Samstag den 28. Oktober 1938

Der Enztaler

96. Jahrgang Nr. 254

Mus AZürttemöerg

Vas Ende der Volksfront

Stimmen zum Radikalsozialen Parteikongretz.

Der französische Ministerpräsident Daladier hat vor dem Radikalsozialen Parteikongreh in Marseille seinen mit Spannung erwarteten Bericht über seine Politik gegeben. In der Presse wird die außerordentliche Bedeutung 'der Rede Daladiers für die künftige Ausrich­tung der französischen Innen- und Außen­politik allgemein gewürdigt. Die immer wiederkehrende SchlagzeileBruch mit den Kommunisten" unterstreicht dabei in fast allen Pariser Zeitungen den starken Eindruck dieser Programmatischen Erklärungen Daladiers.

Daladiers Bruch mit den Kommunisten so erklärt etwa derJour" bedeute das Ende der Volksfront. Die Ausführungen des Ministerpräsidenten stellten die heftigste An­klagerede dar, die jemals ein radikalsozialer Redner gegen den Marxismus im allgemeinen und gegen den Kommunismus im besonderen gehalten habe.

Die starke Zustimmung, die Daladiers Aus­führungen gefunden haben, können uichtdarüber hinwegtäuschen, daß in den Reihen seiner eigenen Partei immer noch Kräfte am Werk sind, die der Politik des Ministerpräsidenten Kritik entgegenbringen und die Zustimmung versagen. An der Spitze dieser Gruppe steht der Präsident der französischen Kammer, Herriot, und andere Gegenspieler Dala­diers sind der Innenminister Sarraut der in den kritischen Septembcrtagen hinter den Kulissen heftige Obstruktion gegen Dala­diers Friedenspolitik betrieben hat und CamPi n chi, der französische Marine­minister, der im Juni l936 den Vorsitz der radikalsozialen Kammerfraktiou^ übernahm, als Edouard Daladier im Kabinett Blum das Ministerium der nationalen Verteidigung übernahm.

Man wird die Wirkung des von Herriot auf dem Parteikongretz geplanten Gegenstoßes abwarten müssen.

Die französische Nachrichtenagentur Havas kommentiert die Politische Orientierung des Radikalsozialen Parteikongresses und kommt dabei zu der Feststellung, daß es auf außen­politischem Gebiet in der Nadikalsozialen Partei keine tiefen Meinungsverschiedenheiten zu geben scheine. Der Friede sei durch das Münchener Abkommen gerettet worden; es sei daher die vorbehaltlose Zustimmung des Kon­gresses zu den Initiativen Daladiers und Bonnets zu erwarten.

In Wirklichkeit sei gar nicht ein Problem der Außenpolitik vor den Marseiller Kongreß gestellt, sondern die Umstände haben dazu ge­führt, daß es sich im Grunde genommen um ein inncrpolitisches Problem handelt.

In dem Havas-Kommentar wird dann der klare Bruch mit den Kommunisten, den Dala­diers Rede in Marseille vollzog, zustimmend unterstrichen und darauf hingewiesen, daß die jungen Radikalsozialen eine autoritäre Re­publik fordern.

Großer Laternenzug in Tokio

Massenkundgebung vor dem Kaiserpalast

Tokio, 29. Oktober.

Tokio erlebte am Freitag abend zur Feier der Erfolge der Truppen in China einen großen Laternenzug. Hunderttausende zogen mit Flaggen, Lampions. Laternen und Trans­parenten durch die Straßen Tokios zum Kai­serpalast. Von den Massen unerwartet in der japanischen Geschichte zum erstenmal bei einer solchen Gelegenheit erschien das Kai­serpaar auf der berühmten Palastbrücke, >Lo es eine halbe Stunde lang verblieb und di'e Huldigungen der begeisterten Menge entge­gennahm. Kaiser und Kaiserin trugen Lam­pions in den japanischen Nationalfarben und dankten derBanzai" rufenden Menge mit erhobenen Lampions.

