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ein und verrechnet« für dieselben die Löhne und erhob die Beträge an der Kaffe. Auf diese Weile verschaffte er sich innerhalb 2 Jahren 6000 um die die Firma bei der Vermögens« lofigkeit des Angeklagten dauernd geschädigt sein wird. Das Urteil gegen ihn lautete auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, abzüglich 1 Monat Unter« suchungshaft. Seine der Hehlerei angeklagte Frau wurde freigesprochen.

Eßlingen 10. Dez- Eine Erbschafts« angelegenhett, wiesle wohl zu den Seltenheiten gehört, wurde irr den letzten Tagen vor dem hiesigen Nachlaßgericht erledigt; es handelte sich um eineverschollene Amerikanerin", der ein vor siebzehn Jahren verstorbener Bruder, Bürger eines Filialorts, 75 ^ hinterließ. Hieran erbten u. a. eine noch lebende Schwester 4 36 A

die Erben des nächsten Grads 48 und die des übernächsten 14

Backnang 10. Dez. In Mittel« brüden wurde ein zehnjähriger Knabe von einem anderen mit einem Pfeil ins Auge geschaffen, so daß diese« verloren ist; der unglückliche Schütze hatte eine Nadel in dem Pfeil befestigt.

Mannheim 10. Dez. Vorgestern nacht wurde gelegentlich der Vornahme einer Nacht­kontrolle ein hiesiger Polizeikommissar von einem Manne von hinten angefallen und durch einen Messerstich ins Genick verletzt. Der Täter konnte von dem ihm nacheilenden Verletzten nicht mehr eingeholt werden.

Mainau 10. Dez. Vielfach wurde seit dem Tode des Großherzozs Friedrich davon ge« sprachen, daß die Insel Mainau in andere Hände übergehen solle- Unter anderem wurde auch die Kronprinzessin (jetzige Königin) von Schweden als spätere Inhaberin de« Schlosses und der Insel bezeichnet. Derartige Gerüchte find unrichtig. Die Insel bleibt im Besitz des regierenden Großherzogs und wird später der Großherzogin Witwe als Sommeraufenthalt dienen.

München 9. Dez. In der vergangenen Nacht fand ein Haberfeldtreiben bei Sauer­lach im bayrischen Oberland statt. Ein Guts­besitzer mußte sich mit der Schußwaffe verteidigen und hat vermutlich zwei bis drei Haberer getroffen. Gleichzeitig wurde in die Kornkammer des Guts­besitzer» eingkbrochen.

Frankfurt a. M. 10. Dez. Der junge Ex.Erbgraf Erasmus von Erbach-Erbach» der bekanntlich nach einer Irrenanstalt bei Ahrweiler verbracht wurde, ist wie dieFrkf. Ztg." hört, dort entwichen und mit ihm ist sein Wärter ver­schwunden. Ter junge Graf hat sich vermutlich nach Bayern gewandt, wo er angeblich, nach Gut­achten von Sachverständigen nicht zwangsweise interniert werden kann.

Berlin 10. Dez. Das deutsche Kaiser­paar gedenkt im Frühjahr eine Reise nach Corfu zu unternehmen, wo es sich einige Zeit auf dem Schloß Achilleion aufhalten wird.

Berlin 9. Dez. Der Reichs-Anzeiger widmet dem verstorbenen König Oskar von Schweden folgenden Nachruf:In aufrichtiger Trauer nimmt das deutsche Volk an dem Hingang dieses großen Herrschers teil. Drei deutschen Kaisern in steter, im Leiden bewährter Freund­schaft verwandt, deutschen Fürstengeschlechtern und durch die Gemahlin seines Nachfolgers, dem nun­mehrigen König Gustav V. auch dem Hohenzollern- Hause eng verschwägert, war König Oskar kein Fremder in deutschen Landen. Wie ihm der Kaiser in herzlicher Verehrung zugetan war und dies u. A. durch die Ernennung zum Groß- Admiral der kaiserlichen Marine bekundet hat, so galt König Oskar unserem Volk als treuer auf­richtiger Freund des deutschen Reiches. In seiner Person verkörperten sich die regen geistigen Be­ziehungen zwischen beiden Völkern. Unsere Künstler und Gelehrten schätzten ihn hoch als Verständnis- vollen Förderer oller kulturellen und idealen Be­strebungen. Auch wird man bei uns nicht ver­gessen daß ihm die Pflege auch des wirtschaft­lichen Verkehrs zwischen Schweden und dem deutschen Reich stets am Herzen lag. Dos An­denken des entschlafenen König wird auch in

Deutschland hoch in Ehren gehalten werden." Auch die Norddeutsche Allgemeine Zeitung ge­denkt in warmen Worten des bahingeschiedenen König«.

