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Parteiamtliche nationalsozialistische Tageszeitung
Amtsblatt öes Kreises Calw für Neuenbürg unö Umgebung öirkenfelöer-, Calmbacher- unö Herrenalber Tagblatt
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Nr. 143
Neuenbürg, Donnerstag den 22. Juni 1939
97. Jahrgang
Wie sehen der wetteren Entwiülung mit sicherer Nahe
«nd Gelassenheit entgegen
Die Feuere«de De. Goebbels bei der Sonnwendfeier im Berliner Reichsfportfeld
Berlin, 22. Juni. Bei der gewaltigen Sonnwendfeier am Mittwochabend im überfüllten Reichssportfeld hielt Reichsminister Dr. Goebbels die Feuerrede. Die Stimme des Gauleiters bon Berlin füllt das weite Rund des Reichssportfetdes und reißt die '120 000 mit zum feierlichen Erleben der Stunde.
„Es ist heute", so rief Dr. Goebbels unter begeisterten Kundgebungen der Massen, „nicht so sehr eine Zeit, in der man Weltgeschichte nur studiert, augenblicklich wird in Deutschland Geschichte gemacht!"
Mit schneidender Schärfe wandte sich Dr. Goebbels gegen die Versuche der Siegermächte bon Bersailles, unser 80 Millionenvolk auch weiterhin von den Neichtiimern der Welt auszuschließcn. Stürmisch brandete der Beifall der 120 000, als er rief:
„Solange man das versucht, ist jedes Friedensprogramm ein leeres Gerede! Denn wir wollen nicht einen Frieden der Phrasen, sondern einen Frieden der Taten! Auch unser Volk soll in Zukunft an de» Schätzen dieser Welt beteiligt sein!"
Eingehend setzte sich Dr. Goebbels dann .Mit der englischen Propaganda auseinander, die die Behauptung aussrrent, wir Deutschen wollten die ganze Welt unteriochen. Davon könne natürlich keine Rede sein. Nur unseren eigenen Besitz hätten wir uns zurückgeholt, und wo wir noch Forderungen er- ° heben, handele es sich ebenso um wohlbegründete deutsche Rechte.
Wenn die Engländer uns die Methoden zum Vorwurf machten, mit denen wir diese Rechte durchzusetzen suchten, und wenn sie uns entgegenhielten, daß wir auch aus gütlichem Verhandlungswege hätte» zum Ziele kommen können, so sollten sie doch den Beweis für ihre Behauptung beispielsweise in der Kolonialfrage endlich einmal antreten. Soweit es sich allerdings um Mitteleuropa handele, verbitte sich das deutsche Volk die dauernden Einmischungsversuche Englands auf das entschiedenste. Mitteleuropa sei keinesfalls englisches Interessengebiet.
Immer wieder von begeistertem Beifall der Massen unterbrochen, setzte sich Dr. Goebbels dann mit der Londoner Einkreisungspolitik auseinander. England wisse sehr Wohl, daß es nicht mehr das schwache Deutschland bon einst, sondern das nationalsozialistische Reich Adolf Hitlers vor sich habe:
„Die Engländer tun nur so, als wüßten sie das nicht. Sie streuen ihrem eigenen Volk Sand in die Augen in der heimlichen Hoffnung, doch noch irgendwo in Europa einen Festlanddegen zu finden, einen „Dummen, der für England die Kastanien aus dem heißen deutschen Feuer herausholen soll. Wenn wir die europäischen Völker über diese Hinterhältigkeit aufzuklären suchen, dann werden sie ungehalten. Sie machen dann in Moral, sie haben es leicht, moralisch zu sein, denn sie besitzen ja alles, was sie zum Leben brauchen.
Auch im Falle von Danzig, so führte Dr. Goebbels im einzelnen weiter aus, hätten die Engländer ihre mehr als sonderbare Moral bewiesen, denn sie erst hätten die Polen zu ihrer törichten Halsstarrigkeit ermuntert in der Hoffnung, daß so in Europa ein Brandherd entstehen werde. Im übrigen sei die Frage Danzig für jeden Vernünftigen kein Problem mehr. Niemand könne bezweifeln, daß Danzig eine rein deutsche Stadt sei.
