Oer iialienifche Wehrmachisberichi
Zwei britische U-Boote versenkt.
MB. Rom, 9. Juli. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Donnerstag hat solgenden Wortlaut:
„Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: Im Gebiet von El Alamein zwangen im Verlauf erfolggekrönter Kämpfe italienische und deutsche motorisierte Abteilungen feindliche Einheiten unter Verlusten zum Rückzug und sicherten sich den Besitz einher wichtiger Stellungen. Die Luftwaffe griff mit starken verbänden britische rückwärtige Zentren sowie Truppen- und Wakerialansammlungen an und fügte dem Gegner beträchtliche Verluste zu. In Lust- kämpfen mit Jagdflugzeugen wurden acht feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht.
Die Stützpunkte Mcabba und Lucca waren das Ziel zahlreicher Angriffe durch italienische und deutsche Bomber. Zm Luftraum der Insel wurden in Lufkkämpfen zehn Flugzeuge vernichtet. Eines unserer Flugzeuge ist nicht zurückgekehrt.
Im Wittelmeer machten leichte Einheiten und See- Erkundungsflugzeuge. die einen Geleitzug sicherten, rechtzeitig zwei feindliche U-Boote aus. die anschliessend vom Torpedoboot „pegafo" unter dem Kommando von Korvet- tenkapitän Francesco Actun versenkt wurden."
„Stunde der Befreiung gekommen"
Die arabische Wett hofft auf den Sieg der Achse.
DNB Berlin, 8. Juli. Zur Veröffentlichung der deutsch- Aalienischen Regierungserklärung über Aegypten sprachen
dieser Tage der Großmufti Amin Husseins sowie der Ministerpräsident Ali El Gailani im Rundfunk zu ihren arabischen Landsleuten. Der Großmufti führte unter anderem aus. dass die großartigen Siege der deutsch-rtalienischen Truppen in Nor!
tordafrika vorgerufen hätten. Die
große
?iege
Freude tm hatten die
anzen Orient her- ewunderung aller
Araber für Generalfeldmarschall Rommel, für seine geniale Strategie und die Tapferkeit der Verbände der Achsenmächte erhöht, weil sie im Kampf gegen die gemeinsamen Feinde England und das Judentum sowie gegen die Gefahr des Bolschewismus errungen wurden, der nach Besetzung von Iran leider Nachbar der arabischen Länder geworden. An der Zukunft Aegyptens nähmen alle islamischen und arabischen Völker besonderen Anteil. Alle-arabischen Länder hätten in verschiedener, Weise unter dem britischen Jznperialis. t»us gelitten und ihn hartnäckig bekämpft. Die arabische Nation, die ebenso wie die Achsenmächte unter dem Gewaltfrieden von Versailles gelitten und die Bewunderung der Achsenmächte während ihres Kampfes um die Freiheit gewonnen habe, sehe in den Achsenstreitkräften Verbündete, die ihr helfen, sich von ihren Feinden zu befreien. Ministerpräsident Gailani erklärte in seiner Rundfunkansprache, es sei ihm eine Freude und heilige Pflicht, von Berlin aus einen Aufruf an die Aegypter zu richten, die wie er für das gleiche Ziel stritten, den gewaltsamen Unterdrücker zu bekämpfen. Die Engländer, die sich den arabischen Ländern ge. grnüber als Freunde und Befreier ausgegeben hätten, hatte« sich hinterher als ihre bittersten Feinde und grausamsten Unterdrücker entpuppt.
Jeckt fei die Stund« der Befreiung Aegyptens angebrochen, die den alten Ruhm der Araber und oes Islams wieder Herstellen werde. Aegypten und die anderen arabischen Länder stünden heute dem englischen Feinde ntcht mehr allein «genüber. An dem Tage, an dem Deutschland und Italien ihre Erklärung abgabcn, die das geschichtliche Dokument der Selbständigkeit Aegyptens als ersten arabischen Landes be- deute, sei es ihm ein Herzensbedürfnis, seinen ägyptischen Brüdern seine feste Ueberzeugung von den ehrlichen Absichten -er Achsenmächte der gesamten arabischen Nation gegenüber zum Ausdruck zu bringen.
Sowjet-U-Boote in schwedischen Gewässern .
