Samstag den 27. Januar 1940

Der Enztöler

98. Jahrgang Nr. 23

Spähtrupp am Firth ot Forth

Unermüdliche Einsatzbereitschaft unserer Fernaufklärer

DNB (PK).Vom FeindfluL zurück. Auftrag erfüllt!" so meldet sich eben eine vom Ausklarungsflug am Firth of Forth zurückgekehrte Besatzung bei ihrem Staffelkapitän. Nun wie war's?" fragt der Hauptmann.Klarer Himmel Flakabwehr, Jägerangriffe!" lautet die ebenso lakomlche Antwort Der Bordwart zeigt auf die Maschine.Einige Trekker haben wir abbekommen, aber wir haben auch ganz gut geschMen!" Und wahrend der Staf elkWitän sich Über die Einzelheiten des Fluges berichten laßt arbeitet die Bildstelle der Staffel längst mit Hochdruck an der Aus- Wertung der Flugergebnisse . .

Auftrag erfüllt!" Wer in der Heimat kann er- messen was in diesen Worten liegt, und welches Matz selbst- loser Einsatzbereit'chaft sich dahinter verbirgt? Unsere Fern­aufklärer die Tag für Tag viele hundert Kilometer von der Heimat entfernt über Feindesland fliegen, machen nicht viele Worte. Sie sind gewohnt, immer aufs neue der Gefahr und dem Tod ins Auge zu sehen, sie sind in dielen Monaten eines erbitterten Kampfes hart und verschlossen geworden. Und wenn nach einem Feindflug ihre Äugen froh aufblitzen, dann in der Genugtuung, wieder einmal Pflicht und Ver­antwortung bis zur Neige ausgekostet zu Haben, einer Ge­nugtuung.'die ihren Ausdruck in dem kurzenAuftrag er- füllt!" findet.

Wenn in den Heeresberichten vonSpähtrupp-Unter­nehmungen" berichtet wird, dann ist dies für die Öffent­lichkeit ein festumrissener Begriff. Dann weiß jeder, daß wieder einmal ein paar schneidige Männer auf nächtlichen Schleichpfaden durch Drahtverhaue und Minenfelder einen Erkundungsvorstoh gegen den Feind durchgeführt ' haben. Auch der Zweck solcher Unternehmen ist klar: Es gilt, fest­zustellen, welche Truppen der Feind an der betreffenden Stelle zusammengezogen, welche Abwehr- oder Angriffsmrt- tel er dort konzentriert hat und wie stark oder schwach seine Befestigungsanlagen sind. Weil aber die Männer, die sich zu derartigen Unternehmen zusammenschließen, jedesmal Blut und Leben riskieren und oft genug ein einzigartiges Beispiel von Tapferkeit und Pflichtbewußtlein geben, ist es nicht mehr als recht und billig, daß die Heimat ihrer schwe­ren Arbeit ein besonderes Interesse entgegenbringt, ihre Taten anerkennt und ihrem selbstlosen Einsatz Bewunde­rung und Dank zollt.

Dem Spähtrupp am Westwall stehen unser» Fernaufklärer in nichts nach. Die besondere Schwere ihrer Aufgabe liegt darin, daß sie alsEinzelgänger", ohne den Schutz von Jagd- oder Kampfstaffeln, in die stark ver­teidigten Zentren der britischen oder französischen Industrie, in die entferntesten Schlupfwinkel der feindlichen Flotten vorstoßen müssen Luftspühtrupp, von deren Fähigkeit und Mut wichtigste Entscheidungen abhängen! Sie haben Wacht über der Nordsee zu halten, die Bewegungen von Kriegsschiffen und Geleiten zu verfolgen, die Veränderun­gen auf den Truppenplätzen und feindlichen Flugplätzen fest- zustellen, den Bau von Rüstungsbetrieben, Docks und Werf­ten durch die Kamera festzuhalten, die Eisenbahnbewegungen zu überwachen, Abwehrgürtel der Flak oder Ballonsperren zu kontrollieren und vieles mehr! Tag um Tag!

