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Nr. ILO

Neuenbürg, Samstag den LS. Mai 1940 98. Jahrgang

G

Sie Schelde-Stellung durchbrochen

Deutsche Truppen nähern sich den Kanalhüsen - Die Loretto-Höhe erobert - Festung Maubeuge völlig in deutscher Hand

Antwort an einen König

Bon Dr. Otto Dietrich

Sie, Georg der VI. von England, haben in einem Augen­blick, in dem Sie beginnen, davor zu zittern, datz das Ver­brechen Ihrer Regierung durch das deutsche Schwert vergolten wird, eine Ansprache verlesen, die das Ungeheuerlichste dar­stellt, was jemals die Welt aus dem Munde eines Königs vernahm.

Ihre Ansprache, Georg von England, war nicht königlich, sondern erbärmlich!

Wenn Sie ein Mann wären, dann hätten Sie sich jetzt in der Stunde der Entscheidung als der Herausforderer, der jetzt sei­nem Schicksal ins Auge sehen mutz, auf dem Schlachtfelde mit offenem Visier zu dem bekannt, was England diesen Krieg entfesseln lietz, statt sich heuchlerisch hinter moralischen Prin­zipien zu verkriechen, die anzurufen Sie nicht eine Spur von Recht besitzen.

Sie wagen es, davon zu sprechen,datz das englische Com­monwealth auf dem Ideal der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens begründet sei."

Müssen wir die Völker der Erde, deren Mitleid Sie jetzt anrufen, an die Geschichte der Entstehung Ihres Rei­ches erinnern, das nicht auf Idealen, sondern auf Bruta­litäten, nicht auf Freiheit, sondern auf Unterdrück­ung, nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Vergewalti­gung, nicht auf Frieden, sondern auf schamlosen Untaten errichtet ist?

Sie rufen der Welt zu:Unser einziges Ziel ist immer nur der Friede gewesen. Unser Gewissen ist rein. Ueber uns ist das Böse hereingevrochen, und alle unsere auf den Frieden gerichteten Anstrengungen waren erfolglos."

Sie elender Heuchler!

Wer hat Polen gegen Deutschland in den Krieg ge­trieben und es dann verraten?

England!

Wer hat Norwegen, Holland und Belgien skrupellos seinen Interessen hingeopfcrt?

England!

Wer war es, sechster Georg von England, der Deutschland diesen Krieg erklärte, dessen Schrecken, wie Sie scheinheilig behaupten, Sie der Welt erspare« wollten?

England!

Wer aber hat der Welt immer wieder den Frieden an- gevoten?

Deutschland!

Wer war bereit, um des Friedens willen Frankreichs Grenzen anzuerkennen?

Deutschland!

Wer hat England immer aufs neue die Hand zum Bünd­nis gereicht und war sogar entschlossen, mit seinen Waffen den Bestand des britischen Empires zu garantieren?

Deutschland! .

Wer aber wies des Führers Friedenshand zurück?

England!

Wessen Gewissen hat also den Krieg und seine Schrecken zu verantworten?

Nicht Deutschland, sondern England!

Nicht wir, sondern Sie, Georg von England!

Das ist die Wahrheit!

Trotzdem haben Sie, König Georg, die Stirn in dieser Stunde, da Ihnen vor den Folgen Ihres Krieges graut, Ihrem Volke die Lüge zu sagen:Diesen Frieden hat uns Deutschland genommen!"

Sie, ein König, erniedrigen sich jetzt, wo nach Ihrem eigenen Willen die Waffen,sprechen, so weit, dem deutschen Volke, das zu Frieden und Freundschaft mit England bereit war, das Wort zu bieten:Gegen unsere Ehre steht Ehrlosig­keit, gegen unsere Treue Verrat, gegen unsere Gerechtigkeit brutale Gewalt."

Welch Abgrund an Gesinnung tut sich hier auf!

In diesen niedrigen, unritterlichen Worten seines Königs über einen Gegner, mit dem es auf Tod und Leben die Klinge kreuzt, enthüllt sich England ganz.

Die deutschen Waffen werden Ihnen, Georg von England, die Antwort geben, die Jbnen gebührt!

Aührerhauptquarlier, 24. Mai. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Der Raum, in dem die feindlichen Armeen in Nord- frankreich und Belgien eingeschlosfen sind, wurde am 23. S. durch erfolgreiche Angriffe unserer Truppen von allen Sei­len weiter eingeengt. .

3n Flandern durchbrachen unsere Divisionen dl« befestigte Scheldestellung und stießen bis auf das Westufer der Lys vor. Tournai ist genommen. Die hinter der Front liegende französische Festung Maubeuge ist nach Ein­nahme der letzten Außonwerke in deutscher Hand.