Berlin 9. Dez. Ein Raubmord wurde gestern Vormittag im Hause Alt-Moabit 114 ent­deckt. Der dort wohnhafte Kaufmann Lehmann wurde mit zerschmettertem Schädel, einer Schuß­wunde und zahlreichen Stich- und Hiebwunden am ganzen Körper tot aufgefunden. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Raubmord, der schon vor etwa 8 Tagen ausgeführt wurde. Vorläufig fehlt von dem Mörder jede Spur. Auf seine Ergreifung sind 1000 ^ Belohnung aurgssetzt. Es wurden bereits einige Verhaftungen vor­genommen, darunter die eine« Unteroffiziers vom 2. Garde-Ulanen-Regiment, der mit dem Er­mordeten Geldgeschäfte gemacht hatte. Der Unter­offizier wurde aber wieder auf freien Fuß gesetzt.

Berlin 9. Dez. In Deutsch.Süd« westafrika wurde nach einer amtlichen Meldung am 5. Dez. zwischen Arahoab und Kowisekolk von einer feindlichen Bande ein Ochsen, wagen angegriffen. Dabei fielen auf deutscher Seite 3 Reiter; ein Reiter wurdeschwerverwundet. Bei diesem Ueber- fall handelt es sich wohl um Raubgesindel, das sich aus Nahrungsmangel eines Verpflegunqs- wagens bemächtigen wollte. Nicht ausgeschlossen aber ist auch, daß die Räuber zu der Bande Simon Coppers gehören, der sich bisher noch nicht der deutschen Herrschaft unterworfen hat, sondern in die äußerst schwer zugängliche Kalahari ausgewichen ist.

Berlin 10. Dez. In der Untersuchung gegen die Grafen Hohenau und Lynar finden zur Zeit umfangreiche Vernehmungen statt. Nicht nur die Unteroffiziere, die im Moltke-Harden- Prozeß vernommen wurden, werden nochmals ver­hört» sondern alle, dis zur Zeit der Regiments- sührung Hohenaus bei dem Garde du Corps- Regiment gedient haben. Begreiflicherweise begegnen diese Ermittlungen den allergrößten Schwierigkeiten, da sich die meisten jmer Unteroffiziere in an­gesehenen Zivilstellen befinden.

Berlin 10. Dez. Aus Petersburg meldet dasBerl.-Tagebl.": Bei dem Festmahl des gestrigen Georgsestes war der Prozeß Stössel bcs Hauptrhema. Es verlautet, daß der Zar sich äußerst ungehalten über General Stössel geäußert und von ihm behauptet haben soll, daß er ihn betrogen habe. Eine Reihe von höheren Militärpsrsonen haben dem Zaren die wichtige Tatsache klar bewiesen, daß General Stöffel 2 Wochen vor der Uebergabe von Port Arthur mit dem Verpacken seiner Sachen begonnen hat. Bei der Georgparade fehlte Großfürst Paul, der dem Zaren bei j der Gelegenheit zeigt, daß er ihm grollt. Seine Frau, eine Gräfin Hohen­feld, wurde von der Zarin bisher noch immer nicht empfangen.

Hamburg 10. Dez. Dar auf dem DampferMilos" ausgebrochene Feuer ist jetzt gelöscht. Am schlimmsten hat der Brand auf dem Vorderschiff gewütet. Die Mannschafts­räume sind vollständig ausgebrannt und auch das Deck hat schwer gelitten. Da der brennende Vorderteil des Schiffes unter Wasser gesetzt werden mußte, um die Gefahr zu beseitigen, so liegt das Schiff vorn bis zum Deck im Wasser.

Rom 10. Dez. In Vetrello bei Rom kam es gestern zu ernsten Bauern.Unruhen. Circa 500 Bauern, die in einer Versammlung gegen die Einführug einer neuen Steuer protestiert hatten, zogen vor das Rathaus und versuchten, diese» in Brand zu stecken. Die Carabinicri flüchteten wegen ihrer geringen Zahl in da» Rathaus, wo sie sich verbarrikadierten. Die Menge begann ein Stein-Bombardement auf das Rathaus. Nach dem Eintreffen von Militär gelang es, die belagerten Carabinieri aus ihrer bedrohlichen Lage zu befreien.

