/Ws Württemberg
— Kleiningersheim, Kr. Ludwigsburg. (Den Verlegungen erlegen.) Vor etwa 14 Tagen war der in den SOer Jahren stehende Karl Laitz bei Arbeiten nn Weinberg über eine mehrere Meter hohe Mauer abgestürzt und hatte sich einen Wirdelsäulenbruch zugezogen. Er ist nun >w Krankenhaus Bietigheim von seinem schweren Leiden durch den Tod erlöst worden.
— Großingersheim, Kr. Ludwigsburg. (B e im Holzfällen verunglückt) Bei Holzfällerarbeiten in Grogsachsenheim kam der dort beschäftigte Friß Aeltwanger von hier zu Oall. Das Unglück wollte es, daß er dabei in eme im Betrieb befindliche elektrische Holzsäge geriet, wooei er sich erhebliche Verlegungen am Oberschenkel zuzog.
— Altenriet, Kr Nürtingen. (Durch scheuende Kühe schwer verlegt.) Beim Mistführen scheuten die Kühe des Landwirts Fritz Reichert, wobei die Ehefrau, die das Fuhrwerk lenkte, zu Fall und unter den Wagen zu liegen kam. Mit schweren Verletzungen am Hinterkopf und an der Wirbelsäule mutzte sie in die Tübinger Klinik eingeliefert werden.
— Böhringen. Kr. Münsingen (Vom Blitz erschlagen.) Ueber Ort und Gemarkung Böhringen ging ein schweres Gewitter nieder. Der 64 Jahre alte Jakob Knaupp. der aus dem Felde mit Ackern beschäftigt war, wurde rom Blitz getroffen und war sofort tot.
— Ummendorf, Kr. Biberach. (Zug Unfall. — 10 Personen leicht verletzt.) Der um 9.34 Uhr in Friedrichshafen abgehende Eilzug Friedrichshafen—Crailsheim ist bei Einfahrt in den Bahnhof Ummendorf entgleist, wobei der Packwagen umfiel. Neun Reisende und der Zugführer wurden leicht verletzt; sie konnten die Reise fort- setzen.
Nächtliches Gcotzseuer in Gutsbetrieb.
— Balingen. In einem Flügel der ausgedehnten landwirtschaftlichen Gutsanlagen des Baron von Cota'schen Besitztums in Dotternhausen brach in der Nacht ein Brand aus, der in den großen Strohvorräten reiche Nahrung fand. Als der Brand wahrgenommen wurde, stand bereits das erste mit Stroh und sonstigen Vorräten gefüllte Wirtschaftsgebäude n Hellen Flammen, und auf zwei angebaute Schuppen sowie oas große Mohngebäude selbst hatte das Feuer schon über- gegrifsen. Die Feuerwehren von Dotternhausen und Balingen sahen sich einem riesigen, über 100 m langen Brandherd gegenüber, an dessen Löschung nicht mehr zu denken war. Der Schaden ist sehr hoch, da außer wertvollem Saatgut, großen Mengen Düngemitteln und anderen Vorräten sämtliche, zum großen Teil ganz neuen landwirtschaftlichen Maschinen, Wagen und Arbeitsgeräte vernichtet wurden. Es wird Brandstiftung vermutet.
Aus 0er Gauvauptfiadt
— Sluklgark, 21. April.
Das Geburtstagsgeschenk der Stadt Stuttgart. Dr. Strö- lin hat als Oberbürgermeister der Stadl der Ausländsdeutschen und als Präsident des Deutschen Ausland-Instituts dem Führer eine im Ausland-Institut zusammengestellte Mldfolge von deutschen Kämpfern und Persönlichkeiten im Auslande gewidmet. Die Sammlung „Deutsche in der Welt" umfaßt drei künstlerisch ausgeführte Pergamentbände, die auf der Außenseite das Glückhafte Schiff des Deutschen Ausland-Instituts in Metall tragen.
Die Bezahlung der Feiertage.
