184.

Amts-- und Änzeigeblatt für den Zeprk Calw.

82. Jahrgang.

ikrschrinunzrtage: Dienttaz, DannerStag, Tams- , Gonstaz. JnserttonSprU» 10 Psz. pro Zeile sür Stadt «»jirttortt; außer Bezirk 12 Psg.

Dienstag, de« 19. November 1997.

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Amtliche Bekanntmachungen

Amlsnersammknug.

Am Mittwoch, den 27. November 1907, vormittags S Uhr, findet auf dem Rathause in Calw eine

Amtsversammlung

nach dem alten Gesetz vom 21. Mat 1891, betr. die Verwaltung der Gemeinden und Amtskörper- schaften statt, bei welcher nach dem bestehenden Turnus die Gemeinden

Calw, Altburg, Althengstett, Bergorte, Breiten­berg, Deckenpfronn, Gechingen, Hirsau, Hornberg, Liebenzell, Monakam, Neuhengstett, Neuwetler, Oberkollwangen, Oberreichenbach, Ostelsheim, Schmteh, Simmozhetm, Sommenhardt, Stamm- Heim, Würzbach und Zwerenberg und zwar Calw mit 6 Stimmen, Althengstett, Gech­ingen und Stammheim mit je 2 Stimmen, alle übrigen Gemeinden mit je 1 Stimme stimmberechtigt find.

Von jeder Gemeinde haben hiebei so viele Ver­treter zu erscheinen, als sie an diesem Tage Stimmen in der Amtsversammlung führt.

Außerdem können sämtliche Ortsvorsteher auf Rechnung der Amtspflege der Amtsversammlung anwohnen.

Gegenstände der Beratung sind:

1. Mitteilung der Ueberstcht über die Einnahmen und Ausgaben der Oberamtspflege pro 1. Oktober 1907.

2. Mitteilung derErgebnissederAmtspflegerechnung pro 1. April 1906/07.

3. Wahl von Vertrauensmännern zur Auswahl der Schöffen und Geschworenen für die 3 Kalenderjahre 1908, 1909, 1910.

4. Wahl der Hälfte der sachverständigen Schätzer zur Ausführung des Reichsvtehseuchengesetzes auf die Kalenderjahre 1908, 1909, 1910.

5. Mitteilung des Rechnungsergebnisses der Oberamtssparkasse pro 1906.

6. Beitrag an die Bezirkskcankenkasse zur Deckung des Mehraufwands auf die land- und forst­wirtschaftlichen Arbeiter.

7. Wahl eines Mitglieds der Landarmenbehörde.

8. Wahl der Verwaltungsaktuare gemäß Art. 142 und 248 der Gemeindeordnung und Festsetzung der Gehalte derselben.

9. Festsetzung der Mietzinse für die Wohnungen im neuen Amtskörperschaftsgebäude.

10. Regulierung der Belohnung des Oberamts­pflegers, Oberamtssparkassiers und des Kon­trolleurs der Oberamtssparkaffe.

11. Wahl eines Kontrolleurs der Oberamtssparkasse.

12. Wahl eines Kleemeisters.

Im Anschlüsse an diese Amtsversammlung alter Ordnung findet ebenfalls am

Mittwoch, de« 27. ds. Mts., vormittags 11V- Uhr,

eine Amtsversammlung nach der neuen Bezirks­ordnung vom 28. Juli 1906 (Reg.-Bl. S. 442) behufs Vornahme der Wahl

1. von 6 Mitgliedern des Bezirksrats und 4 Stell­vertretern (Art. 37 Bez -Ordg.),

2. des Schriftführers und eines Stellvertreters für die Amtsversammlung und den Bezirksrat (Art. 34 und 49 der Bezirksordnung) und Festsetzung der Belohnung derselben

statt.

In dieser neuen Amtsversammlung sind stimm- berecht: Calw mit 9 Stimmen, Agenbach, Altburg, Althengstett, Bergorte, Dachtel, Deckenpfronn, Em- berg, Gechingen, Hirsau, Liebelsberg, Liebenzell, Möttlingen, Neubulach, Neuweiler, Oberkollwangen, Ostelsheim, Simmozheim, Stammheim, Teinach, Unterreichenbach, Würzbach mit je 1 Stimme.

Die stimmberechtigten Vertreter (in Verhin­derungsfällen deren Stellvertreter) wollen pünktlich erscheinen.

Calw, 16. November 1907.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesrrevigkeite».

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Am 15. November ist von der Evangelischen Ober­schulbehörde die 2. Schulstelle inSteinenbronn, Bezirks Plieningen, dem Unterlehrer Friedrich Alber in Calw übertragen worden.

G In Holzbronn wurden vergangenen Sommer vielfach Hühnerdiebstähle verübt. Al» Diebin wurde nun die Ehefrau Katharina Ott in Holzbronn überführt und von der Straf­kammer in Tübingen zu 5 Wochen Gefängnis und den Kosten verurteilt. Die gestohlenen Hühner hat sie meisten» unter Beihilfe einer Verwandten auf dem Samstags-Wochenmarkt in Calw verkauft.

