Feindliches Sehrohr gesichtet!

U-Boot-Iäger säubert Plauquadrat X

Von Kriegsberichter I ü rgen H a h n - Bube y.

PK Streng und herbe strömt dem Besucher der Dust von ^ang und Teer entgegen, wenn er das Zimmer meines Freun -es betritt. Menschen niit empfindlichen Nasen können diesem Geruch mit geschlossenen Augen nachgehen. Sie stehen dann lötzlich in einer Zimmerecke, die mit blauen Mützenbändern >er Kriegsmarine geschmückt ist. Mitten zwischen diesen Bän oern hängt eine eichene Holzscheibe, die mit einem dicken, ver eerten Seemannstampen kunstvoll umwunden ist. Aus der Holzscheibe ist mit Tinte ausgezeichnet:Zur Erinnerung an gemeinsame Seefahrt nnd U-Voots-Iagd im Januar 19-10" dann folgen Rainen. In einer vorgerückten Stunde, bc' dampfendem Schlummcrpunsch, hat mir der Freund die Ge> schichte dieser Holzplatte erzählt.

Es war im Januar 1940. in diesem bösen, kalten Januar da das Treibeis die Nordsee meilenweit bedeckte. Kälte übe: 20 Grad. Sturm bis zur Windstärke zehn und dabei Dient- Tag und Nacht, Dienst auf See, auf Feindfahrt. Wir fuhren als U-Boot-Iäger und hatten ein bestimmtes Plangnadra« zu überwachen. Feindliche U-Boote waren von anderen Fahr zeugen gemeldet worden, und cs stand fest, dass der Engländer hier draußen mit mindestens zwei Booten lag. Pausenlos 'lesen wir unsere Kurse auf dem angewiesenen Quadrat

Vom Kommandanten bis zum jüngsten Matrosen war die Besatzung in fieberhafter Erwartung. Immer wieder kamen Funksprüche, daß andere deutsche Fahrzeuge U-Boote gesichtet haben wollten. Wir waren Tag und Nacht auf dem Posten

Drei Tage kreuzten wir schon, die freudige Erwartung der Männer sank sichtbar, und noch immer war kein Feind ge sichtet. Ich stand gerade auf der Brücke neben dem Komman danten, als der Obermatrose aus der Funkbude mit Hetzen der Lunge die schmale Eisentreppe emporrannte und dein Koni Mandanten die Funkkladde überreichte:

Tic haben einen, sie habe» einen, Herr Kapitän- lentnant!""

Dann' las ich es auch selbst: Jni benachbarten Planquadrat batte unser Schwesterboot ein englisches U-Boot versenkt Jetzt stieg die Spannung und Erwartung unserer Männe' auf den Siedepunkt. Wenn die das eine haben, müssen wi' das andere bekommen! . . . Wieder standen die Männer trot der eisigen Kälte auf allen erhöhten Plätzen des Bootes und starrten ans die See. Ein, zwei Stunden »lochten vergangen sein, als plötzlich die Glocken hell durch alle Tecks schrillten »U-Boot-Alarm!"

Der Wachoffizier hatte das Signal ausgelöst. Der Koni naudant und ich hetzten die Brücke hoch.Backbord voraus' -Können Herr Kapitänleutnant es sehen?" Der Leutnant reicht ^dem Kommandanten das Fernglas. Mir gab der Nockposter -»das seine. Tatsächlich! Vielleicht zwei Seemeilen voraus war irgendein Gegenstand auf dem Wasser zu erkennen.

Wir kletterten den Niedergang zum Signaldcck empor , Oben pfiff der Wind so stark, daß wir uns mit der eine, Hand festhalten mußten, um nicht heruntergeweht zu werden "Der Kommandant brüllte durch daS Sprachrohr seine Be fehle zum Wachofsizier in der Nock herunter. Geschütz und Maschinengewehre waren feuerbereit. Unser U-Boot-Iäger Dies mit äußerster Kraft. Dann ließ der Kommandant plötz llch sein Fernglas mit cinem Ton. der halb Lachen, halb Fluchen war, sinken!

Eine Konservendose, ausgerechnet eine leere Konservendose!"