Der Rcichstreuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Südwestdeutschland hat eine Anordnung erlassen, wonach solchen Gefolgschaftsmitgliedern, die an den Feiertagen arbeiten, für welche auf Grund gesetzlicher Bestimmungen der Arbeitsausfall zu vergüten ist, an Stelle eines sonst vorgesehenen Feiertagszuschlags ein Zuschlag yon 100 Prozent gewährt werden muß. Wer demnach beispielsweise am 20. April zu arbeiten hatte oder am 1. Mai arbeitet, hat somit Anspruch auf Bezahlung eines Zuschlags in der genannten Höhe. Dis gleiche Anordnung bestimmt auch, daß infolge Musterung, Wehrversammlungen und Meldungen zur Wehrstammrolle kein Verdienstausfall eintreten darf.
Beförderungen m der ^
Der Reichsführer // hat mit Wirkung vom 20. April 1939 im Bereich des //-Oberabschnitts Südwest folgende Beförderungen ausgesprochen: .
zum //-Brigadeführer: den Generalleutnant a. D und früheren Gaukriegerverbandsführer von Maur, Dr. Heinrich. Stuttgart, beim Stab //-Oberabschnitt Süd-
"E^z'u //-Standartenführern: den Ministerialdirektor im württembergischen Innenministerium Dill. Dr. Gottlob, Stuttgart, beim Stab //-Oberabschnitt Südwest: den Oberst z. V. und Gaukriegerverbandsftthrer Süowest Eberhard, Kurt, Ulm a. D., beim Stab //-Oberabschnitt Südwest:
zu //-Obersturmbannführern: den beauftragten Führer der 13. //-Standacte Hoffmann, Kurt, Stuttgart; Saniter. Dr. Erich, Stuttgart: Wagner, Hannes, Stuttgart:
zu /--Sturmbannführern: den Pressereferenten des //-Oberabschnitts Südwest Bosch. Joseph, Stuttgart; den Führer des //-Sturmbanns Ul-'13 Hauser. Jakob, Heilbronn; Duffner, Hans, Karlsruhe: Fischer, Gustav, Karlsruhe; den Kriminalrat in der Gestapo-Leitstelle Stuttgart Mußgay, Friedrich: den Verwaltungsführer des //- Abschnitts X Schenkenhofer, Hermann, Stuttgart:
zu //-Haupt st urmführern: den Kraftfuhr- inspekteur des //-Oberabschnitts Südwest Bachmann, Rudolf, Stuttgart; den Gerichtsarzt in Stuttgart Jauch, Dr. Karl. Stab //-OA-Arzt Südwest: den beauftragten Führer des //-Sturmbannes D13 Steinle, Ernst, Stuttgart: Aßmuß, Siegfried, Stuttgart; Bitz, Karl. Stuttgart; Bulch, Philipp: Christensen, Bernhard, Stuttgart; Dieter, Karl: Herd, Gustav; Klesy, Friedrich, Stuttgart; Reichte, Hans, Stuttgart; Roger, Emil, Stuttgart: Schwarz, Heinrich; Weinmann, Dr. Ernst, Stuttgart:
zu //-Sturmsührern: Benzing, Dr. Kart, Schwenningen, San.-Oberstaffel 65; Butz, Friedrich, Karlsruhe, 14. //-Reiter-Standarte; Fleischhauer. Hermann, Stuttgart, San.-Abt. X; Gutjahr. Karl, Gaienhofen, 79. //-Standarte: Haehl, Dr. Erich, Stuttgart, Stab //-OA- Arzt Südwest; Hellmann. Richard, Stuttgart. Bez. 13. Hie- ber, Dr. Alfred, Konstanz. San.