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Berlin 21. März. Da am Montag die Beratung des Etats des Reichskanzler» ke­nnen soll, würde die Verhandlung vollkommen s Wasser fallen, wenn eine Verständigung bis dahin nicht erzielt wäre. Da unter diesen Um­ständen der Reichskanzler befürchtet, daß er für das, was er zu sagen hat, nur eine ungenügende Msonnanz haben würde, ist heute Morgen sein Adlatus, Unter staatssekretär Löbell, beim Grafen Stolberg gewesen, der scheinbar ebenfalls seine aSlehnende Haltung aufgegeben und sich zu größerem Entgegenkommen bereit erklärt hat.

Paris 21. März. Alle Pariser Blätter veröffentlichen lange Berichte über den Z wts ch e n- fall im Reichstage und äußern ihre Sympathie für die deutsche Presse. Der »Matin" und ..Echo de Parts" stellen mit Genug­tuung fest, daß ihre Berliner Vertreter an der Protestkundgebung der deutschen Kollegen teil­genommen haben.

Paris 21. März. Auf Veranlassung des Unterstaatssekretärs der schönen Künste du Jardin Beaumetz ordnete die Polizeipräfektur an, daß mehrere von einem polnischen Maler indem gestern eröffneten Salon der Unabhängigen ausgestellte Zerrbilder des Kaisers Wil­helm und des Zaren Nikolaus entfernt werden. Dieser Anordnung wurde gestern abend Felge gegeben.

Paris 22. März. Nach einer Petersburger Meldung de» Matin Hot die plötzliche In- haftierung des Generals Stössel einen peinlichen Eindruck gemacht, well man noch immer aus seine Begnadigung hoffte. Stössel hat seine Zelle neben der Nebogatows erhalten. Auch Bht ein kleiner Garten dem General zur Ver­fügung. Frau Stössel war es gestattet, die Zelle für ihren Gatten zu möblieren.

Rom 21. März. Venedig ist über­schwemmt von Fremden, unter denen sich außerordentlich viel Deutsche befinden. Der Wer­kes mit der Besatzung der deutschen Kriegsschiffe zeigt einen außerordentlich herzlichen Charakter. Vorgestern Abend gab die Musik Kapelle der Hohenzollern" ein Wohltätigkeits-Konzert in der Mustkhofschule in Anwesenheit der Spitzen der Behörden, zahlreicher höherer Offiziere und Rotabilitäten. Da» Publikum zollt« der Kapelle den wärmsten Beifall. Zum Schluß wurde die deutsche und italienische Nationalhymne unter all- gemeiner Begeisterung gespielt.

Lorfu 21. März. Nach hierher gelangten Meldungen wird Kaiser Wilhelm nicht vor dem 3. April in Corfu eintreffen. Auf dem Schloß Achilleion wird eifrig gearbeitet, um dessen innere Neueinrichtung zu vollenden. Prinz Nikolaus von Griechenland traf gestern hier ein und in­spizierte im Automobil die namentlich für die

Automobilfahrten de« Kaisers bestimmten Straßen, auf deren Regulierung man mit Eifer bedacht ist, besonder», da sie zahlreiche Kurven aufweisen. Das Schloß Achilleion wird durch Kriminalpolizei streng bewacht und abgeschlossen.

vermischtes.

