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Parteiamtliche nationalsozialistische Tageszeitung
Amtsblatt -es Kreises Calw für Neuenbürg un- Umgebung öirkenfelöer-, Calmbacher- un- Herrenalber Tagblatt
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Nr. 1SK
Neuenbürg, Donnerstag den 22. August 194V
98. Jahrgang
Von Kriegsberichter Rechenberg.
DNB...^ (PS.). „Die Verminung britischer Häfen wurde fortgesetzt". Ein kurzer Satz im Wehrmachtsbericht, der in den letzten Tagen verschiedentlich der Oeffentlichkeit zum ersten Male etwas vom Luftmineneinsatz vermittelt hat. Beinahe untergehend im Rahmen der großen, zahlenmäßig belegten Erfolge der deutschen Luftwaffe wurde m der ersten Äugustwoche mit militärischer Kürze der Arbeit der deutschen Minenflieger gedacht, deren tägliches oder nächtliches Werk den Schiffstod in die englischen Schtstahrts- wege und die Häfen Englands legt.
Irgendwo auf einem Flugplatz, in dem von Deutschland Militärisch beherrschten europäischen Raum starten wir zum Einsatz zu dem befohlenen Ziel an Englands Küste. Em- satzbef'ehl ist bekannt. Kurs errechnet. Beladen mit den Luftminen der neuen furchtbaren Waffe, fliegen wir gegen England. Der Anflug bietet Zeit genug für mich, um mich in dem Gewirr der Apparate zurechtzufinden, wobei die Technik der Abwurfsvorrichtung unserer Minen besonders interessiert. Mit sicherer Pünktlichkeit stiegen wir unser befohlenes Ziel an der englischen Küste an. Unter uns die weite See. Fast auf die Minute nach dem errechneten Kurs nähern wir uns der Küste Das eigentliche Werk kann beginnen. Es stellt große Anforderungen an die Disziplin unserer Flieger. Genau in befohlenem Ziel müssen unsere Minen abgeworfen werden. Also angespannte Beobachtung der Küste. Die Engländer scheinen zu schlafen. „Paßr doch auf. Ihr faulen BurfchenI" brüllt einer von uns,jns Mikrophon. Da links und rechts spielen Scheinwerfer. „Sucht nur. sucht". Jetzt kann unser Ziel nicht mehr weit sein. Kurzer Vergleich der Karten. Uhrzeit, „Werfen, tos!" Lautlos senken sich unsere Minen ms Wasser. Sie liegen wieder genau und werden ein neues Loch in den englischen Schiffsraum fressen. Wir haben Glück gehabt. Der Einsatz scheint beinahe uninteressant, denn auch Heimslug und Landung vollziehen sich mit der gleichen ruhigen Stetigkeit
Ein andermal bieten die Engländer und ihre Abwehr wesentlich mehr Ueberraschungen. Wir fliegen entlang der Küste und werden beinahe weitergereicht von Scheinwerfer zu Scheinwerfer. UnerkanntI Aus einmal flammt unter uns, links und rechts von uns ein Feuerwerk aus, wie ich es bei den größten Volksfesten bisher nicht erlebte Sie haben uns. Strahlende Helle umspült die Maschine Wir selbst im Rampenlicht, das einen Filmstar in Verzücken versetzen würde. Für uns genau die gegenteilige Wirkung. „Raus, nichts als raus aus diesem Feuerwerk", das durch die englische Flak — allerdings viel zu kurz — in deiner Farbwirkung erheblich verschönert wird. Dabei haben wir unsere Minen noch nicht geworfen. Immerhin alückt es uns nach einiger Zeit — sind es Minuten oder nur Sekunden gewesen? — auch aus diesem Rampenlicht unterzutauchen in das bescheidene Dunkel der Wolken. Jetzt nochmal ran, unser Ziel muß ausgemacht, die Minen müssen geworfen werden. Sie werden geworfen und sitzen auch diesmal wieder richtig.
