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Behandlung der Verstorbenen zurückzuführen wären, nicht festgestellt werden. Die Frau ist infolge einer mit dem vorausgegangenen Wochenbett im Zusammenhang stehenden Blutvergiftung gestorben.
Frankfurt a. M. 8. Febr. Der am Donnerstag Morgen von Mülheim a. M. aus unter Führung des vr . Wegener aufgestiegene Ballon , Ziegler" landete gestern bei dem Dorfe Weißkirchen an der rüsfisch-serbischen Grenze. Die Fahrt, die über 25 Stunden gedauert hatte» war über die ansehnliche Strecke von 1200 kw ge- gangen und ohne jede Störung verkaufen.
Berlin 8. Febr. Der Inhaber des bekannten Bankgeschäftes Siegismund Friedberg, das sich vornehmlich mit Grundbesitz und Hypothrken-Geschäften befaßte, ist aus Berlin geflüchtet, weil der Zusammenbruch seines umfangreichen Geschäftes nicht mehr aufzuhalten war. Ueknr die Gründe, die das Falisiement herbeigesührt haben, ist noch nicht völlige Klarheit geschaffen, doch verlautet, daß Friedberg sich in Spekulationen eingelaffen habe, die in Verbindung mit der ungünstigen Lage auf dem Geldmarkt ihm große Verluste brachten. Nachdem Friedberg noch vorgestern in seinem Bureau erschienen war, wurde gestern seinen etwa hundert Angestellten erkärt, sie brauchten nicht mehr in das Geschäft zu kommen, da die Firma insolvent geworden sei. Die Passiven sollen etwa 2 Millionen betragen. Siegismund Friedbe: g, der im Alter von etwa 60 Jahren steht und vor 8 Jahren aus Hamburg nach Berlin gekommen war, gab die Zeitschrift „Der Ratgeber auf dem Hypothekenmarkt" heraus und gehörte zu den Gründern der Berliner Auto- mobil-Zentrale. Auch au» dieser Gründung sollen für ihn schwere Verluste entstanden sein. Wie e» heißt, soll sich Friedberg nach London geflüchtet haben. Vertrauen brachte man in hiesigen Bank- kreisen dem mit großer Reklame arbeitenden Unter, nehmen niemals entgegen, und er ist daher auch anzunehmen, baß die hiesige Bankwelt durch den Fall kaum in Mitleidenschaft gezogen wird.
Berlin 8. Febr. Der Zusammenbruch der Firma Siegismud Friedberg hat in weitesten Kreisen berechtigtes Aufsehen erregt, zumal der Kundenkreis der Firma sich über ganz Deutschland erstreckte. Auf die Kunde von der Flucht Friedbergs und dem Fallissement seiner Unternehmungen begab sich heute im Laufe des Vormittags eine Reihe von Kunden, die dort Effekten oder Depots hatten, nach dem Geschäfts, lokal in der neustädtischsn Kirchstraße, wo in drei Etagen die Bank-Abteilung, die Hypotheken- Abteilung, die Chef.Bureaus und die Redaktion des Ratgebers auf dem Kapitalmarkt unterge- bracht find. Aber man fand nur verschlossene Türen, hinter denen einzelne kleinere Angestellte
mit Arbeiten beschäftigt waren. Enttäuscht kehrte das Pubkikum um, da er sah, daß vorläufig nichts zu holen war. Im Berliner Polizeipräsidium traf mittags ein Telegramm der in Hamburg wohnenden Mutter Friedbergs ein, etwa folgenden Inhalts: Man möge dafür sorgen, daß die Haupt- gläubiger keine voreiligen Schritte tun, die ganze Angelegenheit ihres Sohnes würde in Kürze ge- regelt werden. Es ist erwiesen, daß Friedberg sich gestern Nachmittag um 5 Uhr von seinem Kaffirer 35000 ^ bares Geld geben ließ, mit dem er nach Hamburg zu seiner Mutter fuhr und von dort nach London. Gerüchts, die heute Vormittag an der Börse verbreitet waren und von einem Selbstmorde der Flüchtigen berichteten, haben bisher keine Bestätigung gefunden. Nach Lage der Sache hat sich die Kriminalpolizei veranlaßt gesehen, hinter Siegismund Friedberg einen Steckbrief zu erlassen, weil er dringend verdächtig erscheint, Veruntreuungen beziehungsweise Unterschlagungen zum Nachteil seiner Kunden begangen zu haben.
Kiel 8. Ftbr. Prinz Adalbert von Preußen, der als Oberleutnant zur See auf dem kleinen Kreuzer „Danzig" Dienst Lut, ist wie die „Kieler Neuesten Nachrichten" melden, an einer akuten linksseitigen Mittelohr-Entzündungerkrankt. Der Kreuzer ging deshalb heute morgen nach Brunnsbüttel, von wo der Prinz nach Kiel zu- rückkehrte.