Stockholm, 8. Juli. Die schwedische Regierung protestierte in Kuybischew gegen die Torpedierung des schwedischen Dampfers „Ada Gorthon" in schwedischen Hoheitsgewässern durch ein sowjetisches U-Boot. Dieser Protest ist offensichtlich ohne Erfolg geblieben; denn abgesehen davon, dass man in Kuybischew mit frecher Stirn die Täterschaft sowjetiichsr Ma- rinestreitkräfte ableugnet, berichtete die schwedische Presse in diesen Tagen, daß sowjetische N-Boote wiederum schwedische Handelsschiff? in schwedischen Gewässern mit Torpedos angegriffen haben. Diesesmal wird es den Bolschewisten schwer fallen, ihre Verantwortung für diese neuen Uebersälle ab- zulengnen, denn ein von der schwedischen Marine gefundenes Sprengstück eines Torpedos beweist eindeutig die sow-- jetisch? Herkunft. „Stockholms Tidningen" bemerkt zu diesem Piratenakt, daß über die Nationalität der angreifenden U- Ooote nicht der geringste Zweifel herrsche. Deshalb könne man den sowjetischen Versicherungen, wonach die U-Boote angewiesen seien, die schwedische Neutralität zn achten, keinen Glauben schenken. " ' ' ' "
..Größte Waffenlal -er Geschichte"
Heldenmut «nd überlegene Waffen
DNB Rom, 9. Juli. Die nur 48 Stunden nach der Er- -rung Sewastopols erfolgte Besichtigung der gewaltigsten Land- und Seebekestigung der Welt hat Sw Kriegsberichter
oberung Sewasi
d"r"italw"nM In ' ausführ,
lichen Schilderungen betonen sie, daß Stalins kategorischer Befehl „Sewastopol bis zum letzten Mann zir verteidigen"
zur völligen Z ---
barmungslose,
verstand der Bolschewisten . . unterstreicht, den völligen Ruin der Stadt herbeigeführt. Der Berichter des „Popolo d'Jtalia" schreibt, Sewastopol bildete mit seinen Felsen tatsächlich das stärkste Bollwerk, das er im ganzen antibolschewistischen Krieg sah. Wes, was nur er- sonnen werden konnte, um aus einem Hügel ein Fort zu machen, würde hier in die Tat umgesetzt. Drei Jahre lang wurde hier gearbeitet, um Zement, Stahl, Eisen, Kanonen, Maschinengewehre, gewaltige. Munitions- und Lebensmit- teldspots, Ersatzteillager und Reparaturwerkstätten einzubauen. Hier war das Beste vom Besten vereint. „Wir haben ein Gelände durchquert, das den Eindruck machte, als sei es von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden, das in diesem Falle allerdings von den modernsten deutschen Waffen verursacht wurde."
Der Sonderberichterstatter des „Lavoro Mscriia- «.vi eine mehrspaltige Schilderung der Besichtigungsfahrt im Gebiet von Sewastopol. Er stellt fest, dass oer sowjetische Befehlshaber der Festung, als die Stunde des Zusammenbruchs schlug, sich wirklich nicht den Vorwurf machen brauchte, auch nur irgend etwas versäumt zu haben, um die Verteidigung auf ihre äußerste Leistungsfähigkeit zu bringen. Sewastopol existiere jetzt buchstäblich nicht mehr. Die Häuser, die noch stehen, könne man an den Fingern der beiden Hände abzählen. In einzelnen Stadtvierteln versuchte man mit Mühe, noch den Verlaus der Straße festzustellen. Im weiteren Verlauf seiner Dar. stellung hebt der Berichterstatter Ausführungen von Stoß- truvvanaeböriaen hervor, wonach die bolschewistischen Kam- missare die Sowjets immer wieder mit dem Revolver tn oer Hand ru sinnlosem Widerstand rwanaen. Andere schilderten.
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re scheinbar Verwundete durch die ang jundverbände hindurch mitdemRevolveraufdeüt- sche Soldaten schossen. Man habe auf fast fünf Soldaten einen politischen Kommissar oder Vertrauensmann mit dem roten Stern zählen können. In den Erzählungen der Stoßtruppmänner sei ferner immer wieder das vorbildliche Verhalten der eigenen Offiziere zum Ausdruck gekommen, die durch ihr mutiges Vorgehen alle mitgerissen hatten.
Bukarest, 9. Juli. Der nach Sewastopol entsandt« der Agentur Rador berichtet über
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von denen fast jeder zu einer wahren Festung ausgebaut wurde, so scheint Sewastopol wirklich uneinnehmbar. Dis deutsche Strategie hat die Festung aber mit überlegenen Waffen und mit dem Heldenmut der deutschen und rumänischen Truppen doch bezwungen I Die Bezwingung Sewastopols kann Wohl als die größte Waffentat der Geschichte angesehen .werden. Mit ihr haben die siegreichen deutschen und rumänischen Truppen d?ü Beweis einer außerordentlichen Kampfkraft geliefert, einer Kampfkraft, die nur der in vollem Au^r mass beurteilen kann, der die gewaltigen Schwierigkeiten sah, die zu überwinden. waren."
