126. Amts- und SnrergeblatL für den OberamtsbeM Calw. 83. Iahrgaxs
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§ Calw 1. Juni. Der Verein nichtberusr- mäßiger Ortsstenerbearnten (Bezirksverein Calw), welcher bezweckt, dis Standesintereffen der Mitglieder zu wahren und.zu fördern und den Geist der Zusammengehörigkeit unter seinen Mitgliedern zu pflegen, hielt gestern in Bad Teinach seine erste Hauptversammlung ab. Bei prächtigem Wetter und vorzüglicher Bewirtung in der schattigen Gartenveranda des Hrn. Walch zum kühlen Brunnen konstituierte sich der junge Verein, der nunmehr auch gleichzeitig dem cr. 1000 Mitglieder starken Landesverband nichtberufsmäßiger Ortrsteuerbeemten angeschlossen ist. Der Bezirksverein Cslw zählt z. Zt. 36 Mitglieder. Die Vorstandschastswahlen hatten folgendes Ergebnis: Vereinevorftand: Schultheiß und Ortrsteuecbeamter Schneider-Teinach, Schriftführer: Ortssteuer- beamter Ruf-Ostelsheim, Kassier: Ortssteuer- beamtsr Wiedenmaier-Zavelstein; ferner wurden in den Ausschuß gewählt: Ortssteuer- beamter Mayer-Deckenpsromp Schultheiß und Orts- steucrbeamter Lörcher-Schmieh, Orrrsteuerbeamter Ziegler-Liebelkberg, Ortssteuerbeamter Furth- müller-Stammheim.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.) Se. Majestät der König haben den Eisenbahnpraktikanten I. Klasse Daiker zum Oberbahn- asfistenten in Calw zu ernennen geruht. — Von der Evang. Oberschulbehörde wurde die 2. Schulstelle in Gechingen dem Unterlehrer Otto Bullinger in Obertürkheim übertragen.
Herrenberg 29. Mai. Im nahen Gärtringen ist eine gefährliche Viehkrankheit ausgebrochsn, die besonders stark in fünf Ställen grassiert. Der Krankheit sind bereits verschiedene Pferde und Rinder zum Opfer gefallen. Der vom K. Medizinalkollegium entsandte Sachverständige, Prof. Dr. Nebele in
Montag, den 1. Zum 1908.
Stuttgart, sprach sich dahin aus, daß die Krankheit durch Gifte hervorgerufen wird, welche von den dem Futter oder dem sogenannten Abrechstroh anhaftenden Pilzen gebildet werden.
Stuttgart 30. Mai. Der der Zweiten Kammer zugsgangene Gesetzentwurf betreffend die Gewährung einer Darlehens an die Gemeinde Darmeheim fordert 100000 Das Darlehen soll für 3 Jahrs unverzinslich gewährt und sodann mit 3°/o verzinst werden. Für die Zurückzahlung kann erforderlichenfalls Frist bis zum 1. April 1913 gewährt werden. Aus der Be- gründung ist zu entnehmen, daß der Gesamtaufwand für die Wiederherstellung der abgebrannten Häuser nebst Wiederbeschaffung der Einrichtung-« gegenstände 706 600 beträgt. Die Gebäude- brandverstcherungsentschädigung beläuft sich auf 260412 die Mobiliarentschädigung auf 148419 die Sammlungen des Hilfsvereins auf 70000 zusammen 478 831 Dann stehen den Abgebrannten noch mobile Kapitalien in Höhe von 64 300 ^ zu Gebot. Der Rest von 163 469 ^ muß durch Anleihen aufgebracht werden. Von privater Seite wurden 15400 ^ zugesagt, so daß noch ein Bedarf von 150000 ^ vorliegt. Die Gemeinde hat 126000 auf- zuwenden. Sie will selbst als Darlehensgeber!:: auftreten und bedarf dazu eines Staatsdarlehens von 100000 Vom Hilfrverein hat ste eine Unterstützung von 20000 von der Versicherungsanstalt Württemberg 54000 ^ zu 3^°/» zu erwarten.
Stuttgart 30. Mai. Wie das „Neue Tagblatt" berichtet hat Königin Wilhelmine der Niederlande der Stuttgarter Fleischerinnung den Zunftpokal der einstigen Stuttgarter Metzgerzunft, der durch Erbschaft in ihren Besitz gelangt war, zurückgeschenkt. Bei der Auflösung der Zünfte im Jahre 1864 hatte Königin Sophie
Bezugspr. i. d. Etadt -.jührl. m. LrLgerl. Mk. 1.25. Postbezugspr. s. d.Orts- u. Nachbarorrrverk. >/^LHrl. Mk. I.2Ü, im Fernverkehr Mk. 1.S0. Bestellg. in Württ. A> Pfg.. in Bayern u. Reich 42 Pfg.
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der Niederlande bei einem Besuche ihrer Vaters, des Königs Wilhelm I, den Pokal erworben. Nun ist er der Fleischerinnung gelungen, ihn zur Feier ihres 25jährigen Jubiläums, durch eine hochherzige Schenkung der Königin Wilhelmine, wieder zu erlangen.
