Oeuisch-ungarische Kreundschast
Der erste Besuch des gegenwärtigen ungarischen Mint- lerprästdenten und Außenministers von Kallav im Füh- cerhauptquartier stand ganz im Zeichen der- traditionellen deutsch-ungarischen Freundschaft und Waffenbrüderschaft. Wie Deutschland so hat auch Ungarn den Hochmut der Versailler Mächtegruppe erfahren, die ihm den furchtbaren Diktatvertrag von Trianon aufgezwungen haben.
Schon im Weltkrieg haben deutsche und ungarische Regimenter Seite an Seite gekämpft, und ebenso stehen setzt Soldaten.beider Nationen wiederum- im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind. Schon mehrfach ist im OKW-Bericht auf den Kampf der ungarischen Verbände hingewiesen worden: so auch wieder am 8. Juni, wo das Oberkommando der Wehrmacht mitteilte, daß im Südabschnitt der Ostfront erneut feindliche Angriffe durch ungarische Verbände abgewiesen worden sind. Der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten im Mihrerhauptquartier bildet so eine neue DokumsnKerung der Freundschaft, die die beiden Völker verbindet und die sich bewährt hat im Krieg und im Frieden.
Mitte März hat Ministerpräsident von Källav nach der Uebernahme der ungarischen Regierung in einem Telegramm an den Führer klargestellt, daß die Politik Ungarns weiterhin in den herkömmlichen und bewahrten Bahnen gelenkt wird, wie dies durch die Schicksalsverbmrdcnhett der Heiden Länder, durch die feierlichen Abmachungen des Dreimächtepaktes und durch den gemeinsam geführten Abwehrkampf bestimmt ist. Auch Ungarn ist davon überzeugt, daß das Schicksal Europas sich auf den Schlachtfeldern der Sowsetuni on entscheidet. Und darum eben war auch der ungarische Soldat im Osten in der Stunde der Entscheidung zur S:elle. hat auch Ungarn vollen Anteil an dem Kampf genommen, durch den das neue Europa gestaltet wird. Alle die Mächte, die setzt im gemeinsamen Kampf gegen den Bolschewismus und die Plutokratie stehen, sind entschlossen, bis zum siegreichen Ende zu marschieren, um so durch die Niederwerfung des Feindes das Leben der Völker, dis dicht gedrängt Mitteleuropa bewohnen, zu sichern.
Wie Deutschland hat übrigens auch Ungarn den Bolschewismus am eigenen Leibe in seiner ganzen Gefahr erkannt. Ungarn war es, wo nach dem Weltkrieg landfremde Elemente nach dem Muster der Sowjetunion ein weiteres Chaos anzurichten trachteten.' In dieser Not des Vaterlandes hat Ungarn seine ganze Kraft zusammenaerasft und dem Treiben der Staatsverderber sehr rasch ein Ende gemacht. Jetzt nun wiederholt sich dieser Kampf für ein arteigenes Leben im größten Rahmen. Wie aber in den inneren Auseinandersetzungen der Sieg der nationalen Kräfte von Anfang an feststand, so gilt das gleiche auch von den Schlachten gegen den Bolschewismus.
Sieben in sieben Minuien
Neue Schlappe der Engländer am Kanal Von Kriegsberichter Oskar Peter Brandt
TMB. iPK.) Das war eine sehr kitzelige Situation, in der der Geschwaderkommodore steckte. Der Tommy batte die bessere Angriffsposition, und wir muhten höllisch auf der Hut sein, damit er uns nicht plötzlich nn Nacken saß. Aber wieder einmal hat sich der Angriffsgeist, das Draufgängertum und das bessere Können der deutschen Jäger am Kanal durchgesetzt. Auch diesmal mutzten die Engländer einen Ein- flugsversuch in das nordfranzösische Küstengebiet mit dem Verlust von sieben Spttsire bezahlen.
