Freitag de» 7. November I94l
Der Enztäler
99. Jahrgang Nr. 262
kurzmelöungen
Genf. „Daily Telegraph" läßt sich von feinem Sonderkorrespondenten ar.-s Kairo berichten, demnächst werde in Aegypten eine von Brigadegeneral Marschall geführt? USA- Militärmission eintreffen um von dort aus die Landung und Verteilung amerikanischen Kriegsmaterials im mittleren Osten zu überwachen.
,Drn Haag. In Arnheim fand eine Großkundgebung des Arbeitsbereiches der NSDAP in den Niederlanden stath in welcher der Reichsstattbalter von Danz.g, Gauleiter Förster, sowie der Reichskomm ssar für die besetzten niederländischen Gebiete, Reickisminister S-vß-Jnan-'tt ^as Wort ergriffen.
Istanbul. In Istanbul herrscht seit einigen Tagen starke Wirtschaftliche Aktivität als Folge des deutsch-türkischen Handelsabkommens. Eine deutsch-türkische Handelsgesellschaft, die sich hauptsächlich mit dem Tabakabkommen beschäftigt, ist gegründet worden.
Newyorr. Nach einer hier vorltegenoen wreioung yaoen die Engländer in Iran 65 frühere ingoslawische'Staatsangehörige verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht, weil diese stch weigerten für England Kriegsdienste zu tun.
Mexiko, „Bon Mexiko ans wird heute die revolutionäre Bewegung in ganz Amerika und einem Teil Europa geleitet", schreibt der Direktor der Zeitung „Novedades" in einem Leitartikel, der in Mexiko beträchtliches Aufsehen erregt In Me- xiko gibt es, wie der Artikel ansfülnt eine ausschließlich von Ausländern gebildete Filiale der Dritten Internationale, die hauptsächlich aus rotspanischen Flüchtlingen besteht.
Die Wiener Kunsthochschulen.
DNB Wien, 6. Nov Im Rahmen -eines Festaktes, dem knit dem Reichsstatthalter von Wie», Reichsleiter von Schirach. auch Reichserziehungsminister Rust beiwohnte, wurden die Kunstgewerbeschule die Lehrstätle des in der ganzen Welt hochgeachteten Wiener Kunstgewerbes zur Hochschule für angewendete Kunst und die Akademie für Musik und darstellende Kunst, die der Welt schon so viele bedeutende Musiker geschenkt hat, zu Hochschulen für Musik und Musikerziehung erhoben. Das 50jährige Bestehen des Kunsthistorischen Muslims rundete die Feierstunde zu einem kulturellen Ereignis besonderer Art ab.
politisches Merlei
Deutsch-kroatischer Handelsvertrag.
Die zweite allgemeine Tagung des deutschen und des kroatischen Regierungsausschusses in Agram wurde abgeschlossen. Als Ergebnis wurde der erste Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem unabhängigen Staat Kroatien unterzeichnet. Der Handelsvertrag wird die Grundlage für die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern bilden Er enthält neben den allgemeinen Bestimmungen umfassende Tarisvereinbarungen sowie vete- rinärpolizeiliche Abmachungen, Ferner wurden die Einzelheiten des Warenaustausches für das neue Wirtschaftsjahr geregelt. Diese Vereinbarungen betreffen auch den Warenverkehr zwischen Kroatien und den besetzten Gebieten, insbesondere zwischen Kroatien und dem Bereich des Befehlshabers Serbien, Es wurde vor allem eine Förderung der Ertragsfähigkeit der kroatischen Landwirtschaft durch materielle und fachliche Hilfe vorgesehen.
Verstaatlichung des Mischen Grundbesitzes in der Slowakei.