Madrid, 9. Juli. Der Vertreter der Madrider Zeitung „Ua" geht in seinem Bericht über die Schlachtfelder von Se. wastopol besonders auf dir Bekämpfung des Forts „Maxim Gorki" ein, das mit seinen gewaltigen Anlagen ein „grausames Zeugnis bolschewistischen Machtanspruchs" dargestellt habe. Der Berichterstatter schreibt u. a.: „Die Eroberung dieser Stahlfestung gehört zweifellos zu den größten Taten, die deutsche Soldaten in diesem Krieg vollbracht haben. Auch diese „uneinnehmbare Festung" war den Deut, scheu nicht gewachsen. Man hält es fast für unmöglich, daß Menschen ein solches Werk erobern konnten. Heute gleicht das .Fort einem von Kugeln aufgerissenen Leib. Die Türme sinh gesprengt. Man hat den Eindruck, daß ein fürchterliches Beben die ganze Erde aufgewühlt hat, daß eine unheimliche Kraft die Erde mit allem, was auf ihr stand, in die Höhe gerissen und dann wieder hat zusammenstürzen lassen, so daß das Landschastsbild völlig verändert wurde."
Der Stoß
Von Kriegsberichter Rudolf Brüning.
DNB. (PK.) In den letzten Tagen des Monats Juni find die Kämpfe an der Ostfront in ein neues Stadium getreten, ein neue große Offensive zum weiteren Vormarsch nach Osten begann. Während die bisherigen großen Erfolge südlich von Charkow und'im Gebiet des Jlmensees als wesentliches Ziel eine große Frontbereinigung hatten, die die örtlichen Erfolge der Sowjets während des Winters zunichte machten, sind diese Kämpfe ein? Fortsetzung der Operationen des vergangenen Jahres. Kleinere Erfolge unserer Truppen östlich von Charkow schufen mit der Bildung eines Brückenkopfes über den Donez eine wesentliche Voraussetzung zu den neuen Kampfhandlungen. Die heftigen Angriffe der Sowjets auf Charkow zeigten, daß der Gegner auch diesem Ramm eine besondere Bedeutung zumass. Nach den.deutschen Erfolgen am Donezufer konnten die Sowjets von hier den neuen Stoß nach Osten erwarten, doch setzte der Führer den Hebel zu diesem Bewegungskrieg weiter nördlich an. Am 28. Juni griffen deutsche Kampfverbänd? im Raum östlich von Kursk an. Der Gegner war durch diesen Angriff überrascht und verlor an den ersten beiden Tagen er- heblich an Boden. Zugleich warf ein anderer Teil unserer Truppen auch an anderer Stelle den Gegner, der sich an manchen Orten sehr heftig wehrte, so daß Keile in die bolschewistischen Kampfräume getrieben werden mußten, die zu örtlichen Kesselbildungen führten. An Stellen, wo sich der Gegner besonders hartnäckig wehrte, wurden deutsche Kampf- uno Sturzkampfflugzeuge eingesetzt. In rollenden Einsätzen zerschlugen sie den Gegner und bahnten dem Heer den Weg. Heftige Lustaugriffe, die von starken Kampffliegerverbänden schlagartig geführt wurden, ließen die Sowjets das Ziel des nördlichen Vorstoßes erkennen. Zwar behinderte die ziemlich dichte Bewölkung manche Aufgaben beim Wurf auf bas befohlene Ziel, doch war die Wirkung des Angriffes aus das wichtig? Industriezentrum Woronesch im ganzen gesehen erfolgreich. Die Sowjets versuchten, durch starke Flak- und Jagdabwehr die deutschen Absichten zu vereiteln, doch immer wieder durchbrachen die Kampfflugzeuge die Sperre und brachten zahlreiche Gegner zum Absturz.
