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Die drittgrößte Stadt Indiens
Madras, bedeutender Hafen an der Ostküste — Auch «in Zeugnis brutaler britischer Unterdrückung
Mt rund 700 000 Einwohnern ist Atadras neben Kalkutta und Bombay die drittgrößte Stadt Britisch-Jndiens. Vom Cooumfluß durchflossen, zieht sich Madras über 15 Kilometer weit an der Küste des Indischen Ozeans entlang. Der Mittelpunkt des Lebens und Treibens der Engländer in Madras liegt nördlich vom Cooum-Fluß. Hier ist das Geschäftsviertel mit seinen protzigen und Prunkvollen Banken, mit Regie- rungsgebänden. Hafenanlagen, Zollämtern, dem Justizpalast, der Zwingburg englischer Herrschaft über das indische Volk, und einer etwas älteren ähnlichen Zwecken dienenden Feste, dem Fort St George, das 1610, vor dreihundert Jahren also, von den geschäftstüchtigen Angestellten der berüchtigten englischen Ostindienkompanie errichtet wurde. Ein Jahr zuvor erst hatten die britischen belvaffneten Krämer die Erlaubnis erhalten, sich hier in der Nähe der indischen Dörfer.Tschinna- Pattam und Madraspattam niederzulassen, um Handel zu treiben.
Westlich des englischen Viertels schließen sich die durch ihre Nüchternheit, ihre Dürftigkeit und ihr Elend kraß von der englischen Wohlhabenheit abstechenden Vorstädte und Fabrikviertel an, die hauptsächlich von Eurasiern und Indern bewohnt werden! Südlich vom Cooum-Fluß folgt das Moham- medanerviertcl Triplicane. Die Bekenner des Islams sind in Madras gegenüber den Anhängern der Hindureligion nur zu einem Zehntel vertreten. Weiterhin folgen wieder luxuriöse Engländerviertel wie Nungambakkam, Takampet und Ayyar.
Der Hafen von Madras liegt nicht in einer natürlichen Bücht, er wurde künstlich geschaffen. Die hier herrschenden Wirbelstürme verursachen dem Seeverkehr oft viele Hemmnisse. In den Jahren seit 1926 ist der Hafen erheblich ausgebaut worden. Unter den Häfen Indiens steht er an fünfter Stelle. Immerhin ging ein großer Teil der Erzeugnisse und des Reichtums Indiens von hier aus in die Welt, so Häute, Oet- saaten, Baumwolle, Kaffee, Tee, Chrom und Magnesit. Eingeführt wurden Holz, Brennstoffe, Gei: erde und Maschinen.
Madras weist auch eine beachtliche Industrie ans. Metallwerke und Zigarrenfabriken, zahlreiche Betriebe der Baumwollindustrie, Zementwerke und Färbereien siird vorhanden.
Madras ist ferner Endpunkt des südindischen Eisenbahnnetze». Berüchtigt ist das ungesunde Klima von Madras, das seiner Entwicklung bisher oft entgegengestanden hat. Besonders leidet natürlich die eingeborene Bevölkerung, da Las Interesse der Briten an der Schaffung gesunder hygienischer Verhältnisse unter den Indern von jeher mäßig war nud blieb.
Beachtenswert ist auch die Rolle, die Madras als Mttel- punkt der umgebenden 368 438 Quadratkilometer großen Prä» sidentschaft Madras hat, die von rund 50 Millionen Menschen bewohnt wird. Auch hier ist der Anteil der Hindubevölkerung mit etwa 90 v. H. gegen etwa 7 v. H. Mohammedaner erheblich überlegen. Der offizielle Name dieses Landesteils lautet übrigens „Präsidentschaft von St. George", eine altüberlieferte Bezeichnung nach dem gleichnamigen Fort in der Stadt Madras. Zu diesem Landesteil zählen noch einige direkt der Zentralregierung unterstehende sogenannte „unabhängige" Eingeborenenstaaten wie Travancore, Cochtn, Podukkottai und zwei kleinere. Die Präsidentschaft hat eine bedeutende Baumwollindustrie aufzuweisen. Im Landbau werden Baumwolle, Erdnüsse, Tee, Kaffee, Oelsaaten, Häute und Reis erzeugt. Doch darf man nie vergessen, daß der Reis Indiens zur Ernährung der Bevölkerung nie ausgereicht hat. Er mußte teilweise aus Burma und Thailand eingeführt werden, Möglichkeiten. die es, wie andere, heute kaum noch geben dürfte. Die Präsidentschaft Madras wurde 1653 von der englischen Ost- indienkompanie gegründet.