Mit dem l. November ging der gesamte jüdische Jmmv- bilienbesitz in der Slowakei — mit Ausnahme der landwirtschaftlichen Liegenschaften und Apotheken — an den slowakischen Staat über. Der Wert des übergegangenen Besitzes beträgt 1,25 Milliarden KS, d, h, etwa ein Viertel des gesamten Judenvermögens in der Slowakei. Von den gesamten Reinvermögen der Juden in der Slowakei sind durch die einmalige Mprozentige Vermögensabgabe im September 1941 bereits 600 Millionen KS an den slowakischen Staat gefallen.
Neue Demonstrationen gegen Halifax.
Der britische Botschafter Lord Halifax ist auf seiner gegenwärtigen Agitationsreise durch einige Städte des mittleren Westens wirklich vom Unglück verfolgt. Zuerst wurde er in Detroit mit faulen Eiern beworfen, nun war er in Cleveland wieder Gegenstand von Demonstrationen, Frauen und Mütter, deren Söhne eingezogen sind und gewärtig sein müssen, auf irgend einen fernen Kriegsschauplatz verfrachtet zu werden, zogen vor die Stadthalle als Halifax mit seiner Gattin dem Oberbürgermeister einen Besuch abstattete. Sie führten Plakate mit, deren Inschriften lauteten: „Halifax, geh nach Hausei" oder „Halifax ist ein Kriegshetzer!"
Sie Kriegerführer -er Achse treffen sich
Berlin. L Nov. Ter italienische Kriegerführrr. General Rosst, der sich auf Einladung des Reichskriegerführers, General der Infanterie Reinhard. »> Deutschland befindet, traf am 5, November vormittags in Berlin ein Zu feinen Ehren gab der italienisch? Botschafter Alfieri einen Empmng, Nachmittags >7 Uhr fand ein feierlicher Akt am Ehrenmal Unter Sen Linden statt, wo der italienische Kne- erführer euren Kranz niedei legte. General Ro»i gehört zu en alten Mitkämpfern Mussolinis und führt rn diesem Kriege als General der Miliz einen italienischen Truppenverband.
Ritterkreuzträger Oberst Horst von Woiff gefallen
DNB Berlin, 6, Nov Einen Tag, bevor ihn die Kunde von der Verleihung des Ritterkreuzes des Eifernen Kreuzes erreich!- ist der Oberst Horst von Wolft an der Stütze feines Jnianterie-Regimenis >m Ollen gerasten.
Oberst von Woiff der gebürtiger Oberschlester war in aus dem Kadettenkorps hervorgegangen. Im Weltkrieg führt? er ein Bataillon und fand weiterhin in Geneialstabsst'-Uen Verwendung Der hervorragende L'ftzier erhielt damals n:chi nur das Eiserne Kreuz l, und 2, Klasse, das Verwunderen- abzeiche» und andere hohe Kriegsauszeichnungen ionbrrn auch den Orden vour. le mertte Im Westreldzug 1940 verdiente er sich in höchster Bewahrung die Svangen zu den beiden Eisernen Kreuzen und im Abwehikampi gegen die Svw'ets bewies Oberst von Wolss überragende Führereigen- schaften. Die außergewöhnliche Tapferkeit dieses Mannes und die ausschlaggebende Bedeutung der Erfolge seines Regiments an der Desna für die weiteren Operationen der Armee führten zur Verleibnna des R'tterkreures,
Ritterkreuzträger Major Stcntzler gestorben.
DNB Berlin, 6. Nov. Am 19 Oktober t94I erlag der Ritterkreuzträger Maior Edgar Srenyler seiner im Kampf erlittene» schweren Kopfverletzung, Bekannt geworden ist Maior Stentzler durch feinen heldenmütigen Einsatz bei der Eroberung der Insel Kreta und die Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Krenres
Petain an die französische Freiwilligenlegion.