Das Industriezentrum Woronesch stand im Mittelpunkt der deutschen Angriffe. Mit ihm verlieren die Sowjets Lo- komotivfabriken, Flugzeug- und Radiowerke und vor allem einen Mittelpunkt im Nachschub für die mittlere Ostfront. Am 4. Juli erreichten deutsche Truppen den Don. Damit ist die feindliche Schiffahrt im oberen Gebiet dieses Flusses
zum Von
urnervrocyen. Kampn"egerv?rvanve rrryreren ryre Angriff« besonders auf die wenigen Bahnstrecken der Sowjets urm störten ihren Rückzug erheblich. Alle diese Angriffe wurdest bei schlechter Wetterlage durchgeführt und stellten an di« Besatzungen höchste Anforderungen. Trotz niedriger Wol- kend?cke und starker feindlicher Jagdabwehr griffen sie mehr« mäls täglich mit Erfolg an und haben damit besonderes Verdienst an diesen Erfolgen erworben. Im Laufe des 4. Juli wurde der Don an drei Stellen im Gebiet unz Woronesch überschritten, im Ungetümen Vordringen wurde der Feind weiter nach Osten geworfen, und deutsche Truppen drangen kämpfend in den Westt?il der Stadt ein. Südlich von Woronesch wurde der nach der Stabt benannte Nebenfluß überschritten. Durch enorme Marschleistungess haben andere Verbände den Don an anderen Stellen ew reicht. Damit wird der Muß in einer Länge von vielen Kilometern beherrscht. Noch empfindlicher wird die Niederlage der Sowjets dadurch, daß südöstlich Woronesch ein Kessel gebildet wurde, in dem ein nicht unbeträchtlicher, Teil feindlicher Streitkräft« seiner Vernichtung entgegensieht. Damit wurde in achttägigen Kämpfen ein strategisches Ziel erreicht, dessen Wichtigkeit in den weiteren Operationen deutlich werden wird. Die deutschen Waffen zeigten wieder ihre alte Schlagkraft in einer Wache am Donl
Wieder zwei Dampfer vor Osiafrika torpediert.
DNB. Berlin, S. Juli. Nachdem erst vor einigen Tagen über die Versenkung zweier feindlicher Handelsschiffe irrt Seegebiet zwischen Südostafrika und der Insel Madagaskar durch Unterseeboote der Achsenmächte berichtet werden konnte, wird jetzt wiederum die Torpedierung zweier Dampfer, die für englisch-amerikanische Rechnung fuhren, gemeldet. '
Leiterin -er finnischen Soldatenheime gefallen.
Helsinki, 9. Juli. In selbstloser Pflichterfüllung ist die Leiterin der finnischen Soldatenheime, Frau Toino Jaen. nes, auf einem Jnspektionsbesuch an der finnischen Front einer feindlichen Kugel zum Opfer gefallen. Mit Frau Jaen- nes haben die sinnlichen Frauen, die sich während des.Krie. ges unermüdlich für die Betreuung ihrer Soldaten an der Front einsetzten, einen schmerzlichen Verlust erlitten. Frau Jaennes, die sich in Finnland großer Beliebtheit erfreute, hatte sich auch in Deutschland als Gattin des früheren finnischen Gesandten in Berlin viele Freunde erworben.
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„Nein, aber wenn Sie schreiben: Werftd-irektor Kurt Voge, kommt das schon an."
Wurde dankte und ging. Nein, er wollte nicht schreiben, er wollte direkt zu dem Manne fahren, der den Schlüssel zu diesem Haus besaß. Brieflich konnte man einen so törichten Wunsch nicht auseinandersetzen. Zum anoeren aber blieb es fraglich, ob man Herrn Werftdirektor Voge auch antreffen würde. Plötzlich fielen ihm die Worte des Friseurs,ein. der vom Wetter, vom Kabaratt „Ulenspiegel" und zuletzt von einem Direktor Voge gesprochen hatte, der jetzt wieder im Lande sei.
Vielleicht, daß man im Hotel... Mit Hilfe des Portiers und eines Adreßbuchs vom vergangenen Jahr fand Murde die Straße und Hausnummer, in der „Frau Mal« Doge, Wwe." gewohnt hatte. Man beschrieb ihm den Weg. und nach den vielen Straßennamen, die ihm dabei genannt wurden, mußte es ein weiter Weg sein. „Wollen Sie mir bitte eine Tari rufen, Portier? — Ja, und noch etwas. m«in« Verlobte hat nicht inzwischen angerufen?"
„Nein. Fräulein Gosset hat nicht angerufrn. Herr Doktor."
Richtig, seine Verlobte hieß Fräulein Gasset. Er hatte « bereits wieder vergessen gehabt.
Das Auto nahm Kurs zum Hafen, fuhr dann die Hohe Uferstraße entlang und hielt nach wenigen Minuten vor einem kleinen Landhaus, dessen Terrasse und Vorderfront nach dem Sund ging. Nein, es war kein weiter Weg gewesen zu bem Herrn Wcrftdirektor. der den Schlüssel
haben mußte zu dem alten Saus und vielleicht auch zu jener Tür, di« das Wappen trug.
Hier war kein blinder Schellenzug, ein kleiner Messing- knopf blinkte in der Ziegelmauer, und aus Wolf Murdes Druck hin surrte es im Zaus, und sogleich kam ein älteres Fräulein, das sich nach seinen Wünschen erkundigte.