Vom oberen Enztal 16. Nov. Bei den siebenten Knaben der beiden Holzhauer Fr. Frey von Nonnenmeiß und Jakob Girrbach von Gompelscheuer hat Se. Majestät der König die erbetene Taufpatenschaft gnädigst an­genommen und den Eltern ein reiches Angebinde überreichen lassen.

Herrenberg 16. Nov. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt 126 Stück Milchschweine (Erlös pro Paar 2838 54 Stück Läuferschweine (Erlös pro Paar 40 bis 80 Verkauf flau.

Tübingen 12. Nov. Vor der Straf­kammer stand heute der Gipser Ehr. Schray von Stuttgart, welcher eine sechsjährige Zucht­hausstrafe zu verbüßen hat, aber am 17. Sept. aus dem Zuchthaus entwichen ist. Schray kam bis Rohrau OA. Herrenberg, stieg dort bei einem Metzger ein und stahl außer der Ladenkaffe einige goldene Ringe. Der Diebstahl wurde alsbald be­merkt und durch den Landjäger von Gärtringen die Verfolgung ausgenommen. In Weilderstadt wurde Schray verhaftet und wieder ins Zuchthaus

Der verlorene Sohn.

Roman vonElSbeth Borchart.

(Fortsetzung.)

Morgen schon? Und bis morgen soll alles entschieden sein?"

Ja, Mutti."

Und du bist fest entschlossen, ihn zu heiraten?"

Ja."

Ueberlege noch einmal ernstlich, Kind, noch ist er Zeit."

Ich werde er tun, wenn er dich beruhigt. Und du wirst mit dem einverstanden sein, was ich wähle?"

Immer. Du hast ein Recht, über diese Lebensfrage allein zu ent­scheiden. Das einzige, war die Mutter kann, ist beten für ihres Kindes Glück."

Die Stimme versagte ihr vor Tränen. Da brach auch der Bann, der solange über Inge geschwebt hatte. Sie warf sich an der Mutter Brust, und ein heißes Schluchzen erschütterte ihren Körper. Gesegnete Tränen! Sie spülten hinweg, was das Herz beschwerte und schufen Raum für ein neues Leben.

Als Inge sich beruhigt hatte, stand sie auf und sah die Mutter mit einem innigen Lächeln an:Mutti, es wird noch alles wieder gut."

Den Trost, den der heitere, sorglose Backfisch stets für den Vater gehabt, wenn Trübsinn und Kummer seine Seele bedrückten und der so herzerfrischend für ihn geklungen hatte den sprach sie sich nun selbst. Und er besaß auch hier seine alte Wunderkraft.

Nicht rückwärts geschaut nur vorwärts vorwärts."

Inge hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Ruhelos hatte sie sich in den Kiffen gewälzt und nur gedacht und gedacht. Diese marternden Ge­

danken, die Gespenstern gleich aufstiegen und Verzweiflung und Angst im Herzen zurückließen! Dazu klang das dumpfe Brausen des Meeres schauer­lich durch die Stille. Wenn es nur einmal seinen ewigen Lauf einstellen, nur einmal still ganz still sein möchte.

Erst mit dem Morgengrauen wurde sie ruhiger. Die blaffen Ge­spenster der Nacht schwanden und der Tag erwachte zu seiner Wirklichkeit.

Der Kampf war vorüber.

Die Sonne schien schon hell in ihr Zimmer hinein, als sie aufstand, sich ankleidete und hinunter zu den Eltern ging. Ihren gewohnten Morgen­spaziergang hatte sie heute unterlassen.

Frau Helmbrecht, die auch nicht geschlafen hatte, blickte forschend in ihr Gesicht. Inge lächelte ihr beruhigend zu, aber die Mutter sah doch an den dunkel umränderten Augen, der blassen Farbe ihrer Wangen, daß sie nicht kampflos zum Ziel gekommen war. Freilich, dieses Ziel erriet sie nur zu deutlich. Auf jedem ihrer Züge stand der feste Wille geschrieben. Er gab kein Zurück mehr für sie, und das Mutterherz mußte sich zufrieden geben und das Beste hoffen.

Als Inge später wieder allein in ihrem Zimmer saß. da kamen noch einmal dis warnenden Stimmen, und Angst und Reue drohten sie zu über­mannen. Mit starker Energie zwang sie sie nieder. War hatte sie denn zu fürchten? Ec liebte sie er war in geachteter Stellung, zwar nicht mehr ganz jung; doch, war der andere jünger und fragte sie nach Jugend? Sein Alter galt ihr vielmehr als Gewähr für ein ruhiges, zufriedenes Glück an seiner Seite. Und daß dieses Glück nicht durch sie getrübt werden sollte, nahm sie sich fest vor. Jeder Gedanke an ihre Liebe gebannt werden ; sie wollte dem zukünftigen Gatten in jeder Hinsicht ein treuer Weib werden. Es war gut, daß er heute noch abreiste, so konnte sie sich besser in die veränderte Lage finden an den Gedanken gewöhnen. Er war am besten so, wie er gekommen war. Jemals wieder mit dem Amerikaner an dem-