DNB Vichy. 6 Nov, Der französische Slaatsches Marschall Pstain richtete an Oberst Labonne den Kommandanten der französischen Freiwillig.nlegion gegen Sen Bolschewismus, eine Botschaft in welcher er erklärt daß die französische Freiwilligenlegion durch ihre Teilnahme an Sem Kreuzzug gegen den Bolschewismus dessen Führung Deutschland übernommen habe dazu beitrage die bolschewistische Gefahr von Frankreich avznwend.'n Gemeinsam mit dem Minister für die nationale Verteidigung wünsche Vetain der Legion bei Erfüllung ihrer Aittoaben G>ück
Die deutschen Kriegsfilme den englischen überlegen.
DNB Lissabon, 6. Nov. Nachdem die Ueberlegenheit der deutschen Propaganda über die englische kürzlich von Li»a- boner Korrespondenten der „Times" durch einen Vergleich der dort gezeigten Kriegsaufnahmen gekennzeichnei worden war, wird deren Wirkungskraft von den Korreivondenten der „Daily Mail" in Kairo bestatigi „Wn haben am gleichen Tage deutsche und englische Kriegsfilme gesehen und mutz, ren den Deutschen den Vorzug geben" schreibt er. Tie deutschen Filme wären in Tempo, Verständlichkeit und Handlung den britischen weit überlegen.
Verfahren gegen Jud Fildermann.
Gegen den Präsidenten des Verbandes der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien, den Inden Fildermann, hat die Bukarester Adbokatenkammer wegen seines Brieses an Mar- schall Antvneseu ein Verfahre» eingeleitet Bekanntlich hat stch Fildermann über die Maßnahmen gegen die Juden beklagt, woraus ihm der Marschall eine vernichtende Antwort zuteil werden ließ.
Mister Wedgewods Anzüge auf dem Meeresgrund.
Der Unlerhansabgeordnete Oberst Wedgewvd entschuldigte sich kürzlich nach seiner Rückkehr aus den USA in einer Ansprache in Neweastle — Under Lyne vvr seinen Zuhörern, daß er in einem so abgetragenen Anzug vor ihnen erscheinen müsse. Aber all- feine übrigen Kleidungsstücke so erklärte er, lägen aus dem Meeresgrund. Das Schiss, das seine Koffer mitsührte, sei versenkt worden, alles, was er letzt noch habe, sei der Anzug, den er am Leibe trage und 24 Kleiderpunkte. Am meisten aber bedauere er, datz mit seinen Koffern das Manuskript seines neuesten Buches verioren- gegangen sei. Er selbst sei nur deshalb mit heiler Haut davongekommen, weil er die Rückreise aus den USA im Flugzeug gemacht habe.
Neues aus aller Welt
** Im Zug vom Herzschlag ereilt. Vom Tod überrascht wurde ein? Frau aus Trier. Die 62 jährige Frau wollte nach Frankfurt sahren und ist kurz nach der Abfahrt des D 277 noch im Bahnhof Trier von einem Herzschlag betroffen worden.
** Lokomotive fuhr in Schafherde. Als an einem unbewachten Bahnübergang bei Trier ein? Schafherde über die Geleise getrieben wurde, fuhr im selben Augenblick eine Lokomotive in die Herde, wobei 40 Schafe getötet und einige verletzt wurden.
** Zwischenfall im Tierpark. Ein Zwischenfall spielte sich tm Wildpark des Solinger Vogelparkes in der Heide ab. Um den dori äsenden Damhirsch besser pho ographieren zu können, kletterte eine junge Besucherin trotz der Warnung des Wärters in das Gehege des Hirsches und versuchte, das Tier mit Futter zu locken. Der in der Brunstzeit sehr reizbare Hirsch verstand jedoch die Aufforderung falsch: er setzte zu einem Svrug an und ging dann zum Angrift über. Die Besucherin wurde recht übel zugerichte. und muß:e ins Krankenhaus eingeliefert werden.
** „Ein rheinisches Mädchen .. ." Aus Lippsprinae kommt die Nachricht vom Tode des Arztes Dr. Wilhelm Nieveling. Dr. Nieveling. der ein Alter von nur 68 Jahren erreichte, war in seinem Leben auch als Komponist bekanntaeworoen. Zahlreiche Lieder, die inzwischen Volksgut geworden und. stammen von ihm. Am bekanntesten wurde das Lied „Ein rheinisches Mädchen beim rheinischen Wein".