In etwa 2000 Meter Höhe hing eine Wolkendecke über dem Himmel. So hörten wir nur das Brummen der Motoren über unseren Köpfen und dazwischen das Knattern der Bordwaffen. Heftige Luftkämpfe ließen sich ahnen. Da stürzte Plötzlich, einer lodernden Hackel gleich, eine Spitfire durch die Wolkendecke und schlug mit großem Krach in einem Feldstück auf. Das Flugzeug wurde in viele Teile zerfetzt. Kurze Zeit später sahen wir in südlicher Richtung eine zweite Svitfire mit einer Rauchfahne auf den Booden geben. Der Pilot hatte sich durch Fallschirmabsprung zu retten vermocht. Dann waren die Motorengeräusche in Richtung Kanal abgeebbt. Als der Kommodore zurückkam. liefen auf seinem Gefechtsstand schon die Erfolgsmeldungen ein. Der Gegner war auf den Kanal hin abgedreht worden. Die schneidig nachsetzenden Focke-Wulf-Jäger konnten hier weitere fünf britische Flugzeuge erwischen, die in die Fluten des Kanals geschickt Wurden. Nur sieben Minuten hatten die Luftkämpfe gedauert, und in diesen sieben Minuten waren sieben englische Flugzeuge abgeschossen worden. Glückliche und frohe Gesichter gab es auf dem Gefechtsstand, als kurz darauf die Meldung einlief, daß der einzelne ausaebliebene deutsche Jäger aufgefunden worden sei. Der junge Leutnant war in eine dichte Gruppe von Spitfires gekommen. Nach hartem Beschuß gelang es ihm. aus seinem Flugzeug zu kommen und mit dem Fallschirm auf der Erde zu landen. Noch am Abend besuchte der Kommodore seinen leicht verwundeten Kameraden, der hofft, recht bald wieder einsatz- fähig zu sein.
In einem halben Fahr!
Was Japan seit 8. Dezember 1941 erreichte
DNB. Die japanischen Kampfhandlungen gegen di« U<M begannen am 8. Dezember 1941 mit dem kombinierten Luft, und Flottenangriff auf den UMl-Stiitzvunkt Pearl darbour auf Hawaii. Diesem Angriff siel ein großer Teil er nordamerikanischen Pazifikfloite zum Opfer. Die Folgen dieses für die Kriegsmarine der USA verhängnisvollen Schlages zeigten sich bei der sofort danach einsetzenden großen Landungsoperation der Japaner auf der Philippi- nen-Jnsel Luzon sowie auf Malakka: Die USA-Pazifik- flotte war nicht mehr in der Lage, diese Landungsoperationen wirksam zu stören. Als am 10 . Dezember 1941 auch das .britische Ostasiengeschwader, das an der Ostküste von Malakka kreuzte und die japanische Transportflotie abzufangen versuchte, durch japanische Marine-Luftstreitkräfte zerschlagen und die Schlachtschiffe „Prmce of Wales" und ..Repulse" versenkt wurden, entfiel die letzte Möglichkeit für die Flotten- und Luftstreitkräste der USA und Englands im Pazifismen Ozean, die japanischen Operationen im Bereich des ostchinesischen Meeres zu stören. Diese Operationen wickelten sich im Verlauf, der nächsten Tage planmäßig ab und führten zum Fall von Manila, zur Kapitulation von Hongkong, zur Besetzung von Guam durch die Javaner und schließlich zur Eroberung der Halbinsel Malakka. Selbst als die Japaner nach ihrem siegreichen Feldzug auf Malakka zum Sturm auf Singapur ansetzten, waren die USA nicht mehr in der Lage, der bedrängten britischen Garnison von Singapur zu Hilfe zu kommen: Die Vereinigten Staaten mußten tatenlos mit ansehen. wie Singapur in die Hände der Japaner fiel und über 90000 Mann britisch-australischer Truppen in. die Gefangenschaft wunderten.