Der Erdspähtrupp kann und wird jeden Schutz ausnutzen. Sträucher, Bäume, Gräben sind sein Schutz ge­gen Sicht. Ein vorher sorgfältig ausgearbeiteter Angrifss- plan, der alle Möglichkeiten berücksichtigt, im rechten Augen- blick die eigene Artillerie einschaltet oder Reserven heran­zieht, sichert vor unerwünschten Ueberraschungen. Anders der Fernaufklärer. Ihm einen Erkundungsplan mit allen notwendigen Sicherungsmaßnahmen an Hand zu ge­ben. ist unmöglich. Dennerstens kommt es anders, zweitens als man denkt". Da heißt es ebenAugen auf und ent- chlossen handeln!" So zieht der einsameWanderer zwi- chen den Welten" seine Bahn; ihm winken di« letzten Häu­er, di« letzten deutschen Schiffe, und dann verbindet ihn nur nock sein Funkgerät mit den zurückgebliebenen Kame­

raden Was bietet ihm Schutz? Hügel und Stkaucher? Nichts sein Schutz ist feine Besatzung, sind sein« Bordwaffen und, wenn der Wettergott es will, die Wolken, sonst nuhts!

Da ist es selbstverständlich, daß die Besatzungen der Fern­aufklärer aufeinander eingespielt sein muffen, daß sie eine auf Gedeih und Verderb verschworene Gemein­schaft bilden, den gleichen Willen zur Durchführung ihrer Aufgabe haben, die gemeinsame Abwehrkraft gegen feind­liche Angriffe einsetzend. Hier heißt es im wahrsten Sinne des Wortes:Einer für alle, alle für einen!" Die Erleb- nisberichte der Besatzungen geben davon Zeugnis. Jeder Mua erfordert seine besondere Taktik: denn vielfältig ist die Gefahr und wetterwendisch der Himmel. Von der Entschlußkraft, im richtigen Augenblick das Richtige zu tun, hängt wie selten, der Erfolg ab. Gejagt von der Flak, ge­hetzt von den feindlichen Jägern, muß die Satzung trotz allem ihre Aufgabe lösen. Und wo sind im entscheiden­den Moment di« Wolken, in die man sichzurückzieyen könnte, wenns allzu brenzlich wird? Sie sind, weiß Gott, dann nicht da! Dann gilt es eben, die Nerven behalten und aut zielen. Jede Sekunde der Unaufmerksamkeit oder Nach­lässigkeit birgt den Tod! Durch die Meute durchbeißen! Stahlhart bleiben! Kurven, Kurven! Aus allen Rohren feuern! Den Feind abschütteln! Denn niemand ist da, der euch zu helfen vermöchte. Und die Nacht ist fern die Hei-

Stille und unbekannte Soldaten! Wenn von großen Luftschlachten berichtet wird oder von der Versenkung von Kriegsschiffen und bewaffneten Handelsdampfern, dann hört man nicht, daß sie dabei gewesen wären. Daß ihr« mühsame Aufklärungsarbeit aber oft genug die Voraussetzung für den siegreichen Angriff unserer Kampfgeschwader oder U-Boot« ist, muß der Heimat einmal gesagt werden Denn auch dies« Männer verdienen ihren unauslöschlichen Dank. Sie sind die unermüdlichen Helfer der Führung, die Luft­spähtruppe von Heer, Marine und Luftwaffe, ihr Einsatz ermöglicht erst militärische Entschlüsse von weitesttragender Bedeutung. D r. W e i n s ch e n k.

Aach dem WesiMfchen Frieden

Wie unsere Feinde es wieder haben möchten.

