J,n Londoner Nachrichtendienst gibt Cyril Ray «inen recht pessimistischen Kommentar zu dem sür die Briten verlorenen Burma-Feldzug. „Trotz General Alexander» fabelhaften Aufschubaktionen ist der Burma-Feldzug ein ziemlicher Reinfall gewesen", heißt es darin. Die Japaner hätten die Eroberung des Länderblocks Jndochina—Thailand-Malakka jetzt mit Burma abgerundet. Sie hätten die Lurmastraße abgeschnitten und griffen Tschungking-China jetzt durch die Hintertür, nämlich entlang der Burmastraße, an. Sie hätten Tschungking und Indien die burmesischen Oelfelder entrissen, und sie hätten China beinahe vollständig von amerikanischen und britischen Hilfslieferungen abgeschnitten. Die einzigen Versorgungslinien nach Tschungking — außer den kärglichen Lieferungen der Sowjets — seien die Burmastraße über Bhamo nach Indier», die nur lehr begrenzte Lasten befördern könne wegen der Unwegsamkeit der Landschaft, sowie die neue Indienstraße, die noch im Bau ist „Es ist uns die Chance geraubt", so heißt es in dem Kommentar. „Tschiangkaischeks enorme Men- lchenmassen im vollen Maße auszunutzen, wie auch die Chance, amerikanische Langstreckenbomber in beliebiger Zahl auf chinesischen Flugplätzen zu stationieren, damit sie von dort aus den Krieg nach Japan hineintragen. Bis wir aber eine neue Straße nach China erkämpft haben, sind wir nicht im Stande, die Stärke unseres chinesischen Verbündeten wirksam auszunutzen". So weit der erwähnte britische Kommentar. Bemerkenswert scheint uns vor allem seine Offenheit und zwar, in zweierlei Hinsicht. Einmal, weil er die große englische Niederlage in Burma zugibt und zweitens, weil er davon spricht, daß England jetzt daran gehindert sei, „Tschiangkaischeks enorme Menschenmassen in vollem Maße auszunützen". Das ist sehr offen, das ist geradezu schamlosI England bedauert, daß es nicht genug Chinesen für sich bluten und sterben kaffen kann! Man braucht diesem zynischen Lamento nichts mehr hinzu- fr-; spricht kür sich selbst.
Der kurze Widerstand der Briten in Hongkong, Singapur und Rangun hat in Tschungking-China den Glauben an die militärische Ueberlegenheit Englands völlig ausgetilgt, wie ein Sonderberichterstatter einer Schweizer Zeitung aus Tschungking meldet. Die Chinesen feien von diesen Vorgängen viel stärker betroffen worden, als man sich das in Europa vorstelle. Für die Chinesen sei es eine schwere Enttäuschung gewesen, als die Verteidigung der Briten schon beim ersten japanischen Ansturm zufammenbrach. Die öffentliche Meinung Tlchungking-Chinas sei durchaus einmütig in der Forderung, daß die bisherige Unterdrük- kungspolitik, die von den Engländern zum Nachteil der Chinesen getrieben werde, sofort aufhören müsse und daß Garantien dafür erforderlich seien, daß die Chinesen in Singapur und anderswo durch England zuteilgewordene Behandlung nicht wiederholt werde. Ein hoher Chinese erklärte, die schlechten Erfahrungen der Auslandschinefen in allen britischen Gebieten hätten die Ansichten 'der maßgebenden Stellen der Tfchungkmg-Regierung weitgehend
Oer »tatienifche Wehrmachisbencht
Brände auf Luftstützpunkten auf Malta.
DltB. Rom, 11. Mai. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Montag hat folgenden Wortlaut:
»Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: An der Lyrenaika-Front wurde feindliches Artilleriefeuer wirksam bekämpft. Die Flakgeschütze unserer großen vodeneinheiten trafen zwei feindliche Flugzeuge, welche abstürzten.
Einheiten der italienischen und der deutschen Luftwaffe griffen Luftstützpunkte auf Malta an und verursachten Brände von beträchtlicher Heftigkeit und Dauer. Auch die militärischen Anlagen von La Valetta und ein Kriegsschiff im Hafen wurden Ziel einer heftigen Angrisfsaktion unserer Bombenflugzeuge. Italienische Jäger, die zum Geleitschutz eingesetzt waren, haben wiederum Siege errungen und acht englische Flugzeuge zerstört. Die Gesamtzahl der feindlichen Flugzeuge, die im Verlaus des gestrigem Tages von den Luftwaffen der Achsenmächte abgeschossen wurden, beträgt 17. unsrer Fluoreuae ist nicht zurückgekehrt."
