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ÄMis- urck Än^eigeblatL für den Oe;irk Calw.

82. Jahrgang.

Slrsch«inunzlt<r»e: Dienstag, Donnerstag, 8ams- «aa, Sonntag. Jnsertionsprris !0 Pfg. pro Zeile für Stadt »so Derirksorte; außer »eztrt iS Pfg.

Sonntag, den 15. Dezember 19V7

»bonnenlentspr.in b. Stab! pr. viertelt. Mk.l.io incl.rriigerl. Kirrt«lj!ihrl. Boftdrulgspreit ohne Bcsiellg. f. L. Orts- u. Nachbar- or'soertehr l Mt., f. d. sonst. B-rkt-r Al. t.tb, Bestellgeld so Vis,

Amtliche Bskar»«trnachtt«gett.

BeküNNtWachnNg.

Das württembergische Detachement desTele- graphen-Bataillons Nr. 1 in Berlin stellt zum Herbst nächsten Jahres Zweijährig-Freiwillige ein, welche Interesse für den technischen Dienst haben.

Berufstelegraphisten, Mechaniker, Baugewerk­schüler, Tischler mit geläufiger Handschrift werden bevorzugt.

Baldige Mitteilung unter Einsendung eines Meldescheins, einer amtlichen Bescheinigung der Größe und eines selbstgeschriebenen Lebenslaufs an das

Telegraphen-Bataillon Nr. 1, Berlin 8. O. 33, ist erwünscht.

Calw, 12. Dezember 1907.

Bezirkskommando Calw.

TsgeSNeKigkLiterr.

* Calw 14. Dez. Die gestern nachmittag imBadischen Hof" stattgefundenen Verhandlungen über Gründung eines Gemeinde-Ver­bands für Gewinnung von Elektri­zität haben vorläufig zu einem günstigen Resultat geführt. Nach längerer Beratung erklärten sich die bürgerlichen Kollegien von Calw bereit, die Vorlage näher zu prüfen und nach Begutachtung durch die Ministerialabteilung für Straßey- und Wasserbau die Entscheidung zu treffen. Die Kollegien stehen dem Anschluß an den Gemeinde- Verband im allgemeinen wohlwollend gegenüber und nach dem ganzen Verlauf der Verhandlungen ist an dem Zustandekommen der Elektrizitätswerkes nicht mehr zu zweifeln. Ausführlicher Bericht über den Vortrag von Ingenieur Wahlström und über die Verhandlungen selbst folgt.

Liebenzell 13. Dez. Junge Burschen von Monakam stellten sich auf dem Heimweg vom Konfirmandenunterricht am Bahnübergang auf und warfen nach dem vorbeifahrenden Eisen- bahnzug mit Steinen. Eine Fensterscheibe wurde zertrümmert, jedoch von den Reisenden niemand verletzt.

Bad Teinach 13. Dez.Einigkeit macht stark." Dieses Motto haben sich die in Teinach bestehenden Vereine: Kriegerverein, Männergesang, verein, Verschönerungsverein und Schwarzwald, bezirksverein zu Grunde gelegt und in einer kürzlich stattgefundenen außerordentlichen General- Versammlung beschlossen, dieses Jahr eine gemein­same größere Weihnachtsfeier hier zu veranstalten. Das Fest findet am Sonntag, den 22. ds. Mts. im großen Saale desBadhotels" statt. Da u. a. auch Lichtbilder, worunter die Serie: Die Württemberger vor Champigny" zur Vorführung gelangen, so wurde obiger Tag festgesetzt. Dadurch ist den umliegenden Krieger, vereinen möglich gemacht, den Aufführungen bei- zuwohnen. Auch die anderen Darbietungen werden nur gutes zeigen. Es darf deshalb auf zahl- reichen Besuch gerechnet werden. 8.

