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Haber vorgenommen, der andere auf einem Feld des Matthäus Kling in Alzenberg mit Kartoffeln. In Stammheim wurden aus dem Acker 5 Par­zellen geteilt. Da der Boden kalkreich ist, wurde von Düngung mit Kalk abgesehen. Parzelle 1 wurde überhaupt nicht gedüngt, erzielte einen Roh- ertrag von 21*/- Meterzentnern, einen Aufwand von 0 ^ und einen Reinertrag von 21*/- Parzelle 2 erhielt sämtliche Nährstoffe durch Kunst­dünger, erzielte einen Rohertrag von 30 Meter­zentnern und einen Reinertrag nach Abrechnung eines Aufwands von 110 ^ mit 81 Par­zelle 3 erhielt olle Nährstoffe, nur nicht Kali, er­zielte einen Rohertrag von 28*/- Meterzentnern und einen Reinertrag von 64 der Aufwand betrug 95 ^ Bei Parzelle 4 wurden alle Nähr­stoffe, aber kein Stickstoff gegeben; der Aufwand betrug 42 der Rohertrag 21*/- Meterzentner» hiebei ergab sich ein Verlust von 43 ^ Par­zelle 5 erhielt alle Nährstoffe mit Ausnahme von Phosphorsäure; der Aufwand betrug 84 der Rohertrag 30 Meterzentner und der Reinertrag 104 Die Zahlen verstehen sich auf je 1 da. Aus der Zusammenstellung ergibt sich die un­zweifelhafte Tatsache, daß Stickstoff den höchsten Ertrag liefert und daß eine kräftige Düngung mit diesem Stoff viel Geld einträgt. Aehnliche Ergebnisse wurden in Alzenberg erzielt; da der Boden kalkarm ist, wurde bei der Düngung auch Kalk genommen und demnach die Parzelle in 6 Stücke geteilt. Bei der Vollbringung ergab sich ein Reinertrag von 660 pro ka, bei Düng­ung ohne Stickstoff 431 ^ und bei Düngung ohne Kalk 289 Auch bei diesem Versuch zeigte sich, daß Stickstoff kolossale Erträge abwirft. Der Redner schloß seinen Vortrag mit den Worten: Dünget reichlich und richtig! Bei den Wahlen wurde der seitherige Vorstand, Regierungsrat Voelter, und der Vereinssekretär und stellver­tretende Vorstand, Oberamtspfleger Fechter, in Würdigung ihrer Verdienste um den Verein per Akklamation wiedergewählt. In den Ausschuß wurden die seitherigen Mitglieder und für ein wegen hohen Alters austretendes Mitglied Schult­heiß Lörcher in Oberkollwangen berufen. Der Vereinssekretär erstattete hierauf einen eingehen­den Kassen- und Rechenschaftsbericht. Die Mit­gliederzahl beträgt 1324 und hat eine Steigerung von 72 Mitgliedern erfahren. Die Einnahmen belaufen sich auf 7385 die Ausgaben auf 6729 ^; das Vereinsvermögen erfuhr eine Zu­nahme von 700 ^ und beläuft sich auf über 7000 Die letzten Punkte der Tagesordnung betrafen die Besprechung über Abhaltung von Kochkursen, über die Beschickung der Ausstellung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Stutt­gart vom 25.30. Juni 1908 und über den Stand der Latrinengrube in Althengstett. Bet Errichtung der Grube forderte die Stadt Stutt­gart eine jährliche Entnahme von 30000 KI; im letzten Jahr wurden aber nur 20 000 KI ent­nommen; einige Gemeinden und der landwirt­schaftliche Verein würden in diesem Fall eine Entschädigung an die Lieferantin zu zahlen haben. Zum Besuch der landwirtschaftlichen Ausstellung erhält jedes Mitglied des Vereins einen Beitrag von 2 Zur Abhaltung von Kochkursen ist Frl. Brodbeck von Liebenzell gewonnen. Diese erhält für einen sechswöchigen Kurs bei freier Station eine Belohnung von 90 Die Teilnehmerinnen haben für den Kurs 20 ^ zu entrichten. Der Herd und das Kochgeschirr wird vom Verein gestellt. Gegenwärtig findet ein Kurs in Ober­kollwangen statt mit Prüfungsessen am 12. De- zember. Im Jahre 1908 wird auch in Calw ein Kochkurs abgehalten werden. Dis Verhand- lungen boten sehr viel Interessantes, namentlich infolge der anregenden Mitteilungen und Bemer­kungen seitens des Vorfitzenden, der mit Lust und Liebe sich den Aufgaben der landwirtschaft­lichen Vereins willig unterzieht.

