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Amts- und ÄnzeigeöLatt für Sen Se;Lrk Calw.

82. JahrgMg.

UrZchrinungrtage: Dienttaz, Donnerrtag. SamS« iiz. Nonuta». JnslkttonSp««-» 10 Pfg.,

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Dienstag- Len 10. Dezember 1907.

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Amtliche Bekanntmachnngen.

Den OrLsbehörden

wird eine sehr interessante Schrift über die neuesten Versuche und Erfahrungen bezüglich der Verwendung von Karboline um als Schutz- und Heilmittel für Bäume gegen Krebs, Brand, Blutlaus, Apfelwickler, Apfelblütenstecher, Frost« nachtschmetlerlinge und sonstige Schädlinge, zugehen.

Er empfiehlt sich diese Schrift bei den Mit­gliedern circulieren zu lassen und sie sodann dem Gemeindebaumwart auszuhändigen.

Calw, 7. Dezember 1907.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

TsMsmmMUm.

* Calw 8. Dez. Der Militärverein beging gestern abend eine Champignyfeier im Hotel Waldhorn, dis sehr zahlreich, sowohl von den Mitgliedern als auch von dem Veteranen« verein und den Freunden und Gönnern des Vereins besucht war. Mit der Feier war zugleich die Usbergabe der von Seiner Majestät dem König an den Verein verliehenen Erinnerungs­medaille von 1870 verbunden. Stadtschultheiß und Bezirksobmann Conz begrüßte in herzlichen Worten dis Versammlung, hob hierauf die segens­reiche Wirksamkeit des Vereins hervor, wünschte dem Verein auch fernerhin treue und verdiente Mitglieder, die der Kriegervereinssache volles Verständnis entgegenbrächten, und heftete sodann die Erinnerungsmedaille an die Vereinsfahne. Jubelnd wurde das von dem Redner auf den König als dem Protektor des Württ. Kiegerbundss aurgebrachte Hoch von der Versammlung ausge­nommen. Der Vorstand des Militärvereins, Gärtner Ellingsr, versprach, die Auszeichnung in größter Ehre zu halten und gab dann zugleich die Versicherung ab, der Verein werde jederzeit sich als zuverlässiges und treues Mitglied des Württ. Kriegerbunder erweisen. Ehrenvorstand Karl Essig senior, dem dis Ehrenurkunde des Württ. Kriegerbundes für langjährige aus­gezeichnete Verdienste vom Bezirksobmann über­reicht worden war, dankte mit gerührten Worten für die Auszeichnung und weihte sein Glas dem ferneren Blühen und Gedeihen des Vereins. Major Böhringer dankte für die Einladung zu der Feier, wünschte dem Verein ebenfalls eine gute Zukunft und schloß mit einem Hurra auf Kaiser Wilhelm. Im Anschluß an die Uebergabe der Erinnerungsmedaille fand eine Lichtbilder­aufführung: Unsere Württemberger im Kriege 1870/71 von Oberstleutnant K. Schott statt. Zur Vorbereitung und zum besseren Verständnis hielt Major Blaich einen instruktiven Vortrag über die Kriegslage bet Champigny, worauf die Vorführung der Bilder selbst erfolgte, zu denen Handelslehrer Fischer die erläuternden Begleit­worte sprach. Sägewerkbesttzer Wagner in Ernstmühl gedachte sodann noch der aufopferungs- vollen Tätigkeit der Veteranen und Dreher Weik zog eine Parallele zwischen der früheren Ohnmacht Deutschlands und der jetzigen starken Stellung des Deutschen Reiches. So verlief die Feier in wahr­haft erhebender Weise und nur ungern trennte

man sich von der mit echt kameradschaftlichem Geist durchwehten Versammlung.

* Calw 8. Dez. Nach dem 151. e v. Kirchenregister der Stadt Calw sind im Kirchenjahr 1906/07 107 Kinder zur hl. Taufe gebracht worden und zwar 104 eheliche und drei uneheliche. Gestorben sind im ganzen 91 Personen, darunter 64 Erwachsene und 27 Kinder. Die Zahl der Geburten übersteigt somit die Zahl der Todesfälle. Konfirmiert wurden 89 Kinder und zwar 48 Söhne und 41 Töchter. Getraut wurden im ganzen 36 Ehepaare. Die Zahl der Sonntags-, Festtags-, Feiertagrpredigten und -Beichtandachten beträgt 97, die Zahl der Christenlehren mit der konfiermierten Jugend und Kinderlehren mit der Schuljugend 96, die Zahl der Bibel- und Missions­stunden 60 und die Zahl der außerordentlichen Gottesdienste 8. Abendmahlsfeiern fanden 16 statt und erschienen dabei 1727 Personen.

Stuttgart 8. Dez. Wie verlautet, hat sich der Former Deines, der vor einigen Tagen auf seine von ihm getrennt lebende Ehefrau, Spezereiwa-enhändteria Deines in der Hasenberg- straße, 2 Revolverschüsss abgefeuert hatte, wodurch die Frau schwer verletzt wurde, und dann flüchtig gegangen war, erschossen.

Stuttgart 7. Dez. Von der Brauerei zum Schlößle" in Gablenberg wurde heute früh 4 Uhr Großfeuer gemeldet. Es wurde sofort dis Freiwillige Feuerwehr und kurze Zeit nachher die Hauptfsuerwachs alarmiert. Letztere rückte mit der Dampfspritze aus. Das Feuer, das in der Mälzerei entstand und das ganze Brauereianwesen ergriff, war gegen 6V- Uhr früh gelöscht. Die Entstehungsursache ist noch nicht festgestellt, doh ist Selbstentzündung anzu- nehmen. Der Schaden ist bedeutend.