Oberkollwangen 12. Dez. Im Gast­haus zum Hirsch hier fand heute eine zahlreich besuchte Versammlung des landwirtschaftl. Bezirksvereins unter dem Vorsitz von Herrn Regierungsrat Voelter statt. Herr Rechts- anwalt Rheinwald, der sich erboten hatte, über die Gewährschaft bei Viehmängeln und über Biehprozesse zu sprechen, entledigte sich seiner

Aufgabe in höchst anregender und lehrreicher Weise, indem er an zahlreichen Beispielen zeigte, wie sich der Landwirt beim An- und Verkauf von Vieh zu verhalten hat. Nach dem Vortrag und der sich daran anschließenden lebhaften Diskussion fand ein Essen statt, an dem sich gegen 50 Personen beteiligten. Dasselbe, von den 13 Schülerinnen des Wanderkochkurses zubereitet und serviert, machte ihrer Lehrerin, Fräulein Brodbeck von Lieben, zell, alle Ehre. An das durch verschiedene Reden ernsten und heiteren Inhalts und durch Vortrag von Gedichten seitens einiger Schülerinnen ge- würzte Mahl schloß sich eine Prüfung der Koch, schülerinnen an. Ihre prompten und präzisen Antworten bewiesen, daß im Kochkurs nicht nur im Kochen, sondern auch in allen übrigen Zweigen der Haushaltung unterrichtet wird. Der Lehrerin Fräulein Brodbeck wurde durch den Vereins­vorstand der gebührende Dank ausgesprochen. Der landwirtsch. Verein scheint mit der Wahl dieser Lehrerin einen glücklichen Griff getan zu haben und es ist dank der unermüdlichen Tätigkeit seines Vorstandes alle Aussicht verhanden, daß die Wander­kochkurse eine ständige Einrichtung im OberamtS- bezirk Calw werden.

Neuenbürg 13. Dez. Dem Landjäger von Langenbrand war verraten worden, daß ein Mädchen in Schwarzenberg heimlich geboren und das Kind beseitigt habe. Beim Nach, graben im Garten wurde die verscharrte Kinds­leiche gefunden; angesichts derselben vermochte das Mädchen nicht mehr länger zu leugnen.

Weil der Stadt 10. Dez. Ein Fa­brikant aus Mühlhausen läßt zur Zeit Auto- mobilfahrten zwischen hier und Pforzheim täglich 2 Mal unternehmen. Da das Unter- nehmen aber ein privates ist ohne staatliche Sub­vention, so find die Preise für eine Fahrt ziemlich teuer und kosten etwa das Doppelte als eine Fahrt mit der Eisenbahn. An und für sich wäre eine direkte Verbindung der beiden Städte, so lange die Würmtalbahn nicht gebaut ist, schon wünschenswert, aber bei den hohen Fahrtpreisen kann die Sache nicht populär werden und keinen langen Bestand haben.

Stuttgart 13. Dez. Am Samstag den 14. d. M. wird das in der Neckarstraße gelegene Säuglingsheim (Säuglingsheilstätte) feierlich eingeweiht werden. Eine Reihe hochgestellter Persönlichkeiten hat sich bereits zur Teilnahme angemeldet. Unter anderen Gästen werden namentlich auch die Königin und Frau Prinzessin Max zu Schaumburg-Lippr als Ehrenvorsitzende des Vereins zu der Feier erwartet. Das Säug- lingsheim hat zwar schon vor einigen Monaten seine Tore geöffnet, eine offizielle Einweihung war jedoch bisher noch nicht erfolgt.

Stuttgart 13. Dez. Der schon öfter wegen Betrugs vorbestrafte» ledige Buchbinder Franz Glaß von Baden-Baden, der sich hier einmietete, dann aber heimlich verschwand, ohne Kost und Logis zu bezahlen, der auch aus dem Zimmer verschiedene Gegenstände mitnahm, wurde mit 5 Monaten 15 Tagen Gefängnis bestraft. Der 25-jährige Kaufmann Hermann Ortwein von Heilbronn unterschlug zum Nachteil eines Canstatter Geschäftsmanns 460 Mit dem Geld machte er eine Vergnügungsreise» die in

Heidelberg durch seine Verhaftung unterbrochen wurde. Nachträglich stellte sich heraus, daß er an Stelle der verlangten Kaution eine auf den Namen seines Vaters gefälschte Bürgschaftsurkunde vorgelegt hatte. Wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung erkannte die Strafkammer gegen ihn auf 6 Monate Gefängnis.