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62. Fortsetzung
Alle atmeten befreit aus und tranken, froh darüber, daß der peinliche Zwischenfall so gut abgelaufen war. Aber in Katnn hallte der versehentliche Bergmannsgruß, den ausgerechnet Günter an sie gerichtet hatte, noch lange nach.
„Ausgezeichnet", sagte Eckart begeistert und trank noch einen Schluck. „Du kannst öfter Heimkehren, Katrin."
„»Wenn du mal heimkehrst", beruhigte ihn der Vater, „sollst du dich auch nicht beklagen. Darauf kannst du dich verlassen, mein Junge."
„Das dauert wohl noch eine Weile", meinte Eckart mit einem verlegenen Lächeln und wich dem Blick des Vaters aus.
„Du meinst, es gibt Krieg?"
„Es ist immerhin möglich. Vater", erwiderte Eckart vorsichtig.
^ - Katrin sah zu ihm hinüber und forschte in seinem Gesicht, ob es ihm mit dieser Meinung ernst war, oder ob er es nur sagte, weil es ein ungefährlicher Ausweg war.
hatte ja an eine andere Heimkehr gedacht, an die Rückkehr als Erbe und Nachfolger aus das Gut, wenn die aktiven Dienstjahre vorüber waren. Aber nun fand sie plötzlich in Eckarts Augen und um seinen Mund einen Ausdruck, der ihr verriet, daß er wohl mehr wußte, als er sagen wollte, und sie fühlte, wie der Schreck ihr Herz zusammenzog.
Braake lachte kurz auf und meinte trocken: „Möglich ist alles. Mehr weißt du anscheinend auch nicht."
Eckart schüttelte den Kops. Sein Gesicht war mit einem Male abweisend und verschlossen.
„Und wenn er mehr wüßte", sagte Günter an seiner belle, „ich bin überzeugt, er würde auch seinem Vater nichts sagen."
„Das ist auch richtig so", pflichtete ihm Braake bei. „Ihr seid Soldaten und habt den Mund zu halten. Ich will auch gar nichts wissen. Wer nichts weiß, kommt auch nicht in Versuchung, ein unbedachtes Wort zu sagen."
Es wurde nicht mehr vom Krieg gesprochen, aber über den Gesichtern der beiden Frauen lag noch lange ein dunkler Schatten.
Nach -er Schlacht im Norallenmeer
Abrechnung mit den Lügen der «egner
MB. Tokio, 11. Mat. Die Schlacht im Korallen-Meer muß nach Aeußerungen offizieller Kreise als beendet angesehen werden. Der Sprecher der Regierung erklärte jedenfalls am Montag, daß die am Samstag ausgegebenen Verlautbarungen des kaiserlichen Hauptquartiers die letzte amtliche japanische Mitteilung über das Ergebnis der eigentlichen Schlacht darstelle. Der Sprecher wies in diesem Zusammenhang aus die von amerikanischer Seite aufgestellten Behauptungen über angebliche große japanische Verluste hin und meinte ironisch, daß die Feindseite zwar keine Informationen habe über die eigenen Verluste, dafür aber angeblich ganz genaue Einzelheiten über die Verluste der japanischen Marine wisse. Die aus Gründen der Agitation vom englisch-amerikanischen Lager erfundenen Ergebnisse der Schlacht im Korallen-Meer könnten im Gegensatz zu den klaren Angaben des japanischen Hauptquartiers nur als sehr mysteriös bezeichnet werden. Man gebe weder den Namen noch die Klaffe der Schiffe an. -die sie als versenkt vorgäben. Doch auch im Falle her Schlacht im Korallen- Meer werde die Wahrheit genau so in England und Amerika bekannt werden wie über den. Ausgang der großen Seeschlachten bei Surabaya. Batavia und in der Java-See.
Als erstes Zeichen hkerfür und für die allgemeine Verwirrung im feindlichen Lager seien bereits Erklärungen des australischen Ministerpräsidenten Curtin vom 8. Mai zu werten. Seltsam mute es auch an, wenn das amerikanische Marinedepartement in Washington sage, die USA würden ihre "Verluste veröffentlichen, wenn die Bekannt- Mbe für hen Gegner keinen strategischen Wert mehr habe. Schließlich habe die japanische Kriegsmarine die gegnerischen Streitkräfte ja nicht nur gestellt, sondern auch geschlagen und hierfür bereits genaue Informationen bekanntgegeben.
Oer geschlagene LtGA-General
Dramatische Uebergabeberhandlungen von Corregidor.