Jener Westfälische Friede vom 26. Oktober 1648, oer fetzt den Franzosen in ihrem Vsrnichtungswillen gegen Deutschland als ein Akt staatsmännischer Weisheit erscheint, hat Deutschland auf lange Zeit hinaus furchtbar geschwächt. 40 Jahre lang blieben noch nach dem Frieden die deutschen Aecker zu einem Drittel brach liegen, weil es überall an Kraft, an Material und an Vertrauen fehlte. Während des Krieges hatten sich die Wölfe derart vermehrt, daß sie in ganzen Rudeln die Dörfer anfielen. Man sagte damals, die Bauern sind in den Wäldern, und die Wölfe Hausen in den Wohnungen. War der Krieg schon furchtbar, so war dieser Friedensschluß, der Deutschland zu einem Spiel­ball des Auslandes machte, erst recht katastrophal. Ungeheuer war die Armut, die sich in Deutschland breit machte. Ein halbes Jahrhundert lang hatte Deutschland auch nicht ein einziges Kunstwerk aufzuweisen, derart war die Kraft der Nation gebrochen. Nach dem Kriege durch- zogen ganze Heere von Zigeunern das Land und machten alles unsicher. Der Preis eines Gutes ging z. B. von 2000 Gulden auf 70 bis 80 zurück, und im Amt Weinsberg hatte ein Morgen Land nur noch einen Wert von 2 bis 8 Gulden, d. h. gerade so viel, wie während des Bauern­krieges dafür bezahlt wurde. Cs wurde so schlimm im Land, daß schließlich, wie die deutschen Geschichtsschreiber feststellten, der Bauer den Krieg zurückwünschte.

So also sieht der Friedensschluß aus, den Frankreich ersehnt. Aus dem Ruf nach einem zweiten Westfälischen Frieden spricht also nichts anderes als der Wille, das deut­sche Volk zu vernichten und es größtem Elend auszuliefern.

Das älteste Kommißbrot

Woher stammt das Wort Kommiß?

NSK. (PK.) In Krieg und Frieden sprechen mir oft vom Kommiß und meinen damit das Soldatenleben, so wie es ist. Aber nur wenig« werden darüber nachgedacht haben, woher das Wort eigentlich kommt. Denken wir nur einmal an das Kommißbrot, dar im Wortschatz der deutschen Sprache schon leit Jahrhunderten Hsimatrecht hat und nicht nur bei den Soldaten.

Jedes Kind weiß, daß Kommißbrot das Brot des Sol­daten ist, daß es herzhafter ist als das tägliche Weißbrot des Bürgers. In den Kasernen, beim -Marsch, im Quartier, in der Feldstellung und in den Bunkern, überall bildet dieses Kommißbrot die feste Grundlage der Ernährung. Wo es auch immer gebacken wird, überall schmeckt es gleich gut, selbst dann, wenn es einmal als Karo einfach aus der Hand gefut­tert werden muß. ^

Das wissen am besten die Truppen, die draußen in Polen waren. Da haben auch die Feldbäckereien mit zum Sieg Leigetragen. Dicht hinter den Feuerlinien standen sie damp­fend und rauchend und hackten das Brot für di« Kämpfer.

Woher stammt nun der Name Kommißbrot? Mancherlei Antworten gibt es auf dies« Frage. In einer Straßbur­ger Urkunde aus dem Jahre 1552 wird es zum erstenmal erwähnt, denn es ist hier die Rede von 12 000 Kommißbro­ten, die auf Kosten der Stadt abzuliefern waren. In der Reuterbestellung" Karls V. wird wiederholt das Wort Kommiß im Sinn von Heeresvorrat gebraucht. U. a. heißt es dort,alles das ehrbarlich zu bezahlen, was aus der Kom­miß gegeben wird". Mit Recht darf man annehmen, daß dieses Wort vom lateinischencommissum" stammt, was an­vertraute- Gut bedeutet.

Nach e'ner anderen Erklärung soll das Wort zuerst von den Truppen Wallensteins geprägt word«n sein, und zwar bei de: Belagerung Stralsunds. Als die Heeresvorräte im Pager ausgingen, da sandte Wallenstein Kommissio­nen auf die Dörfer Vorpommerns, die dort bei den Bauern und bei den Mühlen Brot, Korn und Mehl beschlagnahm­ten. Das Korn wurde sehr grob gemahlen und daraus ein Brot gebacken, das die Soldaten bisher nicht kannten. Aber es stillt« gut den Hunger. Die Soldaten sollen dies Brot als Kommissionsbrot bezeichnet haben, woraus dann später das Wort Kommißbrot entstanden sei.

Diese Lösung hat viel für sich, zumindest das eine, daß sie den Soldaten gefüllt, und das ist die Hauptsache dabei. Streiten mögen sich die Gelehrten darüber. Solang« wir unser Kommißbrot futtern, nicken wir nur bedächtig dazu.

Leb-..

Nicht Zu erschüttern

Tugendritter.