Damit war der erste Abschnitt des PaziMwen Krieges beendet. Es begann der zweite. Nach dem Fall von Singapur stießen die Japaner nach Niederländisch- Jndien vor und besetzten in kürzester Frist sämtliche In- sein des niederländisch-indischen Archipels. Schon vorher waren japanische Streitkräfte auf Borneo und Celebes gelandet und hatten die Besetzung der Inseln eingeleitet. Der Widerstand auf Java wurde in einem knapp zehntägigen Ringen gebrochen und unmittelbar daraus die Besetzung Sumatras vollendet. Die nun folgenden Operationen richteten sich gegen die britischen Machtpositionen in Linter- indien und Australien. Durch die Besetzung von Neu-Pommern. der Salomon-Jnseln und der Landung „aus Neu-Guinea wurde ein starker japanischer Sicherunasflügel gegen Australien vorgeschoben. Gleichzeitig vollzog sich die Besetzung von Britisch-Burma, die in einem dreimonatigen harten Feldzug erzwungen wurde. USA-Streit- kräfte und Briten unternahmen, allerdings erst nach Abschluß der entscheidenden japanischen Operationen, einen Versuch die japanische See- und Luftherrschaft im australisch-pazifischen Raum zu brechen. Im Korallenmeer kam es zu einer zweitägigen See- und Luftschlacht, in deren Verlauf die USÄ- und britischen See- und Luftstreitkräste abermals schwerste Verluste erlitten. Zusammen mit den in der Seeschlacht bei Java vernichteten feindlichen Einheiten betragen die Gesamtverlnste der nordamerikanischen Pazifikflotte nach Angaben des kaiserlich japanischen Hauptquartiers: Sechs Schlachtschiffe lvier weitere schwer beschädigt), fünf Flugzeugträger, sechs Kreuzer (neun weitere schwer beschädigt), acht Zerstörer und sechzehn Unterseeboote sowie sonstige kleiner Einheiten.
Insgesamt besetzten die Japaner im indisch-pazifischen Raum 3 886000 qkm. Entscheidende Folgen Ser schweren Niederlagen der USA im Pazifik sind: 1. Die Amerikaner sind nach wie vor nicht in der Lage, den Ablauf de: Ereignisse auf dem ostasiatischeu Kriegsschauplatz zu behindern: 2. Die Amerikaner sind nicht in der Lage, TsÄiang- kaischek wirksame Hilfe zu leisten oder ihm auch nur Kriegsmaterial zukommen zu lassen; 3. Die Seeaeltnng der USA im Pazifik gebrochen; 4. Die japanische Flotte und Marineluftmaffe bat. wie die letzten Langstreckenangrifse auf Dutch Harbour Diego Suarez und Svdnev beweisen, die Initiative in der Hand: 5. Die Kräfte der USA im pazifischen Raum sind nahezu lahmgelegt; 6. Das Prestige der USA tnd Englands in Ostasien und Hinterindien hat einen entscheidenden Stoß erhalten.
Tschungtinss Lage aussichtslos
Das mutz selbst der „Observer" zugeven
„Tschungking-China befindet sich in einer großen Notlage", schreibt der „Observer" zum Kampfgeschehen in China, „Es braucht nämlich, wenn es weiter durchhalten will, dringend Hilfe von außen. Die Notlage wird mit jeder neuen Woche, in der die japanische Offensive anhält. größer. Die in Washington kürzlich abgeschlossenen Pacht- und Leihabkommen zwischen China und den USA helfen nicht über die augenblickliche schlimme Lage hinweg. Erhält China nicht bald militärische Hilfe, dann gibt es für das Land keine Politische Zukunft mebr. Abeg' selbst wenn man China
Hilfe bringen will, stehen dem große geograPMKe Schwierigkeiten im Wege, denn außer dem Luftweg gibt es für dr« USA und England nach den jüngsten japanischen Erfolgen keine andere Möglichkeit mehr, China Hilfe zu brinaen. In Tschungking selbst hegt man die größten Sorgen und Befürchtungen hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Verbin» düngen mit der Außenwelt. Der Bau von Straßen, a«f denen auch größere Transporte durchgeführt werden kön» nen. wird im Augenblick für unmöglich angeseben. weil ep zuviel Gelder verschlingt und auch rein geographisch auf zu große Schwierigkeiten stößt."
Diese klare Feststellung des „Observer" bestätigen nicht nur die japanische Auffassung von der Aussichtslosigkeit des Widerstandes Tschiangkaischeks, sondern strafen auch in recht eindeutiger Weise die Bebauptungen Roosevelts und Chur» Hills, daß Tichungkina-China auch jetzt noch mit weitgehender Unterstützung Englands und der USA rechnen kön, ne, Lügen.
