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Amts- und Änzeigeblatt für öen Oberamtsbe;irk Calw.
83 . IahrgasH.
Lrlchrtiiungstage: Montag, Dienstag,'Mittwoch.
DonnerLta >0 Psg. pro Zei
g' Freitag und Samstag. Jnsertionspreis eile für Stadt u. Bezirksorteaußer Bezirk 12 Pfg.
Mittwoch, den 19. Aebruar 1908.
Bezugspr. t. d. Stadt V^iihrl. m. Triigerl. Mk. 1.2S. Postbezngspr. d.vrts- u. Nachbarortsverk. V^iihrl. Mk. 1.20, im Fernverkehr I.W. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich42 Pf,.
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TagesueuigkeiLeu.
X Gechtngen 17. Febr. Heute verließ uns nach beinahe lOjährtger Tätigkeit Pfarrer And! er mit seiner Familie, um das Dekanatamt Besigheim zu übernehmen. Am gestrigen Sonntag hielt er in der gutbesuchten Kirche seine treffliche Abschiedkpredigt über Ap-Gesch. 20, 32. Der Kirchenchor ehrte den Scheidenden mit einem Ständchen und heute begleiteten Mitglieder des bürgerlichen und Kirchen- Gemeinderats die Pfarr- familie auf die Station Althengstett. Die Gemeinde wird ihren Seelsorger in gutem Andenken behalten.
X GsHingen 18. Febr. Zu dem gestrigen Berichtüber den Wegzug des Herrn Pfarrer« Andler ist nachzutragen, daß auf dem Bahnhof Althengstett noch ein sehr bedauerlicher Unglücks- fall vorkam. Frl. Jakobine Wagner von hier sollte einige Tage bet der Einrichtung des Dekanathauses in Besigheim Hilfe leisten. Beim Abspringen vom Gefährt blieb dieselbe mit L?n Kleidern hängen und trug einen kompliziertet: Beinbruch davon. Die Verunglückte wurde hicher in ihre Wohnung verbracht.
Stuttgart 18. Febr. Ja der Woche nach Ostern wird der B u n d deutscher Bodenreformer hier seine Tagung abhalten. Unter den Referenten befindet sich auch unser Landsmann, Professor A. Wagner-Berlin, der über staatliche Zuwachssteuer reden wird. Außerdem sind u. a. noch Vorträge über Erbbaurecht, Wasserkräfte und Kanalbauten vorgesehen.
Stuttgart 18. Febr. (SchwurgeriHt.) Die Verhandlung gegen den 63 Jahre alten Friseur Anton Engstler und dessen 69jährige Ehefrau Wilhelmins Engstler von hier wegen Abtreibung wurde heute fortgesetzt. Die Ge
schworenen sprachen die Angeklagten der Beihilfe zur versuchten Abtreibung unter Zubilligung mildernder Umstände schuldig und zwar den Mann in vier Fällen und die Frau in sieben Fällen. Da» Urteil lautete gegen den Mann auf 1 Jahr 9 Monate Gefängnis, gegen die Frau auf 2 Jahre Gefängnis, nebst Zjährigem Ehrverlust; je 1 Monat 15 Tags Untersuchungshaft gehen an der Strafe ab. Der Vertreter der Anklage hatte 6 bezw.
5 Jahre Gefängnis beantragt.
Tübingen 18. Febr. Von den Geschworenen wurde im Wiederaufnahme-Verfahren der Kaufmann August Mtchelfelder von Reutlingen, der vom Schwurgericht am 3. Juli 1907 wegen Mißbrauchs von Schulkindern zu 1V» Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist und mehr als den dritten Teil der Strafe verbüßt hatte, für nicht schuldig erkannt und frei ges pro che n.
Tübingen 18. Febr. Aus den Mitteln des sog. „Afrikafond»" wurde eine geographisch- ethnographische Expedition nach dem Bismarck- Archipel (und Neumrcklmbnra) auSgeEst. Dis, Leitung dieser Expeditioss lieK in den Hänoeur des Professors vr. Sapper-Tübingen (Geograph und Vulkanologe) und des vr. G. Friede r i c i -Leipzig (Ethnologe). Die Ausreise wurde am 16. Febr. d. I. angetreten.
Urach 18. Febr. Auf der letzten Frucht- schranne wurden 222 Ztr. Getreide veräußert zum Betrage von 1963 40 iZ (mittl. Qualität)
8 40-8.60 Haber (mittl. Qualität) 8.80 bis 9,20 Gerste (mittl. Qual.) 8.60—8.80
Ulm 18. Febr. Der Kanonier Milotta der 4. Komp. Hohen;. Fußart.-Regts. Nr. 13 hat sich am Samstag nachmittag mit seinem Dienstgewehr erschossen. Als Grund für den Selbstmord ist die Furcht vor bevorstehenden Disziplinär- und gerichtlichen Strafen anzusehen.
Gegen Milotta schwebte ein kriegsgerichtliche» Verfahren wegen schwerer Körperverletzung, be- gangen an einem Rekruten durch einen Fußtritt auf den Unterleib.
Biber ach 18. Febr. Nachdem der Versuch der hiesigen Friseure, den Preis für da« Rasieren von 10 auf 15 zu erhöhen an der Uneinigkeit der Gewerbrgenossc» selbst gescheitert ist, sieht man in den Auslagen der Friseure Plakate, dis die Beibehaltung des alten Preises ankündigen. Einer kündigt sogar an: „Hier wird um 5 H rastert," den Vogel aber schoß der Friseur ab, der ein Plakat ausstellte mit der Inschrift: „Eine Seite rasteren kostet 5 -H, die andere Seite auch 5 H und Nachrasieren 15 --z." Da kann man» also um alle Preise haben.