Jetzt kam auch die Bestätigung in Hellem Nus vom Mars her -(Unter. Eine wohlgezielte Salve des einen Maschinengewehr? Versenkte die Blechdose, damit sie nicht noch andere deutsche .Ueberwachungsschisfe narre. Nachdem der Kommandain dem Wachoffizier nochmals höchste Aufmerksamkeit eingeschärs« hatte, gingen wir nach achtern. Die Enttäuschung steckte mir r In allen Gliedern. Im Augenblick hatte ich keinen Dienst Da war es klug, in der Koje eine Stunde aus Vorrat zu schlafen.

Ans Feiudsahrt schläft man in Uniform mit Stiefeln , Daran gewöhnt inan sich. So entführte mich bald ein Traum in glücklichere Gefilde. Plötzlich fuhr ich hoch. Wieder schrillten die Glocken. Wieder U-Boot-Marm. Mit einem Satz war ich aus der Koje. Schnell den schweren Wach Mantel angezogen, die Schwimmweste hcrumgewürgt. die Mütze vom Haken. Ich stürmte an Deck. An der Reling stand diereiwache vom Maschincnversonal. Ein alter Maai strahlte mit lachenden Augen.Diesmal ist ein Irrtum völlia ausgeschlossen! Feindliches Sehrohr ganz klar gesichtet!" Ich rannte nach vorn, nahm die Treppe zur Kommandobrücke in drei Sähen und stand neben dem Kommandanten. Dann sab ich cs selbst. Diesmal mußte cs der Tommv sein! Zwanzig Grad steuerbord voraus Wae

in drei Seemeilen Entfernung ein Sehrohr zu erblicken, das sekundenlang austauchte, um dann sofort wieder zu verschwinden. Der Kommandant gab kurz nnd klar seine Befehle:l. WO. nach achtern. Wasserbomben klar machen! Erst auf meinen Befehl werfen!" Der erste Wach offizier verschwand nach achtern. Der Artillerieoffizier meldete die Fcuerbereitschaft. Der Kommandant gab eine kurze Erklärung:Wir gehen mit äußerster Kraft aus den Englän der! Ist er noch nicht aufgetaucht, dann rammen wir! An? jeden Fall Wasserbomben in Abständen von zwei Sekunden!"

Ein leises Zittern ging durch den Schiffslcib, als dll Maschinen auf Höchsttouren gingen. Alle Augen starrten gc >mnn,l nag, norn. Ein neues Kommando:Aiis Torpedo

laufbahn achten!" Jetzt war eS schon mit bloße», Auge genau zu erkennen. Lire» vor uns tauchte das typische englische Sehrohr, wie wir es aus Unterricht und Abbildungen genau kannten, sür den Bruchteil einer Sekunde auf, um sofort wie der hinter einem Wellenberg zu verschwinden!Teufel noch einmal, mutz der Engländer schneidig sein!" murmelte der Brückenmaat in seinen Bart.Ob der «ns Wohl ganz dicht auflausen lassen will, um uns im letzten Augenblick einen Aal zu verpassen!"

Das Sehrohr ist weg, Herr Kaleu!" r,es es von, Signal­dcck herunter. Wieder suchten die Ferngläser krampfhaft vor- aus Tatsächlich. Eben war das Periskop eine Seemeile vor­aus noch deutlich zu erkennen gewesen und nun verstrichen Sekunden, ohne daß etwas anderes als schäumende See zu erblicken war.

Der Engländer musste im letzte» Augenblick getaucht sein.

Der Kommandant stand mit der Uhr in der Hand: Wasserbomben!" Seine Stimme gellte durch das Sprachrohr. Sekunden verstrichen. Dann ging ein Schütter,, durch das Schiff. Das Heck achtern hob sich und der Bug steckte seine Nase tiefer in die See. Im Kielwasser stieg eine Fontäne kerzengerade in die Luft, in kurzen Abständen folgten zwei, drei weitere Fontänen. Der Kommandant ließ das Wasserbomben- wersen einstellen und nahm Fahrt aus dem Schiff.