Unerfreuliche Ueberraschungen bieten uns manchmal auch die englischen Jäger, deren Blindheit, vereint mit dem Geschick des Flugzeugführers, herhalten muß, unsere im Interesse der Aufgabe notwendige Anonymität zu erhalten. Nachtjäger und Scheinwerfer sind allerdings eine üble Komposition. Doch auch hier hat dis Lust Löcher gelassen durch die unsere Maschine sicher ihren Kurs steuert, um schließlich doch die Minen zu werfen. Als letzte denkbare Ueberraschuna blieben uns dann noch die Ballonsperren nicht erspart. In sedem Falle für die ae- samte Besatzung ein Erlebnis besonderer Art, vor.allem wenn wir mit der beladenen Maschine sicher wieder heraufkurbeln und trotzdem nochmal die Küste ansteuern, um die Minen zu werfen. Gewannte Aufmerksamkeit ist eben in jedem Augenblick notwendige Voraussetzung. Es lohnt sich immer. Besonders wenn man plötzlich — wie bei einem anderen Einsatz — in nächster Nähe ein guallenartiges Gebilde seitwärts vorüberziehen sieht. „Sperrballon", jeder von uns schreit das Zauberwort ins Mikrophon Voll verbissener Wut feuern wir aus allen Rohren oui diese unangenehmen Brüden. Backbord zieht einer ab. hoffentlich hat es den Burschen erwiichtl Doch schon Steuerbord eine neue Qualle. „FeuernI" Wenn man so etwa 15 Ballons in allen Richtungen hat vorüberziehen sehen, ist es doch eine freudige Erleichterung festzustellen, daß die Luft wieder rein ist Ganz abgesehen, daß unser Feuer auf die Ballone die englische Flakabwehr natürlich auch zu — allerdings unwirksamen — Taten angestachelt hat. Kaum sind wir in respektloser Entfernung der Ballonsperre, und nochmals drehen wir ab zur Küste. Ziel ausgemacht und hinein mit den Minen!
Das Werk der deutschen Minenflieger ist Präzi- sionsarbeit. An jeden Mann stellt der Lllftminensin- satz schwere Anforderungen für das Werk, das in stillem Heldentum planmäßig fortgesetzt wird. Lautlos lenken sich die Minen ins Meer. Die Minen müssen geworfen werden in das genauestens festgelegte und bezeichnte Ziel. Sonst sind sie einmal wirkungslos, zum anderen bieten sie möglicherweise einmal Gefahren für die eigene Schiffahrt. Kei- nerlei Abwehr der Engländer vermag die deutschen Minen- flieger irgendwie zu stören in ihrer Arbeit. Das Ziel wird solange angeflogen, bis die Minen sicher geworfen werden können. Umso stolzer das Gefühl beim Heimstug nach erfolgreichem Abwurf.
Wirkung -er totalen Vloüade
Unsere Bomber nördlich
Berlin, 21. Aug. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
„Im Rahmen der bewaffneten Aufklärung griff die Luftwaffe gestern einzelne kriegswichtige Ziele in Wittel- und Südengland an. 3n der Grafschaft Sussolk wurden eine Munitionsfabrik bei Aldeburgh, ein Eisenbahnknotenpunkt bei Southwold, die Hasenanlagen von Great Zar- mouth wirksam mit Bomben belegt, ebenso ein Kriegsschiff im Seegebie« von Great Uarmoulh. Bet Cambridge. East Lhurch sowie bei Rlanston und Deal griffen unsere Flugzeuge Flugplätze mit Bomben und Maschinengewehren an. Die Hafenbahnhöfe von towestoft und von Exeter erhielten mehrere Treffer auf Schuppen und Gleise. In einer Fabrikanlage bet Lhelmsford waren starke Explosionen zu beobachten. Den Hafen- und Werksanlagen von Favers- ham, Burryport und Pembroke wurden durch Bombentreffer schwere Schäden zugefügt. Einzelne in den Höfen liegende kleinere Schiffe sanken. Oellager gerieten in Brand.
Im Seegeblet nördlich von Irland gelang es. ein Handelsschiss von 12 000 BRT durch Volltreffer zu versenken. Im Atlantik, weil abgeseht von der nord- und westirischen Küste, erhielten drei weitere Handelsschiffe schwere Bom- benkreffer. Vereinzelt kam es zu Luslkämpfen.
Einige britische Flugzeuge flogen nach Frankreich und Holland ein Das Reichsgebiet wurde am 20. S. und ln der Rocht zum 21. S. durch feindliche Flugzeuge nicht überflogen.
Der Feind verlor gestern 10 Flugzeuge, von denem sechs im Luftkampf und vier durch Flakartillerie abgefchossen wurden. Drei eigene Flugzeuge sind nicht zurückgekehrl."
