des Kaiserpaares waren ferner erschienen: die Königin, der Herzog und die Herzogin von Connaught, Prinz Arthur von Connaught, die Prin- zesfin von Wales und andere Mitglieder des königlichen Hauses, sowie die Mitglieder der deutschen Botschaft. Sobald der kaiserliche Zug in Sicht war, begann die Musik die deusche Nationalhymne zu spielen. Der Zug hatte kaum angehalten, als der Kaiser in der Uniform eines britischen Admirals auf den Bahnsteig sprang und mit aurgestrecktem Arm demKönig entgegeneilte. Beide Monarchen umarmten sich aufs herzlichste und schüttelten sich die Hände. Hierauf bot der König der Kaiserin ein herzliches Willkommen, indem er sie auf beide Wangen küßte. Eine gleich innige Begrüßung fand zwischen dem Kaiser und der Königin statt. Nachdem Kaiser Wilhelm und König Eduard die Front der Ehrenkompagnie abgeschritten hatten, begaben sie sich in den Wartesaal, wo alle Fürstlichkeiten versammelt waren. Nach einigen Minuten lebhafter Unterhaltung verließen die kaiserlichen und königlichen Herrschaften in offenen Wagen die Station und begaben sich zum Schloß. Der Kaiser, der König, der Herzog von Connaught, und der Prinz von Wales fuhren in dem ersten Wagen. Die Kaiserin, die Königin und die übrigen königlichen Damen folgten. Laute Zurufe der die Straßen belebenden Menge begrüßten die Majestäten, insbesondere die spalierbildenden Studenten brachten den kaiserlichen Herrschaften herzliche Kundgebungen dar. Der ganze Empfang trug, wie Augenzeugen berichten, einen so Herz- lichen Charakter, wie er kaum bisher einem Herrscher zu teil geworden ist. Ferner wurde insbesondere das jugendliche Aussehen des Monarchen bemerkt. Der Kaiser lächelte vergnügt und grüßte nach allen Seiten. Er war offenbar in bester Stimmung und zeigte keine Spur von Unwohlsein. Später nahmen im Schlosse das Kaiserpaar und die königliche Familie den Tee ein. Dann arbeitete der Kaiser allein. Der Kaiser ist sehr erfreut über den überaus herzlichen Empfang, der ihm überall bereitet wurde.
— Ueber den Empfang des Kaiserpaares wird noch aus Portsmouth gemeldet: Der gestrige Tag war infolge der durch den Nebel geschaffenen Zustände ein solcher der Wirrungen und Irrungen. Das Militär wurde, da man annahm, daß die Hohenzollern nicht vor 2'/i Uhr ein laufen könne, entlassen. Die Offiziere und der Maire zogen heim. Plötzlich wurde gemeldet, die Hohenzollern sei nahe und schon hörte man den Donner der salutierenden Geschütze. Der Kaiser fuhr die Allee der Kanalflotte ab. Um 1'/» Uhr, ehe man sich versah, lief die Hohenzollern, von einem Torpedoboot geführt, am Quai ein und machte im Umsehen fest. Der ganze Akt vollzog sich ohne Sang und Klang. Nicht einmal die Bewillkommungs-Nationalhymne wurde gespielt, da keine Musik zur Stelle war. Alles wurde wieder zusammen getrommelt, Matrosen, Artilleristen und die Ehren-Kompagnie nahmen wieder Ausstellung. Der Maire stellte sich wieder mit seiner Adresse ein und der Marinestab erschien auch wieder, während man an Bord der Hohenzollern dejeunierte. Gegen 2 Uhr wurden der Kaiser und der Prinz von Wales sichtbar und stiegen an Land. Der Bürgermeister überreichte seine Adresse. Gegen 2'/- Uhr erfolgte die Abfahrt des Kaiserpaares und der übrigen Fürstlichkeiten nach Windsor.
London 12. Nov. Publikum und Presse überbieten einander in Sympathie-Bezeugungen für die kaiserlichen Gäste des Volkes und des Königs und Englands. Einige Blätter veröffentlichen die Berichte über die Ankunft in Portsmouth und Windsor mit deutscher Ueberschrift. „Daily Expreß" bringt sogar einen ganzen Begrüßungsartikel in deutscher Sprache. In fast allen politischen und privaten Kreisen kommt die Erwartung zum Ausdruck, daß für die Reihe der englisch'deutschen und deutsch-englischen Höflichkeitsaustausch- und Freundschaftsbeweisen in letzter Zeit dieser Kaiserbesuch die dauernd erfolgreiche Krönung bedeuten werde.
London 12. Nov. Aus Windsor wird gemeldet, daß Kaiser Wilhelm sich bei bester
Stimmung befinde und keinerlei üble Nachwehen der Reise spüre. König Ednard ging heute mit dem Kaiser und den übrigen Herren auf die Jagd im Windsorer Forst. Die königliche Jagd-Gesellschaft verließ dar Schloß um 11 Uhr per Automobil.