Bis zum gemeinssmen Endsieg
DNB Tokio, 8. Juni. Anläßlich des Eintritts Japans in die zweite Jahreshälfte des Kampfes gegen England und dr« USA gibt die japanische Presse am Montag unter Voranstellung der znsammenfasscnden Verlautbarung des kaiserlichen Hauptquartiers einen Rückblick über die stolzen Ergebnisse der ersten sechs Monate des Krieges in Ostasien. In dieser kurzer, Zeitspanne, so schreibt beispielsweise „Tokio Nitschi Nitschi", habe Japans Wehrmacht die Voraussetzungen geschaffen für den Endsieg. Das Gesicht Ostasiens und der Welt habe in diesem Jahr eine gMndsätzliche und entscheidend« Neugestalning erfahren. „Wenn man diese stolzen Ergebniss an seinen Augen vorüberziehen läßt." so fährt das iapani'
rapam
Blatt fort, „so möchten wir die Gelegenheit wahrnehmen, unk das Verbündete Deutschland und Italien zu beglückwünschen. die mit großem Erfolg? in Europa für die Neuordnung der Welt kämpfen. Unsere Beziehungen zu beiden Ländern sind eng und herzlich. Sie sind so stark, daß sie alle lächerlichen Versuche Englands und der USA überdauern werden, Mißtrauen zwischen den Achsenmächten zu säen und sie zu trennen. Japan, Deutschland und Italien werden Land in Hand weitermarschieren, bis der gemeinsame Endsieg sichergestellt ist."
USA-Kapitän lobk A-Bookkommandanken. " ^ '
DNB Am 8. Juni landeten in Häfen der amerikanischen Ostküste und des Karibischen Meeres gerettete Besät- zung'sangehörige von vier Handelsschiffen, die von Unterseebooten der Achsenmächte versenkt waren. Der Kapitän eines dieser Schiffe, der mit 24 Ueberlebenden die Küste erreichte, rühmt die Hilfsbereitschaft des Unterseeboot-Kom. Mandanten. Der Kommandant habe den geretteten Besät» Zungsangehörigen Trinkwasfer und Lebensmittel gegeben, so daß sie sicher einen Hafen der Ostküste hätten erreichen können. Den Verlust von vier Handelsschiffen gibt das ame. rikanische Marineministerium unter dem Druck der Aussagen der geretteten Besatzungsangehörigen zu. Bei allen vier Schiffen handelte es sich um Transportschiffe, die mit Rohstoffladungen nach amerikanischen Häfen unterwegs waren.
Kriegserklärung Ser NSA ist Bulgarien gleichgültig.
Zu der Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Bul». aarien nimmt die bulgarische Zeitung „Doma" Stellung. Bulgarien sei durch diese Kriegserklärung nicht überrascht worden und habe sie ganz gleichgültig ausgenommen. Di« Zeit ist vorüber, da das bulgarische Volk sein Vertrauen den Vereinigten Staaten schenkte. Bulgarien sei stolz daraus, daß es die Geschichte bestimmt habe, in diesem Kampf gegen das. Barbarentum Moskaus, gegen die britisch-amerikanische Habgier und den freimaurerischen Internationalismus an die Seite der Achsenmächte zu treten.
Wie die Jude» die Serben ausbeuteten
ast die Hälfte des jugoslawischen Nationalvermögens
und Kapitals befand sich in den Händen von 7S00Ö Juden, und dieses jüdische Kapital belief sich auf 150 Milliarden Dinar, stellte auf einer Volksversammlung der ehemalig« jugoslawische Minister und Generalkonsul in Düsseldorf. Vantitsch, fest. Der Redner kritisierte die „jugoslawische^ Zeit, die das Serbentum vergessen und eine geradezu um nationale Politik führen ließ. Allen jüdischen und internationalen Hochstaplern seien Tür und Tor geöffnet worden, damit'sie sich in leichter und bequemer Weise bereichern konnten. Diese Tatsachen mögen den Serben als bittere Erfahrung dienen.