-Abt. XXIX; Küpferle, Dr. Leopold, Freiburq i. Br., 65. //-Standarte; Lay, Hans- Werner, Karlsruhe, 14. //-Reiter-Standarte: Müller, Peter Willi, Stuttgart, 14. //-Reiter-Standarte: Nägele, Alfons, Karlsruhe, 62. //-Standarte; Ochs, Ferdinand, Karlsruhe, 14. //-Reiter-Standarte; Rienhardt, Dr. Walter, Stuttgart, Stab //-Oberabschnitt Südwest: Sedelmaier, Friedrich, Friedrichshafen, 79. //-Standarte; Stumpp, Friedrich, Stuttgart, 14. //-Reiter-Standarte: Weigel, Emil, Offenburg, Bez. 86; Wiesener, Bruno. Pforzheim, 62. //-Standarte; Augustin. Dr. Günther, Stuttgart; Büß- ler, Reinhold, Stuttgart: Dill, Dr. Gerhard, Stuttgart: Feucht, Adolf, Stuttgart: Gehrum, Julius, Karlsruhe; Günder, Siegfried, Stuttgart; Gieseler, Dr. Wilhelm, Tübingen: Heinle, Paul Stuttgart: Meier, Josef, Ellwangsn; Müller, Heinrich; Richter, Gustav, Stuttgart; Schilling, Heinz, Stuttgart: Scheuring, Hermann, Stuttgart; Schürer, Walter, Stuttgart; Rothmund. Anton, Stuttgart; Stahl, Eugen, Stuttgart; Steinhäuser, Anton, Weingarten; Wälde, Otto, Freudenstadt; Wetzel, Dr, Robert, Tübingen, sämtliche SD-Oberabschnitt Südwest.
Beförderung im Slaatvminisierium.
Der Führer und Reichskanzler hat den Oberregierungs- rat Dr. Wider zum Regierungsdirektor beim Staatsministerium ernannt. Der neu ernannte Regierungsdicekior ist geboren am 23. Oktober 1898 in Oberkochen, Kreis Aalen. Im März 1927 wurde er ins Staatsministerium berufen, wo er 1928 zum Regierungsrat und 1933 zum Oberregierungsrat befördert wurde. Seit 1933 besorgt er die Geschäfte des Ministerialdirektors im Staatsministe- rium. In der Partei hat er seit Frühjahr 1932 aktiv mitgearbeitet. Er ist Parteigenosse und gehört der DA als Obersturmführer an. Den Weltkrieg hat er an der Front mitgemacht, auch hat er sich an der Niederwerfung des Kommunistenaufstandes im Ruhrgebiet im März und April 1920 h-umo-o.
4i ,Nachdruck verboten.»
Rolf folgte mit seinem kleinen Wagen getreulich hinterher. Plötzlich hielt der große Wagen vor ihm mit einem Ruck, und als Rolf dicht dahinter seinen Wagen abstoppte, öffnete sich gerade die Tür des vorderen Wagens, Hartmann sen. stieg aus und reichte die Hand zur Hilfe hinein: „Darf ich bitten!"
Frau Cornari beugte sich vor: „Ja. sind wir denn schon da?"
„Steigen Sie nur aus, Gnädigste, und Sie auch, meine jungen Herrschaften. Wir sind „da" — zwar nicht vor Ihrer Wohnung, aber da, wo wir jetzt erst mal einen »rima Mokka trinken werden."
Die Kammersängerin stand jetzt neben Hartmann. Er küßte ihr die Hand: „Verzeihen Sie diese Eigenmächtigkeit, schimpfen Sie mich aus — aber erst nach dem Kaffee, wenn ich bitten darf! — Hallo, Rolf und ihr anderen alle, kommt! Wir Wärmen uns erst noch einmal auf, ehe wir zwei die Heimreise durch die kühle Frühlings- nacht antrcten."
Der Fabrikbesitzer Hartmann schien in dem Lokal nicht unbekannt zu sein. Der Geschäftsführer eilte herbei und wies der Gesellschaft eine besonders gemütliche Ecke an.
