Durchführung bringt.Im Augenblick, al- der Führer, dem Rufe der österreichischen Landes­regierung folgend, .in Oesterreich einzog, bestan­den zwei Staaten mit einem eigenen Rechtssystem und einer eigenen Wirtschaft.

Erfolgreicher Aufbau in -er Ostmark

Die Einheit des deutschen Volkes verlangt, vah diese Eigenstaatlichkeit Oesterreichs restlos über­wunden wird. Dieser zur Einheit gefügte deutsche Staat kann nur eine Rechtsordnung haben. Bei der Schaffung des gesunden, völkischen, deutsches Rechtes darf das gesunde und volksver­wachsene, in Oesterreich entstandene Recht unter keinen Umständen zerstört werden. Ebenso must die österreichische Wirtschaft der deut­schen eingegliedert werden und zwar so, daß die Wirtschaft Oesterreichs als ein Glied der deut­schen Gesamtwirtschast in ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert wird, dah sie bis ins letzte gesundet und von den vielen Fäulnissen und Auswüchsen des Dollfuh-Schuschnigg-Systems befreit wird.

Das brave Volk in Oesterreich verdient es und seine Bewährung in der Geschichte des Volkes verlangt es, daß wir unsere ganze Kraft an diese Aufgabe geben und wenn heute die Zahl der Ar­beitslosen kaum mehr ein Viertel der bei der Rückgliederung übernommenen Arbeitslosen be­trägt, so ist das ein Beweis dafür, daß die deutsche Aufbauarbeit wirklich er- solgreich ist.

Die jüdische Landplage

Daß die Aufbauarbeit so schwierig ist, haben ja wir nicht verschuldet. Wir Nationalsozialisten sind ja nicht schuld daran, daß in der Stadt Wien etwa 30ÜÜ jüdische Rechtsanwälte und Richter jahrzehntelang dasRecht verdrehen und beugen tvuiiren. Was vurcq diese Ber- letzung des Gerechtigkeitsgefühls an Resignation und Zerstörung in den Herzen deutscher Men­schen angerichtet worden ist, vermag ja nur der zu ermessen, der weiß, wie tief das Gerechtigkeits­gefühl in der deutschen Seele verankert ist. Wir haben es nicht zu verantworten, daß in Wien nahezu 60 000 jüdische Händler und Geldwechsler ihre Geschäfte treiben, als Landplage über das Volk hersallen und es aus- beuten konnten und gleichzeitig so viele wertvolle deutsche Menschen durch ihre üblen Geschäftsprak- tiken aus Brot und Beruf verdrängten. Wir haben es nicht zu verantworten, wenn Zehntau­sende von Volksgenossen in Oesterreich in men- schenunwürdigen Baracken fitzen. Das alles war das Werk der allerchristlichsten Negierung in Oesterreich. Wir haben nur gutzu­machen, was sie zugrunde gerichtet hat. Es muß noch vieles für dieses Land und seine Menschen geschehen; die Wirtschaft steht erst am Beginn eines großen Ausbaues, der Lebens­standard des Arbeiters ist noch nicht in Ordnung, die Preise müssen vielfach noch zurückgedrängt werden, die Gegensätze zwischen der Kirche und jenem Volksteil, der so schwer in der Vergangen­heit zu leiden hatte, bedürfen der endgültigen Ueberorückung, eine Unzahl der Juden sind noch zuviel da usw.

Wir haben noch alle Hände doll zu tun. Aber es wird nicht gestreikt, es wird nicht demonstriert, rS werden keine Häuser in die Lust gesprengt, es wird nur gearbeitet und noch einmal gearbeitet.

Das sind alles Tatsachen, die man auch mit den geschicktesten Lügen nicht aus der Welt zu schaffen vermag. Das Land sieht heute schon anders aus und mit dem Tag, da meine Ausgabe gelöst sein muß, wird das Menschenmöglichste zu seinem Aufbau geschehen sein. Jedenfalls wird dann ein Jahr nationalsozialistischer Aufbau ge­nügen, um 18 Jahre Genfer Methode zu wider­legen/

Gegen die ausländische Sudelpresse

Der Gauleiter besaßt sich hier mit einem Problem, das ihm in der Ostmark besonders am Herzen liegt, unserer Haltung gegenüber dem Arbeiter:Wenn der Arbeiter der Ostmark Vom früheren Elend und gewissenlosen Volks­feinden in die marxistische Front gehetzt worden war so gehen wir jetzt nicht den Weg der Ver­nichtung. sondern jenen der Erziehung. Wir wollen ihn gewinnen, ihm sein Recht geben, um uns aus ihn in allen Zeiten verlassen zu können. Unser Arbeiter will nichts anderes sein als ein Gleichberechtigter bei seinem Volk. Wenn daher