Posen 8. Febr. Die Genickstarre hält hier wieder ihren Einzug. Von 5 erkrankten Kindern sind 2 gestorben. Außer dem Regierungs- bezirk Polen werden ebenfalls zwei Genickstarre- Fälle gemeldet.
Paris 8. Febr. Einer der Führer der portugiesischen Republikaner, Mathao, der gestern hier eingetroffen ist, erklärte, daß die Revolutimr in Portugal am 28. Januar ausbre- chen sollte. Alle republikanischen Parteien hätten sich auf den Tag geeinigt. Jeder kannte seine Aufgabe und der Erfolg wäre zweifellos gewesen, wenn nicht der Führer, der das ungeduldig erwartete Zeichen geben sollte, ganz unvermutet auf Frar co's Veranlassung verhaftet worden wäre.
Paris 9. Febr. Dos Blatt „Lleinorial äiplowatigns" versichert, daß vor einigen Tagen die Zarin auf dem Bette des Thronfolgers das Todesurteil des Zaren und des Zarewitsch gefunden habe. Andererseits sind im kaiserlichen Palast 10 durch Kupferdrähte verbundene Bomben gefunden worden.
Paris 8. Febr. Gestern wurde in der Kammer der Bericht über die Abschaffung derTodesstrafe an die Abgeordneten verteilt.
Ich hatte kaum diese Worte ausgesprochen, als wir ihn beide sahen. Ueber den Felsen, in der Spalte, worin das Licht brannte» streckte sich ein fahlgelbe« Gesicht vor, ein scheußlich viehisches Gesicht, von niedrigen Leidenschaften verzerrt und durchfurcht. Von dem Morast besudelt, von zottigem Bart und wirrem Haar umgeben, hätte man es wohl für das Gesicht eines jener vorgeschichtlichen Wilden halten können, die in den Höhlen am Hügelabhang gelebt hatten. Das unter ihm brennende Licht spiegelte sich in seinen kleinen schlauen Augen, die mit wildem Blick sich nach rechts und links durch die Finsternis bohrten, wie die Augen eines listigen Raubtiers, da» den Schritt des Jägers gehört hat-
Augenscheinlich hatte irgend etwas seinen Verdacht erregt. Vielleicht hatte sonst Banymore irgend ein anderes Zeichen gegeben, das wir natürlich nicht kannten, vielleicht hatte der Mann sonst einen Grund, anzunehmen, daß nicht alles in Ordnung war. Die Furcht war deutlich auf seinem Verbrechergeficht zu lesen. Jeden Augenblick konnte er mit einem Sprung sich aus dem Bereich des Lichtes entfernen und in der Dunkelheit ver- schwirchen. Ich sprang deshalb auf ihn zu, und Sir Henry folgte meinem Beispwl. Im selben Augenblick schrie der Zuchthäußler uns einen wütenden Fluch entgegen und schleuderte einen großen Stein, der an dem uns bisher zur Deckung dienenden Granitblcck in Stücke zerschellte.
Als er auf die Füße sprang und sich zur Flucht wandte, konnte ich einen kurzen Blick auf seine kurze stämmige und kräftige Gestalt werfen. Im selben Augenblick hatten wir das Glück, daß der Mond die Wolken durchbrach. Wir sprangen eiligst auf den Gipfel des Hügels hinauf, und da sahen wir unfern Mann mit großer Schnelligkeit auf der andern Seite des Hügels herunterrennen und die Steine, die ihm im Weg waren, mit der Gewandtheit einer Bergziege überspringen. Ein glücklicher Schuß meines Revolver hätte ihn vielleicht zum Krüppel machen können, aber ich hatte die Waffe nur zu meiner Verteidigung mitgenommen und nicht, um auf einen unbewaffneten und fliehenden Menschen damit zu schießen. Wir
London 8. Febr. Eire grausiger Familienmord erregt in dem durch seinen Rudersport bekannten Städtchen Henley an der Themse Aufregung. Tort lebte auf einem kleinen Landgut Brockmore der dort bekannte und hochangesehene 60jährige Brauereidirektor Holmes mit seiner Gattin, 24jährigen Tochter und zweiDienstmädchen. Als heute früh der Gärtner in» Haus kam, machte er die furchtbare Entdeckung, daß Gattin und Tochter, sowie beide Dienstmädchen erschossen in ihren Betten lagen. Den verschwundenen Brauereidirektor hat man später ebenfalls tot in einem nahe gelegenen Wäldchen mit einem sechrläufigen Revolver neben sich gefunden. Er hatte sich nach Ermordung der Familie eine Kugel durch den Kopf gejagt. Die abwesenden Kinder, eine Tochter, die Krankenpflegerin ist, und vier Söhne, welche Geistliche und Lehrer sind, wurden telegraphisch von der Katastrophe benachrichtigt. Holmes war als einer der besten Familienväter bekannt; man nimmt an, daß er plötzlich wahnsinnig geworden ist.