Hartmann bestellte Mokka, aber er sollte „ganz frisch und in gewohnter Weise bereitet" werden, und um die Zeit bis zu seiner Fertigstellung auszunutzen, sollte der Ober geschwind zwei Flaschen Nr. Soundso bringen. In einer Minute stand der Sekt im Kühler neben ihnen, und der Kellner goß aus der bereits vorgekühlten Flasche in die feinen Kelche ein.
„Herr Harlinann —!"
„Gnädige Frau —! Es sind doch nur zwei Schluck für jeden!" meinte er entschuldigend. „Auf Ihr Wohl!" Er ließ sein Glas an das ihrige klingen, und die anderen folgten seinem Beispiel.
Die Kammersängerin betrachtete ihre Umgebung. Der ganze Raum schien eine Kunstausstellung besonderer Art zu sein. Die Wände waren bedeckt mit Oelbildern und Aquarellen, dazwischen hingen Reliefs, in den Ecken standen Plastiken und in Vitrinen besonders kostbare Kleinkunstwerke. Sie wunderte sich über ihre Kinder, die diese originelle und dabei überaus gemütliche Künstlerkneipe schon kfnintcu.
„Es gibt noch mehr Dinge im Leben, die unsere Mam- ming nicht kennt", bemerkte Giudita etwas naseweis, worauf ihr schlagfertig die Antwort wurde:
„Ja, es wird Zeit, daß meine Kinder mich aufklären!"
Dies und noch manches andere wurde belacht, und in froher Stimmung war bald eine lebhafte Unterhaltung im Gange. Erwin Schallup, der sich bisher noch ziemlich schweigsam und beobachtend verhalten hatte, wußte immer neue Witze, kannte alle Welt, schien aber auch mit allen Wassern gewaschen und mit allen Hunden gehetzt zu sein.
Rolf war entzückt, daß der Zufall ihm diesen früheren Schulkameraden mit seiner Schwester in den Weg geführt hatte. Er war verliebt und begeistert!
Hartmann sen. ließ sich nicht so leicht blenden. Er konnte gelegentlich ein kleines Lächeln nicht unterdrücken, wenn Erwin zwischen Scherzen und Anekdoten Bemerkungen über seine Geschäfte einfließen ließ, die ihn oft nach Hamburg, Leipzig. Frankfurt führten. Nach seinem eigentlichen Beruf gefragt, erwiderte er kurz und großspurig: „Ich arbeite als Teilhaber meines Vaters selbständig!"
Frau Cornari beteiligte sich wenig an der Unterhaltung. Sie stellte innerlich Vergleiche an zwischen diesen drei ungleichen Jugendfreunden: ihr Hans, körperlich fast mädchenhaft zart, mit feinem, durchgeistigtem Gesicht, von einem künstlerischen Reifegrad, der sich ihr heute im Vortrag des von ihm wirklich ganz meisterhaft komponierten Liedes offenbart hatte, in seinem äußeren Benehmen, trotz seiner neunzehn Jahre, aber doch eigentlich recht kindlich.
Rolf Hartmann, dieser Typ eines Sohnes aus reichem Hause, ein Jahr älter, ein kräftiger, gut aussehender, nicht überragend intelligenter Bursche. Er mochte äußerlich gereifter erscheinen, als er war, sonst hätte er kaum diesem blonden Lärvchen ins Netz gehen können, in dem er offenbar schon arg zappelte.
Und schließlich dieser Erwin Schallup, der ihr gar nicht als Kamerad für Hans und Rolf gefallen wollte. Sie hätte nichts Besonderes gegen ihn Vorbringen können, nur ihr feiner mütterlicher Instinkt spürte bei diesem weltgewandten jungen Menschen, dessen mindestens zehn Jahre älter wirkendes Gesicht fast schon etwas Verlebtes hatte, das Unrechte,. Unsolide.
Nach dem Kaffee wurde beschlossen, daß Rolf die Schallups nach Hause fahren und seinen kleinen Wagen gleich m dle nahe gelegene Fabrikgarage bringen sollte, daß die Hermfahrt mit dem Vater zusammen im großen Wacwn erfolgen kannte.