Etwas unsicher fragte Murde nach Herrn Doge. Ob es sich, um eine geschäftliche Angelegenheit handle? Nein? Privat? Ja. Herr Voge sei im Augenblick nicht anwesend, er müsse aber sehr bald zurückkommen. Ob der Herr ein paar Minuten warten wolle? Gewiß, wenn man nicht störe. Das ältliche Fräulein führte ihn durch eine kleine Diek, irgendwo schlug ein Hund an, dann wurde ihm die Tür zu einem -dunkelgetäfelten Zimmer geöffnet, die Bitte geäußert, er möge Platz nehmen, und die Tür hinter ihm geschlossen.
Wolf Murde zog einen Stuhl heran, den er irgendwo erkannte. Es war sehr dunkel in diesem Raum, der Gegensatz zu dem Hellen Licht draußen mochte schuld sein und wohl auch die Jalousien .die herabgelassen waren und nur wenig Sonne einließen.
Kaum, daß sich Murde gesetzt hatte, sprang er wieder empor. Zum Teufel, war man denn wirklich verrückt? Argin«! Nein, ihr Bild. Dort gegenüber dem Kamin. Natürlich war es eine Täuschung, und man war mit den Nerven herunter.
Gut, das mit den Nerven mochte stimmen, aber das Bild blieb dennoch, und di« Aehnlichkeit war noch viel größer als jene auf der alten Spielkarte, di« in feiner Brieftasche steckte. Er wollte erst die Augen schließen oder wegblickeu. dann aber zwang er sich doch, das Bild da an der Wand anzusehen. Ruhig und kalten Blicks, und es gab keinen Zweifel, das schöne Mädchen in der pomphaften Tracht des 17. Jahrhunderts glich wirklich Argine, wie eine Schwester der anderen gleichen mochte. Di« schönen dunklen Augen, über denen «in leiser Schleier zu liegen schien, sahen ihn ein wenig spöttisch und ein wenig hochmütig an. und auf den Lippen lag das gleiche Lächelu, verlockend und verzaubernd, wie es Argine haben konnte.
Einbildungen. Phantasien. Seit Tagen war man von
der Erinnerung an eine kleine Tänzerin behext, die man einmal in einem obskuren Hafenkabarett gesehen, der man.. Wolf Murde erkannte an der Tür den Lichtschalter. Tr drehte ihn, und doch- wurde das Bild im Schein de» elektrischen Birnen Argine nicht weniger ähnlich.
„Mein Name ist Voge. was verschafft mir die Ehre?" Ein breiter, großer Mann stand in der Tür, und es wai» sehr lächerlich, daß man wie ein ertappter Schuljunge vo« ihm stand, irgend etwas stammeln mutzte, den eigenen! Namen und eine Entschuldigung darüber, daß man hie» das Licht angedreht hatte.
„Ja, unser Fräulein Bettina hätte die Jalousien öffnen sollen", sagt« Kurt Voge, während er zum Fenster trat und an dem Gurt des Rolladens zog. Auch im Licht Tages, das nun hereinströmte, änderte sich das Bild nicht, „Verzeihen Sie, Herr Direktor. Sie werden meine Frage nicht verstehen, aber ich muß sie doch stellen, vor! allen anderen :wer ist das?"
Kurt Voge sah seinen Besucher mit einem kühlen und prüfenden Blick an. „Seltsam, wie man sich neuerdings für dieses Bild zu interessieren scheint, Herr Doktor. Doch! 'um es vorwegzunehmen, es ist unverkäuflich."
Natürlich unverkäuflich. Aber hatte man je daran dacht? Brauchte man die Kopie .wenst das Original...» „Ich wollte das Bild nicht kaufen, Herr Direktor/
„Sie sind Kunsthistoriker, Herr Doktor?"
„Ich bin Arzt. Aber dennoch bitte ich Sie, mir ZÄ sagen, wen dies Bild darstellt."
„War das der Grund Ihres Kommens, Herr Doktor?
„Nein."
„Sie rauchen?" Kurl Voge hatte ein« Zigarrenkiste geöffnet. die auf dem kleinen Tisch vor dem Kamin staudx mechanisch nahm Wolf Murde eine Brasil. Er kappte di« Spitze und nickte nur einen Dank für das Streichholz, das Voge ihm hinhielt. ^ .
„Es ist ein Bild des siebzehnten Jahrhunderts« Künstlerisch nicht eben mehr als guter Durchschnitt, Her»
Doktor/
(Fortsetzung folgt.)