Die »Feste Türkenlouis
Der Bunker mit der jüngsten Besatzung — Vom Westwall« Panzerwetk zur Kindertagesstätte
Häuser»
.-iiiei» ^orre dcS Kreises Bühl um Obcrrhci» hat die Wehrmacht einen der Bunter, der in seinem Aeutzercn dcir fern des Torfes zum Täuschen ähulich angeglichcu war, der Gemeinde zur Verfügung gestellt, die hier nach eine,«
belanglosen Umbau eine Kindertagesstätte errichtete.
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Links: Das ist die „Feste Türkenlouis" So sah der Westwall bunker aus. Aus dem Panzcrwerk wurde eine Kindertagesstätte. Ein großer Umbau für die neue Bcstim mung war nicht erforderlich. — Rechts: Der Unteroffizier Fetz ner, der als Soldat ein Jahr vorher den Entwurf für den Bnn ker lieferte, besucht die Kindertagesstätte,Tür kcnlonis'
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Wer tennr die „Feste Türkenlouis"?
Fragt nur einmal bei den Soldaten an. die bom Herbst 1939 bis znm Frühjahr 1940 zu der Besatzung des Westwalls gehörten. Wenn von der „Feste Türkenlouis" die Rede ist, wird der eine oder andere auf- horchen. „Feste Türkcnlonis"? Ei, ei, das war doch der gemütliche Bunker bei...!
Jawohl, jener Bunker im Zuge des Westwalls, der in der badischen Nhcinebene liegt, nicht etwa einsam im Felde oder Walde, sondern mitten in einem der vielen freundlichen Bauerndörfer. In diesen Bunker seid ihr besonders gern gegangen, nicht wahr? Das tat einmal Nachbarschaft, vor allem als die aus znrückgeführte Bevölkerung im Winter Dörfer zurückkehren konnte. Aber eure den Blinker hatte noch andere Gründe, inrkcnlonis" war eine der Attraktionen des ein Bunker
die angenehme Weiser Vorsicht wieder in ihre Sympathie für Die „Feste Westwälle
mit allem Komfort und ein
Bunker „mit angenehmem Acußercn".
Er war nämlich, wenigstens äußerlich, nichts anderes als ein schmuckes Bauernhaus und fiel mit seinen freundlichen Faebwerkgicbeln und dem roten Ziegeldach
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tärischcs Geheimnis verraten. Heute darf man, ohnedem Vaterlandc Schaden.znzufügen, von der „Feste Türkenlouis" sprechen. Man soll cs sogar! Die Soldaten sind längst abgezogen. Damit die „Feste Türkenlouis" aber nicht einsam ist, hatte sie eine neue Besatzung bekommen. Eine neue Besatzung, um die sie von den' vielen Tausenden von Bunkern des Westwalls ausnahmslos beneidet wird: .Kinder! Plicht etwa .Kinder, die für das rauhe Kriegshandwerk gedrillt werden, nein, Kinder, die hier eine herrliche Heimstatt zu fröhlichem Spiel gesunden haben. '
Nämlich: die Wehrmacht, die nun sür diesen Bunker keine Verwendung mehr hat, stellte ihn der Gemei 'de zur Verfügung.- lind die Gemeinde wußte allerhand damit anzufangen. Der Unterbau ergab einen idealen Luftschutzkeller — für alle Fälle. So viel Raum ist darin, daß man noch Kartoffeln und Obst in großen Mengen lagern kann. Ter Oberbau aber mit seinen gar nicht kleinen und von den Soldaten in den freien Stunden künstlerisch geschmückten Räumen, der sonnenbcschiencne Vorbau und die am Hanse gelegene herrliche Wiese gehören heute den Kindern, denn der Bürgermeister bestimmte, daß hier der Kindergarten des Dorfes, dem cs am richtigen Platz fehlte, Unterkunft finden sollte. Nur geringe Kosten machte der unnmgüns > notwendige Umbau, und so entstand aus dem ein,.,gen Weslwalt- bunker ein herrlicher Kindergarten mit lustigen Spiel-
Ob c n: Tie Decke des ehemaligen Bunkers wurde z» einem sonnigen Plätzchen für die Kleinen. „Kein echtes Holz, alles Tarnung", sagt Unteroffizier Fetzner. — Links: „Ist das .Wäsche an der SiegfricdliniiV?", fragt das Mädel, und die Buben belehren es, daß es auch „Wäsche an der Siegfried- linie" ist, aber anders, als die Engländer es sich gedacht halten. — Rechts: „Diese drei Klötze", sagt der Unteroffizier Fetzner, „sind die.Feste TürkenloniStz und ein Stückchen zurück, über die lange schwarze Reihe — das ist der Rhein — liegen zwei Klötze mit zwei runde» Scheiben darauf; das war das französische Panzcrwerk". — Unten: Einer der freund- lichen Räume in der „Feste Türkcnlonis", an der Wand das Bild von dem unfreundlichen „Gegenüber".
Photo ch): Hartmann/Maurilius — M.
nur deshalb unter der kunterbunten Sammlung der umliegenden ehrwürdigen Bauernhäuser ans, weil alles noch den Zauber der jüngsten Jugend verriet. Freilich, wer mit Sachverständigenallgen das Dorf durchstreifte, ! stutzte über sein etwas massives Fundament und den ^klotzigen Anbau, dem fiel vielleicht das eine oder andere ^auf, die ausgemalten Fenster und anfgemalten Balken. .Aber nicht wenige Fremde sind durch das Dorf L. in 'der Oberrheinebcne gefahren oder gegangen; an der „Feste Türkenlouis" kamen sic immer vorbei und haben ,doch niemals etwas von der besonderen Bestimmung dieses Bauenhanses geahnt.
Nun ist die „Feste Türkenlouis"
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Schmuckband am Giebel trägt das Haus diesen Namen- Zucht nur den Soldaten, die zu ihrer Besatzung gehörten oder gerade im Abschnitt lagen, bekannt, sondern aller .Welt. Und damit wurde beileibe nutzt etwa ein mili-
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säten und schölten Ruheplätzen. Wo noch vor einem Jahr die kräftige und harte Sprache der Soldaten herrschte, erschallt heute lautes lind sorgloses Lachen. Die „Feste Türkenlouis" ist von glücklichen Kindern besetzt, die unter der Obhut freundlicher NSV.-Helserinnen ihre freie Zeit verleben. Allerdings soll diese Umgebung die Größeren wenigstens zum Nachdenken anregen. Deshalb' sieht man in dem einen Saal zwischen fröhlichen Zeichnungen das Bild von einem französischen Panzerwerk in der Maginotlinie. Es lag damals nur wenige Kilometer westwärts jenseits des Rheins, und seine Kanonen. waren genau — ans das Heimatdorf gerichtet.
Kann man sich eine schönere Verwendung für <nnen Bunker des Westwalls wünschen: Stätte der Jugend zu sein, für jene Jugend, die zu schützen er nicht zuletzt die Ausgabe hatte! Kurt Winkler.