„Wenn die Polen heute noch erklären, es erübrige sich, auf unsere Argumente einzugehen", so rief Dr. Goebbels unter immer wieder ausbrechenden, stürmischen Beifallskundgebungen der Massen, „und wenn polnische Scharfmacher ihrem Lande mit törichten Gegenforderungen zu dienen glauben, so sehen
wir demgegenüber der weiteren Entwicklung in sicherer Ruhe und Gelassenheit entgegen. Allerdings glauben wir, daß es im Interesse der anderen Seite läge, die Danzig-Frage und die Frage des Korridors einer möglichst raschen Lösung zuzustthrcn.
„Im übrigen", und immer wieder unterstrichen begeisterte, Kundgebungen und stürmische Zustimmung jeden Satz des Ministers, „soll man doch nicht glauben, daß der Führer sich durch Drohungen irgendwie beirren ließe!
Vor Erpressungen haben wir Nationalsozialisten noch niemals kapituliert! Wir haben unsere internationalen Forderungen erhoben. Sie lauten: Befriedigung unserer natürlichen Lebcnsansprüche. Darüber kann man nicht hinweggehen; diese Forderungen kann mn» nicht bagatellisieren. Wenn man das in London, Paris und Warschau dennoch versucht, so geschieht es zum Schaden dieser Staaten und Völker."
Dr. Goebbels zeigte dann, wie das deutsche Volk in vollem Bewußtsein seines guten Rechts in Ruhe der Nervosität gegenüberstehe, die die uns feindlich gesinnte Welt erfülle. Die Engländer und Franzosen lügen setzt von Trnppenverschiebungen in der Slowakei, von Aufständen im Protektoratsgebiet usw. An allen Ecken und Enden sollen große deutsche Truppenkontingente gesichtet worden sein. Es ist das ein Beweis dafür, ein wie schlechtes Gewissen die Engländer haben. Denn Truppen setzt man doch nur ein, um einen Zustand zu ändern, und die Engländer selbst haben Wohl den Eindruck, daß einige Zustände in Europa geändert werden müßten. Erst hat man uns in Versailles ausgeplünderk, wie man ein Volk überhaupt
nur ausplündern kann. Jetzt möchten sich die Engländer mit uns Persöhnen, ohne irgend ein Zugeständnis zu machen. Das ist die Quadratur des Kreises. Die Engländer wissen natürlich, daß das nicht geht, und darum sind sie so aufgeregt."
Der Nervosität der anderen stellte Dr. Goebbels dann ein Bild des starken, selbstsicheren Deutschlands gegenüber:
„Unsere Grenzen im Westen sind geschützt. Der Westwall steht. Wir haben in Europa Italien als guten Freund, der mit uns durch Dick und Dünn geht. Wir besitzen die stärkste Wehrmacht der Welt. Wenn man heute noch versucht, uns bange zu machen, so bleiben wir demgegenüber ganz hart, ganz gelaffen, aber auch ganz entschlossen. Der Appell an die Furcht hat noch niemals in deutschen Herzen einen Widerhall gefunden. Wir wissen, was wir wollen, aber wir wollen auch, was wir wissen! Und zu allem haben wir einen Führer, der die Nation in sechs Jahren von Sieg zu Sieg geführt hat und in dessen Wortschatz das Wort Kapitulation nicht vorkommt. Das sollten unsere Gegner auch aus den Erfahrungen der letzten Jahre wissen."
„Wir Lud das Volk", so erklärte Dr. Goebbels unter dem Eindruck der gewaltigen Demonstration der 12« 08«, „wir sind unüberwindlich! So wie heute hier 120 00« Menschen sich zusammengefunden haben, um einem alte» Brauch neue» Inhalt zu gebe«, und ein Bekenntnis zum Staat und zu seinem Führer abzulegen, so steht heute das ganze Volk wie ein Block zusammen. So stehen wir alle zu unserem Reich, zu unserem Volk und zu unserem Führer!"
Der Prüfstein der englischen Position
Zunehmende Veforgniffe in London - Dreltikgige Zahlungseinstellung
der chtnefische« Bank?
Li§ene ?»nLme lüttes
London. 22. Juni. Die Londoner Öffentlichkeit sieht weiter mit steigender Besorgnis auf die Vorgänge im Fernen Osten. Mit besonderem Nachdruck wird in den Morgenblättern vom Donnerstag unterstrichen, daß China mit dem Verlust von Swatau seinen letzten wichtigen Seehafen verloren hat. Es ist sichtlich nicht ohne Eindruck geblieben, daß Swatau ohne irgendwelchen nennenswerten Widerstand von den Chinesen geräumt wurde. In Tientsin ist der Londoner Presse zufolge die britische Garnison verstärkt worden. Eine Kompagnie Infanterie ist in der britischen Niederlassung eingetroffen.
