Donnerstag den 1. Juni 1939
97. Jahrgang Nr. 125
Der Enztäler
/Ins Württemberg
- Hkilbroirn. (Dem nassen Tod entrissen) Noch gut lief ein Unfall am Kanalufer im Ortsteil Neckargartach ab, wo ein Schulmädchen die Böschung hinunter ins Wasser gefallen war. Der gerade heimkehrende Franz Baum sprang sofort dem Kinde nach, bemühte sich aber vergeblich, das Ufer zu erreichen. Zur rechten Zeit erschien ein zweiter junger Mann, der mit Hilfe einer Stange den Retter und das Mädchen dem drohenden nassen Tod entreißen konnte
- H-Wronn. (Dachstuhl durch Feuer ver^ Nichtet.) Em Fabrikgebäude der Karosseriewerke Dröq- Mler wurde von einem nächtlichen Feuer heimgesucht. Dabei mußte sich dis Feuerwehr darauf beschränken, die übrigen Eebäude vor einem Uebergreifen der Flammen zu schützen. Das Feuer fand in den im Dgchstuhl lagernden großen Vorräten reiche Nahrung, sodaß der Dachstuhl ein Raub der Flammen wurde.
— Bad Friedrichshall. (Unfall beim Fußball- spiel.) Ber dem hier durchgeführten Fußballspiel TSV. Kochendorf gegen Sportfreunde Eßlingen zog sich der 13- jährige Spieler Fritz Neuerer einen doppelten Unterschenkel- bruch zu, der seine Einlieferung in das Neckarsulmer Krankenhaus notwendig machte.
— Geislingen a. St. (Im letzten Augenblick gerettet.) Im letzten Augenblick konnte ein dreijähriges Kind, das am Ufer der Rohrasch spielte, von den herbeieilenden Angehörigen dem nassen Element entrissen werde«. Die Bergung des Kindes, das schon bewußtlos war, gestaltete sich äußerst schwierig. Die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg.
— Beihingen a. N. (Leiche geländet.) Unweit des Kieswerkes von Valet u. Ott wurde eine völlig unbekleidet« weibliche Leiche aus dem Neckar geborgen. Die Untersuchung hat ergeben, daß es sich um die Frau Luise Wörner aus Stuttgart handelt, die infolge eines schweren Leidens den Tod im Neckar gesucht hatte..
— Eßlingen. (Die Halsschlagader durchschnits ten.) Ecke Obere Mehgerbachstraße und Pliensaustraße er-, eignete sich in der Nacht ein schwerer Autounsall. Der 28- Mrigs Mechaniker Wilhelm Deuschle stieß mit einem ihm in tnäßigem Tempo entgegenfabrenden Kraftwagen zusammen And schnitt sich an der Schutzscheibe des Wagens die Halsschlagader durch. Bald nach der Einlieferung ins Krankenhaus erlag er seinen schweren Verletzungen.
— Tettnang. (Kind fiel in die Güllen grübe.) Ein etwa anderthalbjähriger Knabe siel beim Spielen im Hof in die Eüllengrube. Er konnte wohl bald geborgen werden, doch verschied er an den Folgen der Vergiftung noch in der gleichen Nacht.
— Dettingen, Kr. Tübingen. (VierjährigesMäd- >en ertrunken.) In der Nähe des Easthoses „Zum amm" fiel das vierjährige Mädchen der Eheleute Breiiger in den Dorsbach. Obwohl die Unfallstelle nahe an r Hauptstraße liegt, wurde der Unfall nicht bemerkt. Das Mädchen wurde fortgerissen und ertrank.
— Ravensburg. (Me sser stecherei unter Zigeu-, gern.) In der Nacht kam es in der Unteren Breite Straße unter sechs Zigeunern zu Meinungsverschiedenheiten, denen sie schließlich mit dem Messer Nachdruck verliehen. Es gab einige Verletzte. Die Polizei trennte die Kampshähne und sperrte sie hinter Schloß und Riegel.
— Ravensburg. (Selbstmord in geistiger Umnachtung.) In einem Anfall von geistiger Umnachtung sprang ein älteres Fräulein aus ihrer Wohnung aus die Straße. Es erlitt dabei den Tod.
— Ravensburg. (Radfahrerin tödlich verletzt.) Als eine Radfahrerin die Kreuzung der Straße Weingartshof—Weißenau mit der Reichsstraße überqueren wollte, wurde sie von einem Personenkraftwagen erfaßt und Boden geschmettert. Sie erlitt so schwere Kopsverletzun- , daß sie an Yrt und Stelle starb.