1. WO. zur Kommandobrücke!" Der Wachofsizier kam angehetzt. Der Kommandant erklärte:Wir geben jetzt den­selben Kurs zurück! Achten Sie auf Oclflccke und halten Sie weitere Wasserbomben bereit!" Mit klopfenden Herzen stan­den die Männer und suchten die See ab. Irgendwo mutzten ictzt Oelflecke auftauchen. irgendwo am Meeresgründe mußte der Tommv dafür büßen, daß er sich in deutsche Gewässer ge­wagt! Nnd Eiserne Kreuze würde es geben! Ich waroch ganz in diesen Gedanken versunken, als ein Gelächter durch das Schiff ging, das vom Bug bis zum Heck brandete."

Meine Spannung als Zuhörer war bis zum höchsidenk- varcn Punkt gestiegen.Und da . . ." erlaubte ich mir zu fragen.Und da ..."Da erbte ich dann diese Holzscheibe mit dem Teertampen!" lachte mein Freund.Das feindliche Sehrohr hatte sich als ein runder Eichenbalken erwiesen, de, genau das Maß eines englischen Sehrohrs besaß Und diese, runde Balken hatte sich derart mit Wasser vollgesoqen, das er anfrecht kurz unter dem Meeresspiegel durch die See reiste Wir haben ihn dann aufgefischt, und als ich von Bord ging hat mir der Kommandant zur Erinnerung einen Querschnitt aussägen und Mit dem Tampen umwickeln lassen!"

Dann traken wir den letzten Schlnmmerpnnsch.

Kameraden gemeinsamen Kampfes

Von Kriegsberichter Gerd Schulte sM).

NSK. Bisher hatten wir unsere italienischen Ka­meraden von der Flak noch nicht gesehen. Wir hat­ten unsere Stellung auf einem Berge Siziliens, die Jta-. liener lagen irgendwo unten am Meer. Die Italiener hat­ten ihren Schutzauftrag, wir den unseren. Nur nachts, die wenigen Maie, da der Engländer versuchte, die Insel anzu­greisen, konnten wir sehen und hören, daß unsere italieni­schen Kameraden auchda" waren. Dann antwortete dem Donner unserer Geschütze das dumpse Dröhnen der Italieni­schen, und das Mündungsseuer von drüben flammte wie ein ferner, kameradschaftlicher Gruß zu uns herüber. Ge- spannt beobachteten wir immer die Kampfesweise der Ita­liener. denn so kameradschaftlich und verständnisvoll die Zusammenarbeit zwischen den deutschen und italienischen Kameraden der Flak war. so war die Taktik doch selbstver­ständlich verschieden, und wir erkannten immer wieder, wie sich die Schießverfahren ergänzten und die gemeinsame Kraft der Abwehr ballte.

Es gibt keinen Flakkanonier, der sich mit der sturen Ausführung von Bedienungsgriffen begnügen würde oder könnte. Schießlehre und Taktik sind zwei Kapitel, die manche einsame Stunde in der Stellung ausfüllen und nachdenk­liche Ueberlegung fordern. Kommandogerät und Geschütz sind eine technisch hochkomplizierte Waffe, deren sichere Be­herrschung Freude und Genugtuung gibt. Wir kannten di« italienische Flak zwar von Abbildungen her. aber noch nie hatten wir das Gerät aus der Nähe gesehen. -

Um so mehr waren wir erfreut, als eines Tages der Batteriechef vor die Front trat und uns erklärte, der ita­lienische Kommandeur der Flak habe uns eingeladen, eine seiner Batterien zu besuchen. Was nicht bleiben mutzte, um die Feuerbereitschaft der Batterie zu gewährleisten, stieg auf den Lastkraftwagen, und fort ging's den Berg hinun­ter, zwischen leuchtenden Obstpläntagen hindurch zum Strand des Mittelmeeres hinunter. Hier am Strand, wo die Brandung gischtend über die Felsblöcke rauschte, hatte sich Sie italienische Flak eingevaut. Erst im legren Augen­blick erkannten wir die Geschütze, so geschickt hatte man das Gestein als Tarnung benutzt. -

Als wir die Stellung betraten, sahen wir als erstes das Bild, das auch in seder deutschen Flakstellung sofort auf­fällt: die vier Flugmeldeposten spähten mit ihren Gläsern

