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Nr. 240
Neuenbürg, Montag de« IS. Oktober 1S4L
SS. Jahrgang
Auf 120 « km Front im Angriff
Vom Waldaigebirge bis zum Asorvschen Meer — Ueber 2VV 000 Gefangene im Zentrum — Die Schlacht am Afowfche« Meer siegreich beendet — 64 VV0 Gefangene, 126 Panzer «nd SIS Geschütze ekbentet
DNB. Aus dem Jührerhauptauariier. 12. 0kt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt!
„Wie eine Sondermeldung bekanntgab, ist die Schlacht nördlich des Asowschen Meeres abgeschlossen. Im Zusammenhang mit der Luftwaffe des Generaloberst Löhr hat die Armee des Generals der Infanterie von Mansteln, die rumänische Armee des Korpsgenerals Dumikrescu und die Panzerarmee des Generalobersten von Kleist die Masse der 9. und 18. sowjetischen Armee geschlagen und vernichtet. Bel schwersten blutigen Verlusten hat der Gegner 64 328 Gefan- gene, 126 Panzerkampfwagen und 819 Geschütze verloren. Infanterie- und Gebirgsdivisionen haben an diesen Erfolge« entscheidenden Anteil.
Mit den genannten Armeen und de« verbündeten italienischen, ungarischen und slowakischen Truppen hat die Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Rundstedt seit dem 26. September nunmehr insgesamt 106 368 Gefangene gemacht sowie 212 Panzerkampfwagen und 672 Geschütze er- beutet.
Wie ebenfalls schon durch Sondermeldung berichtet, haben die schweren Vernichtungsschläge, die seit Beginn dieses Monats der sowjetischen Wehrmacht zugefügt worden sind, zu einem neuen Abschnitt der Operationen geführt. Vom Asowschen Meer bis zum Waldaj- icbirge, südöstlich des Jlmenseesj das heißt auf einer Breite von 12VV Kilometern, sind die deutschen und verbündeten Truppen in voller Angriffsbeweonnq nach Osten.
Die Schlachtfelder von Brjansk und Wjasma liegen be- reits weit hinter der Front. Trotz verzweifelter Gegenwehr, fortgesetzter Ausbruchsversuche und höchster Blutopser Erwögen die hier eingeschlossenen Kräfte des Gegners ihr Los nicht mehr zu ändern. Schon jetzt sind über 200 000 Gefangene gemeldet. Diese Zahl ist ständig im Wachsen.
Kampfflugzeuge bombardierten ln der letzten Pacht mit guter Wirkung feindliche Kolonnen und Lifenbahnslrecken im mittleren Frontabschnitt. Weiler« erfolgreiche Luftangriffe richtete« sich gegen Versorgungsanlagen ln Leningrad.
Im Kampf gegen die britische VersorgungsMahrt versenkten Unterseeboote im Atlantik drei Schiffe mit 23 606 BRT. Ein Kampfflugzeug vernichtete bei den Färöern drei feindliche Handelsschiffe mit zusammen etwa 3000 BRT. In der Rächt zum 12. Oktober versenkte die Luftwaffe im Seegebiet um England zwei Handelsschiffe mit zusammen 9000 BRT. Ein groß» Handelsschiff wurde in Brand geworfen.
Weitere wirkungsvolle Luftangriffe richteten sich gegen
Flugplätze sowie gegen kriegswichtige Anlagen an der Süd- oft- un- Südwestküsle der britischen Insel.