Die Stadt Madras selbst war von 1752 ab der Hauptfitz der Kompanie in Indien. Das war vor allem das Verdienst des rücksichtslosen Robert Clive, einer der berüchtigsten Gestalten aus der Geschichte der englischen Raubherrscha-t in Indien. 1746 eroberten die Franzosen Madras, 1749 mußten sie die Stadt wieder herausgeben. 1758 59 wurde die Stadt abermals von den Franzosen belagert, 1769 und 1780 von dem freiheitsliebenden und tapferen Hciidar Ali von Mvsore bedroht. Ihren Rang in den Besitzungen der englischen Ost- tndienkompanie mußte sie an Kalkutta abgeben, als dort der Stern eines anderen großen Freibeuters und Unterdrückers, des ränkevollen und habgierigen Warren Hastings, aufging.
SV »MS »LIMS
Die Kokosperle. Man kennt die Geschichte von jenem Gasthausbesucher, der sich Austern bestellte» in einem der Schalentiere eine Perle fand und nun mit dem Wirt in Streit über die Frage geriet, wem die Perle gehöre. Soviel Austern auch gegessen werden, ein Perlenfund ist selten zu verzeichnen, obgleich die Auster eine nahe Verwandte der Perlmuschel ist. Noch viel seltener aber sind Perlen, die in einer Kokosnuß gesunden werden und die ihrem Ursprung entsprechend größer sind. Winzige Perlen bilden sich mitunter auch in unseren Flußmuscheln, aber alle diese Schalentkere besitzen die Eigenschaft der Perlmutterbildung, von der bei der Kokosnuß als einer Frucht keine Rede sein kann. Die Perlbildung bei der letzten hat denn auch die Wissenschaft seit der vor etwa 80 Jahren erfolgten Entdeckung der ersten Kokosperle lew hast beschäftigt. Aber so viele Millionen Kokosnüsse auch jährlich zur Verarbeitung gelangen, eine Kokosperle wird doch nur alle Menschenalter einmal entdeckt. Sie verdankt ihre Existenz einer Mißbildung der Frucht, die sehr selten zur Entwicklung gelangt. Wer einmal eine Kokosnuß öffnete, weiß, daß sie drei „Augen* besitzt» die nichts anderes als die Keimlöcher darstellen, durch die sich der Keim bohrt, sobald sich der Frucht Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Wenn nun einmal der Fall etntritt, daß die steinige Kruste die Keimlöcher zuwuchert, so findet der Keim keine Gelegenheit, nach außen zu gelangen, er muß also im Innern verkümmern und verhärten. Bei dieser Tätigkeit setzen sich die Kalisalze, mit denen die Kokosmilch gesättigt ist, um den Ke.rn ab und bilden auf diese Weise die Kokosperle. An Festigkeit gibt die letzte der echten Tierperle nichts nach, aber ihre Farbe ist ein milchiges Weiß, ohne Glanz, ohne die Farbschattierungen in den Perlmuttertönen, die den eigenartigen Reiz der Perlen ausmachen. Trotzdem könnte man sich vorsteüen, daß die wenigen bs'annten Kokosperlen wohl die Liebhaberinnen kostbarer Gegenstände zu reizen vermögen. An Seltenheit werden sie von kaum einem anderen Gebild iibertrosfen.