Im Artois eroberten unsere Truppen die im Welt­krieg stark umkömpfte Loretto-Höhe nordwestlich Ar- ras. Die zwischen Arras und dem Meer nach Norden vor- gegangenen starken deutschen Panzerkräfke näherten sich am 23. 5. den französischen Kanalhäfen.

Ein schwacher feindlicher Vorstoß von Süden auf Amiens wurde abgewivsen. An der Südfront sonst kein« besonderen Ereignisse.

Die Luftwaffe unterstützte mit starken Kräften den Kampf des Heeres gegen die im belgisch-französischen Raum eingeschlossenen feindlichen Armeen. Auch an der Südfronl bekämpfte die Luftwaffe Verkehrsanlagen, Transportbewo- gungen und Truppeuansammlungon.

Bei der bewaffneten Aufklärung an der kanalküsle wurden vor Boulogne ein großes Kriegsfahrzeug, wahrscheinlich ein Kreuzer, und drei Zerstörer durch schwere Bomben getroffen. NMke Flugzeug« stießen trabet auf starke Flakabwehr. Es gelang außerdem sechs beladene Transporter zu versenken. ^

Wie nachträglich bekannt wird, sind am 21. und 22. Mai bei den verzweifelten Durchbruchsversuchen des Feindes nach Süden außer zahlreichen sonst vernichteten Panzern allein durch Einsatz der Flakartillerie 56 feindliche Panzer­kampfwagen vernichtet morde«.

Die Verluste des Gegners si, der Luft betrugen gestern insgesamt 49 Flugzeuge; davon wurden im Luflkampf 25. durch Flakartillerie acht Flugzeuge abgeschossen, der Rest am Boden zerstört. 16 deutsche Flugzeuge werden vermißt.

Bei Narvik griff die Luftwaffe massierte Erdziel«. Zelte und Tragticrkolonnen. Truppenansammlunaon und

Ausladungen mit Erfolg an. Lin feindlicher Iäger wurde abgeschossen, ein Kreuzer und ein Transporter wurde« durch Bombentreffer beschädigt.

Auch In der Nacht zum 24. 5. flog der Gegner nach West- und Südwestdeukschland un- wiederholte seine plan­losen Bombenabwürfe auf nichtmilikärische Ziele.

Bomben auf feindliche Seefireiikräfie

Im Seegebiet bei Narvik.

Berlin, 25. Mai. Im Seegebiet bei Narvik erzielte die deutsche Luftwaffe am 23. Mai einen bedeutenden Erfolg. Lin Kreuzer wurde durch zwei schwere Bomben, ein ande­rer Kreuzer durch fünf schwere Bomben getroffen. Mit dem Totalverlust der beiden Kriegsschiffe ist zu rechnen. Weitere Bomben mittleren Kalibers trafen ein Schlachtschiff und einen Kreuzer oder Zerstörer und richteten auf den Vorschif­fen schwerste Beschädigungen an.

Erfolgreich zurückgezogen"

Duff Looper läßt alte Platten spielen.

Berlin, 25. Mai. Der neue Informations-, sprich Lü­genminister Duff Cooper, hat es nicht so leicht wie seine Vorgänger, die im wahrsten Sinne des Wortes noch wei­ter vom Schuh weg saßen. Da man an der englischen Küste bereits den Donner der Schlachten hört, muß er leider ein- gestehen, daß die Kriegslageernst" sei, wenn auch, wie Reuter händeringend hinzufügt,immerhin noch nicht ganz verzweifelt". Freilich, so läßt der alte Hetzer vorsichtshalber weiter verbreiten, auch wenn mandem Publikum keine In­formationen vorenthalten" wolle, so könne man doch,nichts über die Orte sagen, welche die deutschen Abteilungen er­reicht" hätten. Der deutsche Vorstoß längs der Kanalküste trage einenüberaus gefährlichen Charakter", und drohe, sämtliche Verbindungen" der Westmächte im Norden lahm­zulegen. Nach dieser wohldosierten Vorbereitung des engli­schen Volkes auf allerhand bittere Pillen sandte dann der Londoner Rundfunk am Freitag plötzlich wieder wohlver­traute Klänge: Er meldete nämlich mit stolz erhobener Stimme, der Hauptieil der britischen Streitkräste in der Ka- nalaeaend habe sicherfolgreich zurückgezogen".

..ES geht um To- oder Leben!"