Weitere Ernennungen.
Der Führer hat den Landrat Dr. Fester im Innen. Ministerium zum Oberregierungsrat ernannt. Zu Regie- rungsräten ernannte der Führer den Regierungsamtmann Kästler im Innenministerium und den Regierungsassessor Paulus beim Stab des Stellvertreters der Führers Ferner ernannte der Führer den Major der Schutzpolizei Slützenberger zum Oberstleutnant der Schutzpolizei und den Hauptmann der Schutzpolizei Kerner zum Major der Schutzpolizei.
Viehseuche unö Weiöevelkehr
Eine Bekanntmachung des Innenministers.
Zum Schutz gegen die im Weideverkehr begründete Au- cheugesahr hat der württ. Innenminister für das Wcidejahr 1939 auf Grund der Paragraphen 18 und 20 Abs. 2 des Viehseuchrngesehes am 18. April folgendes bestimmt:
1. Der Auftrieb auf fremde Weiden (Heimweide,, Jungviehweiden) in Württemberg ist nur daun zugelasseiy wenn während der Dauer der ganzen Weidszeit durchseuchte Tiere auf besonderen Weiden streng getrennt von unvörseuch- ten Tieren gehalten werden. Die gemeinsame Weide durchseuchter und nicht durchseuchter Tiere ist verboten. Für jedes Weidetier ist eine Bestätigung der Ortspolizeibehörde beizubringen, daß das Weidetier nicht aus einem Maul- und Klauenseuche-Sperrbezirk oder -Beobachtungsgebiet stammt und daß es durchgeseucht hat oder frei von Maul- und Klauenseuche geblieben ist. Die Inhaber von Weiden sind verpflichtet, die Bestätigungen zu prüfen und den Auftrieb nur dann zuzulassen, wenn er nach den Vorschriften gestattet ist. Die Landräte und Oberamtstierärzte haben den Vollzug zu überwachen.
2. Bricht die Maul- und Klauenseuche aus einer der in Ziffer 1 genannten Weiden während der Weidezeit aus, so ist der Abtrieb von dieser und den benachbarten Melden nur mit Genehmigung des Landrats gestattet. Dem Landrat bleibt es überlassen, diese Anordnung aus begrenzte Gebiete des Kreises zu beschränken. Im Einzelfalle ist zu prüfen, ob der Abtriebsgenehmigung die amtstierärztliche Untersuchung der abzutreibenden Tiere vorausgehen soll.
3. Tiere, die während der Weidezeit durchgeseucht haben, dürfen nur abgetrieben werden, wenn sie vor dem Abtrieb erneut gründlich desinfiziert worden sind.
Ass den Aachbargasen
Die Braut ermordet. — Todesurteit.
9 Frciburg. Das Freiburger Schwurgericht hatte sich mit dem des Mordes angeklagten 30jährigen ledigen Friedrich Scherzer aus Nimburg (Amt Emmendingen) zu verantworten. Der Angeklagte hatte am 14. August in den Abendstunden in der Näbe des Nimburger Bahnhofes seine Braut, die van ihm ein Kind erwartete, durch Schläge mit einem scharfkantigen Stein betäubt und sie. in den zu dieser Zeit hochgehenden Dreisam-Flutkanal gestoßen. Als die Unglückliche versuchte, sich aus dem Wasser herauszuschaffen, stieß der Angeklagte das Mädchen zurück in den Kanal und überließ sie einem grausamen Todeskampf. Scherzer hatte seine Braut, die etwa gleichaltrige Maria Magdalena Hvrnecker aus Eichstetten, im Jahre 1937 kennen gelernt, und anläßlich einer Familienzusammenkunft der Familien Scherzer und Hornecker wurde bereits der 18. Februar als Hochzeitstag festgesetzt. In der Zwischenzeit schoben sich zwei störend Momente zwischen das Glück der Verlobten: die Braut wurde schwanger, und plötzlich nahm auch die Mutter des Angeklagten gegen dis zukünftige Schwiegertochter eine schroff abkh- nende Stellung ein. Der Sohn geriet so in einen starken inneren Zwiespalt, der schließlich zu dem schrecklichen Verbrechen führte. Der psychiatrische Sachverständige kam in seinem Gutachten zu dem Schluß, daß der Angeklagte nicht geisteskrank ist. Er sei bei Ausführung der Tat völlig zurechnungsfähig gewesen. Nach etwa einstündigsr Beratung fällte das Schwurgericht folgendes Urteil: Der Angeklagte Friedrich Scherzer aus Nimburg wird wegen Mordes zum Tode und zum lebenslänglichen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Die Geschworenen haben die Frage bejaht, daß Scherzes die Tat mit voller Neberlegung begangen hat. Der Angeklagte nabw das Urteil ziemlich qelassen auf.