In einem Augenzeugenbericht schildert ein Berichterstatter von „Tokio Nitschi Nnschi", wie General Wainwright, der Befehlshaber der USA-Streitkräste auf der Insel Corregidor, bei der historischen Begegnung mit dem Befehlshaber der japanischen Vorauseinhert in der Nacht zum 7. Mai gezwungen war, die japanischen Uebergabevedmgungen anzunehmen.
Nach dem Eintreffen des amerikanischen Befehlshabers und seines Stabschefs mit einer Weißen Fahne in den japanischen Linien wurden beide vom japanischen Befehlshaber in sein Zimmer genötigt. Wainwright machte eine traurige Figur. Den Kopf in beide Hände gestützt und vor sich ans den Boden starrend, saß er im Schimmer des Kerzenlichtes. Als der japanische Befehlshaber den Raum betrat, standen Wainwright und sein Stabschef auf, nahmen stramme Haltung an und grüßten. Nach wenigen Minuten eindrucksvol- len Schweigens fragte der japanische Befehlshaber Wainwright, ob alle philippinischen und amerikanischen Streit- kräste zur Uebergabe bereit seien. Da er nicht prompt Antwort erhielt, sagte der japanische Befehlshaber Wainwright, daß er keine Zeit mit einer bloßen Unterhaltung zu verschwenden wünsche, falls seine Bedingungen für die Uebergabe nicht angenommen würden. Er gab Wainwright klar zu verstehen, daß die Japaner die amerikanischen Truppen hinwegfegen würden, falls sie weiterhin Widerstand leisten wollten. Wainwright erwiderte, er sei gekommen, die Uebergabe zu besprechen, worauf der japanisch- Befehlshaber ihn aufforoerte, allen amerikanischen und philippinischen Truppen auf den Philippinen zu befehlen, die Waffen niederzulegen. Wainwright bemerkte, dies sei für ihn ziemlich schwer durchführbar, da die philippinischen und amerikanischen Streitkräfte, obwohl sie technisch seinem Oberkommando unterstünden, auf den Inseln verstreut seien und daß man mit der Möglichkeit rechnen müsse, daß sie seinen Befehlen nicht aufs Wort gehorchten. Wainwright versprach jedoch, daß die gesamten Truppen aus Corregidor und auf den Inseln der Manilabucht sich ergeben würden Als der japani- sche Befehlshaber nun erklärte, daß er die Frage der Uebergabe der feindlichen Truppen nicht mit einem Mann besprechen könne, der keine Befehle an die Gesamtstreit- »kräfte erteilen könne, und darauf gerade das Angebot Wain- wrights ablehnen wollte, bat Peep, der amsrikgnische Stabschef, den japanischen Befehlshaber inständig, er möge dem Ersuchen der USA-Streitkräft- um Uebergabe Nachkommen. Von den Worten des Stabschefs gerührt, wil
ligte der japanisch« Befehlshaber schlie daS Angebot Wainwrights an, worauf Abschluß fanden.
. V
Der Sohn Bargas' unter den Gefangenen Unter der großen Anzahl von Kriegsgefangenen. die auf d«r Insel Corregidor gemacht wurden, entdeckten die Jap« ner den 22jährigen Sohn des von den Japanern zum Äo. ministrator der Philippinenverwaltung und gleichzeitig zum Bürgermeister von Manila ernannten Jorge B. Vargas. Der junge Vargas war am 29. Januar nach Corregidor ver. schleppt worden, eine Woche, bevor General MacArthur nach Australien entfloh. Später versuchte er zu seinem Vater M entfliehen, doch ergab sich keine Möglichkeit, die streng wachte Jnselfestung zu verlassen. Mit großer Freud« über dir Nachricht, daß sein Sohn gerettet sei, gab der Administrator Jorge B. Vargas seiner Hoffnung Ausdruck, daß sein Sobrt nunm«hr an dem Aufbau der n«uen Philippinen rnitarbsiM lverds.
USA-Befehlshaber tum Mindanao gefanye».
Oberst Killen, der Oberbefehlshaber der USA-Stresd krafte auf Mindanao, wurde von japanischen Truppen am 9. Mai mittags im nordöstlichen Mindanao gefangengenommen. Der amerikanische Oberst sagte aus, daß infolge des schnellen japanischen Vormarsches vier amerikanische Reg» menter, die an der Front Cagayan-Tagaloan in Stellung lagen, vollständig vernichtet seien und er deshalb kavitulie«
BulkanausLruch st> Japan
Tokio, 10 . Mai. Der Vulkan Asama zwischen Tagasah und Njeda in der Provinz Nagano nordwestlich von Tokio brach aus. Die mit furchtbarem Getöse verbundenen Erschütterungen waren so stark, daß die Bewohner aller umliegenden Gebiete ihre Häuser verlieben und die Nacht im Freien zubrachten. Der Ansbruch war verbunden mit einem dichten Aschenregen. Es soll sich um einen der stärksten Ausbrüche der letzten Jahre handeln. Neber den Schaden ist noch nichts bekanntgeworden.