* Calw 2. Dez. Die Adventsaufführung der OratoriumsJudas Makkabäus" von Händel durch den Kirchengesangverein war eine vorzügliche Leistung. Alle Momente der großartigen und ergreifenden Werkes kamen zu voller Geltung und sämtliche Kräfte wirkten so harmonisch zusammen, daß diese Aufführung zu den besten des Kirchengesangvereins gehört. Die traurige Lage und das Hilfegeschrei des

jüdischen Volkes, der Aufruf der Judas Makkabäus zum Widerstand gegen die Feinde, die siegreiche Durchführung des Kampfes und der begeisterte Dark des Volkes für die Errettung aus schwerer Zeit kommen in Wort und Ton zum lebhaftesten Ausdruck. Hoch über den Wogen des Kampfes steht der gewaltige Held Judas Makkabäus, der als Hort und Fels des Volkes sich zu Gott um Hilfe wendet und endlich mit gewaltigem Arm die Feinde zerschmettert. Die Rolle des Judas erfordert eine sehr gute Kraft, in dem Träger der Hauptfigur vereinigt sich dis damalige Ge­schichte des Volkes und an ihn reihen sich die andern Gestalten des Volkes sowie das ganze Volk selbst innig an. Die Aufführung wurde dieser schweren Aufgabe vollständig gerecht, da Solisten, Chor, Orgel und Orchester ihr beste» boten und dem ganzen Werk einen hohen Schmelz und eine mächtig wirkende Kraft verliehen. Als Solisten wirkten mit Frl. H. Kausler (Sopran) aus Reutlingen, Frau M. Schulz (Alt) aus Stuttgart, Konzertsänger Sauter (Tenor) aus Ludwigsburg und Rechtsanwalt Rheinwald (Baß) in Calw. Das Orchester wurde von Mit­gliedern der Kapelle des Infanterie-Regiments No. 121 aus Ludwigsburg gestellt, die Orgel- b.'gleitung lag wie immer in den bewährten Händen von Organist H. Vingon. Der Chor wie die ganze Aufführung wurde von dem umsichtigen Dirigenten Friedrich Gundert mit größter Sach­kenntnis geleitet und mit sicherer Hand zum Er­folge geführt. Dem Dirigenten gebührt der wärmste Dank für den hohen Kunstgenuß, den er durch seine prächtigen Aufführungen der hiesigen Ein­wohnerschaft darbietet. Das Konzert war von hier und auswärts sehr gut besucht.

Calw. (Ezsdt) Der jungeVerein für naturgemäße Lebens, und Heilwerse" entfaltet eine rührige Tätigkeit. Noch ist der letzthin gehaltene Vortrag über Magen- und Darm­leiden in aller der Beteiligten Erinnerung und schon wieder ist für den morgenden Dienstag, den 3. Dezember, ein Vortrag über Nevenkrankheiten (Ursachen, Verhütung und Heilung derselben), an­gesetzt. Auch am 9. Januar 1908 wird voraus­sichtlich ein Vortrag stattftnden. Desgleichen ist ein Lehrkursus in der praktischen Anwendung der Naturheilkunde (Packungen, Wickel, einschließlich der Massage und den ersten Hilfeleistungen in Krankheitsfällen) geplant. Der am Dienstag statt­findende Vortrag verspricht wieder sehr lehrreich zu werden und es werden insbesondere diejenigen, die mit Nervenkrankheiten belastet sind, Winke für eine gesundheitliche Lebenshaltung in diesem Vor­trage erhalten. Es ist jedermann der Besuch dieses Vortrags aufs wärmste empfohlen. (Siehe die Anzeige.)

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Am 29. November ist von der Evangelischen Ober­schulbehörde eine Schulstelle in Stamm heim, Bezirks Calw, dem Schullehrer Letsch in Stein­heim, Bezirks Heidenheim, übertragen worden.

2 . Deckenpfronn 1. Dez. Der Nach­mittag des gestrigen Andreasfeiertags vereinigte die hiesigen im Jahr 1867 geborenen Frauen und Männer mit ihren Angehörigen in den Wirtschaftsräumen ihrer Altersgenossen Chr. Dongus Krone" zur gemeinsamen festlichen Begehung ihres im Laufe des Jahres erfolgten Eintritts ins gepriesene Schwabenalter. Unter ernsten und heiteren Reden und trefflichen Gesangs- vorträgen desLiederkranzes" nahm die Feier einen gelungenen, anregenden, durch keinen Miß­klang getrübten Verlauf. Möge es den zahlreichen Altersgenossen und -Genossinnen in 10 Jahren vergönnt sein, den 50. Geburtstag vollzählig und in ebenso schöner Weise begehren zu dürfen!

Stuttgart 30. Nov. In der Kommission für Gegenstände derJnneren VerWallung stand heute zunächst der Antrag Mattutat auf der Tagesordnung, der dieSchaffung eines reichs­gesetzlichen Bauarbeiterschutzes in Verbindung mit einer fachkundigen, staatlichen Bauinspektion in An­gliederung an die Gewerbeinspektion" verlangte. Dazu bemerkte der Staatsminister des Innern: Das Baugewerbe sei ein gefährliches und des Schutzes bedürftiges Gewerbe, was auch die Unfallstatistik beweist, die Zahl der Bauunfälle ist von 68s im Jahre 1890 auf 1453 im Jahre 1905 gestiegen, allerdings ist auch die Zahl der Versicherten in dieser Zeit wesentlich gewachsen (von 32500 auf mehr als

