33. Amts- und Änzergeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 83. Jahrgang.

LrscheimmgStage: Montag, Dienstag,' Mittwock,, Donnerstag, Freitag und Camstag. Jnsertionspreis lv Psg. pro Zeile für Stabt u. BeztrkSorteaußer Bezirk 12 Pfg.

Montag» den 10. Kedrnar 1908,

BezugSpr. i. d. Stadt '/.jährl. m. Trügerl. Mk. 1.2S. PostbezugSpr. s. d.OrtS- u. Nachbarortsverk. '/.jahrl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bagern u. Reich42 Pfg.

Amtliche Bekarrrrtmachimgcrr.

Beginn «euer Unterrichtskurse an der K. Fachschule für Feinmechanik, einschl. Uhrmacherei «nd Elektromechanik, in Schwenningen a. N.

An der unter Aufsicht der K. Zentralstelle . für Gewerbe und Handel stehenden staatlichen Fach­schule für Feinmechanik in Schwenningen beginnen am 2. Mai d. I. wieder neue Unterrichtskmse.

Der Zweck der Fachschule ist, durch praktischen und theoretischen Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Feinmechanik, einschl. Uhrmacherei und Elektromechanik, für diese Gebiete ebensowohl tüchtige Gehilfen und Werkführer al« selbständige Gewerbe­treibende heranzubildcn.

Der Unterricht an der Fachschule umfaßt 3 ordentliche Jahreskurse für angehende Fein-u. Elektromechaniker, sowie Groß- und Taschen- uhrmacher, welche mit einer Schlußprüfung (Ge­hilfenprüfung) abschließen, sowie im kommenden Schuljahr einen einjährigen höheren Fort­bildungskurs mit anschließender Meisterprüfung insbesondere für solche Gehilfen der Uhrmacherei, welche sich in besonders gründlicher und umfassender Weise für die spätere selbständige Betreibung ihres Gewerbes oder für die Verschling von Werkführer­stellen in der Großindustrie vorbereiten wollen.

Anmeldungen find zu richten an den Schul­vorstand, Prof. l)r. Göpel in Schwenningen, von welchem auch Schulprogramme und Auskünfte er­halten weiden können.

Stuttgart, 7. Januar 1908.

Mosthaf.

Tagtsuerügkeite«.

". Hirsau 9. Febr. Hochbefriedigt können unsereSchützen" auf den schönen Besuch und Verlauf ihres bestarrangierten, gestern abend in dem mitsGuirlanden, Schützenemblemen u. Tannen­

reis geschmückten Rößlersaalabgehaltenen Winter­kränzchen zurückblicken. Eingeleitet durch den Zeiher'schen Schützenmarsch" und die Begrüßungs­ansprache des Hrn. Schützenmeisterö Mogler, beteiligte sich alsbald in schmucken Jägerhüten und prächtigen Kostümen Alt und Jung an der flott geführten Polonaise, welcher sich bei dem flotten Spiel der emsigen Liebenzeller Kur- kopelle roch mancher gemütliche Masurka, Walzer, Kontrstänze und auch ein Cotillon anreihten. Viel Amüsement und Beifall brachten die gutge­wählten, im Zwischenprogramm gegebenen Soli» und Theaterstücke, welche von der Hingabe und dem Fleiß der Mttwirkenden Zeugnis ablegten und den uneingeschränkten Dank sämtlicher An­wesenden verdienten. Küche und Keller des Hrn. Bilharz gaben ihr Bestes und so beschlossen wohl die Schützen am gelungensten die hiesigen Vereins­festlichkeiten für diesen Winter. Leider mußten einige um den Verein besonders verdiente Schützen­brüder, worunter der alte Mitbegründer Hr. Beckh infolge Erkrankung der Feier fernbleiben.

Pfullingen 8. Febr. Heute früh ist eine Frau, Mutter von 4 Kindern, die sich wieder Mutter fühlte, in der Verzweiflung in den Fabrik, kanal gesprungen und ertrunken. Sofort ver- anlaßte Rettungsversuche waren erfolglos.

Ebingen 8. Febr. Nachdem uns die Sozialdemokratie vor ungefähr einem halben Jahre mit einem Arbeiterturnverein beglückt hat, gründete sie in jüngster Zeit auch einen Arbeiter­gesangverein, der den NamenLassalia" führt. Da am hiesigen Platz bisher schon vier Gesang, vereine bestehen, kann von einem Bedürfnis nach einem weiteren Verein keine Rede sein. Da- gegen empfindet die Sozialdemokratie das leb­hafteste Bedürfnis, die Arbeiterschaft ganz von den übrigen Kreisen der Bevölkerung abzuschließen.

Bei dem gesunden Sinn der hiesigen Arbeiter- schaft werden diese Vereinsgründungen der Sozial­demokratie nicht den erhofften Gewinn bringen.