Stuttgart 13. Dez. Der Polizeibericht meldet: In einem Lagerhaus in der Tübinger­straße verunglückte gestern vormittag 10 Vr Uhr ein 30 Jahre alter Magazinier dadurch, daß er vom Lastaufzug erfaßt, und ihm der Unter- kiefer zerquetscht wurde. Die Schuld an dem Unglück soll den Verletzten selbst treffen, da er sich trotz Zurufe von unten über die Brüstung der Aufzugsöffnung hinaurbeugte, obgleich der Aufzug bereits in Gang gesetzt war.

Stuttgart 13. Dez. Die Arbeits­verhältnisse im ReichspostLienK. Dar Arbeiterheer umfaßt 67709 Beamte, darunter 16 703 weibliche, die zu zwei Dritteln im Fern­sprechdienst angestellt find, ferner 113 951 Unter- beamte und 24300 außerhalb des Beamten« er- hältnisses stehende Personen. Während von den oberen und Mittlern nur 1,5°/° mehr als 1s) Stunden Dienst am Tage haben, ist dies bei 21,7 «/« der Unterbeamten der Fall. Besonders lange Dienstdauer haben die Bahnpostbeamten und die Briefträger, zumal auf dem Lande. 33°/» der Unterbeamten haben 8 bis 10 Stunden Dienst. Die weiblichen Beamten haben höchsten» bis 48 Stunden wöchentlich Dienst, am Fernsprecher meist bis zu 42 Stunden. Die Oderbeamten hatten zu 90°/° 7 bis 8 Stunden täglichen Dienst. Jeder Beamte soll alle zwei Wochen mindestens einen ganzen oder zwei halbe Tage frei haben und im Laufe von 4 Wochen mindestens einen freien Sonntag genießen. 59«/« der Untsrbeamten hatten mehr als diese Mindestsonntägsruhe, die oberen Beamten hatten ausnahmslos mehrere Sonntage frei. Die Besoldung der nicht im Beamtenver­hältnis stehenden Personen, also der Aurhilfs- mannschaft, wrr recht bescheiden. 3346 Aus­helferinnen erhielten für 7 ständige Tagesarbeit durchschnittlich 2.50 ^ Lohn, 125 Markenver­käuferinnen 2,34 8864 Stellvertreter von

Unterbeamten 2,26 1140 andere Aushelfer

mit etwas längerer Tagerschicht 2,38 ^ im Durchschnitt. 3999 Sonntagraushelfer wurden für eine 7- bis 10 ständige Schicht mit 2,20 abgefunden. Von den 178904 Beamten, Unter­beamten und Stellvertretern erkrankten 74511 (41,7«/«).

Vaihingen a. E. 11. Dez Dem Vieh, markt ist verhältnismäßig viel Vieh zugeführt worden: 130 Ochsen und 772 Stück sonstiges Vieh von auswärts, dazu von hier etwa 50 Stück, im ganzen 952 Stück. Gehandelt wurde ziemlich lebhaft, insbesondere war die Nachfrage nach fetter und gut angesleichter Ware ziemlich stark. Nicht oft wird ein Paar Ochsen den Preis von 1950 ^ erreichen; dieses schöne Resultat erhielt Gutsbesitzer Schmid vom Hardt- und Schönbühlhos.

Reutlingen 13. Dez. Eine Massen­verhandlung vor dem Schöffengericht soll den hiesigen Geschäftsinhabern man spricht von 80 bis 100 wegen Verfehlung gegen dar Gesetz über den Schutz der Kinderarbeit