Gemeiner Betrüger zum Tode verur eilt. An einem Sep.embertag sprach 'bei einer Witwe in München, deren Sohn im Felde steht, der aus Ahlen stammende Egon Wibbecke vor, gab sich als Regimentskamerad ihres Sohnes aus, überbrachte ihr von diesem Grüße und sagte, er sei gerade aus der Durchreise. Wibbecke erreichte das woraus er spekuliert hatte, daß ihn nämlich die Frau einlud. bei ihr zu wohnen. Diesen Umstand nutzte Wibbecke ans. um seine Gastgeberin zu bestehlen und nach einigen Tagen zu verschwinden. Der gemeine Betrüger ha te sich jetzt vor dem Sondergericht München zu voran Worten. Es laaen ihm neun derartige Straftaten zur Last. Wibbecke gab sich auch als Verwundeter aus, trug unberechtigt das Abzeichen des NS-Studentenbundcs und hatte auch Verwandte, deren Hilf? er in Anspruch genommen ha te, bestohlen. Das Sondergericht München bezeichnete den Angeklagten als Volks- scködünostvv und verurteil e ihn zum Tode.
«* Tod durch Erschöpfung. Eine 17-Jährige, die den Sommer über der Bewirischafterin einer Almhütte als Hilfe beigegeben war verweigerte vor einigen Tagen plötzlich grundlos die Arbeit und entsernte stch von der Lütte. Im '»genannten Zirbeneck, zwischen Grieshütte und Wimbachschloß bei Berchtesgaden, wurde nun das Mädchen von einem Gastwirt to: anrgerunden. Es dürfte an Erschöpfung gestorben sein,
^ Nach fast vier Jahren toi aufgefunden, Bor wenigen Tagen wurde in den Reuschenberger Waldungen bei Leverkusen die Leiche eines Mannes aufgefunden der dort durch Erhängen den Tod gesunden hatte. Inzwischen ist es gelungen, die Person des Toten festzustellen. Es handelt stch um einen Hausburschen aus Opladen, der bereits seil dem 18. Januar 1938 also rast vier Jahre, vermißt war,
** Wieder zwei USA-Militärfluzeuge verunglückt. Wieder sind zwei amerikanische Militärflugzeuge verunglückt wobei insgesamt fünf Flieger ums Leben kamen. Bei regnerischem Wetter stürzte bei Findlay im Staa e Ohio ein Bombenflugzeug der NSA-Armee ab. Die vier Mann Besatzung wurden aetöte:. — Weiter wird aus Honolulu aemeldet, daß ein Jagdflugzeug auf der Suche nach einem vermißten Militarniigzeug ins Meer gestürzt ist. Der Pilor ertrank.
" „Fliegende Festung" in Kalifornien abgestürzt. Eine viermotorige sogenannte „fliegende Festung" stürzte, wie United Preß aus Sacramento meldet, m Kalifornien ab. Zwei Besatzungsmitglieder konnten stch durch Fallschirmabsprung retten, sieben andere werden vermißt,
** Schwere Unwe ter aus einer kanarischen Insel. Die zu den Kanarischen Inseln gehörende Insel La Gomera wurde von einem schweren Unwetter heimgesucht. Die Ueber- schwemmungen in vielen Dörfern richteten einen Gesamt» schaden von rund acht Millionen Peseten an. Nach vorläufigen Feststellungen werden zwölf Personen vermißt.
— Von Krokodilen gefrcnen. Eine amerrrarnicoe .yeirung veröffentlicht eine merkwürdige Statistik, die der Direktor des Zoologischen Gartens von Neuyork ausgestellt bat. Danach werden jährlich etwa 3000 Menschen von Krokodilen efressen Natürlich handelt es stch nur um eine Schätzung, ie keineswegs eine Gesamtzahl darstellen kann, denn nicht alle Unfälle dieser Art werden regelmäßig verzeichnet. Aus der S atistik ergibt sich jedoch, daß 99 v. H, der Opfer beim Baden von Krokodilen verschlungen werden.