Ochsenhausen OA. Biberach 8. Febr. Hinsichtlich der Brandstiftungen in unserem Marktflecken steht man jetzt nach Entdeckung des geständigen Täters vor einem psychologischen Rätsel. Der Täter ist der bisher durchaus unbescholtene Sohn einer achtbaren Familie, die ihn sorgsam erzogen und nie aus den Augen verloren hat. Der Grund zu der Tat ist nicht Rache, auch nicht Lust am Schrecken der Nebenmenschen. Man wäre geneigt, die Tat für die eine» Wahnsinnigen zu halten, wenn die Einrede der mangelnden Zurechnungsfähigkeit durch den häufigen Gebrauch in neuerer Zeit nicht so sehr in Mißkredit gekommen wäre. Weinend gestand der 25 Jahre alte Bursche seine Schuld ein und als man ihn fragte, warum er dies getan und seinen Eltern und Geschwistern den großen Kummer bereitet habe, da meinte er, man solle bei ihm einen Brief holen dort stehe alles. Der Brief wurdr auch gefunden, cr enthielt aber nur die Absage eines Mädchen«, da« der junge Mann hatte heiraten wollen. Keiner, der den jetzt Ver­hafteten kennt, kann sich einen Vers zu der Tat machen. Hätte er nicht gestanden, so wäre seine Ueberführung fast nicht möglich gewesen, denn die Indizien waren sehr schwach. Lediglich auf das Zeugnis eines 17jährigen Burschen, der den Täter flüchtig in der Nähe der späteren Brandstelle ge- sehen, gründete sich zunächst die Beschuldigung. Unter der Wucht seiner Schuld brach er aber rasch zusammen.

Waldsee 8. Febr. Bei der Leichenöffnung der Ehefrau de» Bauern I. Schwägler in Her- vetrweiler» deren Beerdigung fistiert wurde, konnten Verletzungen, die auf eine gewalttätige

Der Hund von Bnskerville.

Detektiv-Roman von Conan Doyle.

(Fortsetzung.)

Man sagt, er sei das Geheul des Baskerville-Hundes."

Er stöhnte und schwieg einige Augenblicke. Endlich sagte er:

Ein Hund war er; aber das Geheul schien aus weiter Ferne zu kommen; von dort drüben her, glaube ich."

Er läßt sich schwer angeben, woher es kam."

Es schwell an und wurde schwächer mit dem Wind. Liegt nicht in jener Richtung der große Grimpener Sumpf?"

Ja.

Hm, dorther kam es. Seien Sie offen, Watson! Glauben Sie nicht selber, es war das Geheul eines Hunde«? Ich bin kein Kind. Sie können ohne Furcht die Wahrheit sagen."

Stapleton war bei mir, als ich es da» vorigemal hörte; er sagte, iS könnte möglicherweise der Schrei eines seltsamen Vogels sein."

Nein, nein, es war ein Hund. Mein Gott, kann denn wirklich was Wahres an all diesen Geschichten sein? Ist es möglich, daß wirklich eine so geheimnisdunkle Gefahr mich ernstlich bedroht? Sie glauben doch nicht daran, Watson, nicht wahr?"

Nein, nein!"

Und doch, in London konnte man wohl darüber lachen, aber er ist was andere», hier in der Finsternis auf dem Moor zu stehen und ein solche» Geheul zu hören. Und mein Onkel! Neben der Stelle, wo er lag, war die Fußspur eines riesigen Hundes. Es stimmt alle» zusammen, Ich glaube, kein Feigling zu sein, Watson, aber bei jenem Ton war es mir, als gefröre dar Blut in meinen Adern. Fühlen Sie meine Hand!"

Sie war so kalt wie ein Stück Marmor.

Morgen wird Ihnen wieder ganz wohl sein."

Ich glaube, da» Geheul werde ich nicht so leicht wieder aus den Ohren los. Was sollen wir nach Ihrer Meinung jetzt zunächst tun?"

Sollen wir umkehren? '

Zum Donnerwetter, nein! Wir sind heraurkommen, um den Kerl zu fangen, und wir werden ihn fangen. Wir sind hinter dem Sträfling her, und ein Höllenhund ist ohne Zweifel hinter uns her. Vorwärts Wir wollen die Sache zum Ende führen, und wenn alle Teufel der Hölle auf da» Moor losgelaffen wären!"

Wir tappten langsam in der Finsternis vorwärts, rings um uns war der schwarze Kranz der zerklüfteten Felsenhügel, vor uns brannte» immer auf demselben Fleck, der gelbe Lichtpunkt. Ueber nicht» täuscht man sich so leicht wie über die Entfernung eines Lichtes in pechfinsterer Nacht; zuweilen sah es aus wie ein Flimmern am fernen Horizont, dann wieder schien es ein paar Ellen vor uns zu sein. Schließlich aber sahen wir, woher der Schein kam, und erkannten zugleich, daß.wir ganz dicht dabei waren. Eine tropfende Kerze war in eine Felsenspalte gestellt; da» Gestein beschützte die Flamme auf beiden Seiten gegen den Wind und bewirkte zugleich, daß der Lichtschein nur von Baskerville Hill her gesehen werden konnte. Ein Granitblock ermöglichte uns, ungesehen näher zu kommen; wir kauerten uns hinter dieser Deckung zusammen und spähten nach dem Signallicht. Einen seltsamen Anblick bot diese einsame Kerze, die hier mitten auf dem Moor brannte. Kein Zeichen des Leben» rings­um nur diese eine gelbe Flamme und der Widerschein des Lichte« auf dem Gestein zu beiden Seiten.

War sollen wir jetzt zunächst tun?" flüsterte Sir Henry.

Hier warten! Er muß in der Nähe seines Lichte« sein. Wir wollen versuchen, ob wir ihn nicht zu Gesicht bekommen können."