Einige britische Bomber warfen in der letzten Nacht an mehreren Stellen Nordwestdeulschland» Spreng« und Brandbomben, die nur unerhebliche« Schaden verursach- len." *
Mit dem siegreichen Abschluß der SAacht am Asowschen Meer ist die Gruppe Budjennys nunmehr ebenfalls vernichtet worden. Damit ist di« letzte Truppenmasse, die sich noch schützend vor das Donezbecken stellte, weggeräumt. Die Sowjets können nur noch schnell zusammengeraffte Ersatzverbände dem deutschen Vorgehen entgegenwerfen. Eine reguläre Armee oder Armeegruppe besteht hier nicht mehr. Das Donezbecken ist aber bekanntlich die schwerindustrielle Basis der Sowjetunion. Rund zwei Drittel der sowjetischen Kohlenproduktion und ein Drittel der gesamten sowjetischen Schwerindustrie sind hier vereinigt. Nachdem die Sowjets schon das Erzbecken von Kriwoj Rog, die Industrien von Leningrad und Kiew verloren sowie die Industrie von Moskau und Charkow nicht mehr voll arbeiten kann, weil die Luftwaffe in diesen Bezirken die Arbeitsmöglichkeiten unterbindet, wird den Sowjets nunmehr mit der baldigen Ausschaltung des Donezbeckens die Aussicht genommen, jemals wieder auch nur einen teilweisen Ersatz des verlorenen Kriegsmaterials produzieren zu können. Der Sieg nördlich des Asowschen Meeres hat also nicht nur eine strategisch-taktische Bedeutung, sondern trägt weiterhin zur entscheidenden Zerstörung der Krieosrnstunasbasis des Gegners bei:
Flugplätze, Truppenansammlungen, Eisenbahnlinien von der deutschen Luftwaffe wirksam angegriffen
Berlin, 12. Okt. (Eig. Funkmeldung.) Bei den Tageseinsätzen der deutschen Luftwaffe an der Ostfront wurden im südlichen Teil der Front wichtige Sowjetflugplätze angegriffen und nach bisher vorliegenden Meldungen 15 Flugzeuge am Boden vernichtet sowie zahlreiche Treffer in Unterkünften und Hallen erzielt. Bei einem Angriff auf ein Jndustriewerk wurde ein großer Brandherd erkannt. Am Kessel von Brjansk wurden starke Truppenansammlungen mit Erfolg bekämpft und auf den Eisenbahnlinien fünf Eisenbahnzüge vernichtet und vier weitere Züge schwer beschädigt sowie zahlreiche Strecken in Richtung Moskau unterbrochen. Bei Angriffen gegen Eisenbahnziele um Murmansk wurden wichtige Gleisanlagen zerstört.
Ausbruchsversuche aus Leningrad abgcfmiage«
Auch am 11. Oktober unternahmen die Bolschewisten mehrfache von Artillerie unterstützte Ausbruchsversuche aus dem Einschlietzungsraum von Leningrad. Sie wurden unter blutigen Verlusten für die Sowiets abgeschlagen.
Die Klagen in London immer auireirender
England «nter dem Eindruck der deutsche« Erfolge
Die schwere Enttäuschung der englischen Oeffentlichkeit infolge der sowjetischen Niederlage wird von einem Teil der englischen Zeitungen zu heftigen Angriffen gegen die Regierung ausgewertet. Zwei Zeitungen, die eine aktivere Unterstützung der Sowie.s seit Beginn des deutsche-sowjetischen Krieges besonders energisch forderten, greisen sich den einzigen markanten Vertreter aus der Chamberlain-Zeit im Kriegskabinett, den britischen Botschafter in Washington Lord Halifax, als Opfer heraus. Sie stell.en seine kürzlich? Mitteilung, daß England vorläufig keine Offensive im Westen uniernehmen werde, als die Breis gäbe eines Geheimnisses dar, die Deutschland sozusagen das Signal für die neue Offensive im Osten gegeben habe. In „News Chronicle" schreibt der in England sehr bekannte Kommentator Cummings wörtlich: „Das Schicksal der Sowjetunion steht vor einer Krise. Nur wenige Menschen werden verkennen, daß unser Schicksal von dem Ausgang des Kamp- f.s in der Sowjetunion ebenso abhängt wie das der Sowjetunion selbst.
Wenn der organisierte Widerstand der Sowiets zerschmettert wird, dann ist das Beste, auf das wir hoffen können, ein langer höllischer Krieg — höllisch für Soldaten und Zivilisten. Die Sowjets geben die Gefahr offen zu. Es ist deshalb kein Wunder, daß sie Großbritannien fragen, was es tun will, um den Druck zu erleichtern.
Seit Beginn des, Feldzuges gegen die Sowjetunion am 32. Juni, so fährt Eummings fort, haben wir keine einzige Schlacht zu Lande auf irgend einem Kriegsschauplatz ausge- fochten, weder eine kleine, noch eine große. Am gleichen Abend, an dem Hitler seine Rede hielt, in der er die deutsche Offensive ankündigte, erklärte Lord Halifax den Amerikanern und damit auch Hitler die Gründe dafür, daß es England unter den augenblicklichen Umständen unmöglich ist. in den Kontinent einzufallen. Ganz abgesehen davon, ob die Landung englischer Truppen auf dem Kontinent möglich wäre oder nicht, ist diese Unvorsichtigkeit, Hitler ein Signal für die Lage im Westen zu geben, ohne Zweifel so dumm, daß nur wenige Männer sie in Krieqszeiten begangen haben könnten. '
Die britische Regierung mutz erfahren, wenn sie eS nicht
pyon weiß, daß sas vritiiche Volk rasend erzürnt ist kider unsere dauernde Untätigkrit, während zur gleichen Zeit dir Sowjetunion auf Tod und Leben kämpft.
