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Satorius, an Fräulein Molitor zu Händen des Rechtsanwalts Dr. v. Pannwitz: Sehr geehrtes, gnädiges Fräulein! Die im Laufe der Monats August in dem damals vertretungsweise von mir redigierten „Berliner Lokalanzeiger" gegen Sie auf Grund unrichtiger Informationen erhobenen Angriffe bedaure ich hiermit aufs lebhafteste, erkläre aus freien. Stücken, daß ich mich von der vollkommenen Haltlosigkeit sämtlicher Ihnen gemachten Vorwürfe überzeugt habe, und bitte Sie wegen der in jenen Artikeln enthaltenen schweren Beleidigungen um Verzeihung. Große Arbeitslast, welche damals auf meinen Schultern ruhte, machte mir es leider unmöglich, die Sie so sehr kränkenden Nachrichten rechtzeitig auf ihre Zuverlässigkeit zu prüfen. In größter Hochachtung ergebenst Hans Satorius. Außerdem hat Redakteur Satorius die Zahlung sämtlicher Kosten der Rechtsanwälte Dr. v. Pannwitz in München und August Schäfer in Baden-Baden übernommen und eine Buße von 2000 ^ an Fräulein Olga Molitor gezahlt, die in das unbeschränkte Eigentum der Fräulein Olga Molitor übergeht. Von dieser Buße hat Fräulein Olga Molitor der Unterstützungskasse des Münchener Journalisten, und Schriftstellervereins und der ehemaligen Stiftsvorstchenn Fräulein Elise von Heurler je 1000 ^ zugewiesen. Der Strafantrag gegen Redakteur Satorius wurde sodann zurückgezogen.
DerKaiser über die Kamarilla. Der bekannte britische Journalist I L. Bashford veröffentlicht in der Londoner „Westminster Gazette" einen Artikel zur Begrüßung des deutschen Kaisers, in dem er „auf Grund von Mitteilungen aus zuverlässiger Quelle" eigene Aeußerungen Kaiser Wilhelm's über seine Auffassung des Regentenberuss wiedergibt, Bashford erzählt, der Kaiser sei höchst ungehalten, wenn seine Selbstständigkeit des Urteils in politischen Dingen in Zweifel gezogen werde. Ec habe wiederholt geäußert, selbstverständlich höre er sich die Ansichten seiner Minister an, aber sein Urteil bilde er sich allein. Er habe keine Neigung, eine bloße
Marionette zu sein. Ihm liege daran, daß das Volk wisse, daß, wenn er ein Gesetz oder einen Erlaß unterzeichne, dies der Ausdruck seiner eigenen Meinung sei. Noch von stärkerem Interesse ist eine unwillige Aeußerung des Kaisers zu den Meldungen über eine Kamarilla. Der Kaiser sagte:
„Soweit mir bekannt, hat es in meiner Umgebung keine Kamarilla gegeben, die zu ihren Privatzwccken irgend welchen Einfluß auf mich auSübte, oder überhaupt hätte ausüben können. Ich bilde mir mein Urteil ganz unabhängig und ich würde die Freiheit meines Urteils und Handelns niemals preisgeben. Mit Entrüstung muß ich es zurückwsisen, wenn gesagt wird, daß ich mich in Fragen der Politik des deutschen Reiches oder Preußens durch Personen beeinflussen ließe, die ich als meine persönlichen Freunde behandelte und in deren Gesellschaft ich aus Gründen verkehrte, die mit der Politik nichts zu schaffen hatten. Das häßliche Wort „Kamarilla" widert mich an. Ich werde weder durch Gruppen von Personen, noch durch einzelne Persönlichkeiten beeinflußt, und so lange ich den Tron inne habe, habe ich nie die Existenz einer solchen Gruppe bemerkt, mir ist auch kein anderer Mensch bekannt, dem ich die Unabhängigkeit meiner Handlungsweise oder meines Urteils jemals geopfert hätte."
Berlin 15. Nov. Unter-Staatssekretär von Lindequist hat gleichfalls eine Denkschrift über die Ergebnisse seiner kürzlich beendeten Dienstreise nach Deutsch-Südwestafrika ausgearbeitet. Der Bau der Eisenbahn Lüderitz-Bucht bis Ketmannshop ist nunmehr bis Sandverhaar fortgeschritten. Es besteht Hoffnung, daß Ketmannshop noch vor dem 1. Oktober 1908 erreicht werden wird.
