Domänendirektor Stefan gegen Rittmeister Rover eine Beleidigungsklage an. Die gestrige Ver- Handlung endete mit der Verurteilung de« Be» klagten Rittmeister Rover zu 200 Geldstrafe wegen Beleidigung. Wie die Heilbronner Zeitung hört, wird der Verurteilte gegen da« Urteil Berufung einlegen.
Friedrichshafen 27. Mai. Die Offiziersreunion, an der die Garnisonen von Weingarten, Konstanz, Lindau und Bregenz und Abordnungen aus Mm, Kempten und Innsbruck teilnehmen, findet am 4. Juni in Lindau statt. — In Bregenz wird eine Reunion der Verkehrsbeamten der Bodenseeuferstaaten, die seit 10 Jahren nicht mehr stattgefunden hat, am 12. Juli abgehalten.
Straubing 27. Mai. Am Sonntag ereignete sich im benachbarten Bichelberg ein schweres Brandunglück. Während die meisten Einwohner im benachbarten Wiesenfeld in der Kirche waren, entstand in einem Gehöft Feuer, dem ein Wohnhaus und eine Scheune zum Opfer fielen. Dabei verbrannten drei Kinder des Besitzers, die im Wohnzimmer eingesperrt waren. Das vierte Kind wurde so verbrannt, daß es am Montag ebenfalls seinen Verletzungen erlegm ist.
Berlin 27. Mai. Am 11. Juni tritt im Reichsamte des Innern eine Konferenz zusammen, die sich mit der Frage einer Reform der Krankenkassen beschäftigen wird. Außer den Kommissaren der beteiligten preußischen und Reichtbehörden werden Vertreter sämtlicher Interessengruppen an den Beratungen teilnehmen. Es sollen sowohl Befürworter des Kassenarztsystems wie auch der freien Arztwahl zu Worte kommen. Auf der Tages- ordnung der Konferenz steht speziell die Regelung der Arztfrage. (St. Mpst.)
Wien 27. Mai. Der blutige Zusammenstoß zwischen ruthenischen Bauern und Gen. darmen in Czernikow bei Tarnopol wurde dadurch herbeigeführt, daß Gendarmen eine Untersuchung wegen verbotenen Fischen« gegen eine Anzahl Bauern führte. Da nun eine Frau, gegen die sich die Untersuchung besonders richtete, beim Verhör zu lärmen begann, rotteten sich vor dem Gemeindeamt etwa 3000 Bauern, darunter Weiber und Kinder zusammen, die das Gebäude förmlich belagerten und mit Steinen bewarfen. Als sich ein Gendarm am Fenster zeigte, feuerte ein Bauer einen Revolverschuß auf ihn ab. Dies war für die Gendarmen da« Zeichen, nun ihrerseits auf die Bauern zu feuern, wodurch 5 getötet und 12 verwundet wurden. Von den Verwundeten find nachträglich noch 4 gestorben, so daß im Ganzen
also 9 Personen den Kugeln der Gendarmen zum Opfer fielen. Natürlich herrscht in Czernikow große Erbitterung unter den Bauern, die ausschließlich Ruthenen sind. Auch im Abgeordnetenhause herrschte große Erregung, als ein Telegramm nit der Meldung über die blutigen Vorgänge bekannt geworden war.
Rom 27. Mai. Der Luftschiffer de Lagrange unternahm heute vor dem König und einer Kommission von verschiedenen Luft- fchiffsr-Korps eine Probefahrt mit einem Aeroplan, die vollständig gelang. Er stieg dreimal auf und legte eine Strecke von 10 Kilometer zurück. Auf- und Abstieg vollzogen sich tadellos.
(Eingesandt.)
Hirsau, das vermöge seiner landschaftlich, geschichtlich wie künstlerisch glücklichen Verhältnisse nicht mit Unrecht die Perle des Nagoldtales genannt wird, ist mitten drin, eine Frage zu entscheiden, deren Beantwortung nicht nur auf Jahrzehnte, sondern auf Jahrhunderte hinaus das ganze Bild in erheblichem Maße beeinflussen wird: es ist dies der Neubau der Nagoldbrücke. Da hieran nicht nur Hirsau selbst, sondern die Allgemeinheit ein sehr wesentliches Interesse hat, so möchten wir hiemit einige Gesichtspunkte hervorheben, die vielleicht auch den Herren Gemeindevertretern von Hirsau, in deren Hand die Entscheidung liegt, von Interesse sein dürften.