Rationaler Feiertag in Rmaämen
DNB Bukarest, 11. Mai. Rumänien beging am Sonntag seinen nationalen Feiertag mit der traditionellen Parade der Armee vor dem König und Marschall Antonrscu. Der Füh-, ver hatte zu diesem Ehrentage der verbündeten rumänischen Ration und ihrer Armee Generalseldmarschall List entsandt. Bukarest stand schon seit Tagen in einem reichen Schmuck von Flaggen, Blumen und Transparenten, die neben den Bildern des Königs und des Marschalls die Bilder des Führers und d.-s Duce trugen. Neben den rumänischen Farben wehten überall die Fahnen des Reiches, Italiens und Japans. Die Parade wurde eingeleitet mit einem Feldgottesdienst und der Beförderung des - letzten Jahrganges der Kriegsschule zu Leutnanten. Marschall Antonescu ging m seiner Rede an die jungen Offiziere vom 10. Mai des vergangenen Jahres aus, als das Land noch von Schmerz erfüllt und die Ehre der Armee.noch von den Ereignissen von 1940 beschattet war. Nur wenige Wochen später sei diese Armee dann aber zum Befreiungskampf im Osten angetreteu und habe seither die rumänischen Farben mit Ruhm und Ehre znm Siege geführt. Das rumänische Volk glaube fest an den Sieg des neuen Europa.
- DNB. Berlm, 10. Mai. Als Auftakt zur Erfassung aller 17- bis 21 fahrigen berufstätigen Mädel im ganzen Reichsgebiet hatte das BDM-Werk „Glaube und Schönheit" am -Bonntag zu einer vierten Reichsvsranstaltung geladen, in der es mit Musik, Tanz und Gymnastik einen Querschnitt durch da» vielseitige kulturelle Schaffen in den drastischen Arbeitsgemeinschaften gab. Soldaten, Verwundete. Rü- Itungsarbeiter und -arbeiterinnen waren im deutschen Haus die Ehrengäste. Die BDM-Reichsrefevennn Jutta Rüdiger gab einen Ueberblick über die während des Krieges von den Mädeln geleistete Arbeit, die freiwillig neben der beruflichen Tätigkeit ansgeführt wird. Die heutige Veranstaltung, so betonte sie, soll in Musik und Gesang. Bewegung, Spiel und Tanz zeigen, was unsere Mädel in ihrer knappen Freizeit nach harter Berufsarbeit stch selbst und anderen zur Freude erarbeitet haben. Voll Stolz können wir heute unserem Volk melden, daß wir die erste Generation der weiblichen Jugend sind, die hundertprozentig im BernsSeinsatz steht.
Bie Bowle war gm uno icywer uno oeseuerke aumay- lich die Gemüter. Die Sorgen des Alltags schliefen ein, nind von ihrer drückenden Last befreit, wurden die Menschen beschwingt und sahen sich plötzlich mit ganz anderen Augen an. Die beiden Soldaten erzählten Späße aus ihrem fliegerischen Leben. Sie waren manchmal derb und saftig, und Katrin und Frau Charlotte mußten oft so tun, als hätten sie sie nicht gehört. Aber Braake schlug sich auf die Schenkel und lachte wie ein Junge.
„Jetzt will ich euch aber mal einen Witz zeigen", sagte er übermütig, zog eine Zeitung hervor, faltete sie auseinander und legte sie aus den Tisch. Alle Köpfe beugten sich neugierig vor. „Na, was sagt ihr dazu? Herr Cornelius in höchsteigener Person, leicht bekleidet und ausgenommen von Braake, ausgerechnet von Braake. So was aibt's." Er sah stch triumphierend im Kreise um und wollte die Ueber- raschung auf jedem Gesicht auskosten. Plötzlich stutzte er. »Was ist denn los? Weshalb lacht ihr nicht? Ist das etwa kein Witz?. Seine Backen waren rot von der Wirkung des Alkohols, und seine Augen ftinkelten. Das Papier der Zeitung knisterte wie heimlich schwelendes Feuer in der gefährlichen Stille.