2n ihrer Not schicke« die Plutokrate« den englischen König vor Königsbotschaft im Zeichen der Kriegshetz»

Berlin, 24. Mai. Die Botschaft des englischen Königs am Tag des Empire stand völlig im Zeichen des von der Plutokratencligue gewollten Krieges. Im wesentlichen hat der König das Gleiche erzählt, was der Oberkriegshetzer Churchill und dessen Kumpane in den letzten Tagen angesichts der drohenden Gefahren am Aermel-Kanal dem englischen Volk bereits sagen mußten. Die Botschaft war ein Notschrei und gipfelten in der Feststellung, es gehe jetzt für Großbritannien um Tod oder Leben.

In der Botschaft wurde zunächst erklärt, man müsse jetzt offen zum englischen Volk sprechen. Die Zeit für Zweifel sei längst vorbei. Es handele sich um Tod oder Leben. Eine Niederlage würde nicht eine nur vorübergehende Verdunke­lung für England bedeuten.

Selbstverständlich fehlte nicht die Behauptung, daß das britische Weltreich nur auf den Idealen derFreiheit, Gerech­tigkeit und des Friedens" gegründet sei.Unser Gewissen", so heißt es in dieser Botschaft,ist rein. Unser einziges Ziel , ist immer nur der Frieden gewesen. Diesen Frieden haben sie uns genommen."

Das sagt ausgerechnet der König des Landes, in dem am meisten zum Kriege gehetzt wurde, das ja auch in den letzten Jahrhunderten unter allen Völkern der Erde die meinen Kriege geführt hat, das wieder, wie vor dem Weltkrieg, eine Einkreisung Deutschlands versuchte und das Deutschland zu­sammen mit seinem französischen Vasallen am 3. September 1939 den Krieg erklärt hat.

Weiter erklärte der König, er spreche diesmal mit einer neuen Vrsion" des englischen Reiches vor seinen Augen. Die ganze Vision bestand allerdings darin, daß er das Empire in scharfem Konflikt mit einemüblen System" sah, das gegen LenImperialismus" kämpfe.Wir freien Völker des Rei­ches", so hieß es dann in der königlichen Botschaft,schleud'rn dieses Wort in die Zähne des Feindes zurück." An dieser Stelle folgten dann die üblichen Lobgesänge auf dieenglische Ehre, Treue und Gerechtigkeit."

Zum Schluß verriet die britische Majestät der Welt, daß die Völker seines Reiches, im gegenwärtigen Augenblick über­rascht und wütend seien. Die Heimsuchung, der alle Eng­

länder ins Auge blicken müßten, sei gefährlich. Er habe zwar Vertrauen, aber Vertrauen allein genüge nicht. Man muss« Opfer bringen. Die Engländer wollten auf ein himmlische- Wunder hoffen, damit sie dasRecht" verteidigen könnten Laßt uns", so schloss'die Botschaft des Königs,wie ein Mann mit einem Lächeln auf den Lippen unseren Kopf hoch er­heben, unser Ziel verfolgen."

Mit einem Lächeln auf den Lippen hätten die Engländer Las deutsche Volk gern verhungern lassen, aber ausgerechnet jetzt dürfte aus dem Lächeln eine Grimasse werden.

In London wird amtlich die Ernennung Sir Samuel Haares zum Botschafter Großbritanniens in besonderer Mis­sion in Madrid bekanntgegeben.

Freilassung der norwegischen Kriegs­gefangenen lm Gange

Oslo, 25. Mai. Die vom Führer befohlene Freilassung der norwegischen Gefangenen wurde bereits in großem Um­fange Lurchgeführt. Wie der norwegische Verwaltungsrat hierzu mitteilt, soll im Verlauf der nächsten vierzehn Tage schon der letzte Gefangene frei sein. Etwa 10 000 Mann wur­den bereits in die Heimat entlassen. Sie setzten sich zusammen aus Bauern, Landarbeitern und jenen Offizieren und Sol­daten, welche die Waffen unter besonderen Bedingungen niederlegten.

Eine zweite Gruppe, mit deren Freilassung bereits begon­nen wurde, umfaßt Offiziere und Soldaten über 35 Jahren Anschließend kommen die unter 35 Jahren an die Reihe. Die vierte und letzte Gruppe erfaßt Berufssoldaten, welche gegen ihr Ehrenwort freigelassen werden sollen, daß sie an weiteren Kampfhandlungen nicht teilnehmen. Auch diese vierte Grupps soll innerhalb 14 Tagen frei sein.

Haussuchungen und Verhaftungen in Belfast.

Stockholm. 25. Mai. Die britische Polizei führte in Beb fast, der Hauptstadt des von England geknechteten Nord­irland, Haussuchungen durch. Im Zusammenhang damit sol­len etwa 20 Personen verhaftet worden sein.