Ei« Hund half Polizisten. Mancher Rechtsbrecher stellt es sich sehr einfach vor, von der von ihm begangenen Tat abrücken zu können. Wenn er sie einfach hartnäckig leugnet. Lenkt er, dann kann ihm niemand nichts Nachweisen. Aber da ist er meist auf dem Holzwege. Es gibt heute genug Mittel und Wege, um im Schweigen verharrende Schuldige zu überführen. Erst kürzlich zeigte daS wieder sin Fall, der aus Rotterdam berichtet wird. Eine Frau und ein Mann waren dort von der Polizei unter dem Verdacht festgenommen worden, einen Einbruch begangen zu haben. Vieles sprach gegen die beiden, doch der letzte Beweis fehlte. Den erbrachte schließlich einwandfrei — ein Hund. Die Polizeibeamten häugten eine ganze Airzahl den verschiedensten Personen gehörende Frauenmäntel in einer Reihe auf. Dann ließ man einen Hund, der die Beschuldigten weder kannte noch sie gesehen hatte, an einer Handtasche riechen, die zu der Diebesbeute gehörte. Wenn die Verdächtige diese Tasihe an sich genommen hatte, dann mußte auch derselbe Geruch an ihr haften, wie an den Kleidern der Frau. Der Hund wurde in den Raum mit den Mänteln geführt, schnupperte und — sprang mit großem Gebell gegen den Mantel der verdächtigen Frau. Angesichts dieses Vorgangs legte das Einbrecherpaar ein umfassendes Geständnis ab.
Der Blitz bevorzugt die Männer. Italienische Versicherungsanstalten haben festgestellt, daß unter 10 Personen, die vom Blitze getroffen wurden, sich durchschnittlich 8 Männer und nur 2 Frauen befinden. Diese Feststellung haben sie auf Grund ihrer Statistiken getroffen. Sie haben nun nach dem Grund hierfür gesucht und sind dabei zu Schlußfolgerungen gekommen, denen wir nicht folgen können. Der weit geringere Prozentsatz der vom Blitz getroffenen Frauen ist nach Ansicht der italienischen Versicherungsgesellschaften darauf zurückzuführen, daß sich die Frau im allgemeinen dem Wetter und seinen Unbilden iveniger aussetzt als der Mann. Ferner gehen sie auch viel häufiger mit einem Schirm aus, und dieser Schirm dewahre die Kleidung vor der Nässe des Regens, und trockene Kleidung habe die Fähigkeit, den Körper elektrisch zu isomeren.
BnekSmen
„Die kleine Exzellenz", Adolph von Menzel, lvar Kanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le meri e aeworoe-n. Eines Tages erhielt er den Besuch des Herrn von Helmholtz. der zum Vizekanzler ernannt worden war. Helmholtz fragte nun Menzel, worin denn seine Aufgabe als Vizekanzler bestehe. Er möchte sich gern darüber unterrichten, um keine Pslichtversäumnis zu begehe». „Ach. Sie haben weiter gar nichts zu tun. als zu warten daß äh sterbe. Im gleichen Augenblick werden Sie Kanzler. Das ist Ihre ganze Tätig- keitl" sage Menzel lächelnd. ^
Der alte Graf Haeseler, in der alten Armee unter dem Namen „Gottlieb" bekannt, besichtigte eines Tages ein Regiment. Dabei achtete er wie gewöhnlich besonders auf das propere Aussehen der Soldaten. Sein Augenmerk galt in erster Linie dem einwandfreien Zustand der Uniformen. Fand er hier etwas auszusetzen, so kannte sein Zorn keine Grenzen. Bei dieser Bestchtigung nun fiel ihm ein junger Vater, landsverteidiger auf. der vergessen hatte, einen Knopf an seinem Waffenrock zu schließen. Das sehen und auf den Sünder losschießen, war das Werk eines Augenblicks: „Mannl" don. nerte er den Soldaten an. „Was fällt Ihnen ein. in diesem Aufzuge vor mir zu erscheinen? Ich werde Ihnen von morgen ab mein Kindermädchen schicken,- das kann Ihnen helfen, sich-richtig anzukleidenl" In höchst unmilitärischer, aber schlagfertiger Weise antwortete der Soldat: „Vieler Dank, Exzellenz, aber das ist nicht nötig, die treffe ich jeden Abend selbst nach Dienstschluß!" S? sehr sich Haeseler geäraert da te. so sehr entwasfnete ihn diese Schlagfertigkeit. Er gab dem vor Schreck erstarrenden Hauptmann, der dabeistano, den Befehl, den jungen Sünder nicht zu bestrafen, wandte sich ab, um sein Lachen zu verbergen, und schritt weiter.