Stuttgart 30. Mai. (Strafkammer). Der ledige Taglöhner Christian Setzer von Hutten stahl auf dem Cannstatter Güterbahnhof 7 Ztr. Briketts und 11 Kilogr. Bügelkohlen, außerdem aus dem Wohnwagen eines Schaustellers 16 Messer und 8 Gabeln. Ferner entwendete er aus einem Hof ein Beil und einen Wafferschlauch. Als rückfälliger Dieb wurde er mit 9 Monaten Gefängnis bestraft. — Die ledigen Taglöhner Hermann Vogel und Josef Müller bettelten am Ostermontag in Zuffenhausen und stahlen dabei aus einer Wohnung, in der niemand anwesend war, ein Jaket, zwei Broschen, einen leeren Gels- beutel und eine silberne Damenuhr mit Kette. Als die Diebe die Gegenstände hier versetzen wollten, wurden ste verhaftet. Die Strafkammer verurteilte Müller, der schon vielfach vorbestraft ist, unter Ausschluß mildernder Umstände zu 1 Jahr Zuchthaus und 3 Wochen Haft, Vogel zu 3 Monaten Gefängnis und 3 Wochen Haft.
Kirchheim u. T. 31. Mai. Für die gestrige Schultheißenwahl kamen, da Schultheiß Schneider-Altenstadt seine Kandidatur in letzter Stunde zurückgezogen hatte, nur noch zwei Bewerber in Betracht. Regierungraffeffor Marx wurde mit 639 Stimmen gewählt. Verwalter Schönleber erhielt 506 Stimmen. Von 1223 Wahlberechtigten haben 1146 abgestimmt. Die Wahlbeteiligung war also sehr lebhaft, war ' nach der vorausgegangcnen regen, aber friedlichen Agitation zu erwarten war. Daß der unterlegene Bewerber großes Vertrauen in der Bürgerschaft genießt, beweist die hohe Zahl der Stimmen, die
Unrecht Gut!
Roman von B. Corony.
(Fortsetzung.)
„Welches Mädchen auf der Welt wäre wohl wert, daß man um seinetwillen einer brillanten Karriere entsagt, und sich mit der bescheidenen Zukunft eines kleinen Krautjunkers zufrieden gibt?"
„Davon könnte ja natürlich keine Rede sein."
„Deshalb warne ich Dich nochmals: Hüte Dich vor schlau aur- geworfenen Netzen. Es könnte Arsene, der ich mehr Verstand als Gemüt zutraue, wohl gefallen, den Sohn eines reichen, einflußreichen Mannes zu umstricken. Gelänge es ihr aber, so wäre der Betreffende nicht nur um seine schönsten Zukunftrhoffnungen, sondern auch um sein Erbe gebracht."
„Papa, der Gedanke, das Mädchen zu heiraten, ist mir noch niemals gekommen."
„Und ein leichtfertiges Spiel mit ihr zu treiben, die unter meinem Schutze steht, verbiete ich Dir."
„Nun ja — auch das liegt mir natürlich fern."
„Ich meinte vorhin etwas andere« zu bemerken, handelt es sich um einen Irrtum meinerseits, dann desto bester. Wir haben uns jetzt aus. gesprochen, und Du wirst diese Unterredung Deinem Gedächtnis hoffentlich einprägen."
„Selbstverständlich, Papa: obschon, wie gesagt, eine so ernste Mahnung geradezu überflüssig war. Die Romantik ist ja in unserer Zeit ein längst überwundener Standpunkt. — Jetzt heißt e» nicht länger säumen.' — Du begreifst, wir jungen Offiziere dürfen nicht zu spät kommen."
Natürlich nicht. Lebewohl und hüte Dich, meine emstgemeinte Wamung in den Wind zu schlagen."
„Sei unbesorgt, Papa."
Der Leutnant warf einen stegergewiffen Blick sin den Spiegel, reichte dem Vater die Hand, und eilte fort.
Der Kommerzienrat starb am Fenster der ersten Etage und sah zu wie sein Lieblingssohn in das elegante, kleine, mit einem prächtigen Rappen bespannte Gefährt sprang und die Zügel ergriff, während der Diener auf dem Hintersitz Platz nahm.
„Ein herrlicher Bursche, der seinen Weg machen wird und machen muß!" murmelte er. „Mein Stolz, meine Hoffnung, und Freude! Da wöge sich nur niemand einfallen lasten, meine Pläne durchkreuzen zu wollen. Ich würde es nun und nimmermehr dulden!"
Ein finsterer Blick streifte die Richtung, in welcher sich vorhin Arsene entfernt hatte.
Guido wurde von dem Grafen von Selwitz sehr liebenswürdig em- pfangen. Aeußerliche Vorzüge und ungewöhnliche gesellschaftliche Gewandtheit nahmen sofort für ihn ein. Die Komtesse, eine schmächtige junge Dame mit hellblauen Augen, braunem Haar, scharf geschnittenen Gesichtszügen und eckigen Körperformen, tanzte oft mit ihm und fand Gefallen an seiner witzsprühenden, amüsanten Konversation. Das einzige, etwas kränkliche und deshalb verzogene Töchterlein des Kommandanten lachte mehrmals belustigt auf und hatte noch nie so heiter geschienen, wie an diesem Abend. Das sprach natürlich sehr zugunsten des schneidigen Husarenleutnant« und gewann ihm das Wohlwollen der auf jede Miene ihres Angstkinder achtenden Eltern. Wer Juliane aufzuheitern vermochte, erwarb sich ein entschiedenes Anrecht auf Dankbarkeit» denn durch die kostbarsten Geschenke, die zärtlichsten Schmeicheleien, die gütigsten Vorschläge versuchte man ja leider häufig vergebens ihr auch nur ein flüchtiges Lächeln zu entlocken. Heute aber sah sie vergnügt und beinahe hübsch aus, weil ihre Augen lebhaft blickten, und ihre Wangen gerötet waren, und weil der