Sülzbach, Kr. Heilbronn, 28. Okt. (600 Liter Wein auf der Straße.) Bei einem Zu­sammenstoß zweier Lastkraftwagen in der Nähe von Sülzbach liefen 600 Liter Rotwein aus. Die beiden Fahrzeuge wurden stark be­schädigt; die Fahrer der beiden Wagen kamen ohne Verletzungen davon.

Sulzvach a. K Kr. Backnang, 28. Oktober. (Noch eine verunglückte Weiufuhre.) In der Nähe von Löwenstein geriet ein Sulzbacher Lastkraftwagen, der neuen Wein beförderte, in den Teußer See. Dabei wurde dem Gast­wirt Berroth aus Bröckingen ein Oberschen­kel abgedrückt. Zwei Sulzbacher Gastwirte erlitten leichtere Verletzungen. Der Schwer­verletzte mußte in das Heilbronner Kranken­haus gebracht werden. Der kostbare Wein ging bis auf einen geringen Rest verloren.

Ellwangen, 27. Okt. (Tödlicher Verkehrs- -unfall.) In der Straßenkreuzung an der Bahnuuterfahrt bei Jagstzell stießen am Don­nerstag Awrmittag 10.15 Uhr ein aus Hall kommender schwerer Lastkraftwagen samt An­hänger und ein von einem Feldmeister ge­lenktes Motorrad zusammen. Der Motor­radfahrer wurde herabgeschleudert und war sofort tot. Zur Klarstellung der Schuldfrage begab sich eine Gerichtskommission aus Ell­wangen an den Ort des Unfalls. Der Ver­unglückte war verheiratet und Vater eines kleinen Kindes.

Ulm, 27. Okt. (Radfahrer tödlich verletzt.) Am Mittwoch abend gegen 6 Uhr ereignete sich bei Neu-Ulm ein Zusammenstoß zwischen einem Lastkraftwagen und einem Radfahrer. Bei der Einmündung des Kanonierwegs in die Reuttierstraße fuhr ein Radfahrer Plötz­lich in die Fahrbahn- des heraunahcnden Lastwagens. Bei dem kurzen Abstand zwischen Wagen und Radfahrer war ein Zusammen­stoß nicht mehr zu verhindern. Der Rad­fahrer und dessen Rad wurde etwa 6 Meter- weit geschleift. Der Kraftwagen fuhr durch das rasche Ausweichen und Bremsei; gegen einen Baum. Der verletzte Radfahrer wurde sofort in das Neu-Ulmer Krankenhaus ge­bracht, wo er kurze Zeit nach der Einlicfe- rung feinen Verletzungen erlag. Der Verun­glückte ist der verheiratete 51 Jahre alte Schreiner Karl Erne ans Pfuhl.

Der Gauleiter gab die Parole

Stuttgart, 28. Okt. Zu Beginn der neuen Versammlungswelle der NSDAP, in deren Zug am Freitag in Groß-Stuttgart und im ganzen Land zahlreiche Kundgebungen statt­fanden, xjef die Gaupropagandaleitung die Gauredner im Halbmondsaal des ehemaligen Landtagsgebäudes zu einer Tagung zusam­men, auf der Gauleiter Reichsstatthalter Murr den Propagandisten der Bewegung die Parole gab. Dem Appell wohnten auch Innenminister Dr. Schmid und mehrere Ganamtsleiter bei. Der Gauleiter behandelte in großen Zügen alle aktuellen Fragen der Gegenwart und erinnerte seine Zuhörer daran, daß die jüngsten Erfolge der deutschen Außenpolitik: die Heimkehr des Sudetenlanr' des ins Großdeutsche Reich und die Bewah­rung des Friedens einzig und allein der Genialität des Führers und der beispiellosen Geschlossenheit und Einsatzbereitschaft des ge­samten deutschen Volkes zu verdanken sind. Diese innere Geschlossenheit unseres Volkes immer wieder aufs neue zu stärken und zu festigen, stellte der Gauleiter als vornehmste Erziehungsaufgabe in den Vordergrund der

Arbeit des gesamten Rednerkorps der NS­DAP. Gaupropagandaleiter Mauer umriß in kurzen und prägnanten Sätzen das ge­samte Aufgabengebiet unserer Redner und würdigte ihre Arbeit als erste Propagan­disten der Bewegung. Gauhauptstellenleiter Rieß sprach im Verlaufe der Tagung über technische und organisatorische Fragen. Mit einem Gruß an den Führer fand der Appell seinen Abschluß.