Frühjahrseinstellung beim Deut­schen Schulschiff-Verein. Ende dieses Monat» wird das SchulschiffGroßherzogin Elisabeth" vom Deutschen Schulschiff-Verein von seiner Reise nach Westindien in der Heimat zurückerwartet. Etwa 100 in der Takelung eines seegehenden Segelschiffes ausgebildete Seeleute werden dann der Handelsmarine zugeführt werden. Die Annahme des neuen Jahrganges, welcher Anfang Mai an Bord des Schulschiffe» eingestellt wird, ist jetzt beendet. Im ganzen wurden 112 Schiffsjungen angenommen, und zwar 26 mit der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militär­dienst, 86 ohne diese, mit geringerer Schulbildung. Freistellen wurden an 39 Bewerber vergeben, d. h. an 35, 4 °/o der überhaupt eingestellten Zöglinge. Von diesen 39 Freistellen wurden 15 vom Flotten-Verein und Städten 24, von Mit­gliedern des Vereins außer ihrem Jahresbeiträge ge­stiftet. In letzter Zeit ist in der Presse mehrfach die Behauptung ausgesprochen worden, daß nur be- mittelten Knaben durch den Deutschen Schulschiff- Verein der Eintritt in die Handelsmarine er­möglicht würde, und daß die wenigen Freistellen nicht genügten, um dem großen Andrangs armer Knaben gerecht zu werden. Die angeführten Zahlen beweisen, daß der Deutsche Schulschiff- Verein auch armen Knaben die Vorteile seiner Erziehung in großem Maße zuteil werden läßt. Wie schon vor kurzem mitgeteilt wurde» besteht die Absicht, die Tätigkeit des Deutschen Schul- schiff-Vereins in nächster Zeit noch weiter aus­zudehnen und zwar in der Weile, daß vornehm­lich gänzlich unbemittelte Knaben dem Seemanns­berufe zugeführt werden.

Noch ein Harden-Prozeß? Es be­stätigt sich, daß Harden trotz seiner Krankheit den Oberstaatsanwalt Dr. Isen biel aufgesucht hat, sich bei ihm zu erkundigen, ob er dem Straf- antrage des Fürsten Eulenburg gegen ihn statt­geben würde; und ihm weiter mitzuteilen, daß er andernfalls dis Strafanzeige gegen den Fürsten Eulenburg wegen seines Eides erstatten würde. Es steht in dieser Angelegenheit noch Mancherle- bevor, was einiges unliebsames Aufsehen erregen wird.

Da» Turmfundament des Straß­burger Münsters senkt sich. Bereits vor Monaten ist über Schäden an einem der Mittel­pfeiler des Straßburger Münsters berichtet worden, der die Veranlassung zu größeren baulichen Ar­beiten geben wird. Neuerlich tauchen wieder

Gerüchte von größeren ernstlichen Schäden auf, welche den Bestand des Münsters und seines Turmes in Zweifel setzen. Nach Informationen an zuständiger Stelle erfahren die Straßburger N. N., daß von einer errsten Gefahr für die Besucher des Gotteshauses und die Straßburger Bevölkerung in keiner Weise die Rede sein kann. Allerdings haben die zur Feststellung der Ursache der Beschädigungen an dem Mittelschiff-Pfeiler unternommenen sorgfältigen Untersuchungen er­geben, daß die eigentliche Veranlassung dieser Schäden in langsam fortschreitenden Senkungen des Turmfundamentes zu suchen ist. Bei der hohen Bedeutung des Bauwerks für die ganze Welt, und in Anbetracht der ungeheuren Lasten, welche in Frage kommen, find diese Bewegungen der Gegenstand ständiger und aufmerksamster Be­obachtung der dazu Berufenen.

Schießerei im Gerichtssaal. Der Fremdenführer Heinrich Mingels war in Köln vom Schöffengericht wegen Beleidigung des Kriminalkommissars Honig und des Polizet- prästdiums zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Al« der Kommissar das Gerichtrgebäude verlassen wollte, feuerte Mingels aus einem Re­volver vier Schüsse auf ihn ab. wovon, da der Kommissar die Geistesgegenwart hatte, Mingels festzuhalten, nur einer den Beamten am linken Arm traf. Der Täter wurde sofort verhaftet.