Blücher, der schon vor der deutschen Erhebung zu den stärksten Säulen des Widerstandes gegen di« Franzosen ge­hörte, wurde vom Tugendbund, einer patriotischen Vereini­gung, aufgefordert, Mitglied zu werden. Er sollte im Bund ein« führende Tätigkeit ausüben und auch die Ritterwürde erhalten. Dies paßt« dem alten Haudegen nicht, daher ließ er antworten:Ich Habs die Tugend zwar stets geliebt, aber nie geritten!"

Heinrich I V. besuchte einmal die Stadt Merseburg, wo man im Dom seinen Gegenkönig Rudolf in prächtigster Weise bcigesetzt hatte. Einer seiner Höfling« fragte, ob der König denn dulden wolle, daß auch weiterhin ein Aufrührer mit solchen Ehren liLgraben liege. Des Königs Antwort lau­tete:Man soll ihn ruhig liegen lasten! Ich habe nur den Wunsch, daß alle meine FeindeJo ehrenvoll bestattet wären!"

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In einer Schlacht des Sezessionskrieges in Nordamerika hatte der General Howard das Pech, seinen rechten Arm zu verlieren. An seinem Krankenlager stand teilnahmsvoll der General Kearneh, der im mexikanischen Krieg den linken Arm eingebüßt hatte.Wissen Sie was, General Howard", meinte Kearney mit einem Versuch, zu lächeln,ich mache Ih­nen einen Vorschlag, den Sie aus ökonomischen Gründen hoffentlich nicht abschlagen werden: Lassen Sie uns künftig unsere Handschuhe zusammen einkaufeni"

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Urheberrechtsschutz Roman-Verlag A. Schwingenstein, München

60. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Wo er wohl war? Ob er ihrer im Zorn gedachte? Oder sie zu den Verlorenen zählte? Sie klammerte sich an die Hoff­nung, daß er jetzt ihren Brief, den sie noch am Abend nach Sindingers Geständnis geschrieben hatte, erhalten habe und sogleich antworten würde.

Wenn sie des Abends oft am Seeufer saß und zusah, wie die Schatten länger wurden, wie das weißgekrönte Haupt des Osorno in die Nacht sank, wenn sie dem Lied der Wellen lauschte, das manchmal stürmisch und leidenschaftlich, dann wieder ruhig und besinnlich an ihr Ohr klang, kamen ihr jene Stunden wieder, da sie mit Frieder am Secufer gelegen hatte. Die Landschaft war nicht so gewaltig wie hier, der See nicht so wunderbar blau, aber der Duft der Tannen wehte zu ihnen herüber, Mohn leuchtete blutrot aus den Feldern und Licht- nelken durchglühten die Wiesen. Die Amsel sang im Ge­zweigs der schaukelnden, auf dem Busch blühenden Hecken­rosen.

Diese Abendstunde am See war ihreStunde". Und niemand störte sie dabei.

Sonst aber ging das Leben einen frohen und bewegten ^"3 und ließ nicht viel Zeit für sehnsüchtige Gedanken.

Aber nicht nur zum Spielewund zum Sinnen nahm Amaryll steh Zeit. Gleich, nachdem Sindinger mit Peter abgeritten war, hatte sie sich in die Tagesarbeit einordnen lassen und ging nun Silvia wie auch ihrem Vater, der sie wie einst am liebsten -immer um sich gehabt hätte, fleißig zur Hand.

Die ErMe war in vollem Gang. Täglich fuhren die Wagen, hoch mit Garben aufgeladen, zu den Scheunen.

Amaryll war mit den Schnitterinnen unterwegs. Sie schwang wie diese die Sense über dem Rücken. Es machte ihr

Freude, zu mähen. Ihrer jungen Kraft tat es wohl.

Als sie sich dem Kornfeld näherten, kam ein Wagen über den Weg gefahren. Ein alter Mann saß auf dem Bock und lenkte die Pferde.

Wo geht es denn hier zu dem .weißen Haus am See'?"

Dort um die Waldbiegung. Sie müssen es dann gleich sehen." Amaryll gab diese Auskunft, denn der Kutscher hatte direkt vor ihr gehalten.

Beim Klang ihrer Stimme regte sich etwas im Wagen. Ein junger Mensch sprang heraus, reckte die Glieder und sah sich um.

