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Amts- und Änzeigeblatl für den Oberamtsbe;irk Calw. 83. Iahrgaxg.

»rschetnunrrtase: Monte,, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und «amStag. JnsertionSpreiS tv Vsg. pro Feile für Stadt u. «ezirkSorte; außer Bezirk 12 Psg.

Dienstag, den 23. Zuni"1908.

BezugSpr. t. d. Stadt >MhrI. m. DrLgerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr. f. d.OrtS-u. NachbarortSverk. -Mhrl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestell,, in Württ. 30 Psg., in Bayern u. Reich 12 Psg.

Amtliche Bekarmtmachrmge«.

Die K. Ortsschulinspettorate und die Lchultheitzeniimter

werden, soweit sie sich noch im Rückstand befinden, an alsbaldige Erledigung des Auftrags vom 23. März 1908 Wochenblatt Nr. 72 betr. die

Ueberficht über de« örtlichen Aufwand auf die Volksschulen «ach dem Stand am 31. Marz 1908 erinnert.

Calw, 18. Juni 1908.

K. gem. Oberamt in Schulsachen. Voelter. Schmid.

Bauaitsstellmtg in Stuttgart.

Die von uns veranstaltete, unter der Leitung der Beratungsstelle für das Baugewerbe stehende Bauausstellung, die mit einer Ausstellung künst­lerischer Wohnräume verbunden ist, hat den Zweck, den gegenwärtigen Stand der bürgerlichen Baukunst und der heimischen Bauweise nicht nur Fachleuten,

sondern auch dem großen P uhlik um vor Augen zu sttyren unoso befruchte!» aus rue Emwicrmug ver

bürgerlichen Baukunst des Landes einzuwirken. In der Ausstellung werden Pläne, Schaubilder, Modelle, Photographien, Vorlagen, die verschiedensten Ma­terialien für den Roh- und Jnnenbau, Konstruktionen, -Vorkehrungen zum Schutze der Bauarbeiter, Maschinen u. dergl., vor allem aber eine Anzahl von annähernd 30 größeren und kleineren Sonderbauten (Ein­familienhäuser, Sommerhäuser, Arbeiterwohnhäuser, ein Gemeindehaus, Schulgebäude, Eisenbetonbauten u. dergl.) vorgeführt.

Mit der Bauausstellung ist eine Ausstellung künstlerischer Wohnräume verbunden. Diese befinden sich teils in einer besonderen Möbelhalle, teils in der Gewerbehalle, teils in den Sonderbauten, die durchweg im Innern vollständig eingerichtet find. Die Zahl der eingerichteten Wohn-, Bad- und Küchenräume beträgt etwa 80.

Die Ausstellung befindet sich in der Gewerbe­halle, auf dem zugehörigen Platz, den angrenzenden Straßen und im Stadtgarten in Stuttgart. Sie wird bis in den Monat Oktober dauern. Im Stadtgarten, durch den der Zugang zur Ausstellung zu nehmen ist, finden täglich Konzerte statt.

Der Eintrittspreis beträgt: für gewöhnliche Tageskarten . . . 50

billige Karten, Mittwoch nachmit­tags von 1 Uhr ab.30 H

geschlossen eintretende Schulen

(mindestens 15 Personen) werktags 30 A

Kinder unter 10 Jahren ... 30 I.

Familiendauerkarten.20

Einzeldauerkarten.6 ^

An Vereinigungen, die die Ausstellung ge­schlossen besuchen, können Tageskarten zum Preise von 25 ^ abgegeben werden. Von Besuchen solcher Vereine ist dem Sekretariat der Zentralstelle vorher Anzeige zu erstatten unter Angabe der ungefähren Zahl der Teilnehmer und der zum Empfang der Karten bestimmten Person. Falls der Besuch an einem Sonntag erfolgen soll, muß die Anzeige spätestens am Samstag Nachmittag bei unserem «-«r-t-rriai Vom Sekretariat wird sodann

ein Ausweis ausgestellt, der die Kassenangestellten ermächtigt, die Karten den in der Anzeige bezeichnten Personen auszufolgen.

Die Karte hat jeder Besucher während seines ganzen Aufenthaltes in der Ausstellung aufzube­wahren und auf Verlangen den Aufsehern vorzuzeigen.

Zum Besuche der Ausstellung laden wir jedermann, insbesondere die beteiligten Gewerbe­treibenden ein.

Die gewerblichen Bereinigungen ersuchen wir, ihre Mitglieder auf die zur Förderung der Gewerbe­treibenden unseres Landes ins Leben gerufene Unternehmen aufmerksam zu machen und zu zahl­reichem Besuch der Ausstellung anzuregen.

Stuttgart, 10. Juni 1908.

Mosthaf.

T«seS«euizkeite».

Calw. (Eingesandt). Immer mehr werden die gesundheitlichen Vorzüge des Licht-Luftbades erkannt. Von Vereinen, Versicherungsanstalten, großen und kleinen Städten und Luftkurorten wurden allerort« schon Luftbäder ersteSt, die sich einer regen Benützung erfreuen. Auch hier soll der Errichtung eines solchen nähergetreten werden. Interessenten und Gönner der Sache werden deshalb auf Mittwoch Abend zu einer Besprechung eingeladen. Näheres im Anzeigenteil.