Die Untetürkheimer Bluttat vor dem Sondergericht

Todesstrafe für Krug

Stuttgart, 27. Okt. In einem Sitzungs­saal des OLerlandesgerichts begann am Don­nerstag die Hauptverhandlung gegen den 25- jährigen ledigen Michael Krug aus Schisfer- stadt (Kreis Speher) wegen eines Verbreche;^ im Sinne des Gesetzes zur Gewährleistung des Rechtsfriedens in Tateinheit mit einem Verbrechen des Totschlags und wegen eines weiteren Verbrechens des versuchten Mords. Krug hat, wie erinnerlich, am Abend des 18. Juli dieses Jahres in Stuttgart-Uutcrtürk- heim den Polizeihauptwachtmeister Schöll­horn, der ihm auf Ansuchen seiner Geliebten, der 29jährigen Malersehefrau Johanna Stuhlfauth aus Schiffersladt, die Pistole wegnehmen wollte, durch zwei Schüsse in die Brust getötet und vier Schüsse gegen die Stuhlfauth abgefeuert, die jedoch ihr Ziel verfehlten. Der Staatsanwalt beantragte wegen versuchten Mordes zehn Jahre Zucht­haus und wegen vollendeten Totschlags im Sinn des Gesetzes zur Gewährleistung des Rechtsfriedens die Todesstrafe sowie lebens­länglichen Ehrverlust.

Das Sondergericht verurteilte Michael Krug wegen eines Verbrechens gegen den Rechtsfrieden in Tateinheit mit einem Ver­brechen des Totschlags zum Tode und dauern­dem Ehrverlust und wegen eines weiteren Verbrechens des versuchten Mordes zu fstnf Jahren Zuchthaus. Das Urteil ist rechtskräf­tig. Der Angeklagte sank, als er cs vernahm, zusammen, sodaß er auf die Bank zurückge­bracht werden mußte. Frau Stuhlfauth, so wurde in der Urteilsbegründung hervorge- hobcn, habe im Leben des Angeklagten eine denkbar schlechte und unheilvolle Rolle ge­spielt. Krug sei dieser Frau schließlich so völlig verfallen gewesen, daß er den Entschluß faßte, sie zu töten, als er fürchten mußte, sie zu verlieren. Beim Versuch, diesen Entschluß auszuführen, habe er sich dann noch des Tot­schlags an dem Polizeibcamteu schuldig ge­macht. Das Verbrechen gegen den ReckM- fricden sei das schwerste, das unser Recht kenne. Es habe deshalb auf Todesstrafe er­kannt werden müssen. Der versuchte Mord sei nur deshalb mit nicht mehr als fünf Jah­ren Zuchthaus geahndet worden, weil Frau Stuhlfauth an dem entsetzlichen Geschehen die Hauptschuld trage. Der Vorsitzende gab zum Schluß noch seinem Erstaunen darüber Aus­druck, daß diese Frau, die in ein Konzentra­tionslager gehöre, sich noch auf freiem Fuß befinde.