„News Chronicle" meldet in sensationeller Aufmachung aus Hongkong, daß die chinesische Bank drei Tage geschlossen bleibe. Diese Maßnahme sei auf die großen Abzüge zn- rückzuführen, die die chinesische Währung gefährdeten. Das Vertrauen der chinesischen Sparer sei durch die Tatsache erheblich erschüttert Worden, daß die britische Regierung noch keine feste Haltung gegenüber den japanischen Aktionen in Tientsin gezeigt habe.
„Daily Mail» schreibt zu der gestrigen Erklärung Chamberlains im Unterhaus, er hätte schärfer sprechen können und sollen. Tientsin sei zum Prüfstein der englischen Position im Orient geworden.
Wie Reuter aus Swatau meldet, sollen die japanischen Marinestellen den in Swatau liegenden ausländischen Kriegsschiffen die Aufforderung zugestellt haben, bis 1 Uhr mittags den Hafen zu verlassen. Im Hafen von Swatau liegen der britische Zerstörer
„Thanet" und der amerikanische Zerstörer „Pillsburh".
Nach einer Reutermeldung aus Hongkong erklärte man in dortigen leitenden britischen Marinekreisen, daß selbstverständlich der britische Zerstörer „Thanet" in Swatau verbleiben werde, um die Interessen der britischen Bevölkerung tvahrzunehmen.
Wie es heißt, wird auch der amerikanische Zerstörer aus Swatau nicht auslaufen.
. Moskaus zernostintmssin
Sowjetgesanbter bei Tschianlaischel nach Moskau berufe»
Warschau. 22. Juni. Die polnische Presse, die langsam die Folgen der Anlehnung des englischen Freundes an Moskau erkennen muß, be- schstigt sich in größter Sorge mit der ständigen Ausweitung der Moskauer Verhandlungsbasis. „Kurjer Warszawski» macht darauf.ruf- merksam, daß trotz der Verlautbarung der „TASS" über die angeblich Ausschaltung fernöstlicher Fragen aus den Moskauer Verband- lungen größtes Interesse für asiatische Angelegenheiten an den Tag gelegt wird.
Dieses Interesse sei neuerdings weit stärker als bisher. Das Warschauer Blatt weist in diesem Zusammenhang darauf hin. baß der sowjetruffische Gesandte bei der Regierung Tschian- kaischeks, der geheimnisvolle Luganicc-Orle- nicki, nach Moskau berufen worden ist. Weiter sei die mehrstündige Besprechung beachtenswert. die zwischen dem Bizeautzenkommissar Lo zowski und dem diplomatischen Vertreter Chinas in Moskau stattgefunden hat. Lozowski be treue im Sowjetautzenkommiffariat vor allem fernöstliche Fragen.
GtlM Flow
Die letzte Tat der deutschen Hochseeflotte Von Kurt Felix Herbst.
.Grau, und kahl dehnen sich in weitem Rund die Fel,en der Orkney-Inseln, umschließen die Bucht von Scapa Flow. Helle Junisonne strahlt vom blauen Himmel, im Wasser spiegeln sich die ehernen Leiber gewaltiger Schlachtschiffe und Kreuzer, unwillig knirschen die Ankerkctten in den Klüsen schnittiger Torpedoboote.
Es ist nicht Albions Grand Fleet, die im sicheren Schutz vor feindlichen U-Booten ausruht, wie so oft in den langen Kriegsjahren. Nein, jetzt kann der bunte Union Jack sich wieder beruhigt als Herrscher der Meere zeigen. Der Krieg ist zu Ende, und hier in Scapa Flow liegt hinter dreifacher Trossen- und Balkensperre die gefürchtete deutsche Hochseeflotte mit niederae- holter Flagge, interniert, kampflos preisgegeben von den Novemberverrätern der würdelosen Republik. ^
Der Zustand der Schiffe ist erbärmlich; nichts von dem sonst gewohnten spiegelnden Glanz. Die Außenfarbe blättert ab, die Planken sinh grau verschmutzt, die Messingteile grünspanüberzogen. Denn die aufs äußerste verminderten Besatzungen reichen gerade dazu aus, um die Schiffe fahrbereit zu halten. Abgeschmtten von aller Welt, aus der Heimat dürftig verpflegt, warten sie seit sieben Monaten aus Frieden und Heimkehr.