Johannes Brahms war zu einer Abendgesellschaft geladen. Zu seinen Ehren spielte die Tochter des Hauses einige seiner Deutschen Walzer, allerdings durchaus nicht formgerecht. Nach Schluß des Spiels rrat die Mutetr der jungen Dame auf Brahms zu und fragte ihn, wie ihm das Spiel ihrer Tochter gefallen habe. „Mir scheint, das klana beinaln-
wie meine Deutsch?» Walzer", sagte Brahms anzüglich. „Vielleicht habe ich sie heute endlich mal richtig gehört und ich habe sie bisher stets falsch gespielt!"
Bismarck beging das Erntedankfest aus seinem Schloßqut in Varzin immer gemeinsam mit seinem Gesinde. Nach altem Brauch mußte er oavet den ersten Tanz mit der Grvtzmagd tanzen. Einmal war eine neue Großmagd anaestellt worden, die den Kanzler in besonders ausdauernder Weise im Kreise herumschwenk e, so daß dem schier der Atem ausging und er froh war, als die Musik endlich schwieg. Erschöpft kehrte er zu seinen Gästen zurück und sagte lächelnd, indem er steh die Stirn wischte: „Ich habe ja schon allerlei erlebt, aber das eine muß ich doch sagen: „So wie meine Großmagd hat es noch keine Großmacht perstanden, mich hermnzuschwenkenl"
Bon einem besonderen Kunstverständnis zeugte eine junge Dame, der Eduard Künnccke einmal eine Freikarte zu einer seiner Operetten geschenkt hatte. Als Künnecke einige Tage später besagte junge Dame auf der Straße traf, sagte dieselbe schmollend: „Na, ich war ja schön entläuscht. Sie haben ia gar nicht selber gesungen!"
Es wurde über die Geschichte Rußlands debattiert. Graf Schuwaloff. der lange Zeit die besondere Gunst der Regentin genossen hatte, machte immer wieder Einwünde. die den Ansichten der meisten Anwesenden schross entgegenstanden. Man ärgerte sich darüber. Aber einer aus der Runde verwies die Be ressenden mit den Worten: „Sie müssen sich schon damit absinden, meine Verehrtesten, daß unser lieber Gras das besser weiß. Er war doch gewissermaßen der Pompadour dieses Landes, wie Ihnen bekannt sstl"
Der berühmte Zoologe Brehm war auf eitler Abendgesellschaft. Man unterhielt sich nach dem Mahl über alles mögliche und kam u. a. auch auf die Tierkunde zu sprechen. Ein« der anwesenden Damen fragte Brehm: „Sagen Sw. Herr Professor, ist es ivahr. daß der Löwe unbestritten der Kou.s der Tiere ist und daß es kein Tier gibt, vor dem er sich fürch.et?" „Doch gibt es ein solches Tierl" sagte Brehm. „Es ist die Löwin!"