«Nachdruck verboten.)
Ende März schon hatte Rolf das Training in der Boxschule ausgenommen und war zugleich Mitglied eines Boxklubs geworden, in dem Otto Freese, der Leiter der Boxschule, als Trainer tätig war. Zunächst hatte er stch noch sehr zurückgehalten und sich meist darauf beschrankt, aufmerksam zuzuschauen, wenn die Leute der Kampfstoffe! ihr Training durchführten. Dann aber, als ob die jungen Kämpfer anfeuernd auf ihn gewirkt hätten, zog er pch eines Abends aus und begann scheu in einer Ecke des großen Raumes zu trainieren. Es ging leichter, als er gedacht hatte. Sein Körper war durch das leichtathletische sporttrainrng und nicht zum wenigsten durch die schwere Äampfarbeit vorgebildet. Die Muskeln waren fest und steinhart. Als er' die schweren Magcnübungen beendet hatte, stand er fast verwundert auf. Auch das Seilspnngen ging leidlich, und sogar das Birneschlagen klappte, wenn auch noch mit einigen Fehlern. So wäre er am "ebsten gleich in den Ring geklettert, um sich mir einem vom Klub herumzuschlagen. Er fühlte jetzt, wie die schwere korper- ÜHe Arbeit stärkend für ihn gewesen war, wußte, daß rn seinem Körper wieder Kraft und Zähigkeit ruhten.
Nachdem er das Sportabzeichen errungen hatte, widmete er sich im Training fast nur noch dem Boxsport. Ob er einen Muskelkater hatte oder nicht — er arbeitete sein Pensum herunter, gleichmäßig wie eine Maschine. Ter Trainer Freese, der sich recht gut an den tragikomischen Boxkamps seines neuen Schülers im vorigen Tommer erinnerte, sah wohl die Veränderung, die nnt diesem jungen Menschen vor sich gegangen war, und bewunderte aufrichtig die entschlossene Durchführung diesem Trainings. Eines Tages — Rolf trainierte nun seit etwa stchs Wochen — beobachtete Freese die Arbeit.
In Rolfs Gesicht lag gleichmäßige Ruhe. Dhne Un- !)rengnng und ohne Atembeschwerden arbeitete sem Körper. Nach drei Minuten ertönte das Zeichen, da,, die Runde abläutete. Rolf lief nun in langen Schritten nun her, holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Nach nner Minute Pause begab er sich zum Sandsack, zog schnell nn Paar gepolsterte Handschuhe an und begann den Sand- mck mit kurzen Schlägen zu bearbeiten. Langsam fing der chst drei Zentner schwere mannshohe Sack an, sich zu bewegen. Härter wnrden jetzt die Schläge. Die linke rzaust,
., . Ntarkgröilingen, Kr. Ludwigsburg. (Was er sah, §7ß.er mitg«hen.) Dieser Tage kam man durch 'Ä Ml einem Dieb aus die Spur, der es seit Jahren aus Kandwerksgegenstände aller Art in den Weinberghütten, auf Bauplätzen usw. abgesehen hatte und alles, was nicht niet- und nagelfest war, in seine Weinberghütte mitgehen hieß. Ein ganzes Lager trafen die Polizeibeamten dort an. Die Untersuchung gegen den Hamsterer ist eingeleitet.
m) " i" den 50er Jahren stehender
Mann, der die Filderbahn verlassen hatte und die Straße überqueren wollte, wurde von einem Personenkraftwagen erfaßt und zu Boden geschleudert. Er wurde in bewußtlosem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert.
.—Göppingen. In den Abendstunden erfolgte auf der Je- benhauserstraße ein Zusammenstoß zwischen einem Motor- radfahrer und einem Radfahrer. Beide muhten in verletztem Zustande dem Krankenhaus zugeführt werden. Die Fahrzeuge wurden stark beschädigt.
"7 Oberdorf, Kr. Friedrichshafen. An der Kreuzung der Straßen Langenargen—Gießenbrück und Lindau-Fried- richshafen stießen ein Motorradfahrer aus Möhringen a. d. F.
- - Kraftwagen zusammen. Der Motorradlenker und sein Beifahrer erlitten schwere Knochenbrüche, während die Jv.,assen des Personenkraftwagens durch Glassplitter ver- letzt wurden.