Ueber den Tabakgenuß der Schulkinder in Holland hat der Vorstand der Abteilung Amsterdam de« Niederländischen Lehrerbundes eine Umfrage veranstaltet, auf die er nach der D. Wochenztg. von ungefähr 1200 Lehrern und Lehrerinnen nachstehende Antworten erhalten Hai: Von dm 24789 Knaben, welche befragt wurden, rauchten 35 Proz. dann und wann, 17 Proz. regelmäßig und 2 Proz. kauten regelmäßig. Von den 5689 Knaben im Alter von 67 Jahren rauchten 1162 manchmal (21 Proz.) und regelmäßig 415 (7 Proz.); es kauten regelmäßig beinahe 2 Proz. Das größte Kontingent der rauchenden und kauenden Kinder stellen die Ar menschulen. Das Urteil der Lehrer und Lehrerinnen über den Einfluß de« Rauchens auf die Kinder lautet übereinstimmend dahin:Die rauchenden Knaben find stumpf­sinnig und unaufmerksam, sie sind die schlech­testen Schüler der Klasse, sie schreiben schlecht und mit zitternder Hand."

Landwirtschaftlicher KeM-verein Calw.

Mitglieder, welche Obstbäume zum Früh- jahrSbaumsatz wünschen, können solche zum er­mäßigten Preis von 1 »4L pro Stück am nächsten Mittwoch, 28. März bet Herrn Oberamtsbaumwart Widmann in Calw abholen.

Calw, 21. März 1908.

Vereinssekretär Fechter.

Amtlich« und Privatanzeigen.

Vergebung von Kauarbeiten.

Ueberschlagspreise ausgedrückte Offerte bis SamStag, den 4. Apris, nachmittags 2 Uhr, einzureichen sind. Der Zuschlag erfolgt sofort.

Calw, den 23. März 1908.

Für den Kirchengemeinderat: I. A.:

Schultheiß Oberamtsbanmeister

Girrbach. Köhler.

Zur Erbauung eines Pfarrhauses für die Gemeinde Würzbach find nachstehende Bauarbeiten im Submissionsweg zu vergeben. Die Kosten der einzelnen Arbeiten betragen:

2 ) Hochgebände: b) Einfriedigung:

1) Grabarbeit ....

2) Maurer-, Betonier- und

162 »4L 50 A

Steinhauerarbett .

9395 »^

1290

3) Zimmerarbeit . . .

5183 »4L

250 -

4) Flaschnerarbeit . . .

680 »4L

5) Treppenarbeit . . .

567 »4L

6) Gipserarbeit . . .

1060 »4L

7) Verschindelung . . .

700 »4L

8) Schreinerarbeit. . .

9) Parket- und ?itsck-

2670 »4L

pine Böden . .

1760 »4L

10) Glaserarbeit . . .

1300 »4L

11) Schlofferarbeit . . .

635 »4L

21

12) Schmiedarbeit . . .

90 »4L

13) Anstricharbeit . . .

770 »4L

56

14) Tapezierung . . .

480 »4L

15) Eisenlieferung . . .

240 »4L

16) Blitzableitung . . .

250 »4L -

Pläne, Kostenvoranschlag und Bedingungen liegen beim Schultheißenamt in Würzbcch zur Einsicht auf, woselbst auch diesbezügliche in Prozenten der

Der auf Mittwoch anberaumte Verkauf findet

nicht statt.

Biedermann,

Gerichtsvollzieher.

Wohnung

mit 4 Zimmern nebst Zubehör auf 1. oder 15. April gesucht.

Gcfl. Anträge vermittelt die Exped. ds. Bl.

Auf 1. oder 15. April wird eine 2Zzimmerige

Wohnung gesucht.

Von wem, sagt die Red. ds. Bl.

Gesucht auf 18. April jüngeres

Mädchen

in kleine Beamtenfamilie hieher. Näheres durch die Exped. ds. Bl.

Wohnungsgesuch.

Für die Sommermonate wird in Hirsau oder Liebenzell eine Wohnung mit 4 Zimmern, Gartenzutritt oder Veranda zu mieten gesucht. Angebote mit Preisangabe erbeten an das Compt. dS. Bl. unter Chiffre <!. O. Lv.

M« Md

werden sofort oder später gegen erste Hypothek aufzunehmen gesucht. Von wem, sagt die Red. ds. Bl.

Hohen

Nebenverdienst

können sich ohne Mühe Leute aller Berufsklaffen, welche großen Bekannten­kreis haben, verschaffen. Off. unter Nr. SS an dir Exped. ds. Bl.