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Ein« Zeitlang waren sie nebeneinander gegangen, dann aber war es durch den schmalen Brettersteg, der ein Rinnsal überbrückte, gekommen, daß Lisa voranging.
Nur ein paar Schritte.
Wolf folgte ihr.
Lisas Gang war schön und mädchenhaft, und auch die graue Herrenhose des Strandanzugs ändert das nicht.
Sie ist sehr jung, dachte Wolf, mehr als zehn Jahre jünger als ich. Im nächsten Frühling werde ich jechsunddreißig. Dazwischen aber liegt noch der Herbst und der Winter. Der Herbst hatte schon begonnen, so sommerlich dieser Tag auch war. Warm und windstill. Das war. selten auf der Insel.
Links hinter den Dünen war die See. Man konnle sie nicht sehen, aber der Bodden, von dem sie nur durch einen 'chmalen Schilf- strerfen getrennt waren, lag still da wie ans gegossenem Glas. Irgendwo, nördlich von Schaprode und sehr nahe der Rügenschen Küste, sah man ein paar dunkle Fischerboote.
Ein Sommerabend, nur die Tönung des Schilfs war eine andere als noch vor ein Paar Wochen.
Wolf Mnrde blickte nicht mehr auf Lisa, die langsam vor ihm herging. Sein Blick streifte die wiegenden Halme. Sie waren goldbraun und in ihrem leisen Schwanken war ein fremder, gefährlicher Rhythmus, etwas, das nicht in die Helle, nordische Landschaft zu passen schien.
Natürlich, Argine Patz; nicht ans unsere Insel. Wolf nickte, und dann begann er, leise zu pfeifen. Was hatten die Schilfhalme mit Argine zu tun? Gar nichts oder nur soviel, daß Argines Tanz »twas von diesem leisen Wiegen hatte, pflanzenhast und aus Grün
den kommend, die keiner kannte. Uebrigens war Wolf entschlossen, nicht mehr an Argine und nur noch an Lisa zu denken. Sie war jung, sehr schön, sehr musikalisch. Bor alles, was man von ihr dachte, mußte man ein ,fehr' setzen. Ja, auch sehr stolz . . . Und bald würde Lisa seine Frau sein. Sie waren nicht eigentlich verlobt, obschon der Chirurg Dr. med. Wolf Mnrde durchaus dazu bereit gewesen war, Ringe zu kaufen und gedruckte Anzeigen zu versenden. Fräulein Elisabeth Gerwin — Dr. med. Wolfgang Murde-Verlobte-
Zur Zeit. . .' Und dann hätte der Name Hiddensee folgen müssen und die Pension, in der sie wohnten.
Lisa hatte gelacht. ,Laß dir" noch ein wenig Zeit, Wolf. Daß wir uns lieben, wissen wir, und was wir wollen, wissen wir auch. Aber eine Verlobung während meiner Sommerferien, das schmeckt ein wenig nach Backfischideal. Wir kennen uns ja erst vier Wochen."
Und jetzt kannten sie sich sechs Wochen, aber es war, als wären sie schon seit ewiger Zeit einander verbunden. Es gab wohl nichts in seinem Leben, was Lisa nicht wußte. Sie war eine wundervolle Zuhörerin. Vielleicht deshalb, weil sie sonst von andern wußte, daß sie ihr zuhörten. Lisa war Künstlerin. Eine begabte Geigerin. Wols Murde glaubte sich zu erinnern, ihren Namen schon auf einer Berliner Anschlagsäule öder in einer Anzeige gelesen zu haben. Es war nicht Verliebtheit, die ihn milde urteilen ließ, denn ihr Spiel war es ja gewesen, das ihn zuerst aufhvrchen ließ Noch bevor er sie zum erstenmal gesehen. War das erst sechs Wochen her? Sechs und eine halbe genau. Am ersten Tag auf der Insel. Er war am Abend mit dem Dampfer gekommen, müde, erschöpft und eigentlich Hofs- nungslos. Diese verdammte Sehnenzerrung im rechten Arm. Ausgerechnet im rechten. Es würde Wochen dauern, ehe er wieder am Operationstisch stehen, das Skalpell ruhig und sicher führen konnte. Und dies alles nur wegen Ser einen Sekunde Unaufmerksamkeit am Steuer des Wagens. Zugegeben, es war ein leichter Fall. Prellungen und Sehnenzerrung. Da brauchte sich-kein Arzt darüber aufzuregen, wenn eben nicht der Arzt zugleich der Patient selber war. Uebrigens hatte man seine Geistesgegenwart gelobt. Auch L.e Polizei mußte seststellen, daß er keinen Fehler, nicht einmal eine Unachtsamkeit begangen hatte. Wenn ein fremder Wagen mit diesem Höllentempo, wie es d.e Zeugen schilderten, aus einer Nebenstraße bog, sann hatte man wohl ein Anrecht auf eine Schrecksekunde.