Oeschelbronn O-A. Herrenberg 7. Dez. (Zähmung der Widerspenstigen.) Aufsehen erregt die heute früh erfolgte Abführung der etwa fünf­undfünfzig Jahre alten, ledigen Wirtstochter Marie Schäberlevon hier, an das Amtsgericht Herrenberg durch den Landjäger. Die Schäberle, die in sehr günstigen Vermögensverhältnissen lebt, steht mit den Behörden dadurch auf gespanntem Fuße, daß sie den Vorladungen schlechterdings keine Folge leistet. Wie man hört, war sie in einer Steuerangelegenheit des öfteren vor das K. Kameralamt geladen, aber immer vergeblich, sodaß sich letzteres schließlich an das Amtsgericht wenden mußte. Doch auch die Macht dieser Be­hörde schien hier zu brechen, denn ihre Vorladung wurde nicht befolgt. Ein hierauf dem Landjäger gegebener Befehl, die Schäberle vorzuführen, scheiterte daran, daß diese dem Landjäger Wider­stand leistete, ausriß und sich einschloß; schließlich mußte der Landjäger vorläufig von seinem Vor­haben absehen, um einen Skandal zu vermeiden, war aber genötigt, wegen Widerstands Anzeige zu machen. Auch die Vorladung des Amtsgerichts wegen dieses Vergehens ließ die Schäberle kalt. Doch diesmal hatte sie sich verrechnet, denn es wurde ihr Erscheinen vor Gericht dadurch er­zwungen, daß sie der Landjäger auf einem Fuhr­werk zwangsweise dorthin beförderte.

Tübingen 7. Dez. An der Universität Tübingen befinden sich im laufenden Winterhalb­

jahr 1578 Studierende, worunter 1127 Württemberger. Die Zahl der Studierenden nahm hienach gegen den vorigen Winter um 56 zu. Weibliche Studierende sind es 9. Nicht immatrikulierte, zum Besuch von Vorlesungen be­rechtigte Personen sind es 108. Hiemit beträgt also die Gesamtzahl der Universitätsdesucher 1686.

Grab 6. Dez. Ergiebige Jagden gibt es noch auf dem Mainhardter Wald. So hat eine Anzahl Stuttgarter Herren anläßlich des Ablaufs der Pachtperiode in den Waldungen der Gemeinde Grab ca 50 Stück Rehwild und 25 Hasen zur Strecke gebracht. Dazu kommen noch über ein Duzend Sommsrböcks. Es ist dies im Verhältnis zu dem nur 150 betragenden Jahrespacht ein sehr schönes Ergebnis. Dieser schöne Rehstand ist auf sine weidgerechte Jagd­ausübung genannter Stuttgarter Jagdgesellschaft zurückzuführen, welche eine größere Anzahl von Gemeindejagden zum Teil zu einem Spottgeld zusammengepachtet hat.

Besigheim 7. Dez. Nach der vom Ober« amt veröffentlichten Ueberftcht über den heurigen Herbstertrag im Obsramtsbezirk Besigheim, sind in den 19 Gemeinden, dis sämtlich Weinbau treiben, auf 1332'/- Hektar W.'inbaufläche 21120 Hektoliter Wein erzeugt worden, während er voriges Jahr nur 7391, 1905 aber 38353, 1865 nur 11952 waren. Der Geldwert des erzeugten Weines war 1229897 ^ (1906: 375980 1905: 1277692 1895: 2883 219 ^.) Der

zehnjährige Durschnitt ist 1250717 Der höchste Preis pro Hektoliter war 180 ^ (1906 68 ^t), der mindeste 46 (1906: 34 ^).

Im zehnjährigen Durchschnitt war der höchste

Preis 94 der niederste 29 Die höchsten Preise erzielte Schozach, nämlich höchster 130 mittlerer 96 niederster 32 : dann kommt

Besigheim: Höchster 86 mittlerer 60 niederster 50 Hohenstein: Höchster 84 mittlerer 59 mindester 57 Walheim:

Höchster 76 mittlerer 57 mindester 54 ;

Lausten; 70, 67 und 57 In Lausten waren gewachsen 5000 Hektoliter (1906: 2450) mit einem Geldwert von 335000 (1906:

125 500 ^t), in Hessigheim 3000 Hektoliter, Wert 176 500 ^ (1906: 66 000 ^), in Bestg- heim 2460 Hektol,, Wert 147600 (1906:

53795 ^), in Bönnigheim 2630 Hektol., Wert 137250 (1906: 5453 ^). in Walheim

1206 Hektol., Wert 68 742 ^ (1906: 8700 ^). in Kirchheim 920 Hektol., Wert 55 200 (1906: 32181 ^). Der Verkauf ging überall flott von statten, wie noch selten. Die Qualität derNeuen" befriedigt allgemein.

Ulm 6. Dez. (Strafkammer.) Der Stu­dierende Fritz Lorch von München war im August ds. Js. stelloertretender Redakteur an der Ulmer Zeitung" und verfaßte als solcher einen Leitartikel mit der UeberschriftVom Pharisäer- tag", der in Nr. 229 der genannten Zeitung erschien. In dem Artikel war die katholische Geistlichkeit mit den Pharisäern und Schrift­gelehrten der hl. Schrift in Parallele gestellt unter Anführung einer Reihe von Aussprachen Christi über die Pharisäer. Ferner wurden die Geistlichen als Rotte Korah, als Heuchler und Volkrbetrüger bezeichnet, es wurde ihnen Wohlleben vorgeworfen