London 15. Nov. Bei ihrem gestrigen Besuch im deutschen Hospital wurde die Kaiserin von etwa 600 deutschen Schulkindern, die vor dem Portal versammelt waren, mit Hurrah. rufen begrüßt. Die Kaiserin ging unter Führung der Vorsteherin durch die mit Blumen geschmückten Säle des Krankenhauses. Sie sprach fast mit jedem Kranken und erkundigte sich nach ihrem Befinden. In der Abteilung für Kinder begrüßten
die Kleinen die Kaiserin mit einem Choral. Die Kaiserin ging von Bett zu Bett und begrüßte jedes Kind mit freundlichen Worten. Herr v. Schröder sprach der Kaiserin den Dank für den Besuch aus und überreicht? ihr ein Bouquet. Die Kaiserin trug ihren Namen in das Besuchsbuch ein und spendete für den Fonds des Hospitals 1000 Beim Verlassen des Hospitals sangen die vor dem Portal versammelten deutschen Schulkinder deutsche Lieder. Die Kaiserin wechselte mit Pflegern» Lehrern und Kindern vor ihrer Abfahrt freundliche Worte. Im deutschen Gouvernantenheim drückte die Kaiserin nach Besichtigung des Heims ihre Freude über die Vaterlandstreue ,des Vereins deutscher Gouvernanten aus. Um 12 V« Uhr kehrte die Kaiserin nach Windsor zurück.
Standesamt Calw.
Geborene.
8. Nov. Gerhart, S. d, Bernhard Fischer, Eisenbahnsekretärs hier.
11. „ Frida Pauline, T. d. Friedrich Eberhart,
Taglöhners hier.
14. „ Franz, S. d. Christian Heinrich Benz,
Hilfswärters hier
14. „ Luise Barbara, T. d. Michael Rentschler,
Taglöhneis hier.
Gestorbene.
14. Nov. Fram, S. d. Christian Heinrich Benz,
Hilfswärters hier, Stunde alt.
15. „ Emilie Luise Seeger, led. Privatiere,
69 Jahre alt.
Reklameteil.
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2u kaben bei Usrmsnn U3ussl«r, Lonclitorei.
Asttlichr und prisatairzeiges.
Bekanntmachung,
öetr. Aöhaktung eines Kochkmses in Kal«.
Mit Unterstützung des „Schwäbischen Frauenvereins" in Stuttgart könnte Ende April 1908 ein 6wöchiger Kochkars in Calw abgehalten werden. Die Kosten für eine Teilnehmerin werden 20—25 betragen. Mädchen von mindestens 15 Jahren und Frauen, welche diese vorteilhafte Gelegenheit zur Erlernung eines bürgerlichen Kochens sich zu Nutz machen wollen, werden zum Zweck der rechtzeitigen Feststellung der zum Zustandekommen des Kurses erforderlichen Teilnehmerzahl geboten, sich bis zum 23. November bei mir zu melden. Ich verweise noch auf Len Artikel im Berichtsteil des Blattes.
Calw, den 15. November 1907.
StadtschultheitzenamL.
Conz.
Lisbenzell.
Krämer-, Dich- und SchMM-Markt
am Montag, den 25. November 1907.
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N
)^ach langen Leiden entschlief sanft im 70. D Lebensjahre unsere liebe Tante und Großtante
Emilie E-eeger.
Um stille Teilnahme bitten:
vr. Georg Zahn und Frau, Johanna Zahn,
Martha Jahn,
Helene Schüz, geb. Zahn, Elisabeth Schmib, geb. Zahn, Ludwig Schüz und Rinder, Rarl Kehnlid, Stadtpfarrer und Rinder.
Für Blumenspenden wird inr Sinne der Entschlafenen gedankt. Beerdigung Sonntag Nachmittag 3 Uhr.
Eine ältere, guterhaltene
Gitarre gesucht.
Gefl. Offerten an O. O. postlagernd erbeten.
80-100 Liter
Milch
werden für täglich gesucht.
Offerten erbeten an die Red. ds. Bl.
800 Mark
werden womöglich sofort gegen gute Sicherheit aufzunehmen gesucht; von wem, sagt die Red. dS. Bl.
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Kernseifen-
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Gesucht
auf 1. Januar ein gediegenes Lauf- madche« oder eine jüngere Lanffrau für kleine Familie.
Näheres baldmöglichst erbeten durch die Exped. ds. Bl.
In der Stadt ist ein
Kegenschim -ehe« geblieben.
Es wird gebeten, denselben im Compt. d. Bl. abzugcben.
Wechselformulare
sind zu haben in der Druckerei ds. Bl.