Leonberg 22. Juni. Bei der am letzten Samstag in Gerlingen vorgenommenen Schultheißenwahl haben von 442 Wahl­berechtigten 422 abgestimmt. Gewählt wurde Schultheiß Lachenmater von Erligheim mit 146 Stimmen. Kapf er-Ludwigsburg erhielt 145 und Berner-Bothnang 85 Stimmen. Die übrigen Stimmen waren zersplittert.

Flacht OA. Leonberg 22. Juni. Dieser Tage besichtigte Hauptmann Deyle vom 5. Pionier­bataillon Nr. 13 im Aufträge seines Kommando» die hiesige Friedenshöhe und verhandelte mit Be­vollmächtigten der bürgerlichen Kollegien wegen Erstellung eines Ausstchtsturmes. Hoffentlich führen die eingeleiteten Verhandlungen bald zu dem Ziele, daß auf unserer schönen mit Linden angepflanzten Höhe der längst erwünschte AuS- fichtsturm ersteht.

Stuttgart 22. Juni. Die Einnahmen der Württ. Staatsbahnen im Mai 1908 betragen aus dem Personenverkehr 2224000 au« dem Güterverkehr 3571000 au» sonstigen Quellen 272000 insgesamt 6067 000 Das ergibt gegen den gleichen Monat des vorigen Jahres einen Einnahmeausfall von 177 000 wovon 86000 auf den Personenverkehr und 91000 auf den Güterverkehr entfallen.

Unrecht Gut!

Roman von B. Corony.

(Fortsetzung.)

Ich wäre Ihnen sehr verbunden und frage, wenn Sie gestatten, demnächst wieder nach!"

Sehr angenehm! Sie langweilen sich also in dieser Stadt?"

lieber alle Begriffe."

Freilich, wenn man um 11 Uhr zu Hause sein muß."

Dies strenge Gebot beachtete ich nur anfänglich; jetzt tue ich es nicht

mehr."

Desto besser! Ein junger Mann darf sich doch auch nicht derartig am Gängelband führen lassen. Wie wäre es also, wenn ich Ihnen heute noch zu ein paar vergnügten Stunden verhelfen, Sie in eine höchst amü­sante Gesellschaft bringen würde?"

Herr Baron als völlig Unbekannter?"

O, von mir vorgestellt, wird man Sie gern willkommen heißen."

Ich weiß nicht, ob"

Aber Liebster, Bester, da» ist doch wieder mal echt deutsche Schwer­fälligkeit, und doch find Sie in Paris geboren!" rief der Baron lachend. Ja, wenn Sie Ihre Schüchternheit nicht zu überwinden vermögen."

O, Schüchternheit, davon ist keine Rede! Nur habe ich erst im Aufträge meines Oheims etwas zu besorgen."

Sie find wirklich von musterhaftem Diensteifer! Leider versprach ich ebenfalls Pünktlichkeit und darf mich nicht länger erwarten lassen. Ist denn diese Besorgung so dringend, daß sie sich nicht aufschieben läßt?"

Huber überlegte. Im Grunde konnte die Aufgabe des Geldes nach Berlin auch am nächsten Morgen erfolgen und er die kurze Ver­

zögerung dem Kommerzienrat gegenüber mit irgend einem Vorwände entschuldigen.

Nun?" drängte Noiseul.

Er ließe sich ja arrangieren, aber ich bin nicht in Gesellschafts­toilette."

Llon visu, wenn ich Ihnen schon sage, daß wir uns amüsieren wollen! Amüsiert man sich jemals, wo es steif hergeht, und wo man in vorschriftsmäßigem Anzug zu erscheinen hat?"

Nein."

Also kommen Sie! Mein Wort darauf, daß Ihnen die Langeweile, mindestens bis der Morgen anbricht, fernbleibt. Begleiten Sie mich?"

Mit Dank und Vergnügen nehme ich Ihren gütigen Vorschlag an."

Die beiden Herren bestiegen eine Droschke. Nach ziemlicher Fahrt befahl Noiseul zu halten.

Sind wir an Ort und Stelle? fragte Jean."

Noch nicht, doch bald. Wenn es Ihnen recht ist, gehen wir noch eine kurze Strecke zu Fuß."

Aber natürlich» Herr Baron! Ganz wie Sie wünschen."

Sie durchschritten einige enge Gaffen und betraten endlich ein Re­staurant, dessen Wirt dem Franzosen näher bekannt schien.

Schon jemand von meinen Bekannten hier?" erkundigte sich letzterer im Vorübergehen.

Ja, einige Herren, Herr Chevalier."

Wir haben hier ein reizendes, ganz ungenierte« Zimmer zur Ver­fügung," sagte Noiseul, den Arm seine» Begleiter» nehmend.

Er führte Huber durch einen längeren, nur spärlich erleuchteten Gang in ein höchst elegant und komfortabel eingerichte« Gemach und fragte jetzt:Nun? Ist es hier nicht ganz traulich und lauschig?"

Ja, gewiß!" erwiderte Jean, sich mit Wohlbehagen in dem luxuriös