Vvpxrigdt t>, Karl Köhler L Lo„ Berlin-Schmargendorf.
3ö (Nachdruck verboten.)
Zwischen den Briefen lag auch das Bild eines jungen und schönen Mädchens und Theodor Emanuel sah dieses Bild an mit den Gefühlen eines Jünglings, mit Schmerz und Glut, mit Zorn und Sehnsucht. Gertrn.de, Gertrude, du, ein Leben lang ge-
liebte-Und dieser, für den Ludwig spricht, ist es dein und
mein Sohn? Oder das Mädchen, das Ludwig heiraten wollte, ist es deine und meine Tochter? Ich weiß gar nichts, selbst das genaue Jahr unserer Liebe liegt nicht fest, weil du niemals ein Datum über deine Briefe schriebst und weil du sie mir zustellen ließest durch einen vertrauten Boten, nicht durch die allgemeine Post. Nur so ungefähr weiß ich es noch. War es aber das Jahr 1907 oder 8? * Ich war viele Jahre ein Nichts in der Firma und eines dieser Jahre glich genau dem anderen. Ich wurde erst etwas, als ich Sophie Therese heiratete. Und da zwang es sich dem Sinnenden aus: genau wie Ludwig, genau wie mein eigener Sohn, welcher etwas wird, weil er Lydia heiratet!
In dieser qualvollen Stunde, da Hochkemper senior gegen die künde seiner Jugend kämpfte, da ihm die Vergeltung begegnete in der Schwere, mit der eines seiner Kinder mit dem Kinde jener Frau zusammenprallte und Zusammengehen wollte — von zwanzig- tausend Frauen dieser Stadt gerade mit der einen von allen! Seltsames Schicksal, vbsonderliche Fügung! Er fühlte sich klein und überwältigt von höheren und stärkeren Gesehen.
*
Barbaras Hand, die den Hörer hielt, zitterte so stark, baß ihr das Fernsprechgerät beinahe entglitten wäre,
„Was sagst du, Lud, er hat sie bekommen?" wiederholte sie mit erstickter Stimme, ertrinkend in einem unendlichen Jubel, „Hat Papa wirklich für ihn gesprochen?"
Die andere Stimme am Draht, Ludwig, der jeine Schwester sofort nach der Stadtverordnetensitzung angerufe» hatte, gab weitere Auskunft-
„Es traf sich günstig, alle stimmten für ihn. Und dann wurden die Gutachten und Auskünfte verlesen. Armin hat auch verschiedene beachtliche Abhandlungen in den maßgeblichen, medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht, die Aussehen machten. Ich glaube, unsere Stadt kann sich nur beglückwünschen, wenn wir diesen fähigen Arzt als Leiter unserer Krankenanstalten gewinnen,"
Bis dahin hatte Barbara Marie mit uneingeschränkter Befriedigung zugehört, nun aber flatterte ihr Herzschlag und sie fragte:
„Gibt es denn noch eine Möglichkeit, daß er die Stelle nicht antritt?"
Ludwig, am Apparat, lachte. „Nun. zum Beispiel, daß er ablehnte!"
Ablehnte! Natürlich! Daß man das mit keinem Gedanken erwog. Diese Bruun's bekamen doch alles fertig, auch dieses, hier eine Berufung abzuschlagen. Ihre Stimme, klein und eng, antwortete:
„Ehrlich gesagt: nein Dafür gibt eine solche leitende Stelle zuviel Freiheit und Beweglichkeit in der Ausübung seiner Fähigkeiten. Aus welchem Grunde sollte Armin Bruuns ausschlage.,?"