Programm rer Reichsparleitags 1S38

Berlin, 31. August. Die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz veröffentlicht das folgende Programm für den Reichsparteitag 1938:

Der 10. Reichsparteitag der NSDAP, findet amMontag, dem 8. September, um 14.30 Uhr, seinen Auftakt mit dem Empfang der Presse cm Kulturvereinshaus durch den Reichspressechef. Von

15.30 Uhr bis 16 Uhr läuten die Glocken den Parteitag ein. Um 16 Uhr erfolgt der traditionelle Empfang des Führers im Großen Rathaussaal. Der erste Tag wird mit der FestaufsührungDie Meistersinger von Nürnberg' geschlossen.

Am Dienstag, dem 6. September, wird um

11.30 der Parteikongreß durch den Stellvertreter des Führers eröffnet. Der Sprecher der NSDAP., Gauleiter Adolf Wagner, verliest die Prokla­mation des Führers. Bevor am Abend um 20 Uhr die Kulturtagung im Opernhaus beginnt, aus Ser die Nationalpreisträger verkündet werden, wird um 16 Uhr die AusstellungEuropas Schicksals- kampf im Osten' eröffnet. DasKraft-durch- Ireude'-Volksfest, das bis zum 12. September cm- dauert, nimmt zur gleichen Zeit seinen Beginn.

Der Mittwoch, der 7. September, steht im Zeichen des Neichsarbeitsdienstes, der um 10 Uhr auf der Zeppelinwiese zum Appell und zur Feier­stunde Aufstellung nimmt. Um 13.30 Uhr beginnt der Marsch des Reichsarbeitsdienstes durch die Stadt. Am Morgen um 8 Uhr wird das Wett­kampfschießen der Politischen Leiter abgemickelt. Neben der Fortsetzung des Parteikongresses um 19 Uhr werden am gleichen Tage folgende Souder- tagungen durchgesührt: Tagung des Hauptamtes für Komunalpolitik und HJ.-Führertagung.

Aus dem Programm des Donnerstag,

8. September, ragt derTag der Gemeinschaft' der NS.-Kampfspiele auf der Zeppelinwiese um 15 Uhr und um 21 Uhr der Vorbeimarsch des Fackelzuges der Politischen Leiter vor dem Füh­rer am Deutschen Hof nach dem Marsch durch die Stadt hervor. Um 11 Uhr wird der Parteikougretz fortgesührt. Zu Sondertagungen vereinigen sich das Hauptorganisations-, Hauptschulungs- und Hauptpersonalamt, das Hauptamt für Volks­gesundheit und der NSD.-Studentenbund.

Das Hauptereignis vom Freitag, dem

9. September, bildet um 20 Uhr der Appell der

Politischen Leiter auf der Zeppelinwiese. Außer­dem wird um 11 Uhr der Parteikongreß fort­gesetzt und um 14.30 Uhr werden Zwischenkämpfe und Entscheidungen der NS.-Kampfspiele abge­wickelt. Folgende Sondertagungen bilden ferner­hin das Programm dieses Tages: Arbeitstagung des Reichsrechtsamtes, Tagung des Hauptamtes für Beamte, Tagung der Presseamtsleiter und Presse-Referenten, der Parteigerichtsvorfitzenden, der NSKOV. Die Kundgebung der NS.-Frauen- schaft beginnt um 16 Uhr in der Kongreßhalle.

Am Samstag, dem 10. September, beginnt um 9.30 Uhr der Appell der Hitler-Jugend im Stadion. Die VI. Jahrestagung der DAF. in der Kongreßhalle ist sür 11.30 Uhr angesetzt. Um 15 Uhr werden die Endkämpfe der NS.-Kampfspiele im Stadion durchgeführt; um 16 Uhr nimmt der Haupttag desKraft durch Freude'-Vvlksfestes seinen Anfang. Der Parteikongreh wird um 19 Uhr weitergeführt. Dieser Tag, der um 20 Uhr ein Grvßkonzert der HI. aus dem Adolf-Hitler- Platz und um 21 Uhr das große Feuerwerk am Dutzendteich bringt, vereinigt außerdem die Gau- und Kreispropagandaleiter, das Amt für Agrar- Politik und die Komitees für Wirtschaftspolitik zu ihren Sondertagungen.