Irumänien verbietet Englandfahrt
Bukarest, 21. Aug. Aus die Verhängung der totalen Blockade gegen England bat die rumänische Regierung das Befahren der von Deutschland als Sperrgebiet erklärten Meeresteile um England allen unter rumänischer Flagge fahrenden Schiffen verboten. Die Blockade selbst beschäftigt nach wie vor die politischen Kreise und die Presse in stärkstem Maße Das nationale Blatt „Porunca Vremii" erklärt: „England wird jetzt nicht mehr lange Widerstand leisten können da es bei seiner Lebensmittelanordnung zu 80 v H auf die Einfuhr angewiesen ist." Das Abendblatt „Ordinen" erklärt in seinem Leitaufsatz: „Dieser mutige Enstchluß Deutschlands habe die Welt überrascht. Es werde zur weiteren Demoralisierung der britischen Bevölkerung beitragen. England habe sich in seiner eigenen Falle gefangen Unter dem Druck dieser Blockade werde jetzt vielleicht auch das englische Volk seine Stimme erheben können, das die Fehler seiner regierenden Männer zu büßen habe."
und westlich von Irland
Oie Flieger kamen „so schnell"
San Sebastian, 21. August. Wie aus London gemeldei wird, erklärte Sir John Anderson im Unterhaus auf di« Frage, warum bei dem Luftangriff auf Cr 0 yd 0 n der Luftalarm erst gegeben worden sei, nachdem die deutschen Flugzeuge sich wieder entfernt hätten, die englische Regierung Habs die strenge Anweisung gegeben, Luftalarm nur dann zu geben, wenn eine tatsächliche Gefahr für einen bestimmten Bezirk bestünde. In jenem Falle habe man den Luftangriff auf Croydon nicht als unmittelbar bevorstehend voraussehen können. Der deutsche Flugzeugverband habe sich nämlich in einer ganz anderen Richtung bewegt, als sich plötzlich einige. Flugzeuge aus ihm lösten und Croydon an- griffen. Alles habe sich so schnell abgespielt, daß ein rechtzeitiger Luftalarm nicht mehr habe gegeben werden können.
Neue Ritterkreuze
DNB. Berlin, 21. Aug. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Raeder. das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz:
Kapitänleutnant Lemp, Kommandant eines U-Bootes. Kapitänleutnant Liebe, Kommandant eines U-Bootes. Oberleutnant zur See Fimmen, Kommandant eines Schnellbootes, Oberleutnant zur See Frhr. t. Mirbach, Kommandant eines Scknellbootes.
Kapitänleutnant Lemp hat unter vollstem Einsatz Minenausgaben unmittelbar vor der englischen Küste erfolgreich durchgeführt. Außerdem versenkte er aus stark gesicherten Geleitzügen elf Handelsschiffe mit 50 000 BRT. Bei allen seinen Unternehmungen hat er besonderen Schneid, großes Können und größte Einsatzbereitschaft gezeigt.
Kapitänleutnant Liebehat 16 Schiffe mit 97 296 BRT meist aus gesicherten Geleitzügen versenkt. Diese ausgezeichnete Leistung ist seiner besonderen Zähigkeit, seinem guten Können und seinem Wagemut zu verdanken.
Oberleutnant zur See Fimmen hat sein Schnellboot mit Schneid und Erfolg zum Einsatz gebracht. Er versenkte aus Vorstößen im Kanal: Einen Zerstörer, einen Tanker von 12 000 BRT. zwei bewaffnete feindliche Frachtdampfen und ein Motorschiff.
Oberleutnant zur See Frhr. v. Mirbach hat das unter seinem Kommando stehende Schnellboot schneidig und erfolgreich geführt. Unter vollem Einsatz seines Bootes schoß er einen bewaffneten feindlichen Handelsdrmpfer in Brand. Ferner versenkte er auf Vorstößen im Kanal: Einen Zerstörer und drei große bewaffnete feindliche Handelsdampfer.