51000). Eine Vervollkommnung der derzeitigen Vorschriften sei nicht nur möglich, sondern auch er­wünscht. Der Minister sagte auch eine wohlwollende Erwägung in dieser Richtung und tunlichste Ver­besserung zu. Er hat aber verschiedene Bedenken gegen den vorgeschlagenen Weg der reichsgesetzlichen Regelung; eine einheitliche Regelung sei bei der großen Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den einzelnen Bundesstaaten nicht möglich. Sodann sei der Weg der Gesetzgebung überhaupt nicht zu empfehlen, sondern wegen der leichteren Beweglich­keit nur der Weg der Verordnung. Was sodann die Frage betrifft, welche Organe die Einhaltung der gegebenen Vorschriften zu kontrollieren haben, so kann der Minister dem Antrag Mattutat auch in dieser Richtung nicht zustimmen. Die Kontrolle sei durch staatliche Beamte gar nicht durchführbar, die­selbe müsse vielmehr eine lokalisierte sein; cs sei nicht zweckmäßig die gegebenen Bauvorschriften durch ein Mitglied die Ortsbauschau und die Schntzbe- stimmungen für die Arbeiter durch einen Staats­beamten überwachen zu lassen. Alle diese Fragen müssen bei der in den nächsten Tagen zu beginnen­den Beratung der Bauordnung zur Sprache kommen; eS empfehle sich daher nicht, sich nach irgend einer Richtung jetzt schon festzulegen. Im Hinblick auf die zu erwartenden Bestimmungen der neuen Bau­ordnung wurde die weitere Beratung des Antrags Mattutat vorläufig zu.ückzestellt. Der Antrag Gröber und Genossin betr. die Einführung einer allgemeinen Schlachtviehverstcherung wurde mit 10 gegen 4 Stimmen (Ztr.) abgelehnt, nachdem die Regierung erklärt hatte, daß sie die Einführung der Schlachtviehversicherung im Auge behalten und über die in anderen Staaten gemachten Erfahrungen weitere Erhebungen anstellen wolle. Die Eingabe des Bürgervereins Westheim um Eingemeindung nach Stuttgart zur Herbeiführung besserer Schul- und Verkehrsverhältnisse in Bothnang-Westheim wurde von der Tagesordnung abgesetzt, nachdem ein Nachtrag zu der Petition eingekommen war.

Stuttgart 1. Dez. Das württ. Landjägerkorps begeht in diesen Tagen die Feier seines hundertjährigen Bestehens. Die Reihe der Festlichkeiten wurde gestern in der Gewerbshalle durch einen Appell eingeleitet, zu dem der König und der Minister des Innern, Or. v. Pischek, erschienen waren. Der König hielt, nachdem er die Frond der ausgestellten Mannschaften abgeschritten hatte, an das Korps eine Ansprache, in der er es zu dem heutigen Ehrentage herzlich beglückwünschte und ihm für seine bisher bewiesene treue Pflichterfüllung dankte. Der König überreichte mehreren Mitgliedern des Korps persönlich Orden und Ehrenzeichen. Dem Korps selbst verlieh der König die Auszeichnung, daß die Offttztere künftighin Epauletten mit dem Namenszug des Königs und der Krone darüber, die Mannschaften Achselstücke mit gleichen Ab­zeichen an den Uniformen tragen werden. Oberst v. Haag sagte dem König Dank für die huld­vollen Gnadenbeweise und Auszeichnungen und gelobte im Namen des Korps unverbrüchliche Treue für alle Zeit. Abends schloß sich ein Festbankett an.

Vom Stromberg 29. Nov. Mit dem 1. Dezember ist der Schluß der größeren Wald- jagden; denn von diesem Tage ab hat das weibliche Rehwild Hegezeit. Im allgemeinen war der Ausfall der Jagden nicht sehr zufriedenstellend, hauptsächlich machte sich der Mangel an Rehen recht fühlbar, auch wurden viele, für die jetzige Jahreszeit ganz schwache Stücke zur Strecke ge­bracht. Die Schuld an dem Rückgang unseres Rehwildes auch betreffs der körperlichen Beschaffen­heit liegt in dem üb ermäßigen Abschluß, be­sonders auch der starken Böcke, sowohl in den Gemeinde- als auch in den Staatswaldungen.

Tübingen 30. Nov. Ein mehr wag­halsiger als gewinnbringender Diebstahl wurde in der Nacht auf das Richtfest des Rathausum­baues ausgeführt. Die auf dem Dachfirst am Tannenbaum hängenden 5060 bunten Taschen­tücher sind heruntergeholt worden. Dis Diebe müssen an den Balken von Stockwerk zu Stock­werk emporgekleitsrt sein um zu der ersehntm Beute zu gelangen. Als Täter sind 2 Italiener, die vom Richtschmauß ausgeschloffen waren, ver­dächtig.

Tübingen 1. Dez. Eine Pflegemutter aus dem Oberamt Spaichingen wollte ein krankes, kleines Kind in die Klinik hierher bringen. Al­sts ankam und ausstieg entdeckte sie, daß das Würmchen keine» Arztes mehr bedurfte und unter­wegs gestorben war.