Auf der Brücke der „Emden" steht Vizeadmiral von Reuter und blickt durchs Glas zu den englischen Linienschiffen und Zerstörern hinüber, die drei Seemeilen entfernt zur Bewachung vor Anker liegen und anscheinend gerade zu einer . Hebung auslaufen wollen. Erinnern geht zurück zu jenem dunklen Novembertag, da er als Führer des Jnternierungsverbandes — 10 moderne Linienschiffe, 5 Große Kreuzer, 8 Kleine Kreuzer und 50 Torpedoboote — auf Schillingreede die Anker lichten ließ zur letzten Fahrt gen England. Vor ihm.steht unvergeßlich das schmachvolle Bild, als Geschwader der Alliierten mit drohend ausgeschwenkten Geschützen die widerstandslosen deutschen Schiffe in die Mitte nahmen und vom britischen Flottenchef durch Funkspruch die Aufforderung kam: Die deutsche Flagge ist um 3.57 Uhr nachmittags niederzuholen und darf ohne Erlaubnis nicht wieder gehißt werden. Und der Wind trug daS siegestrunkene „Hurräh" der englischen Matrosen zu den Männern, die blutenden Herzens die unbesiegte Kriegsflagge strichen . . .
Das ist nun Monate her! Bestand zu Anfang noch der feste Glaube, daß die Menschen in der Heimat sich aufraffen würden zum letzten Widerstand gegen einen Frieden der Schmach und Ehrlosigkeit, so war diese Hoffnung letzt längst zuschanden. Die spärlichen und verspäteten Nachrichten aus Deutschland — die Benutzung der Funkeinrichtung war unterbunden, und die Brtefpost stand unter englischer Zensur — melden Aufstände und Bruderkampf, Not und Tod. Aus englischen Zeitungen erfährt der Admiral, daß die Entente in ihren Friedensbedingungen die Auslieferung der deutschen Flotte verlangt, daß die Novemberregieruna über einen Verkauf der Schiffe verhandeln soll. Das war vor ein paar Tagen gewesen, und nach einer Nacht voller Qual und innerem Kamps war der Entschluß gereift, geboren aus dem Beseht, der für die Kaiserliche Flotte galt: Deutsche Kriegsschiffe dürfen unter keinen Umständen in die Hände des Feindes fallen! Am 17.6. wurde der bis inS kleinste ausgearbeitete Geheimbefehl für die Versenkung der Schiffe allen Kommandanten und den Führern der Torpedoboote übermittelt.
Die Schifssuhr im Kartenhaus der Emden zeigt Elf. „Noch eine Stunde", spricht der Admiral vor sich hin. Er hat keine Kenntnis davon, daß das Abkommen über die Waffenruhe um zwei Tage verlängert worden ist: sür ihn läuft heute, am 21. Juni ISIS, der Waffenstillstand ab, und mittags 12 Uhr beginnt wieder der Kriegszustand, für den ihm Ehre und Gewissen sein Handeln vorschreiben.
Festen Schrittes geht der kampferprobte Seeoffizier wieder aus die Brücke, hebt noch einmal das Glas an die Äugen: Von dem vor ein paar Stunden ausgelaufenen Geschwader ist nichts mehr zu sehen, nur schwarze Rauchfahnen kleben am Horizont. Ein feines Lächeln umspielt das scharfgeschnittene Gesicht des Admirals. Dann strafft sich seine Gestalt: „Signalmaatl" — „Exzellenz?!" — „Sofort Signal an alle Kommandanten und F. d. T.: Paragraph elf — Bestätigen — Chef Jot-Vau!"
Die Würfel sind gefallen! Morselampen und Flaggen übermitteln das tm Geheimbefehl fcst- gelegte Stichwort für die sofortige Versenkung. Eine halbe Stunde später ist von allen Einheiten die Bestätigung des Signals eingegange». Ueberall an Bord werden in fieberhafter Eile die Bodenventile geöffnet. Gurgelnd schi-ßt daS Wasser in die unteren Räume. Alle Schotten und Bunkertüren stehen offen, alle Luken und Seitenfenstcr. Laut schlagen die Schiffsglocken das Signal „Alle Mann aus dem Schiss!" Und während schon die Boote ausgeschwungen werden, fertig zum Abfieren, steigt an Gaffeln und Masten in fleckenlosem Weiß die ruhmvolle Kriegsftagge
12.1.6, Uhr. Da legt sich als erstes das Flotten -
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