Hans und Giudita begleiteten sie zur Tür und wurden dann an einem Nachbarlisch festgehalten, wo sie Bekannte begrüßten. Frau Cornari sah ihnen nach, und in ihrem Blick lag mütterlicher Stolz und sorgende Liebe.
Hartmann sen. bemerkte das Wohl. „Sie sind eine gute Mutter, Frau Cornari", stellte er fest.
„Ich weiß nicht", meinte sie sinnend. „Vielleicht liebe ich die Kinder zu sehr. Aber sie sind alles, was mir aus meinem reichen, schönen Leben geblieben ist. Sie, Herr Hartmann, haben für Ihre ganze Liebe einen Jungen; ich habe meinen Jungen und mein Mädel dazu, da muß ich doppelt soviel Liebe bereit haben. — Sind Sic ein guter Vater?"
„Nein, verehrte Freundin, das bin ich nicht", gab Hartmann schnell zur Antwort. vielleicht, weil ich keine Zeit dazu habe. Eine Frau, die ihren Gatten verlor, ist oftmals Mutter und Vater zugleich, ein Mann wird selten die Mutter ersetzen können, und leicht verlernt er auch das Vatersein. Hausdame, Stubenmädchen, Diener, Gärtner mußten meinem Jungen leider Vater und Mutter ersetzen. Natürlich weiß ich, daß da mal ein Abiturium gemacht worden ist, daß der Junge die Handelshochschule besucht, daß er außerdem in meiner Fabrik als Lehrling arbeitet — aber alle diese Dinge habe ich nie so persönlich empfunden, vermutlich, weil sie auch erledigt wurden, ohne daß ich mich viel darum kümmerte.
„Ich habe einen Prokuristen in meiner Fabrik, eine zuverlässige, treue Seele, einen Junggesellen, der ist meinem Rolf mehr Vater als ich. Er ist mir verantwortlich für seine berufliche Ausbildung. Außerdem verwaltet er das mütterliche Erbteil, das der Junge ausgezahlt bekommt, wenn er einundzwanzig ist. Donnerwetter, ja: der Junge wird im Winter großjährig! Ich muß gestehen, ich habe gut zu meinen weißen Haaren, nicht wahr?" heute zum ersten Male mit Ueberraschung bemerkt, daß ich einen erwachsenen Sohn besitze! — — Aber er kleidet mich
Frau Cornari lachte: „Wer weiß, vielleicht spitzen Sir sich gar schon auf den Großvater?"
Einen Augenblick stutzte er, dann verstand er, was sic meinte, und lachte ebenfalls:
„Ach, lassen wir ihn doch ruhig ein bißchen mit dem Feuer spielen. Das härtet den Stahl. Ins Blut wird lhm dieses „blonde Gift" schon nicht gehen. Ich glaube, daß er nüchtern und klar genug urteilt, um dieses hübsche Lärvchen zu erkennen. Uebrigens ist er doch zu sehr Sportler, als daß so ein Salonpüppchen ihn dauernd ics-eln könnte."
(Fortlekuna kolaO