Allerseits ist ja anerkannt, daß die Brücke im jetzigen Zustand den Bedürfnissen des Verkehrs nicht mehr genügt, und es hat daher der Staat einige Projekte vorgelegt, wie Abhilfe geschafft werden kann. Das 1. Projekt, eine Brücke flußaufwärts neu zu erstellen, wurde durchaus mit Recht sofort verlassen. Dagegen ist der Streit entbrannt darüber: soll die alte Brücke verbreitert werden unter Aufopferung der Oelmühle oder des anderen Brückenhäuschens oder soll die jetzige Brücke im heutigen Zustand belassen und daneben eine nene Brücke flußabwärts gebaut werden? Um es gleich zu sagen, wir möchten dem Neubau einer Brücke unter Belastung der alten dringend das Wort reden. Daß technisch dieser Weg der beste wäre, hat Herr Oberbaurat Leibbrand eindringlich hervorgehoben; auch dem Laien muß es einleuchten, welch enorme Vorteile eine neue Brücke mit 1'/»"/» Steigung gegenüber der veränderten alten mit 4,8°/» für den Verkehr mit sich bringt. Da der Bauaufwand für Aenderung der alten Brücke nur ca. 3000 weniger betragen soll, als ein Neubau, da außerdem die Baukosten vom Staat übernommen werden, läßt es sich schwer ein- sehen, was die Gemeindevertreter Hirsaus in ihrer Mehrheit bewogen hat. den Neubau abzulehnen. Man spricht in unfern Tagen so viel von Heimatpflege unb Heimatschutz, soll man da in Hirsau abreißen und ein Bild zerstören, das uns alle, die Hirsau kennen, lieb und wert geworden ist und das nachher unwiderbringlich dahin sein wird? Warum haben sich namhafte Architekten und Künstler dafür ausgesprochen, daß das alte Brücklein im jetzigen Zustand erhalten bleiben solle? Doch gewiß nur
deshalb, weil sie die feste Ueberzeugung hatten, daß so wie es heute dasteht, Hirsau auch bleiben muß. Wozu hat man einen Landeskonservator, wenn man dessen dringenden Rat, das alte jetzige Bild zu erhalten, einfach überhört? Noch ist es Zeit, daß Hirsau seinen jetzigen Zustand sich bewahrt; es möge sich hüten, daß nicht unsere Nachkommen, die mehr Sinn für die Vergangenheit und die von ihr geschaffenen Bilder haben werden, den Beschuß der Gemeindevertreter als bedauerlich und unheilvoll verdammen. Daß die neue Brücke flußabwärts das Landschaftsbild kaum stören würde, zumal für den am meisten genossenen schönsten Blick von Calw her, liegt ja auf der Hand. Allein eS mögen für die Herren, die die alte Brücke verbessern wollen. Gründe vielleicht persönlicher Art vorltegen, die wir nicht kennen, mit denen man aber rechnen muß. Gewiß ist, daß sich, bleibt die Gemeinde bei der jetzigen Entscheidung, das Landschaftsbild von Hirsau stark verschieben wird; (wer das nicht glaubt, wird uns nachher Recht geben). Nun liegt es uns gewiß ferne, einen Plan, der ja der Allgemeinheit nicht zugänglich ist, kritisieren zu wollen; allein es mutz doch gesagt werden, daß bei der Beurteilung einer Frage, die von solch hoher Bedeutung für das ganze Nagoldtal, ja für ganz Württemberg ist, nicht das Projekt eines einzelnen Herrn zugrunde gelegt werden sollte, mag er noch so sachverständig sein. Warum will man nicht, wenn schon einmal etwas geändert werden muß, nicht die führenden Architekten und Künstler unseres Vaterlandes zu einem Wettbewerb einladen, damit sie uns zeigen, wie sich nach ihrer Auffassung etwas Neues, Würdiges an Stelle des Alten, das geopfert werden muß, schaffen läßt. Erst vor wenig Tagen hat man aus Pforzheim gelesen, wie ein alter, malerischer Stadtteil aus Verkehrsrückstchten fallen mußte; sofort hat die Stadt einen Wettbewerb ausgeschrieben und hervorragende Lösungen erhalten. Warum das bei uns unterlassen, bei dieser ungleich wichtigeren Frage? Die Kosten eines solchen Preisausschreibens stehen in gar keinem Verhältnis zu der Bausumme; jedenfalls kann auf diese Weise am ehesten etwas wirklich Gutes gefunden werden; vielleicht etwas, was sämtliche Bürger Hirsaus wie alle seine Verehrer befriedigen und erstellen könnte. Da wir ja gewiß etwas anderes nicht wollen, als das Allerbeste für unser schönes Hirsau, so bitten wir, diesem Gedanken nachzugehen; wir sind der festen Ueberzeugung, daß er die Frage am glücklichsten lösen wird. L. K.
Voraussichtliche Witterung:
Wechselnde Bewölkung, stellenweise Niederschläge, wenig veränderte Temperaturen.
Gottesdienst«.
