Achtung — Dieser We stiehlt^
Schimpanse Peter spezialisierte sich auf Füllhalter - Mary schoß mit Kirschkernen
Lin eleganter Gast als Einbrecher
Es ging ungeheuer „vornehm" zu
In jedem Jahr, wenn der Sommer sine» Besucherstrom heranlockt und die Zoologischen Gärten füllt, denken die Zoodirektoren mit Sorge an die verschiedenen Gefahren, die den Besuchern (meist durch deren Unvorsichtigkeit und durch Nichtbeachtung der Vorschriften und Verbotstafeln) drohen. Aber einer „Gefahr" schenkte man bislang weniger Beachtung. Nun geht man mehr und mehr dazu über, an Affenhäusern und in Elcfantengehe- gen Warnungstafeln anzubringen, aus denen zu entnehmen ist, daß jeder auf seine Handtaschen, Brieftaschen und Füllhalter, Hüte und Tüten selbst achten möge. „Der Affe ist ein Taschendieb" „Der Elefant nimmt Gegenstände!"
Der größte Spezialist auf dem Gebiet des Taschcndiebstahls ist ohne Ziveifel ein Affe mit dem Namen Peter, ein Schimpanse im Londoner Zoo. Peter ist so brav, daß man ihn immer ein wenig mit dem Wärter spazieren- gchen läßt. Vor allem die Damen sind begeistert von den guten Affenmanieren dieses Peter. „Ein netter kleiner Kerl!" sagen sie — „Ein Affe mit einem Kindergcmüt!" Aber dieses Kindergeimit hat seine zwei Seiten.
Immer! wieder gehen bei derZoodirektion Meldungen ein, daß Gegenstände aus den Taschen der Besucher verschwanden. Man erkundigt sich dann sofort, in welcher Gegend der Verlust festgestellt wurde. Fast immer heißt es: „Nach Verlassen des Affenhauses!" Sucht man daun in Peters Käfig nachher nach, dann findet man — meist wohlverborgcn unter Stroh und Decken — die verschwundenen Sachen. Ganz besondere Vorliebe wendet Peter Füllfederhaltern zu, die höchstens einige Gebißmarken nachher aufweisen, sonst aber immer /Unverletzt abgeliefert werden können. Denn Peter hat trotz seines Talents zum Taschen- diebstahl noch nicht gelernt, einen Füllhalter aufzuschrauben'.
Nicht weniger diebisch ist der Orang Mary, den man kürzlich aus München als Gatten (versuchsweise und auf Verleih) dem Orang Franz schickte. Mary aber bescheidet sich nicht mit kleinen Gegenständen, sondern hat sich aus Tüten und Handtaschen spezialisiert. Unter den Tüten sind speziell die bevorzugt, die mit größter Wahrscheinlichkeit Früchte enthalten. Kirschen sind die Lieblingsspeise.
Es kam in den letzten Wochen zu einem seltsamen Zwischenfall, als ein Wärter im Käfig der Mary nach einem Pfund Kirschen suchte, aber nur noch die leere Tüte fand. Mary aber zog sich mit' einer dicken Backe in eine Ecke znrück und schoß von dort aus in kurzen und regelmäßigen Abständen Kirschkerne in die Menge oder dem Wärter an den Kopf, falls dieser sich Mary nähern wollte. Das Tier wurde erst friedlicher und gab den Kampf auf, als alle „Kugeln" verschossen Waren.
Im Amsterdamer Zoo hatte man lange einen Affen, der war, zoologisch gesehen, ein Prachttier, aber ein so verteufelter Spitzbube, daß man ihn nicht mehr ans dem Käfig herauslassen durfte und sogar gezwungen war, den Abstand zwischen ihm und den Besuchern zu vergrößern. Er war nicht nur ein einfacher Dieb, sondern auch ein gerissener Versteckspieler. Wenn er eine Handtasche gestohlen hatte, konnte der Wärter vielleicht mit viel Aufwand von Mühe die Tasche finden. Aber sie war vollkommen leer.
Erst nach Tagen entdeckte man in einem raffiniert ausgedachten Versteck dann die ein
zelnen Gegenstände — vom Spiegelchen bis zur Puderdose, alles sorgsam aufgehäuft und geschickt kaschiert gegen jeden Blick von außen.
Der Affe wurde nur angriffslustig gegenüber Menschen und gab die Rolle eines vorsichtigen und heimlich arbeitenden Diebes auf, wenn eine Dame erschien, die auf dem Hut eine schöne Fruchtgarnitur trug. Der Hut war meist nach einigen Sekunden verloren. Immer wieder fiel der Affe auf die künstlichen Früchte herein und geriet in eine grenzenlose Wut, wenn er diese Hutäpfel nicht auf- fresscn konnte.