Der Sonntag, 11. September steht im Zei­chen der Gliederungen der NSDAP., die uin 8 Uhr zum Appell im Luitpoldhain antreten. Um

11.30 Uhr nimmt der traditionelle große Vor- beimarsch der Kämpfer der Bewegung vor dem Führer auf dem Adolf-Hitler-Platz seinen Anfang.

Der letzte Tag des Neichsparteitages 1938, der Montag, 12. September, beginnt um 8 Uhr mit der ersten Vorführung der Wehrmacht auf der Zeppelinwiese. Die Hauptvorführungen .er Wehrmacht finden um 14 Uhr statt und werden mit der Paradeaufstellung der beteiligten Trup­penteile und der Meldung an den Führer ein­geleitet. Gesechtsvorführungen und der Vorbei­marsch an dem Führer schließen sich an. Abends 19 Uhr wird der Parteikongreh zu Ende geführt. Das Programm des Abschlußtages, das mit dem Großen Zapfenstreich der Wehrmacht vor dem Führer amDeutschen Hof' beendet wird, enthält außerdem noch folgende Sondertagungen: Tagung des Hauptamtes für Technik, des Rassenpolitischen Amtes der NSB. und der Gau- und Kreisleiter­

einige 'Auslandszeitungen das deutsche Volk be­sudeln, dabei aber glauben, die Interessen des deutschen Arbeiters zu verteidigen, so muß ihnen gesagt werden: Wer das deutsche Volk besudelt, besudelt den Arbeiter, vor allem, weil dieser den Großteil des Volkes aus- macht. Und wer den Arbeiter von uns trennen möchte, beleidigt dessen deutsche Ehre. Dieser Ar­beiter gehört nur uns und sonst niemand. Und wo er sich zwar als deutscher Bruder fühlt, aber noch nicht unserer Weltanschauung ist, da wird er nicht terrorisiert, sondern da werden unsere Leistungen für die Gesamtheit ihn überzeugen von der Nichtigkeit unseres Glaubens. Wir wer­den weder ihn erschießen, noch wird er streiken, sondern gemeinsam werden wir uns auf den Weg machen, um das ganze Volk immer mehr zu finden.'

Iudenfrage wird gründlich gelöst

Einen nächsten Punkt der Auslandshetze über Oesterreich greift der Gauleiter auf: Die angeb­liche sinnlose Verfolgungswelle gegen die Juden. Man täte gut daran', so rust er aus,zu schrei- ben von einer Versolgungswelle aller Juden in der Welt gegen alles, was deutsch heißt. Wir sind großzügig genug, uns sür die Vergehen, die andere in gewissen Staaten zur Zeit begehen und die die Juden in Wien begangen haben, nicht zu rächen. Das ist uns aber Grund genug, erst recht die Judenfrage gründlich zu lösen. Wir werden sie aber so lösen, wie es einem völkischen Rechtsstaat ge­ziemt."

Volksdienfi ist Gottesdienst

Auch zur Kirchenfrage ebenfalls ein beliebtes Tbema d---

über Oesterreich nimmt der Gauleiter Stel­lung. Er erklärt:Wo die Kirchensrage eine re­ligiöse Frage ist, gibt es überhaupt keine Diskus­sion, weil es keine wahre Religion gibt, die sich anmaßen könnte, das Volk als den Wil­lensausdruck des Schöpfers zu bestrei­ten. Wer diesem Werk des Schöpfers, das Volk heißt, dient, verrichtet einen Gottesdienst, weil eben die Vorsehung das Volk erhalten haben will, fonst hätte sie ja das Volk nicht erschaffen brau- chen. Nur wer uns an diesem Volksdienst hindern will, begegnet unserem Widerstand, auch wenn wir dabei mit dem politischen Machtwillen einer Konfession Zusammenstößen.

Wie liegen die Dinge in Oesterreich? DaS letzte Regime hat zwar gesagt: .Mir sind Deutsche" aber dabei gerufenDreimal Oesterreich", d. h. das natürliche Gesetz, wonach alles Art- und Blutsgleiche zusammengehört, wurde künstlich sa­botiert. Die Sabotage wurde indes von den raf­finiertesten und brutalsten Mitteln getragen. Man hat aufrechte Männer im Namen der Verfassung an den Galgen geschleppt. Diese Verfassung wurde geschaffen, damit der Deutsche nicht zum Deutschen kommen sollte, wo­hin er nach dem Willen der Vorsehung gehört und sie begann mit folgenden Worten: ,.Jm Na­men Gottes, von dem alles Recht ausgeht' und in diesem Namen wurde verfolgt, gepeinigt, ge­hängt die tragenden Kräfte aber dieses Sy­stems waren im wesentlichen konfessionell gebun­den und somit als Initiative zu betrachten für das, was die Exekutive Staat in Vollzug setzte.