Das beruhigte ein wenig, „Ich danke dir, Ludwig, ich danke
dir sehr, und von ganzem Herzen-"
*
Armin Bruuns fiel wirklich durch diese Berufung aus allen Wolken, Er ging von dem wahren Grundsatz aus, daß .kein Prophet in seinem Lande verehrt werde', und ihn rief seine Vaterstadt an die Krankenanstalten als Chefarzt? Ihn schwindelte. Er begriff das alles nicht. Schließlich gab es andere als ihn, ältere, erfahrenere, bessere. Er hatte seinen Stolz und sein Wissen, aber er besaß auch eine starke Bescheidenheit; er hielt sich für geringer als er war.
Im ersten Impuls einer unbändigen Glückseligkeit borgte er sich den Wagen eines Kollegen aus und fuhr in die Heimatstadt, zu seinem Vater und seiner Schwester, ins Haus fallend, als sie am wenigsten an ihn dachten-
„Meine verehrten Lieben", sagte er, „da werdet ihr mir gewaltig Platz machen müssen," Denn nach einem schönen und ausgiebigen Kaffee konnte er sich mit seiner Mitteilung nicht mehr beherrschen.
„Wieso?" meinte der alte Bruuns, nein, sie ahnlen noch gar nichts, seine nächsten Menschen, und Armin schmunzelte.
„Setzt euch fest hin. damit ihr nicht umsallt!" Armin braucht« eine feierliche Einleitung, ober er fand sie nicht. Und so fiel er eben mit der Nachricht unvorbereitet ins Haus: „Ich bin zum Chefarzt an die hiesigen Krankenanstalten berufen." -
Eine Sekunde später fühlte Armin die weichen, feuchten Lippen seiner Schwester aus seiner Wange. Der Vater saß da, als solle ihn vor Freude der Schlag rühren. Dann fand er überströmende Worte des Glücks und der Genugtuung.
„Das habe ich mir nicht zu wünschen gewagt. Das wäre bas Schönste: du, mein Sohn, in deiner Vaterstadt als angesehener, großer und berühmter Arzt in verantwortlicher Stelle und auf überragendem Posten! Dos habe ich Mir gewünscht. Dafür habe ich gearbeitet, dafür hast du studiert, mein Junge, Ich habe es dir nicht gesagt, aber es geschah einzig in diesem Hinblick. Mein Sohn Armin, der Professor Bruuns!"
„Langsam, langsam", bremste Armin, aber er fühlte, wie ihm die Augen so merkwürdig feucht wurden, angesichts dieser reinen, satten Freude, angesichts dieser Erfüllung eines alten Lebens, „Soweit sind wir nun noch nicht."
Der Fernsprecher meldet« stch und Agelin sprang aus, ihn zu bedienen. Der alte Bruuns schüttelte in einer Art von Lochen und Weinen den Kopf, deutete auf seine Tochter, die mit wten Wangen davongegangen war.
„Zu was für einem Glückshaus sind wir geworden. Du mit dieser Nachricht! Und da hinten läuft sie, die strahlende Brau» weil sie glaubt, ihr Verlobter ruft an, dieser Häuserbauer, dieser
eminent tüchtige und verläßliche Mensch-Ich habe euch
gut versorgt, meine Kinder, wirklich gut versorgt!"
Aber Agelin kam zurück und meldete: „Nein es war nicht Wolfgang, Armin, die ganze Stadt weiß schon von deiner Berufung! Eben rief meine Freundin Barbara an, wie du es ausgenommen hättest. Wenn sie nur eine Stunde früher angerufen hätte, dann wären wir durch sie mft der Mitteilung überrascht worden-"
„Barbara Marie Hochkemper'" eilundigle sich Armin ms leisem Befremden. „Gerade Barbara hat sich erkundigt?"
„Nun, warum nickt gerade Barbara?" wiederholte Agelin erstaunt, „Stchl sie mir — uns — nicht näher als irgend ein anderer Mensch?"
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