Unsere Heimat im Wandel der Zeiten
Spiegelbild der letzten hundert Jahre Fortsetzung V »4sl 7L47 (vor SS Hskrvn)
Die infolge des Mißwuchses tm vergangenen Jahre eiir- getretene Notlage hielt auch in diesem Monat weiter an. Am 9. Mai sah sich die württembergische Regierung veranlaßt, die Untersuchung und Aufzeichnung aller sich im Lande befindlichen Vorräte von Getreide anzuordnen. Infolgedessen wies bas Oberamt Neuenbürg die Vorsteher sämtlicher Gemeinden seines Bezirks an, am 17. Mai mit dieser Bestandsaufnahme zu beginnen, sie mit aller Gewissenhaftigkeit vorzunehmen und die Ergebnisse bis spätestens 20. Mai dem Oberamt zu melden.
Eine weitere Regierungsverordnung betraf Maßnahmen zur Einschränkung des Getreidehandels. In Beziehung auf diese Verordnung gab das Stadtschultheitzenamt Neuenbürg bekannt, daß in Zukunft auf dem Fruchtmarkt und auf dem Wochenmarkt Fahnen aufgesteckt würden. So lauge diese über dem Markt wehten, dürfe kein Händler Getreide kaufen. Erst wenn sie eingezogen würden, sei der Markt für Händler zum Einkauf freigcgeben. ,
Diese. Maßnahmen hatten erfreuliche Folgen. Es wurde viel Getreide gefunden, das nun nicht länger mehr verheimlicht werden konnte, so daß auf manchen Märkten ein Ueber- angebot erfolgte. Wie das Heimatblatt in Nr. 41 meldete, sielen auf dem Stuttgarter Fruchtmarkt die Preise für Kernen um 2 bis 5 fl. Gutsbesitzer aus der Nähe Stuttgarts boten Bäckern bedeutende Fruchtvorräte an. Einer davon, der acht Tage vorher 300 Scheffel Dinkel nicht um 18 fl. je Scheffel abgeben wollte, ließ nun den Scheffel für 15 fl anbieten. Auch auf den Fruchtmärkten in Heilbronn, Durlach und Freiburg ging der Kernenpreis erheblich zurück. Dazu kam, daß der Stand der Saaten und der Kartoffeln sehr gut war. Letzterer Umstand bewirkte, daß auch die Kartoffelpresse erheblich, auf manchen Märkten, wie z. B. in Heidelberg, gleich um die Hälfte zurückgingen.
Es war aber auch die höchste Zeit, daß die Preise zu weichen begannen, denn schon befürchtete man Unruhen.
Anders ist es ja doch nicht zu erklären, daß das Oberamt Neuenbürg Nachstehendes öffentlich bekanntga-b: Sämtlichen beurlaubten Soldaten des 4:. 5. und 6. Infanterie-Regiments soll nach höchsten! Befehl unverzüglich folgendes bekannt gemacht werden: Wenn in einem Ort Unruhen entstehen, so hat ohne Aufenthalt sämtliche beurlaubte Mannschaft entweder vor dem Rathause des Ortes sich zu versammeln und der Ortsobrigkeit zur Verfügung zu stellen oder wenn in dem betreffenden Orte Garnison sich befindet, in die nächst gelegene Kaserne zu eilen. Diejenigen, welche diesem bestimmten Befehle zuwiderhandeln, sind von der Ortsbehörd? sogleich an ihre Regimenter zur Bestrafung einzuliefern. Ueber die Eröffnung erwartet man binnen 8 Tagen von den betr. Soldaten nnterschisbene Urkunden. '
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Aus einer an die Ortsvorsteher gerichteten Bekanntmachung des Oberamts vom 1. Mai 1847 erfahren wir die damals geltenden Taxen für Reit- und Fuhrlesstungen der Gemeinden bei Feiicrsbrünsten. Danach wurden berechnet für Spritzen- und Feuerwagenfuhren: 1. bei der Hinsuhr je auf 2 Pferde: auf eine Stunde Entfernung und darüber 2 fl. 30 kr., auf jede weitere Stunde 1 fl. — 2. bei der Rückfuhr, wenn solche nicht durch dieselbe» Pferde geschehen konnte, die zur Hinfnhr gebraucht wurden, z. B. wenn das Löschinstrument auf dem Brandplatz stehen gelassen werden mußte, die Hälfte von dem bei der Hinfnhr. — Für Fenerreiter (Pferd und Mann'» waren zu zahlen: 1. auf 2^ Stunden Entfernung und darunter 1 fl.; 2. bei mehr als 2jH Stunden Entfernung für jede Stunde 24 kr. — Für die Rückfuhr zurückgelassener Löscheimer usw. waren je auf 4 Stunden Entfernung (und nach diesem verhältnismäßig) zu zahlen: für ein Pferd 1 fl. 12 kr., für einen zwesspännigen Wagen 30 kr., für einen einspännigen Wagen 24 kr., für einen Mann 40 kr., für einen Karch 15 kr., für eine Chasse 45 kr., für einen Ritt (Mann und Pferd) 1 fl. 36 kr.