Waldsee 14. Febr. Am 11. d. M. wurde in der an der Bahnlinie Wolfegg—Kißlegg gelegenen Kiesgrube der Bahnarbeiter Konrad Bosch von Sommersried OA. Wangen durch Absturz eines Ueberhangs, den er» trotzdem e» ihm wiederholt verboten worden war, mit einem Pickel angehauen hatte, verschüttet und blieb sofort tot. Fremde Verschuldung liegt nicht vor.
Berlin 19. Febr. (Reichstag.) Die Beratung des Postetats wird fortgesetzt. Beim TitelOberpostasfistenten tritt Abg. Eickhoff (frf. Bp.) für einen Unterbeamten ein, der ans geringfügiger Ursache bestraft worden sei. Direktor im Reichspostamt Frank erklärt, die Zurückstellung des Beamten erfolgte wegen mangelhafter Dienftsührung. Abg. Hopsch (frf. Vp.) beschwert sich über einen Fall wo einem Beamten ein Zwangsurlanb gegeben worden sei. Nachdem Abg. Eickhoff nochmals den Leipziger Fall berührt, bestätigt Staatssekretär Krätke die Angabe des Direktors, daß der betreffende Beamte sich jahrelang mangelhaft geführt habe. Was den Zwangsurlaub anlange, so müsse
Der Hund von Baskerville.
Detektiv-Roman von Conan Doyle.
(Fortsetzung.)
Bei dem geringsten Widerspruch sprühte der alte Aatokiat sofort Feuer und Flammen. Er sah mich mit einem giftigen Blick an und seine grauen Barthaare sträubten sich wie die eines wütenden Katers.
„Was Sie nicht sagenI" rief er, und damit streckte er den Finger in der Richtung nach dem Moor au« „Sehen Sie dahinten den Black Tor? Sehen Sie darunter den niedrigen Hügel mit dem Dornbusch darauf? Es ist der steinigste Teil des ganzen Moores. Würde wohl ein Schäfer da sein Standquartier aufschlagen? Ihre Meinung, Herr, ist im höchsten Grade abgeschmackt!"
Ich antwortete ganz kleinlaut, ich hätte gesprochen, ohne alle diese Tatsachen zu kennen. Meine Unterwürfigkeit gefiel ihm und veranlaßte ihn zu weiteren vertraulichen Mitteilungen.
„Verlassen Sie sich darauf, Doktor, ich habe meine guten Gründe, bevor ich mir meine Meinung bilde. Ich sah den Junger, wieder und immer wieder mit seinem Bündel. Jeden Tag und oft sogar zweimal täglich konnte ich — aber warten Sie doch 'mal, Doktor Watson! Täuschen meine Augen mich oder bewegt sich gerade in diesem Augenblick etwa» den Hügel hinauf? "
Die Entfernung betrug mehrere Meilen» aber ich konnte ganz deutlich auf dem dunkelgrauen und grünen Grunds einen schwarzen Fleck sich ad- heLen sehen.
„Kommen Sie, kommen Sie!" rief Frankland und rannte dabei die Treppe hinauf. „Sie sollen mit Ihren eigenen Augen sehen und selber urteilen."
Das Fernrohr, ein riesiges Instrument auf einem dreibeinigen Gestell, stand auf dem flachen Dache des Hauses. Frankland legte das Auge an das Glas und stieß einen Schrei der Genugtuung aus.
„Schnell, Doktor Watson! Sonst verschwindet er über dem Hügelgipfel I"
Richtig, da ging ein Junge mit einem kleinen Bündel auf der Schulter. Er stieg langsam den Hügel hinauf, und als er oben war, sah ich einen Augenblick lang die zerlumpte Gestalt sich gegen den blauen Himmel abheben. Er sah sich mit scheuem Wesen um, wie einer, der verfolgt zu werden fürchtet. Dann verschwand er jenseits de« Hügel«.
„Na, Hab' ich recht?"
„Jedenfalls ging da ein Junge, der irgend eine geheime Besorgung zu machen scheint."
„Und was das für eine Besorgung ist, da» könnte sogar ein Graf- schaftspoliztst erraten! Aber kein Wort sollen sie von mir darüber erfahren, und ich verlange auch von Ihnen Verschwiegenheit, Doktor Watson. Kein Wort! Verstehen Sie?"
„Ganz, wie Sie wünschen."
„Sie haben mich schändlich behandelt — schändlich! Wenn im Prozeß Frankland gegen Reginam die Tatsachen ans Licht kommen, so wird — das darf ich wohl annehmen — ein Schrei der Entrüstung durchs Land gehen! Nichts könnte mich dazu bringen, der Polizei in irgend einer Weise beizustehen. Die hätte ja ruhig mit zugesehen, wenn ich selber anstatt meines Abbildes von den Schurken da auf dem Scheiterhaufen verbraunt worden wäre . . . Aber Sie gehen doch nicht schoss? Sie werden mir
doch noch helfen, zu Ehren dieses großen Anlasses die Karaffe zu leeren?"
Aber ich blieb allen Einladungen gegenüber standhaft und schließlich gelang es mir auch? ihn von seiner Absicht abzubringen mich nach Baskerville Halle zu begleiten. So lange er mir noch mit dem Auge folgen
konnte, blieb ich auf der Straße; dann aber bog ich vom Wege ab in