Katrin hob furchtlos ihren Kops und sagte in einem beinahe sachlichen Ton, etwa so, als müsse sie einen Irrtum aufklaien: „Das ist kein Witz, Vater. Du nimmst sicher an, daß irgendein fremder Mensch, der zufällig Braake heißt, die Aufnahmen gemacht hat."
„Soll das etwa heißen —" Er scheute sich anscheinend, das Unglaubliche auszusprechen. Seine Schläfenadern schwollen zu dicken Strängen an.
„Ja, ich habe die Ausnahme gemacht."
Braakes Faust fiel schwer aus den Tisch. Die Gläser klirrten bedrohlich. Cr öffnete die Lippen und wollte etwas sagen.
Katrin fühlte, daß es etwas Ungeheuerliches sein würde, etwas, das vielleicht niemals wieder gutzumachen war. Deshalb sah sie ihren Vater fest an und legte alle Willenskraft in diesen zurückdämmenden und warnenden Blick. „Hör mich bitte an", sagte sie ein wenig hastig, um ihm unter allen Umständen zuvorzukommen. „Du wirst dann selbst einsehen, daß ich kein Verbrechen begangen habe. Ich habe mein Examen als Photographin gemacht. Dieses dort war mein erster Auftrag. Ich habe ihn nicht durch irgendwelche Beziehungen bekommen, Zandern weil meine Arbeiten dem Schriftleiter gefielen. Er hat mich in eine Kunstausstellung geschickt, um dort Aufnahmen von den Künstlern und ihren Werken zu machen. Ich wußte nicht, daß es dort ein Bild gab, das Herrn Cornelius darstellte.
Bas war ein Zufall. Aber leibst wenn es mir vorher bekannt gewesen wäre, hätte ich gerade dieses Bild photographieren müssen, weil es eines der besten der Ausstellung war. Hätte ich es nicht getan, wäre ich meinem Auftraggeber gegenüber nicht gewissenhaft gewesen." Sie hielt inne, um Atem zu schöpfen.
Der Vater starrte finster auf seine Hände, die gestallt auf dem Tisch lagen. Neben sich hörte sie die Mutter leise seufzen. Eckart betrachtete verstohlen die Aufnahme, und Günters Blicke hingen voll heimlicher Bewunderung an ihren Lippen. „Mit diesem Auftrag", fuhr sie ruhig fort, „habe ich das erste Geld meines Lebens verdient. Cs wäre mir ein Leichtes gewesen, den Hauptschristleiter zu bitten, meinen Namen nicht unter die Aufnahme zu setzen. Aber das wollte ich nicht. Es wäre feige gewesen. Weshalb sollte ich mich auch nicht zu meiner ehrlichen Arbeit bekennen? Außerdem war ich mir darüber klar, daß dieser erste Auftrag auch der letzte sein würde, denn ich war entschlossen, deine Sekretärin zu werden. Der Entschluß, das gebe ich allerdings zu, ist mir nicht leicht geworden."
Zum ersten Male fuhr Braake auf. „Darauf habe ich gewartet. Du hast also doch mit dem Gedanken gespielt, mich zu hintergehen."
„Das habe ich", gestand sie tapfer. „Aber nur, um dich zu entlasten, und zwar für den Fall, daß wir das Gut aufgeben müßten. Ich wollte dann auf eigenen Füßen stehen. Und nun kommt der zweite Gmnd, weshalb ich nicht auf die Nennung meines Namens verzichtet habe: Ich wollte dir dadurch beweisen, daß ich im Emstfall wirklich aus eigenen Füßen stehen kann, daß es keine Spielerei oder Liebhaberei ist. Mein Kursus auf der Handelsschule hat darunter nicht gelitten, das wirst du merken. Du kannst mir nur den Vorwurf machen, daß ich dir nichts gesagt habe. Ich sagte dir nichts, weil ich Angst vor dir hatte.
Es war wieder still. Das gemächliche Ticken der allen Wanduhr mahnte zur Besinnlichkeit. Bor dem offenen Fenster stand die Nacht wie ein schwarzer, samtener Vorhang. Ein Vogel zwitscherte verschlafen. Leise und geheimnisvoll rauschten die Bäume im Park, die die Braakes gepflanzt hatten. In der Feme klirrten und ächzten Eisen und Stahl.
„Angst hast du vor mir", sagte Braake plötzlich rauh vor sich hin. „Ein Kind hat Angst vor seinem Vater." Er warf den Kopf hoch und sah Eckart mit wilden Augen an. „Hast du etwa auch Angst vor deinem Vater?"
Der Sohn fuhr erschreckt aus seinen Gedanken auf. „Ich habe vor keinem Menschen Angst", sagte er, noch ein wenig verwirrt. (Fortsetzung kolan