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Das Ministerium des Innern hat zur Vornahme von Bauten eine Sperrung der Enzfloßstraße zwischen der unteren Wasserstube in Höfen und der Mühlfloßgasse in Neuenbürg vom 1. bis 15. September d. I. angeordnet. Unterm 11. Mai
werden die Ortsvorsteher vom Oberamt ersucht, die in ihren Gemeinden befindlichen Flößer davon in Kenntnis zu fetzen.
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Aus Grund eiugegangener Beschweiden erinnerte da- Stä-dtschultheißenamt Neuenbürg am 5. Mai an eine Mrni- sterialberfügnng. nach der große Hunde, wie Bullenbeißer, Metzger- und Schäferhunde, auch bet Tage, wenn sie ohne Aufsicht herumlaufen, mit einem jede Gefährdung verhindernden Maulkorb versehen sein müssen. Wer seinem Hunde keinen solchen Maulkorb anlege und ihn doch frei umherlaufen lasse, werde in eine Geldstrafe von 3 Gulden genommen.
Ein Bezirkswohltätigkeitsverein wurde am 29. April in einer in Höfen abgehaltenen Versammlung gegründet, zu der sich auf eine in Nr. 30 des Heimatblattes ergangene Einladung hin 52 Einwohner des Oberamtsbezirks Neuenbürg eingefunden hatten. Diese Versammlung stellte die Grundsätze fest, nach denen sich die Wirksamkeit des Vereins regeln und betätigen sollte. Zugleich aber wurde dieUeberzeugung ausgesprochen, daß es im Interesse der Sachs liege, eine möglichst große Zahl von Mitgliedern für dm Verein zu gewinnen. Wo die Not ins Große gehe, sei nur auf dem Wege der Einigung Vieler ein ersprießliches Wirken möglich. Alle Anwesende erklärten ihren Beitritt. Zum Vorstand wurde Papierfabrikant Cavallo, zum Schriftführer Stadtpfarrer Hezel und zum Kassier Stadtschultheiß Mittler, alle ans Wildbad, gewählt. In den Ausschuß wurde» berufen Oberförster v. Moltke, Kameralverwalter v. Pflüger, Dekan Eisenbach, Oberamtmann Lehpold, alle von Neuenbürg, Pfarrer Eifert (Calmbach) und Holzhändler Krauth (Höfen). Beschlossen wurde, neben einem ehrenhaften Charakter einen Monatsbeitrag von 6 Kreuzern zur Bedingung der Aufnahme in den Verein zu machen. In diesem Sinne erließ der Verein in Nr. 36 unserer Zeitung vom 8. Mai 1847 einen Aufruf zum Beitritt an die Allgemeinheit. Beigefügt wurde die Bitte an die Mitglieder, sich nach Notständen in ihrem Umkreise und nach deren Ursachen wie auch nach den Mitteln zur Abhilfe zit erkundigen und über ihre Erfahrungen mündliche oder schriftliche Mitteilung an die Vereinsverwaltung gelangen zu lassen
(Fortsetzung folgt.)