Paddeiboolunglück — Zwei Toke
— Friedrichshasen. Am Pfingstmontag gegen 13 Uhr unternahmen von Immenstaad aus der 17 Jahre alte Sohn Widnkind des Medizinalrats und Leiters des Staatlichen Gesundheitsamtes Friedrichshafen, Dr. Gmelin, und sein 18 Jahre alter Freund Hans Mohr mit einem Paddelboot eine Fahrt auf dem Bodensee in Richtung Romanshorn. Da die jungen Leute gegen Abend noch nicht nach Hause zurückgekehrt waren, erkundigte sich Dr. Gmelin bei den Polizeibe- Hörden in Friedrichshafen, Konstanz und Romanshorn nach dem Verbleib der Paddelbootfahrer. Da er jedoch von dieser Seite keine Auskunft erhalten konnte, wurde die Wasserschutzpolizei Friedrichshafen alarmiert, auf deren Verairlas- sung hin ein Friedrichshafener Zollboot und ein Boot der Wasserschutzpolizei Konstanz noch spät in der Nacht die Suche nach den Vermißten aufnahmen. Morgens gegen drei Uhr kehrten die Boote jedoch unverrichteter Dinge zurück. Im Laufe des Vormittags wurde dann aus Romanshorn berichtet, daß am Schweizer Ufer ein Paddelboot in stark beschädigtem Zustande aufgefunden worden sei. Die Feststellungen ergaben, daß das gekenterte Paddelboot das Un
glücksboot war. Es ist somit nicht mehr daran zu zweifeln, daß die beiden Freunde den Tod im See gefunden baben.
Verkehrsunfälle über Pfingsten
— Göppingen. Der 68 Jahre alte Heinrich Reichert aus Süßen wollte mit seinem Fahrrad in eine Seitenstraße einbiegen und geriet dabei zwischen zwei Kraftwagen. Bei dem Zusammenstoß wurde Reichert so schwer verletzt, daß er wenige Stunden später im Kreiskrankenhaus Göppingen, wohin er am Psingst' ' " ....
— Lc ereignete
poldshausen ein schwerer Verkehrsunfall', der drei Schwerverletzte forderte. Der 22 Jahre alte Hugo Hertich, der auf der Straße ging, wurde von einem Motorrad erfaßt und mehrere Meter weit geschleift. Der Lenker des Motorrades, der 19 Jahre alte Karl Montag, erlitt bei dem Sturz einen schweren Schädelbruch, während der Fußgänger neben einer Gehirnerschütterung einen Beckenbruch und sonstige Verletzungen davontrug. Der auf dem Sozius befindliche Erwin Fischer wollte sich durch Abspringen in Sicherheit bringen, wobei er sich schwere Verletzungen zuzog. Alle drei Schwerverletzte fanden Aufnahme im Neuenstadter Krankenhaus. Der Zustand des Lenkers des Motorrades ist sehr beoenk« lich.
aus allen Lagen kommend, sauste prasselnd auf das Leder nieder. Jetzt, als der Sack im vollen Schwünge war, warf Rolf mit aller Wucht seinen Oberkörper herum, und ein kurzer rechter Haken bohrte sich in den vorgetäuschten Gegner hinein. . . .
Freese hatte Rolf an den letzten drei, vier Trammgs- abenden etwas mehr sich selbst überlassen, nun stutzte er, als er diese technisch ausgezeichnet geschlagenen Haken aus das Leder niedersausen sah. Pausenlos startete Rolf in schneller Folge seine Schlagserien. Was war doch aus diesem Rolf Hartmann geworden! Sieben, acht Wochen Training lagen jetzt hinter ihm. Donnerwetter, mit welcher Kraft schlug der Junge zu. Man könnte ihn fast in die Kampfmannschaft stellen. Es käme immerhin auf einen Versuch an.
Er rief Hartmann an:
,Wie wär's, Hartmann, hätten Sie nicht Lust, anstatt den toten Sack hier zu verdreschen, sich mal nnt emem
^ Natürlich^var Rolf sofort bereit. Als Gegner stellte der Trainer ihm einen ihm gleichaltrigen, sehr kräftigen
Burschen gegenüber. . „ . .