Im Leitartikel schreibt „News Chronicle": „Dreieinhalb Monate lang hat Großbritannien weder zu Lande noch zur See einen Finger gerührt, um den größten und mächtigsten Bundesgenossen, den wir hat.en. zu unterstützen. Unsere einzige Anstrengung wurde in die Luft verlegt. Eine große, vom Himmel gesandte Gelegenheit ging verloren, wird man sagen, nicht nur um der Sowjetunion zu helfen, sondern auch um uns selbst zu helfen. Anfang Juni schien es noch, als ob wir niemals an Menschen und Material stark genug würden, um auch nur ei^en Teil der großen deutschen Kriegsmaschine anzugreifen. Plötzlich sprangen zehn Millionen vollbewaffnete Sowjets aus sowjetischer Erde auf, um den gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Zehn Millionen, also doppelt so viel wie wir jemals erreichen würden. Um sie zu schlagen, schickte Hiiler Kanonen, Tanks und Flugzeuge nach Osten. In Westeuropa ließ er nur eine kleine Wache. Niemals werden im Westen die Clmucen so auf unserer Seite sein wie ictzt. Trotzdem wurde aus Gründen, die der Laie nicht versteht, die Gelegenheit nicht ausgenutzi. Das kann man auf der Straße, in der Presse und im Parlament feststellen."
„Oie eiste Stunde" -er Sowjetunion
Arbeiterversammlungen fordern Aktivität von Churchill.
Die Verwirrung, die die enischeideudeu den scheu E'folge im Osten in London hervorgerufen haben, wird auch in den Berichten, die schwedische Ber cln-rstottor aus London geben, deutlich offenbar. „Äftonbladet" meldet, daß die Erregung von der weniger gefährlichen Arena der Zeitungs- spalten auf ein bedeutend heißeres Gebiet hinübergewechselt sei. Im ganzen Lande fänden Arbeiterversammlungen statt. Churchill erhielte Telegramm auf Telegramm, in denen Aktivität und Initiative von ihm gefordert würden. Der Korrespondent des Mattes zählt eine ganze Reihe von Arbei- terzusammenkünften auf, in denen „sofortiger Angriff auf Europa und dadurch eine Entlastung der Sowjetarmee von dem zerschmetternden deutschen Druck" gefordert worden sei.
Das Vonerbeüen
Seine wirtschaftliche Bedeutung
V. Z. Während auf den westlichen Teil der Ukraine im Gebiet von Kriwoj Rog der größte Teil der sowjetischen Eisenerzförderung entfällt und sich hier außerdem in dem Dnjepr-Großkraftwerk das bedeutendste Werk für die Elektrizitätsversorgung befindet, liegt die industrielle Hauptstärke des Donez-Reviers in den großen Steinkohlenvorkommen. Fermer beherbergt es den größten Teil der ukrainischen Schwerindustrie. Man könnte die industrielle Bedeutung des Donezbeckens etwa mit dem des Ruhrreviers vergleichen; geht man von dem Gewicht der gesamten ukrainischen Industrie aus, so ist dieser Vergleich wahrscheinlich zutreffend, vielleicht sogar erfaßt er nicht einmal ganz die wehrwirtschaftliche Bedeutung der Ukraine für die Sowjetunion. Nirgendwo anders werden Kohle und Erze in ähnlichem Umfange gefördert und verarbeitet, und an keiner anderen Stelle der Sowjetunion sind die Voraussetzungen für den Ausbau einer Schwerindustrie so günstig wie hier, wo Kohle und Eisenerze, gemessen mit den Mastßäben, die an die weiten Räume dieses Landes nun einmal anzulegen sind, einander so eng benachbart sind.