Bruzzano (Calabrien) 10. Dez. In der vergangenen Nacht ist ein starker Erdstoß verspürt worden. Die Bevölkerung, unter der ein panischer Schrecken herrscht, kampiertunter freiem Himmel.

London H Dez. Der Kaiser traf mit Gefolge auf der Waterloostation ein und begab sich mit königlichem Wagen in den Buckingham­palast, wo er beim König das Frühstück einnahm. Da» Publikum bereitete dem Kaiser lebhafte Kundgebungen. Bet dem heutigen Frühstück im Buckinghampalast waren außer Kaiser Wilhelm und König Eduard, der König von Norwegen und der Prinz von Wales zugegen. Nachmittag» stattete der Kaiser der Prinzessin von Wales, der Herzogin von Argyll, der Prinzessin Heinrich von Battenberg, der Herzogin von Fife und dem Prinzen und der Prinzessin Christian von Schleswig- Holstein Besuche ab. Um 6 Uhr empfing der Kaiser in der deutschen Botschaft den Prinzen Napoleon. Abends war Tafel auf der Botschaft, an der das Gefolge, die Herren der Botschaft. Professor Waldstein, General Swaine und Oberst Legge teilnahmen.

Newyork 9. Dez Die schlimmsten Be­fürchtungen über den Umfang des Gruben­unglücks bei Fairmont haben sich bestätigt und man hat olle Hoffnung aufgegeben, noch einige der eingeschlossenen Bergleute zu retten. Um Mitternacht von Freitag zu Samstag barg man einige Leichen aus dem Schacht Nr. VI. Bald darauf wurden auch aus dem Schacht Nr. VIII 14 Leichen an die Oberfläche gebracht. Die Bergungsarbeiten machten nur langsamen Fort­schritt wegen der tötlichen Gase. 5 Rettungs­abteilungen arbeiten mit kurzen Zwischenräumen. 4 Bergleute, die in verwundetem Zustand gerettet wurden, waren unfähig, den Unfall zu erklären. Das einzige, was sie erzählen konnten, war, daß hinter ihnen eine dichte Menschenmenge verzweifelt gekämpft habe, um den Ausgangzu erreichen. Ncch Ansicht der Sachverständigen be­fanden sich die Ger etteten in der Nähe des Aus­ganges ; sie würden sonst milverunglückt sein, denn unmittelbar hinter dem Ausgang der Grube brach die Erddecke ein und schnitt jede Passage ab. Man ist überzeugt davon, daß die Gase, die sich nach der Explosion entwickelten, die unglücklichen Opfer in wenigen Minuten töteten. Bei Tagesanbruch am Samstag hatte man 85 Leichen geborgen. Um die provisorische Leichenhalle drängten sich Hunderts von weinenden Frauen und Kindern. Das Dorf Monongahela hat eine Bevölkerung von etwa 6000 Einwohnern. Es ist kaum eine Familie in dem Orte, die nicht ein Mitglied ver­loren hätte. Die Frauen rauften sich das Haar und weinten sich schließlich auf dem hart gefrorenen Boden in den Schlaf. Trotz der Gewalt der Explosion scheint nur wenig von der Erddecke eingefallen zu sein. Dis Hälfte der Opfer sind Amerikaner. Die übrigen sind Polen und Italiener. Das Grubenunglück ist das größte in der Geschichte des Bergbaues von West-Virginiern Die an die Oberfläche gebrachten Leichen sind so fürchterlich verstümmelt, daß jede Hoffnung ausgeschlossen erscheint. 60 Gruben im Umkreis stellten vor­läufig die Arbeit ein.

Am Donnerstag, 12. -. Mts., Nachm. 2 Uhr findet im Hirsch in Oberkollwangen eine Versammlung des landw. Vereins statt, in welcher Herr Rechtsanwalt Rheinwal- von Calw einen Vortrag über Gewährleistung bei Bieh- mävgel« und über Biehprozeffe halten wird.

Nachm. 4 Uhr wird daselbst seitens der dortigen Kochkurses ein Essen veranstaltet.

Anmeldungen hiezu wollen an Herrn Schult­heiß Lörcher in Oberkollwangen gerichtet werden.

Hiezu ist jedermann freundlichst eingeladen.

Calw, 6. Dezember 1907.

Der Vereinsvorstand:

Regierungsrat Voslter.

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