Mailand 8. Febr. Die in England geschlossene und bezüglich ihrer Gültigkeit in Italien vielfach arigezweifelte Ehe Toßllis mit der Gräfin Moniignoso ist gestern offiziell in das Standesamtsregister in Florenz eingetragen worden.
Lissabon 8. Febr. Prinz Eitel Friedrich ist wohlbehalten hier eingetroffen und im Paco de Belem obgestiegen.
Lissabon 8. Febr. Heute begannen die Beisetzuri gsfeierlichkeiten mit der Ueberführung der Särge des Königs und des Kro, Prinzen in die Ct. Vir cent-Kirche. Der Platz vor dem Palais Vecenidades war schon bei Tagesanbruch in weitem Umkreis abgespent worden. Offiziere nahmen den anfohrenden geladenen Gästen die Legitimation ab. Rund um den Platz zog sich ein Kovalleriespalier. Neun vergoldete altertümliche Staatskarcffen, bespannt mit sechs oder acht Pferden, sowie Hofäeawte in der Tracht vergangener Jahrhunderte harrten ihrer Pflicht. Geistliche und Würdenträger begaben sich von der Kapelle aus, wo seit zwei Tagen Messen gelesen wurden, in die Kirche. Es war lO'/i Uhr, als die erste Spezialmisston, geführt von Prinz Eitel Friedrich von Preußen, in den Schloßhof fuhr und von den Hofbeamlen empfangen wurde. Die Vertreter der fremden Monarchen wurden vor den König geleitet. Um 10 Uhr betraten die fremden Gesandten die Kirche, wo der Gottesdienst seinen Anfang nahm. Vor den beiden Königinnen saß König Manuel in einer Loge. Der junge Monarch bewahrte eine schlicht würdige Haltung mit tiefem Ernst in den Mienen. Auch die beiden tiefversch leierten Königinnen schienen gefaßt. Ter Erzbischof sprach den Segen aus über den Särgen, zwischen denen Offiziere und Würdenträger Wache hielten. Vor
Wir waren beide gute Läufer und beide gesund und kräftig, aber wir fanden bald, daß wir keine Aussicht hatten ihn einzuholen. Large sahen wir ihn im Mondschein vor uns herrennen, bis er endlich nur noch wie ein kleiner Punkt zwischen den Granitb öcken am Abhange eines entfernten Hügel» sich in eiligem Laufe hindurchwand. Wir rannten und rannten, bis uns der Atem völlig aus ging, aber der Abstand wurde nur immer größer. Schließlich gaben wir die Verfolgung auf und setzten uns keuchend auf zwei große Steine; von hier au» sahen wir ihn in der Ferne verschwinden.
Und in diesem Augenblick trat etwas ganz Seltsames und Unerwartetes ein. Wir waren von unseren Steinblöcken aufgestanden, um nach Hause zu gehen, denn die Verfolgung hatten wir als gänzlich hrffnungslos aufgegeben. Zu unserer Rechten stand der Mond niedrig am Himmel, und die zackige Spitze eines Granitfelsens hob sich von dem unteren Rande der silbernen Mondscheibe ab. Und in scharfen Unwffen, schwarz wie eine Ebenholzstatue von dem leuchtenden Hintergrunds sich abhebend, sah ich die Gestalt eines Mannes auf der Felsspitze stehen.
Glaube ja nicht, Holmes, es sei eine Augentäuschung gewesen! Ich versichere Dir, ich habe nie in meinem Leben etwas klarer und deutlicher gesehen. Soweit ich es beurteilen konnte, war es die Gestalt eines großen, schlanken Mannes. Er stand mit etwas aureinandergespreizten Beinen, mit geschränkten Armen und gesenktem Kopfe, als betrachte er grübelnd die ungeheuere Einöde von Moor und Granit, die da vor ihm lag. So konnte man sich den bösen Geist denken, der an diesem furchtbaren Ort gebot. Der Sträfling war es nicht. Dieser Mann stand weit von der Stelle ab. wo Seiden verschwunden war. Außerdem war er viel größer. Met einem Ausruf der Ueberraschung streckte ich meinen Arm aus, um ihn dem Baronet zu zeigen; aber in dem Augenblick, wo ich mich zu Sir Henry umgedreht hatte, war der Mann verschwunden. Die scharfe Granitsprtze hob sich noch immer vom untern Rande der Mondscheibe ab, aber von der schweigenden und regungslosen Gestalt war jede Spur verschwunden. (Forts, folgt.)