Daß Naben und andere Vögel glänzende Gegenstände wegschleppen, ist bekannt. Aber die raffinierteren Diebe sind doch die Elefanten, die in Ermangelung anderer Gelegenheiten die Papierkörbe durchsuchen und oft zu diesem Zweck in Gärten nachts ausbrechcn. Sie wissen, daß mitunter Frnchtreste und Butterbrote dort landen. Kühe und Strauße, und dann vor allem auch Esel, können es sich nicht verkneifen, mit raschem Griff, Bitz oder Schnabelhieb zu ergattern, was sie kriegen können — allerdings mehr aus Freßlust und nicht aus Freude am Besitz, wie es die diebischen Affen meist tun
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Der Husten eines Toten. Als der berühmte Tony Lee, ein Schauspieler unter der Negierung Karls II., einst in einem Trauerspiel getötet worden war, konnte er, während er tot auf der Bühne lag, das Husten nicht unterdrücken, was teils lauten Lärm, teils schallendes Gelächter im Hanse hervorrief. Da hob er den Kopf und sagte, zum Publikum gewandt: „Das beweist, daß meine Mutter selig recht hatte: sie hat nämlich oft gesagt, ich werde einst im Grabe husten, weil ich in die ,Suppe tunke-." Das rief einen donnernden Beifallssturm hervor, und alle verziehen ihm den vorher begangenen Fehler.
In einer der vornehmen Villen in der Züricher Zollickerstraße war große Gesellschaft. Die Dame des Hauses hatte — wie die Gäste mit Genugtuung feststellten — nur die Angehörigen der sogenannten „Oberen Zehntausend" geladen. So ging es zwar in der Villa sehr förmlich und steif, dafür aber außerordentlich „vornehm" zu.
Wagen auf Wagen fuhr durch das- Prachtvoll erleuchtete Portal, und die livrierten Diener hatten alle Hände voll zu tun.
Da betrat ein neuer Gast die Villa; anscheinend hatte er seinen Wagen auf der Straße stehenlassen. Ein schlanker, eleganter Mann, mischte er sich bald unter die Gäste. Man hielt den Fremden für einen Diplomaten, worauf auch die Tatsache hindentete, daß er die kleine saffianlederne Aktentasche, die er unter dem Arm trug, nicht ablegte. Vielleicht kam er von einer wichtigen Besprechung und hatte sich nicht erst die Zeit genommen, seine Wohnung aufznsnchen.
Mit Wohlgefallen betrachtete die Gastgeberin den Fremden: wenn es auch seltsam erschien, daß er sich bisher nicht der Dame des Hauses gewidmet hatte, so machte sie sich doch weiter keine Gedanken darüber. ES genügte ihr, daß er unzweifelhaft „vornehm" war und die Damen angenehm zu unterhalten verstand.
Bald aber verlor die Hausfrau den Fremden aus den Augen. Sie wußte nicht, daß sich dieser ausgemacht hatte, die oberen Räume der Villa zu inspizieren. Im Schlafzimmer fand der Fremde ein Perlenkollicr, das — wie später festgestellt wurde — einen Wert von etwa 300 000 Franken hatte. Neben dem Kollier lag beguemerweise der Schlüssel zum Geld- schrank. Ohne Hast öffnete der „vornehme" Gast damit den Geldschrank. AlleS, was erbarm fand, versenkte er in seine Aktentasche, in der bereits das Perlenkollier lag: Ohrringe, Armbänder, eine mit Brillanten besetzte Spange, eine ebenfalls mit Brillanten aus-
gelegte Damennhr, sowie 1250 Franken Bargeld.
Nachdem dies geschehen, begab sich „Gast" wieder nach den Gesellschaftsräurne» zurück. Am Hansbnffctt nahm er ein Kaviarbrötchen, trank dann einige Gläser der durch die Diener gereichten Getränke, sagte der Dame des HauseS einige Schmeicheleien und verließ dann in aller Seelenruhe, ohne sich der Gastgeberin vorgcstellt zu haben, die gastliche Stätte.
Kurz darauf entdeckte die entsetzte Dame dck HanseS den Diebstahl. Aber bisher war ez der sofort benachrichtigten Polizei unmöglich, auch nur die geringste Spur des dreiste» Einbrechers zu finden. Der Wert der gestohlenen Gegenstände beläuft sich auf fast eine halbe Million Franken.