„Ihr werdet mal zwei Runden boxen! Zeigt, was
Die"beiden erwarteten schon in kampfbereiter Haltung das Zeichen zum Beginn. ^ ^
Leit!" ries der Trainer, und sofort prallten die beiden Kämpfer auseinander. Rols wußte recht gut, daß Freese ihn „ausprobieren' wollte, und er antwortete .-ns einen kräftigen linken Haken mit einem Geraden, mußte dann aber im Nahkamps mehrere schwere Schlage ein- stecken Sein Gegner Konrad war ein untersetzter Kampfer, der den Nahkampf bevorzugte. Er war schon zwei ^ahre in der Kamvfstaffel und nahm Rolf nicht für voll. Er traktierte seinen Gegner fast ungedeckt. Eine Weile studierte Rolf den andern, er dachte, daß diese Art nur ein Manöver sei, dann aber, als er die Sorglosigkeit Konrads erkannte schlug er, wütend geworden, nnt aller Wucht einen rechten Haken. Voll schlug seine Faust auf die Kinn- spitze; wie ein umgestoßener Mehlsack plumpste cher andere bintenüber und kam erst nach einigen Sekunden mühsam wieder hoch Seinen dumpfen Blicken sah man an, daß er wieder aam kampffäh g war. Bevor aber Rolf An« "l,Än«°N d" d».
^^Nun ist's gut, Hartmann - Donnerwetter, dein Reckter ist prima! - Ach, entschuldigen Sie Herr Hart- mann", setzte er in markierter Verlegenheit hinzu, „in der
Stuttgarter durch Absturz schwer verletzt. Ein Stuttgarter Bergsteiger, der am Pfingstsonntag eine lkeine Kletterpartie bei Heubach unternommen hatte, stürzte beim Erklettern der steilen Felswand in der Nähe der „Kleinen Scheuer" ab und blieb mit schweren Verletzungen liegen. Er wurde mit dem Sanitätsauto in das Gmünder Krankenhaus übergeführt.
Aabrikbrand. Vermutlich infolge Selbstzündung brach in der Nacht in der Maschinenfabrik Gebr. Scharpf in Zuffenhausen ein Brand aus, dem der ganze Dachstock des Fabrikanwesens zum Opfer fiel. Obwohl das Feuer bald nach seinem Ausbruch entdeckt wurde, hatte die Stuttgarter Feuerschutzpolizei zusammen mit dem Löschzug Zuffenhausen einen dreistündigen hartnäckigen Kampf gegen ein Uebergreifen des Brandes auf die übrigen Stockwerke der Fabrik zu fuh- ren-
Aus den Tlachbargauen
(—) Zimmern b. Engen. (Aut »Zusammenstoß.) Am östlichen Dorfansgang kam es zwischen zwei Personenwagen zu einem Zusammenstoß. Eine Frau wurde mit
nach München war.
(—) Bad DLrrheim. (Landestagung der Vs- trisbskrankenkassen.) Vom 3. bis S. Juni findet .. La ^ ^ -
der Landesstelle Baden rankenkassen statt, bei der
hier die diesjährige
des Reichsverbandes der ----,—,
über 200 der größten Industrieunternehmen Badens vertreten sein werden. Führende Sachbearbeirer des Reichsverbandes werden Referate halten.
9 Rümmingm, A. Lörrach. (Unter sein Fuhrwerk geraten.) Beim Ortsausgang nach Wittlingen verunglückte ein Wittlinger Landwirt schwer. «Sein Viehgespann schälte plötzlich vor einem herankommenden Kraftwagen. Dabei wurde der Landwirt vom Wagen geschleudert und geriet unter die Räder seines Gefährts. Mit schweren Verletzungen wurde er ins Krankenhaus gebracht.
(!) Forst b. Bruchsal. (Funde aus der Römer- zei t.) Nachdem die Untersuchungen des römerzeitlichen Fried- Höschens in Forst bei Bruchsal keinerlei Anhaltspunkte für eine weitere Ausdehnung des Gräberfeldes ergaben, steht nunmehr fest, daß die 13 Gräber sehr wahrscheinlich zu einem römischen Eutshos gehörten. Manche mögen zerstört oder durch Hopfenanbau überhaupt nicht mehr -ufznfinden sein. Ihre Zahl würde sich aber dadurch nur unwesentlich erhöhen. Die Bestattungen liegen ganz stach, etwa 15 bis 20 cm unter der Oberstäche. Der Leichenbrand wurde in Urnen beigesetzt, außerdem wurden Becher, Schalen und Gläser als Beigaben mitbestattet. In einer terrasigilita Schale findet sich der Stempel des Töpfers Gemenus, dessen Fabrik wir wahrscheinlich in Rheinzabern zu suchen haben. Die Gläser und die übffge Keramik stammen wohl ebenfalls aus linksrheinischen Industriegebieten. Vor rund 1700 Jahren mutzte der Gutshof aufgegeben werden. Ob er dur h Krieg und Brand zu Grunde ging, oder langsam verfiel, kann vielleicht einmal geklärt werden, wenn sich Neste der Anlage irgendwo zei- oen. von der bisher auf Förster Boden nichts bekannt war.