Messen und Lügen
«Mister Churchill-Rede" vor dem Unterhaus
Der englische Erstminister, Lügenidrd Churchill, hat vor dem Unterhaus des Parlaments jetzt endlich die schon oft angekündigte, aber immer wieder aufgeschobene Rede über die militärische und politische Lage gehalten Die Rede hatte den Zweck, den Parlamentariern und dem Volke Mut zu machen — keine leichte Aufgabe angesichts der Situation. in der England heute sich tatsächlich befindet. Aber Churchill weiß wie er sich in derlei Fällen zu benehmen hat: er schildert die Lage einfach nicht so wie sie ist. sondern so wie er sie gerne haben möchte, sodann macht er aus englischen Niederlagen „erfolgreiche Rückzüge" und damit ist alles wieder in Butter
Nach dieser bewährten Methode hat Churchill auch in seiner neuen Rede gearbeitet. Durch einen ganzen Wust von Phrasen und Lügen hat er die wahre Lage vernebelt. Aber wenn er glaubt mit solchen, im Grunde doch reichlich billigen und allgemach abgebrauchten Mätzchen den Kriea zu gewinnen, dann irrt er sich ganz gewaltig. Schließlich sind Taten und Tatsachen mächtiger als Phrasen und Lügen. Was will es beispielsweise heißen, daß Churchill davon sprach, England bereite sich jetzt aus die Feldzüge von 1911 und 1942 vor. es könne diesen Krieg überhaupt ins Unabsehbare fortsetzen? Auch französische Minister sprachen einst von einem Krieg, der dreißig, ia ninszig Jahre dauere — dann machte das deutsche Schwert dem aanzen Spuk in acht Wochen ein Ende. Auch England gegenüber werden die deutschen Waffen die Dauer des Krieges bestimmen. Auf die Tiraden Churchills wird cs dabei nicht ankommen.
Lächerlich ist auch, daß der Lügenlord von einer „Ausdehnung der Blockade" sprach. Dabei ist heute England selber blockiert, was die Briten längst an ihrer eigenen Versorgung gespürt haben. Aber bemerkenswert ist es, daß Churchill die Blockade gegen — Frankreich ankündigt. Wo: der einstige Bundesgenosse soll nun blockiert — auf gut deutsch gesägt: ausgehungert — werden. Das ist gemein. sehr gemein sogar, freilich auch — sehr englisch!
Natürlich konnte Churchill nicht völlig verschweigen, daß die Lage für England sich andauernd verschlechtert habe. So
mußte er zugeben, daß England 92 000 Mann 2te«uil» habe. (Wieviel mögen es wohl in Wirklichkeit lein?) Dann sagte er, die Holländer seien zerschmettert, Belgien übei> rannt, das englische Expeditionskorps abgeschnitten und beinahe gesangengenommen worden. Das verbündete Frankreich stehe jetzt außerhalb des Krieges, und Italien befinde sich im Kriege mit England. Ganz Frankreich sei in der Gemalt des Feindes, die ganze Westküste Europas vom Nordkap bis zur spanischen Grenze sei in den Händen der Deutschen. Alle Häfen und alle Flughäfen könnten zu Sprungbrettern der Invasion werden. Aber England sei gerüstet, England habe zwei Millionen entschlossener Männer unter den Masten, darunter „drei Viertel in regulären Verbänden". Ein Viertel dieser „entschlossenen Männer" ind also nicht in regulären Verbanden, das heißt, Eng« and hat eine halbe Million Freischärler und Heckenschützen bereit — ein Eingeständnis, das wir uns merken wollen, zumal es dem Munde einer so autoritativen Persönlichkeit wie sie der Erstminister ist. entschlüpfte. Dann prahlte Churchill wieder, daß die englische Kriegs- und Handelsflotte heute stärker sei als je — da wird also die englische Flotte durch ihre Verluste stärker wie überhaupt England durch seine Niederlagen stärker, Deutschland durch seine Siege aber schwächer wird. Ein toller Schwindel!
Der Premierminister ging dann auf die ständigen Luftangriffe in England sin und erklärte, die große Luftschlacht habe jetzt die größte Heftigkeit angenommen. Cs sei setzt noch zu früh, vorausmgen zu wollen wie groß ihre Bedeutung und wie lang ihre Dauer sei. Der Feind werde noch weit größere Anstrengungen machen. Der Feind sei zahlenmäßig weit stärker als die Engländer. Aber Englands neue Produktion übersteige schon bei weitem die seinige. England werde den Kamps solange fortsetzen, wie es dem Feind beliebe, und je länger er andauern werde, umso schneller werde England mit ihm die gleiche Stärke oder sogar das Uebergewicht gewinnen, von dem der Ausgang des Krieges im weitesten Umfange abhängt. Angesichts der gewaltigen Siege der deutschen Luftwaffe hat somit Churchill nicht umhin aekönnt, nun doch wenigstens znzno-ben