Die Schnitterinnen waren weitergegangen.

Amaryll stand, als wären ihr die Füße angewachsen. Aber auch der Fremde rührte sich nicht vom Fleck.

Zwei Augenpaare starrten sich an:

Frieder", stammelte das Mädchen, das nicht wußte, wie ihm geschah.

Sie lagen sich in den Armen. Keines von beiden fragt«, nur Kosewort- flogen zueinander. Die Liebe durchflutete sie und ließ v: zessen, was eines um das andere gelitten.

Lange, l landen sie so und fanden kein Ende. Immer wieder sahen y in die Augen, küßten sich die Lippen und fanden sich die Hände zu zärtlichem Druck.

Bis eine Glocke, klein und demütig, die Stille, die um sie schwang, durchbrach.

.Mittag", Amaryll löste sich aus Frieders Armen.

Komm zum Vater. Unterwegs aber berichte mir, wie du hieherkamst. Es ist mir wie ein Wunder, daß du da bist."

Ja, Amy, es ist auch Kne lange Geschichte, die ich dir nicht in diesen wenigen Minuten klarlegen kann. Sag mir lieber, wie es dir ergangen ist und warum ich gar keine Post von dir erhielt? Ich habe solche Angst um dich gehabt."

Und ich glaubte, du hättest mich vergessen, weil ich eben­falls seit jenem Brief in Valparaiso nie mehr eine Zeile bekam. Das Rätsel hat sich gelöst, aber ich möchte nicht weiter davon sprechen. Nur soviel davon: Meine Briefe, die ich dir getreu jeden Monat schrieb, haben nicht einmal die nächste Poststation erreicht."

Und ich wartete so sehnsüchtig und später qualvoll auf sie. Was habe ich nicht alles unternommen, um deine Spur

zu finden. Ich hatte doch keine Ahnung, daß dein Vater oder vielmehr Herr Hallstein mit Holzenhagen in Verbindung stand. Erst durch deine Großmutter erfuhr ich es."

Durch Großmutter?"

Ja, durch sie."

Durch die Linde schimmerte das Dach des weißen Hauses. Amaryll deutete auf den Baum:Hier lag ich eines TageS im Grünen, nicht ahnend, wie nahe mir die Meinen warm und träumte von daheim."

Und von mir." Frieder faßte sie bei der Hand.

So waten sie kn das Haus. Lingg kann ihnen entgegen. Der Wagenbesitzer war vsrbeigekommen und hatte den Besuch gemeldet.

Wen bringst du mir denn da?"

Meinen Frieder", jauchzte sie und hing am Hals des Vaters.Ich habe mich so nach ihm gesehnt."

Mädel, daß du mir das antust. Kaum habe ich dich wieder, läßt du dich von einem anderen mir wegnehmen." Aber er begrüßte den jungen Mann trotz seines Einspruches herzlich. Hatte er doch ans den Erzählungen seiner Tochter herausge« fühlt, wie sehr sie an dem Freund ihrer Kinderzeit hing.

Er führte den Gast in das Hans und ließ sich kurz be­richten, wie er hiehergekommen sei. Denn Amarylls Brief könne ihn doch kaum erreicht haben.

Frieder erzählte von Holzenhagen, von der prachtvollen Ernte im vergangenen Sommer, von der Verlobung Karners, von dem Unfall Frau Hcnricas und ihrem Wunsch, Amaryll wieder zu haben, ehe sie die Augen für immer schloß.

Amaryll kam aus dem Verwundern nicht mehr heraus. Nie hätte sie eine solche Umwandlung bei ihrer Großmutter vermutet, aber es rührte sie und erfüllte ihr Herz mit Lieb« gegen die alte Frau, die endlich eingesehen hatte, wie einsam und wertlos das Leben war, wenn man das Kostbarste, das man besaß, verleugnete.

Nach den letzten Nachrichten, die Frieder bei seiner Ankunft kn Valdivia vorgefunden hatte, ging es schlechter mit ihr. Jakob hatte auf ihre Bitte geschrieben und aus eigenem dazugesetzt, Fräulein Amaryll möge bald kommen, damit auch seine Augen sie noch sehen können. '