Rheinfchiffahrtstag Konstanz.
(—) Konstanz. Am 17. und 18. Juni findet der „Rheiiz- schifsahrtstag Konstanz" statt. Am ersten Tage sprechen im Konzilimnsgebäude Professor Dr. Most-Duisburg über „Det Rhein im Rahmen der deutschen Volkswirtschaft" und Unl- versitätsprofessor Dr. Metz-Freiburg über „Zur Geographie des Vodensees". Der Nachmittag ist mit Fahrten aus dem Ober- und Ueberlinger See und einem Besuch von Msers- burg ausgefüllt. Am 19. Juni findet eine Hochrhein-Besichtigungsfahrt von Rheinfelden bis Basel statt, dis den Teilnehmern Gelegenheit gibt, diesen Teil des Rheins mit seinen Anlaoeii in AnaensKein zu nehmen.
Erregung Hab' ich mich versprochen. Ich meine natürlich; Ihr Rechter."
„Nee, nee, Freesei Ich weiß schon Bescheid, wann Sie einen duzen. Js mir wirklich eine Ehre!" Damit reichte er dem Trainer die Hand, und eine ehrliche Sportfreund- schast war geschloffen. Freese wandte sich zu Konrad:
„Na, und du? — Was sagst du zu seinem Rechten?"
„Großartig", gestand Konrad ehrlich. „Hätte ich gewußt, daß der Hartmann so 'n Schlag hat —"
„Dann hättste auch schon ,du' zu mir gesagt, nicht wahr?"
Aber der andere hatte sich schon mit leisem Kopfschütteln entfernt. Doch mitten im Raum blieb er plötzlich stehen, wandte sich zurück und rief:
„Hartmann, in der nächsten Woche werden wir uns noch einmal aussprechen. So lange Zeit brauche ich, um deine Brocken zu verdauen."
„Von heute an bist du in der Kampfstaffel, Rols Hartmann", sprach Freese jetzt mit einer gewissen Feierlichkeit. „Ich hoffe, daß du unsere Farben rn allen Kampftagen gut vertrittst. Doch das nebenbei... Und nun komm mal her, mein Junge, jetzt werde ich dich mal 'n bißchen in die Geheimnisse des Boxsports einweihen."
Er zog ein Paar große Handschuhe über. Die Klub- mitglieder umstanden den Ring. Rolf lernte in diesen zwanzig Minuten mehr, als wenn er allein für sich ein halbes Jahr trainiert hätte. Der dicke Freese schlug fortwährend Serien, Gerade, Haken — er schien ein unerschöpfliches Programm zu haben. Dabei war er von einer Wendigkeit, die man diesem schweren, massigen Körper niemals zuaetraut hätte. Rolfs Angriffe erstickte er schon im Keim, ließ ihn gar nicht zur Besinnung kommen. Rolf war verzweifelt! Traf er denn diesen vor sich herhuschenden Schatten überhaupt nicht? Er setzte noch einmal zum Angriff an. Dreimal stieß er die Linke vor, und dreimal traf er daneben, und als er die Rechte ins Gefecht schickte, wurde er von dem Trainer mit derselben Waffe gekontert. Ueber seinen Arm hinweg flog die Faust des andern blitzschnell, bevor er dey Kops Wegreitzen konnte, traf der Schlag Haarschars die Kinnspitze. Rolf sank in die Knie — verdammt, hatte der einen Schlag! Jetzt wußte Rolf, daß der Trainer ihn bisher geschont hatte, nach diesem Schlag wußte er es. Noch taumelnd torkelte er in den Nahkampf. Wieder kamen die Hiebe des Trainers aus allen Lagen, aber sanft und zart trafen sie, ohne Wehe zu tun. Milten in einem Schlagwechsel Hörle er plötzlich auf, schüttelte Rolf herzlich die Hand und meinte: „Genug für heute!" «Foriscbima lolat.)