Böblingen vor großen Bauvorhaben

Böblingen, 27. Okt. In der letzten Bera­tung mit den Ratsherren bezeichnete der Bürgermeister als vordringliche Zukunftsauf­gaben Böblingens u. a. die Erweiterung der Wasserversorgung, den Umbau des Schlosses

für Zwecke der Kreisleitung, die Förderung des Wohnungsbaus, die Errichtung eines Freibades und eines HJ-Heimes sowie die Schaffung neuen Schulraums. Der Schulden­stand wurde innerhalb eines Jahres von 1130 000 RM. auf 851000 RM. gesenkt. Der Haushaltsplan schließt mit 1,160 Mill. RM. ab. Es ist eine Senkung der Gewerbesteuer von 310 auf 300 v. H. vom 1. 1. 36 an und eine Senkung der Bürgersteucr von 600 auf 500 v. H. vom 1. 1. 1939 an vorgesehen.

Vom Regen in die Traufe

Ravensburg, 27. Okt. Am 8. Dezember v. I. befand sich der Wilhelm Johann Guten- mann in seiner Eigenschaft als Beifahrer auf einer Fernfahrt von Nürnberg nach Stutt­gart. Unterwegs kam dem mit einem An­hänger versehenen Gefährt eine Knhherde entgegen. Der Fahrer des Ferulasiwagens bremste sofort scharf, um einen Zusammen­stoß zu vermeiden. Es gelang ihm auch, sein Fahrzeug rechtzeitig zum Halten zu bringen. Dabei war aber der Anhänger stark aus der Fahrtrichtung gekommen und hatte zwei Ze­mentpfosten und einen Gartenzann eines an der Straße liegenden Grundstücks umgerissen. Gutenmann, der den Schaden unbedingt ge­sehen haben mußte, gab kurz darauf seinem Fahrer das Zeichen zur Weiterfahrt und be­tonte dabei, daß nichts geschehen sei. Das Gefährt entfernte sich daraus. Wegen Fah­rerflucht wurde der Lenker des Lastkraft­wagens bald darauf vor das Gericht zitiert. Das Verfahren wurde aber später eingestellt. In dieser Verhandlung machte der Angeklagte Gutenmann'bewußt falsche Aussagen, die er auch beeidete. Vom Schwurgericht Ravens­burg wurde er darauf am 2. September d. I. wegen Meineides zur gesetzlichen Mindest- sirafe von einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Gegen dieses Urteil legte der Angeklagte Re­vision ein, was ihm sicher noch einmal sehr leid tun dürfte. Reichsanwalt und Reichs­gericht waren nämlich der Ansicht, daß Gu­tenmann auch wegen Begünstigung zu be­strafen gewesen wäre. Der 1. Strafsenat des Reichsgerichts hob daher das angefochtene Ur­teil im Strafausspruch auf und gab somit der Vorinstanz Gelegenheit, in einer neuen Ver­handlung die Sache noch einmal zu über­prüfen.

Todessturz in ein Felsental

Füssen, 27. Okt. In Bichlbach war der 19 Jahre alte Rudolf Hinterholzer zusammen mit seiner Mutter mit Streusammeln beschäf­tigt. Um die gefüllten Säcke beim Ablassen nicht den schroff abfallenden Abhang Hinun­terrollen zu lassen, stand der junge Mann am Rande der Schlucht und wollte die Säcke aufsangcn. Durch den Anprall eines schweren Sackes verlor er das Gleichgewicht und stürzte vor den Augen der Mutter in die steinige Tiefe. Infolge Verletzung der Schädeldecke trat der Tod sofort ein.

Tot aufgefunden

Füssen, 27. Okt. Der 57 Jahre alte Bauer Ludwig Hpfer aus Allenthen in der Ge­meinde Lengenwang hatte sich mit einer Kuh von daheim entfernt, um das Tier auf den Bahnhof Lengenwang zu bringen. Zur Mit­tagszeit wurden die Einwohner von Enisried auf eine allein umherirrende Kuh aufmerk­sam, bei deren Einbringung man den Mann an einem Stadel als Leiche auffand, lieber den Hergang des Unfalls lassen sich nur Ver­mutungen anstellen, da niemand Zeuge des Vorfalls gewesen war. Um den fleißigen und tüchtigen Mann, der den ganzen Weltkrieg au der Front mitgemacht hatte, trauern eine Frau und drei Kinder.

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