Zweifellos, aber den wahren Grund kenn nur ich allein, dachte Wolf Murde, doch ich will ihn vergessen, ich muß mich natürlich ge
täuscht haben. Aber das Schleudern und der Anprall an den Bordstein, und dann die Prellung und die Sehnenzerrung, das alles walk leider keine Täuschung mehr, und' es war nicht sehr trostvoll, denken zu müssen, daß man mindestens aus acht Wochen ausgebootet war. An diesem ersten Abend hatte Wolf Murde sogleich die Pension ausgesucht, die ein mächtiger roter Bau aus einer bewaldeten Höhe watz Er hatte dann erfahren, daß man ein kleines Blockhaus für ihn resex» viert hatte. Das Blockhaus lag in dem verwilderten Park, der sich bis zur Steilküste zog, und einige andere Blockhäuser standen in der Nähe. Bunte Bademäntel und flatternde Sommerwäsche, die an Fensterriegeln hing, zeigten, daß diese Blockhäuser schon bewohnt waren. Wolf Murde hatte seinen Koffer abgesetzt, ein flüchtiger Blick aus die Einrichtung geworfen und war dann durch Ginstep! gestrüpp und niedriges Gesträuch bis zur Steilküste gegangen, einen ersten Blick auf das Meer zu weifen, das mit silbernen Brandungsbändern gegen den schmalen, steinigen Strand rollte.
Im Licht der sinkenden Sonne hatte man noch die Kontu*«» der däniichen Insel Moen erkennen können.
. Dann der Weg zurück, ein einfaches Abendessen, das einfache Bett jm Blockhaus. Ohne Licht anzuzünden hatte er sich ausgezogen und nieüergelegt. Ja, der Arm schmerzte noch ein wenig. Nicht einmal an Cellospiel war zu denken, vorerst. Aber Plötzlich in der Nacht war er erwacht vom Gesang einer Geige. Es war ein leises Lied, das da durch das ossene Fenster zu ihm drang. Ganz nah klang es, zart und schwingend. — Ja, und am nächsten Tag hatte er die Spielerin kennengelernt. Fräulein Elisabeth Gerwin. Hier aber sagten alle „Fräulein Lisa" und eine Woche später sagte er es auch, und nach weiteren drei Tagen fiel das „Fräulein" fort, so wie das „Sie" sich in ein „Du" verwandelte. Wie schön mutzte es sein, mit Lisa gemeinsam zu musizieren. Wols Murde glaubte, besser als nur ein Amateur das Cello zu spielen, jetzt aber . . . Das Cello und seine Kompositionen hatte er mitgenommen und eineu Packen unbeschriebenes Notenpapier. Mein Gott, man hielt sich nicht für ein verkanntes Genie. Es gab wenige, die sich in seinen Jahren schon eine eigene Klinik leisten konnten, gut, man war nicht verkannt.
Das andere aber, das Cellojpielen und Komponieren, das war ja doch nur für die Mußestunden, aber als Lisa zum erstenmal di« paar Stücke spielte, die er geschrieben, da war es, als schwinge m diesen einfachen Melodien mehr als nur der zu Noten gewordene Zeitvertreib eines Dilleitanten.
(Fortsetzung folgt,)