Das Donezbecken umschließt auf einem Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometern das mächtigste europäische Steinkohlenvorkommen. In Sibirien sind zwar noch größere Kohlenvorräte vorhanden, doch werden diese nur in verhältnismäßig geringen Umfange ausgebeutet, offenbar nicht zuletzt deswegen, weil sie von den dort vorhandenen Eisenerzvorkommen und dem Standort der sibirischen Schwer- und verarbeitenden Industrie allzu weit entfernt sind. Unter diesen Umständen ist es verständlich, daß die sibirische Kohlenproduktion kaum mehr als ein Zehntel der Kohlenförderung im Donezbecken erreicht.
Die Kohlenförderung des Donezreviers, die von sowjetischer Seite mit zuletzt über 80 Millionen Tonnen angegeben wurde, deckt nicht allein den Verbrauch der Ukraine, sondern sie versorgt außerdem noch erhebliche Teile der übrigen sowjetischen Industrie. Die Donez-Kohle hat also eine starke räumliche Verbreitung gefunden, die beweist, daß entsprechende Kohlevorkommen in den anderen europäischen Teilen der Sowietunion fehlen. Hervorzuheben ist ferner, daß die im Donezbecken geförderte Kohle sich durch eine hervorragende Qualität auszeichnet.
Das Donez-Revier ist ferner der Standort großer Hüttenwerke, auf die zusammen mit den in der westlichen Ukraine gelegenen Werken, bezogen auf die gesamte sowjetische Produktion, mehr als die Hälfte der Roheisen- und nicht viel weniger als die Hälfte der Stahlerzeugung entfallen. Von wesentlicher Bedeutung für die sowjetische Wehrwirtschaft sind außerdem die großen Fabriken für den Bau von Maschinen, Werkzeugmaschinen, Traktoren, Lokomotiven und Eisenbahnwagen des Donezbeckens. Auch atlf diesen Gebieten entfällt etwa die Hälfte der sowjetischen Gesamtproduktion auf die Ukraine. Einen starken Mittelpunkt stellt Charkow dar, dessen Traktorenwerk z. B. zu den größten der Sowjetunion zählt. Der Vollständigkeit halber sei schließlich noch erwähnt, daß das Donez-Revier außerdem noch wichtige Betriebe der Elektro- und chemischen Industrie beherbergt.
Alle diese Produktionsstätten sind weitgehend mit Unterstützung des Auslandes aufgebaut worden, und viele von ihnen sind ursprünglich deutsche Gründungen, so die Lokomotivban- werke Oktober-Revolution in Woroschilowgrad (Lugansk), die von der sächsischen Maschinenfabrik Hartmann gegründet wurden, und die elektromechanische Fabrik in Charkow, die aus der russischen Tochtergesellschaft der AEG hervorgegangen ist
-wnenoar pno Me>e Arveiterversammtungen auf die Hetze kommunistischer Agitatoren zurückzuführen, denen Churchill durch die intimen Freundschaftsbezeugungen gegenüber den Sowjets neuen Auftrieb gegeben hat. Churchill befindet sich neben diesen „Geistern, die er rief", in einer höchst peinlichen Lage, da ihm durch sein Bündnis mit den Bolschewiken die Hände gebunden sind, irgend etwas dagegen zu unternehmen.
„Daily Herald" gießt dazu Oel in das Feuer der Erregung und schreibt: „Die elfte Stunde der Sowjetunion ist gekommen." Das Blatt bringt einen Appell an die amerikanischen Arbeiter, ihre Leistungen zu steigern, da sie zu wünschen übrig ließen. Churchills agitatorische Lügnerei rächt sich nun bitter. „Daily .Gerald" erklärt rund heraus, die ge. genwärtige Stimmung sei darauf zurückznführen, daß seit Beginn dex Ereignisse im Osten britische Politiker immer wieder eruärt hätten, „der Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion sei ein fataler Irrtum". Der Korrespondent von „Nya Dagligt Allahanda" fügt hinzu, daß diese Versprechungen auf das Volk wirkten, „wie baS rote Tuch auf einen Stier".
Schnelles Vordringen der Finnen
Planmäßiger Vormarsch südlich des Onega Sees.
Die Operationen der finnischen Verbände im Südosten des Onega-Sees nehmen ihren planmäßigen Fortgang. Hierbei sind der Onega-Kanal sowie die wichtige Bahn- strecke Petersburg—Vytegra überschritten worden. Von Petr- skot nach Norden vorstoßend, nähern sich die Finnen im schnellen Vordringen dem Ort Kontupohja. der an einem Arm des Oneaa-Sees in der Näbe der N! -rm^nbabn licat.