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Er ernährt sich nur von Gras
Dreimal in der Woche sieht man in Wesi- bury einen älteren Mann mit einem kleinen Koffer über die Wiesen gehen. Er sucht did Wiescngründe aus, wo gerade gemäht lvird,! Hier holt er sich einige Hände voll Gras, er vorsichtig nach Hause trägt. Dieser Mannein gewisser I. R. B. Branson, hat sich »änp lich in den Kopf gesetzt, daß der Mensch be- anem von Gras zu leben vermag. Seit zivek Jahren ist er — nicht mehr der Jüngste - ein lebender Beweis für die Möglichkeit, Ei ißt das Gras als Gemüse gekocht, bereitet daraus aber auch Tee und eine Art Dörrgemiisi. Als Zusatz nimmt er Hafer und von Zeit zn Zeit Mohrrüben, die er reibt. Er versichert, er sei durch das Pferd auf den Gedanken gebracht worden, sich der gleichen Kraftnahrunz zu bedienen, von der auch die Pferde schlich lich existieren.
Die erste historische elektrische Leitung
In der Nähe von Jthaca wurde eine m Jahre 1876 angelegte elektrische Leitung sm- gelegt, die dazu diente, das erste elektrisch Straßenbeleuchtungsnetz zu speisen. Diese Lei- tung war aus einer Eisenröhre von erheb: sicher Dicke gebildet. Die Kupferdrähte wurdet mit Musselin umwickelt. Darüber hinaus M goß man die Eisenröhren mit dem Draht «i der Mitte mit Rinderfett aus. Noch heute befand sich die Leitung in einem so guten Zustand, daß die Drahtverbindung ohne weitere! imnutzt werden könnte.'
„Einige Ihrer Anhänger sind nicht Ihm Meinung", verriet der Sekretär dem große» Abgeordneten.
„Gut!" entschied der, „beobachten Sie di»- Burschen weiter, und wenn es dann genüge»!! sind, werde ich an ihre Spitze treten!"
(Koralle.)
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„Männe, wir haben nichts zu essen. Troll! war in der Speisekammer und hat alles aus' gefressen!"
„Hat er denn gar nichts übriggelassen?"
„Nur den Hundekuchen!"
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Irma hatte ein Stelldichein. Irma käst eine habe Stunde zu spät.
„Ist deine Uhr nachgegangen, Irma?"
Irma seufzte: „Nein — Mama!"
Sonnenuntergang. Löhrich (K).
Eine stimmungsvolle Aufnahme vom Knrischen Haff bei Memel.-
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W
Als
Auto-Cowboys
Die Benzinrauhreiter von Nordperu.
Im Hotel „Ambos Mundos" ist großer Betrieb. Wochenende der motorisierten Rauhreiter, die im Osten der weiten nordperuani- schen Wüste arbeiten.
Spätabends geht es dann wieder in die Wüste hinaus, manchmal in kleinen fröhlichen Kurven; aber der Despoblado ist flach und geduldig, man kann ruhig mal irgendwohin fahren. Verkehrsordnung, Schutzleute, Alkoholprobe und Strafmandate gibt es in dem fernen Sandmeer noch nicht
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Der Auto-Cowboy ist die modernste Form der Wildwestromantik. Durch Akazienwälder, Gestrüpp und tiefe Grüben, durch Schlaglöcher und brennenden Busch jagt der Benzinrauh- reiter kreuz und guer über die weite Trockenwüste von einem Ende der Hazienda zum anderen.
Ohne das Auto aber wäre es unmöglich, die -ausgedehnten Besitzungen so zu kontrollieren, wie es notwendig geworden ist, seit die Kaufleute auf den Weltbörsen um Penny-Bruchteile feilschen.
Von Horizont zu Horizont spannt sich das Arbeitsfeld der Männer, die die Baumwoll-, ReiS- und Znckerrohrfelder zu beaufsichtigen haben. Hinten am Fluß wird an den Bewässerungskanälen gearbeitet, drüben an den Bergen planieren Ochsengespanne mit mächtigen Schanfelpflügen die großen Quadrate für die künftigen Sumpffelder, da heißt es darüber Wachen, daß der Nachbar nicht mehr Wasser abzweigt, als ihm zusteht, und dort muß das Vieh gestempelt werden. An der einen
Ecke ist etwas mit den Pumpen los, und an der anderen hat irgendeine Maschine keine Lust, weiterzulaufen.
So hat hier das Auto das Pferd verdrängt. Dennoch ist auch in dieser Gegend die Reiterromantik nicht ausgestorben, denn im flimmernden Algarrobowald, im Irrgarten der Trockenbuschsteppe und an den Berghängen der Vorkordillere nützt das beste Benzinrotz nichts mehr.
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„Azuela hat die Pferde durchgehen lassen", brüllt der kleine Prieto dem Mahordomo durchs Telephon zu, „man hat sie oberhalb der Schneise am Fluß gesehen. Wenn wir sie nicht sofort einfangen, wird es eine faule Sache, denn wir haben die Jungtiere noch nicht gebrannt, und es besteht Gefahr, daß uns einige, die noch keine Marke tragen, gestohlen werden."