Windsor 12. Nov. Die Kaiserin wird sich am Samstag oder am Sonntag auf der Hohenzollern nach Holland begeben. Staatssekretär v. Schön kehrt am Montag nach Berlin zurück.
Literarisches.
Kürschners Jahrbuch 1908. Welt- und Zeitspiegel, Kalender, Geographisch- Statistisches Handbuch u. Verkehrslexikon. Begründet von Joseph Kürschner. Herausgegeben von Hermann Hillger. (Broschiert 1^/L, geb. 1.50 Berlin und Leipzig. Hermann Hillger Verlag)
Zu den Büchern die keiner Reklame bedürfen, weil ihr Inhalt sie von selbst empfiehlt, gehört zweifellos „Kürschners Jahrbuch", von dem Heuer bereits der 11. Jahrgang vorliegt. Vor zehn Jahren von dem genialen Joseph Kürschner, dem praktischsten aller deutschen Schriftsteller, ins Leben gerufen, hat es sich von Anbeginn als das erwiesen, was es sein sollte: ein Auskunftsund Nachschlagebuch über alle Zeitereignisse und zwar ein solches in des Wortes weitestem Sinne. Ob es sich nun um Forst' oder Landwirtschaft. Handel oder Industrie, Post oder Eisenbahn Heer oder Marine. Rechts- oder Schulwesen, Erd' oder Himmelskunde oder um sonst irgend ein anderes Gebot menschlichen Wissens und ForschenS handelt, auf jedem ist „Kürschners Jahrbuch" zu Hause, auf jede Frage weiß es Antwort zu gebe» wie kaum ein zweites Buch. Man sagt nicht zuviel, wenn man es eine literarische Auskunftei über alle Zweige unseres heutigen Wissens nennt.
Marktberichte.
Calw 13. Nov. (Vtehmarkt.) Heutige Zufuhr 6 Farren, 80 Ochsen, 42 Stiere, 202 Kühe, 92 Rinder, 40 Kälber, insgesamt 462 Stück Großvieh. Verkauft wurden 2 Farren, 20 Ochsen im Preise bis zu 1040 ^ pro Paar, 14 Stiere, 65 Kühe im Preise bis zu 400 30 Rinder und
30 Kälber. Der Schweine mar kt war sehr stark befahren, wodurch die Preise bedeutend zurückgingen. Milchschweine wurden zu 12, 22 und 25 pro Paar abgesetzt, Läufer zu 40—70
Amtliche und prioatanzeigen.
Zw augsversteigeruug.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das auf Markung Calw belegene, im Grundbuch von Calw Heft 149 Abteilung I Nr. 5, zur Zeit der Eintragung des Verstetgerungsvermerkes auf den Namen des Wilhelm Strecker, Briefträgers in Calw und seiner Ehefrau Luise, geb. Supper allda, eingetragene Grundstück:
Geb. Nr. 658 1 a 15 qm Wohnhaus,
— „ 7 „ Veranda,
2 „ 55 „ H ofraum,
3 a 77 qm am Kapellenberg,
gemeinderätlich geschätzt zu 20000
om Motttag, de« 30. Dezember 1907, nachmittags 2 Uhr,
auf dem Rathause in Calw versteigert werden.
Der Versteigerungsvermerk ist am 26. Oktober 1907 in das Grundbuch eingetragen.
Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigeruugsveruierkes aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigeruugstermiue vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten an- zumeldeu und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des VersteigeruugSerlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten uachgesetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgcfordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigeruugserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.
Calw, den 11. November 1907.
Kommissär
Bezirksnotar Krayl.
K. F-rstamt Calmbach
««»«>!
im schriftlichen Aufstreich
aus Distrikt Eiberg, Meistern, Heimen- hardt und Kälbling: Langholz Stück 9 Fichten, 2107 Tannen, 26 Forchen mit Fm.: 1695 I., 613 II, 579 III., 248 IV., 120 V., 24 VI. Klasse.
Abschnitte Stück: 452 Tannen, 2 Forchen mit Fm.: 309 I, 117 II, 31 III. Kl.
Die auf ganze und Zehntelsprozente
der Taxpreise zu stellenden bedingungslosen Gebote wollen unterzeichnet, verschlossen und mit der Aufschrift „Angebot auf Stammholz" bis spätestens Mittwoch, den 27. November 1907, vormittags 10'/, Uhr, beim Forstamt eingereicht werden, zu welcher Stunde deren Eröffnung und die Entscheidung über den Zuschlag erfolgt. Losverzeichnisse unentgeltlich. Schwarzwälderlisten gegen eine Gebühr von 4 ^ vom Forstamt erhältlich.
Abfuhrtermin: 15. April 1908.
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