Stukas zertrümmern militärische Werke in EnglaM

EM

MM

PK.-Zeicbnnng Filipowski-Weltbikd (M)

den Himmel ab. Auch hier war Wachdienst die erste Piucyr. Die Mannschaft stand feuerbereit an den Geschützen, und schon wenige Augenblicke, nachdem die italienische:, Ossi- ziere uns willkommen geheißen hatten, sollten nur sie in Aktion sehen. Plötzlich gab der Capitano ubungsmaßig Fliegeralarm, die Sirene schrillt aus, und im Nu stand je­der an seinem Bedienungsplatz. Die Munitionskanomere sperrten die Bunker auf. rissen die Granaten aus den Kor­ben und fremde Kommandos schallten durch die Stellung, die Rohre flitzten herum, richteten sich drohend nach oben- und dann kam der Feuerbefehl... zackig und prägnant stieß der Ladekanonier die Exerziergranate in den Ver­schluß. So mutzte es sein, auch bei der Flak des faschistuchen/ Nach dieser Probe militärischen Könnens kam dann der Augenblick persönlichen Kennenlernens. wir waren plötzlich umringt von den italienischen Kameraden, und es bcgaim ein großes Radebrechen und Dolmetschen. Wir wollten wis­sen, wie das italienische Geschütz arbeitete, was jene Skala und senes Rad bedeutete und die Italiener konnten nicht qenua erfahren von der deutschen Taktik, vom Fliegerds­schuh und den großen Erfolgen im Erdkamps. Und ein gro­ßer Kreis stand immer um die Kriegsberichter der deutschen Luftwaffe, die mit Filmkamera und Nundfunka>ifn'.chme- wagen mitgekommen waren, um diese Zusammenkunft in

Zum Schluß fand sich noch ein kleines Orchester der it«- lienischen Kameraden zusammen, italienische Volksweisen klangen auf. alles sang mit. es war ein richtiges, kleines Konzert. Da konnten wir natürlich nicht zurückstehen, wir sangen das Lied von der Monika, die alten Wellen von Hermann Löns und die neuen des jetzigen Krieges...

Als es Abschied nehmen hieß, gab es ein Herzliche» Händeschütteln. Machte die fremde Sprache die Verständi­gung auch nicht leicht, wir standen sa doch auf dem gleiche», Posten, waren gute Kameraden geworden, und wenn wir beim nächsten Male das italienische Mündungsfeuer sehen, dann wissen wir. das ist Giusepne. der Ladekanonier, der macht seine Sachs gut...

Neues aus aller Veit

Die Goethe-Medaille. Der Führer hat dem Maler . und Pressezeichner Professor Eduard Thocny in Holzhausen am Ämmersee aus Anlatz der Vollendung seines 75. Lebens­jahres in Würdigung seiner Verdienste auf dem Gebiete der Mustrationskunst die Goethe-Medaille sür Kunst und Wis­senschaft verliehe».

** Als sie den Bräutigam abholcn wollte. Ais die Allah-, rüge Schwester des Geschäftsinhabers Hermann Banzhaf Mi Geislingen ihren Bräutigam abholeu wollte, wurde sie vom Schlag getroffen und war sofort tot. Das Mädchen hatte sich bis zum letzten Augenblick gesund nnd munter gefühlt.

** Zwölf Ferkel ertrunken. Bor einigen Tagen wurden angeblich einem Bauern in Hanselcar bei Kleve zur nächh iichen Zeit zwölf Ferkel aus Hem Stall gestohlen. Wie die .Polizei nunmehr mitteilt, hat sich die Angelegenheit aufge­klärt. Dis Schweine sind durch einen defekten Rost in den unter dem Schweinestall sich befindlichen Iauchekeller gefal­len und dort erlrunkeu. Der Zufall wollte es, datz bei der ersten polizeilichen Untersuchung das Muttertier sich über .den beschädigten Rost gelegt hatte und somit dieser Umstand der Polizei unbemerkt blu..

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Ai«s den« HcereskriegSfilmSieg im Weste»".'

Das Ferngeschütz feuert. Ein Bild aus dem DokumentarfilmSieg im Westen" der an der Front von den Filmberichtern der Berichterstaffel oeS Oberbefehlshabers des Hee­res. der Propagandakompanien und Trupp? der Heeressilmstelle ausgenommen w urdk-

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SizManischer EseMarren vor einer deutschen Kampfmaschine.

PK.-Billhardt-Weltbild lMü