S»««t«g Hraudi, 31. Mai. Vom Turm- 188. Predigtlied : 332. 9 Uhr vormittags Predigt: Stadtpfarrer Schmid- 1 Uhr Christenlehre für die Töchter. Sormerst««, 4. Juni. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Dekan Roos.
Samstag, 6. Juni. 6h's Uhr abends: Vorbereitung u. Beichte im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schund.
„Es ist ein letzter Versuch, zu dem mich einesteils Deine Mutter beredete, den ich aber auch hauptsächlich deshalb anstellte, weil der junge Mann unter strenge Aufsicht kommen soll, denn er trägt den Namen Huber und soll ihm keine Unehre machen. Daß ich, wo es not tut, festen Druck auszuüben vermag, wirst Du mir wohl glauben."
„Gewiß, Papa!"
„Und Hilst alles nichts, so werde ich Mittel und Wege finden, ihn für immer aus Deutschland hinwegzuschaffen."
„Er war schon in Newyork und kam doch wieder."
„Wenn ich an eine jährliche Unterstützung die Bedingung seiner Fernbleiben» knüpfe, wird er klug genug sein, sich zu fügen. — Was Arsens anbelangt —"
„Sie hat ein herrliches Talent und möchte sich der Bühne widmen."
„Ich will keine Theaterprinzesfin unter meinen nächsten Verwandten haben."
„Papa, über die Sache denkst Du doch nicht ganz zeitgemäß. Die Kunst adelt. Es gibt Sängerinnen, welche mit Grafen» Fürsten, Herzögen vor den Traualtar traten. Primadonnen, die man mit Orden schmückte, und deren Lebensweg eine Reihe von Erfolgen und glänzenden Ehrenbezeugungen war."
„Er gibt aber auch hundertfach so viele, die es trotz der schönen Stimme zu nicht« bringen, sich an kleinen Theatern Herumtreiben und ihrer Familie nur Kosten und Demütigungen verursachen. Ich will es nicht darauf ankommen lassen, daß man etwa achselzuckend und mit spöttischer Miene von meiner Nichte spricht. Da« zu verhindern, bin ich meinm Kindern und mir selbst schuldig. Den törichten Gedanken muß sie aufgeben. Findet sich eine annehmbare, standesgemäße Partie — und in unserem Hause hat Arsens ja Gelegenheit» junge Leute kennen zu lernen — so will ich sie reich autstatten und ihr eine hübsche Mitgift geben, meine Söhne aber müssen dem Mädchen fern bleiben, verstehst Du? — Wäre es ander«, so könnte da« weder ihr, noch dem verblendeten jungen
Menschen zum Vorteil gereichen, denn ich würde einfach meine helfende Hand von beiden zurückziehen. Das merke Dir, Guido!"
„Was mich betrifft, Papa, so brauchst Dukeinen so ernsten warnenden Ton onzuschlagen. Der wäre vielleicht bei meinem Bruder Walter besser angebracht."
„Bei Walter?"
„Ja, er schwärmt, glaube ich, für die Kusine und Du kennst ja seine Schwerfälligkeit in ollen Dingen, was er will, packt er mit den Tatzen eines Bären an, verbeißt sich förmlich darin und läßt er nicht wieder los."
„Er wird schon müssen!"
„Müssen? — Der? Nein Papa! Da mußt eher Du!"
Der Kommerzienrat war aufgesprungen und schlug mit der Faust
schwer auf den Tisch. „Ich-ich mußte bisher immer nur das, was
ich mir selbst befahl, verstehst Du? Kein anderer hat mir Vorschriften zu machen, und jeder Wille scheitert an dem weinigen!"
Seine hohe Gestalt schien zu wachsen, als er so sprach. „Für wen arbeite ich, für wen schaffe und baue ich denn so emsig? Für mich? — Nein! Ich habe die besten Lebensjahre hinter mir und bin ein müder Mann, den seine Kräfte zu verlassen drohen. — Aber in Euch, in meinen Söhnen und Töchtern, möchte ich fortleben, möchte Euch Stufe für Stufe, mit dem Aufgebot höchster Energie eine Treppe bauen, die emporführt zu Glanz und Ehrm. Werft nicht selbst in Trümmer, was ich mühsam auf- richtete. Deinem älteren Bruder traute ich nie so viel zu. wie Dir. Er ist und bleibt eine zähe, plumpe Bauernnatur, aber Du, Guido, mit Deinem bestechenden Aeußern, Deinen Talenten, Deiner Beredsamkeit und Deinem Ehrgeiz, der dem meinigen gleicht, darfst Dir hohe Ziele stecken und wirst sie erreichen, wenn Du nicht so albern bist, Dich auf Nebenwege locken zu lassen. Würdest Du nicht gern emporklimmen?"
„Weiß der Himmel, ja, das möchte ich."
(Fortsetzung folgt.)