab, um sie vielleicht gleichgültiger, gefaßter zu machen. Nämlich, wenn sie ihn nicht mehr mied, sondern seine Anwesenheit wie die eines guten Freundes entgegennahm und ihrer dummen Regung durch Lachen und Scherzen trotzte und spottete, wenn sich diese manchmal fühl» bar machen sollte. «DortkeNuna solat^