„Schöne Geschichte!" knurrt der lange Hig- gins in die Muschel und rennt zum Autostall.
In, nächsten Augenblick brüllt das Boschhorn auf. Wie ein edles Roß springt der Wagen über Knüppeldämme und Bodenwellen, daß der Reiter am Steuerrad jedesmal einen kleinen Hopser macht. Wenn der Weg geraden Raum gibt, wiehert der Motor wie ein Steppenhengst, und wenn die schläfrigen Eseltreiber keinen Platz machen, faucht er sie mit knatterndem Auspuff an, daß sie erschreckt zur Seite springen.
Haushoch weht der tiefe Trockenschlamm auf, entsetzt reißen sich die Fußgänger den Poncho vor den Mund. Der Benzinhengst frißt die Kilometer, er hat es nicht nötig, zu verschnaufen, denn sein rasender Pulsschlag ist ihm kraftvolle Lebensmelodie; er muß nur darauf achten, daß sein Oeltankbauch bei der wilden
Jagd durch die tief ausgefahrenen Spuren nicht auf die harten Zwischenwälle aufschlägt.
Und schon ist der Auto-Cowboy an der Schneise.
Dort läuft der dumme Azuela wie eine Henne herum, deren Entenküchlein aufs Wasser hinausschwammen, denn seine Pferde sind in ihrem heimischen Element verschwunden, in dem lichten Tcockenwald, in dem sie so leicht niemand wiederfindet.
Mit einem Satz hat sich Higgins in den Sattel von Azuelas flinkem Pferd geschwungen, und mit einem langen Sprung ist der große Berghnnd hinter ihm her. Mucksmäuschenstill saß er hinten im Wagen, bis seine Stunde gekommen ist.
Nun prescht er mit seinem Herrn in den flimmernden Busch hinein, lustig bellend, und geschickt zwischen den stachligen Ranken hin und her schießend. Geduckt hinter dem Pferdehals, jagt der Reiter durch die Dschungel, und wenn ein mutwilliger Ast zu tief hängt, fährt ihm blitzschnell der lange Hauer ins Genick.
Das ist ein Tag nach Higgins Geschmack, obwohl er den dummen Azuela gehörig angefahren hat. Hier wird noch einmal wieder die Reiterfreude aus der Heimat Texas lebendig, von wo er eines Tages auswandern mußte, weil es für ihn nichts mehr zu tun gab. So ist er auf dieser Hazienda gelandet.
Plötzlich kläfft Pancho auf. Im Busch trappelt es. Zweige knacken unter davonstürmenden Leibern. Sie haben die Pferde erwischt. In großem Bogen treiben Reiter und Hund die Tiere zur Schneise hinab, die hoch über dem Fluß dahinläuft, bis sie vorn in den engen Bergweg einmündet.
Da unten hat sich Azuela hinter die Felsen gekauert, damit die flüchtenden Pferde nicht
vor ihm erschrecken und nmkehren. — Und dori steht auch das Benzinroß, in stählerner Un> duld auf seinen Herrn wartend.
Higgins wirft Azuela die Zügel zu, springt in den Sitz hinter dem Steuerrad, und schon prescht der Wagen mit hell blitzenden Schein- Werferaugen hinter der Herde her.
Entsetzt stürmen die Tiere vorwärts: de: Wind weht von hinten den Staub in sic hinein, bis die Jagd so toll wird, daß der Fahret in den treibenden grauen Dunst gerät. Do brüllt das Horn wütend auf. Dicht hinter de» letzten Pferden bleibt der Auto-Cowboy trotz Sandwolken und kaum erkennbarem Weg. Aber Higgins fährt ihn im Schlaf, wenn e? sein muß; er kennt jeden Baum, jeden Berg- bttckel, und die Tiere können weder nach recht? noch nach links ausbrechen, denn unten ist dtt Fluß und oben der FelS.
Mit bebenden Flanken stürmen die Pferd: auf den Corral zu. wohin man sie zur Zählung bringen wollte. Schokoladenbraun,! Peoncs stürzen ans der Bambushütte Prieto-1 in den wirbelnden Staub, mit kreisenden Lassos halten sie das Nudel beieinander, während ein Paar von ihnen schnell die Pfähle anS dem Eingang ziehen, vor dem sich die Tiere schnaubend zusammendrängen.
Sie sind zahm geworden wie eine Herde Schafe. Das donnernde Motorengespenst hat sie gebändigt, daß ihnen alle Lust znm Ausbrechen vergangen ist. Der kleine Prieto klatscht sich vergnügt auf die Schenkel. Verteufelt lustig sieht das aus. Der Gringo W doch ein toller Kerl. Freilich ist er das. El schüttelt den verdutzten Cholo, daß ihm Hören und Sehen vergeht:
Cnrt Backeberg.