Unser Anspruch aus die Schule

Das ist der Grund, warum so viele Deutsche aus der Ostmark zu Schlußfolgerungen kommen.

die es verpändttch machen, daß in Zukunft andere Weg« gegangen werden müf« sen. Dabei möchte ich nicht versäumen zu sagen, daß die aus diesem Zustand resultierende Macht der Kirche zu materiellen Ansprüchen und auch zu deren Erfüllung führte, die mit Religion nichts mehr zu tun haben, ja, die höchstens geeignet sind, die Kirche um den religiösen Kredit zu bringen. Und wenn im besonderen in diesem Zusammen­hang heute unser Anspruch auf die Schule bekämpft wird, so stellen wir fest: Wir haben für die Erhaltung unserer Nation im Diesseits zu sorgen. Das ist nur möglich, wenn die Sorge eine totale sein kann; dazu gehört vor allem die Sorge um die Jugend.

Die Jugend aber wird in der Schule auf den Kamps um das eigen« Volk vorbereitet, daher ge­hört auch die Schule dem für die eigene Zukunft Verantwortlichen Staat. Die Pflicht zur Verant­wortung bedingt das ausschließliche Vesitzrecht und die Vesitzpslicht.

Das allerdings schließt nicht aus, daß die Kirche diese gleiche Jugend religiös betreuen kann. Wenn die Kirche als Helfer bei der völki­schen Erziehung der Jugend dem Staat zur Seite tritt, so kann der Staat das nur begrüßen. Be­sitzer aber ist der Staat, Helfer kann die Kirche sein. Diese Ordnung gerecht her­zustellen, ist unser Bestreben in der Ostmark. Das kann nuc kompromißlos geschehen. Je schär'er die Abgrenzung zwischen dem, was des Kaisers ist, und dem, was Gottes ist und je gewissenhafter jeder Schuster bei seinem Leisten bleibt, um so nutzbringender kann der Friede werden. Aller­dings scheinen einzelne altreichsdeutsche Bundes­genossen ausländischer Hetzer, deren Zusammen­spiel immer im geeigneten Moment allzu er­kenntlich, wird, wenig Bedürfnis zu einem solchen Frieden zu haben.

Indes sind wir froh, daß der Herrgott für das Schöpsungswerk allein zuständig ist, und er daraus verzichtet hat, in seiner Weisheit eine Protestantische oder eine katholische Raffe zu schaf­fen, sondern daß es ihm gefiel, uns zu erschaffen und zwar nur als feine Deutschen. Ein Glaube, der sich von diesen Deutschen trennt, ist ein gotteslästerliches Unterfangen und der Glaube, der diesen Deutschen dient, ist ein Gottesdienst. Der Deutsche aber ist nicht erschaffen um deS Glaubens willen, wohl aber ist man mit dem Glauben begnadet, um dem Werk der Schöpfung zu dienen.

Volk und Religion

Das ist die Frage, um die es uns geht. Um deren Klärung ist das Ringen leicht, wenn nur einmal einzig und allein zwei einander gegen- überstehen. nämlich: Volk und Religion. Wenn um die Macht gefeilscht wird, ist bereits das Jenseits gegen das Diesseits verschachert. Die Konsequenz aus dieser kurzen Betrachtung:

Staat. Partei und Glaube haben ihren har­monischen Zusammenklang, wenn sie ohne Vor­behalt bekennen: Uns als Deutschen geht unser Volk und unser Deutschland über alles in der Welt!"

Zum Schluß seiner immer von stürmischem Beifall unterbrochenen Rede faßt Gauleiter Vürk- kel die tragenden Gedanken seiner Ausführungen zusammen:

Die Sprache des Blutes hat in unserer Zeit nach einem Jahrtausend sich Gehör verschafft. Sie ist stärker, als es alle mobilisierten blutsfremden Ideen, Mächte, Spekulationen und Systeme je sein können. Alle Deutschen verstehen diese Sprache und sie bekennen sich zu dem Gesetz, das sie ver­kündet und der Osten und Westen wollen Künder dieses gewaltigen Geschehens sein. Nicht für den Machthunger einzelner, nicht für dynastische Be­lange, nicht fürs Geld, nicht für Einzelinteressen, nicht sür Klassen und Stände, nicht sür fremde Mächte stehen wir mit dem eigenen Schicksal ge­rade. nein, wir all« sind nur einem eingeschwo­ren und das ist unser Volk. Jahrhundert« haben dieses Glück uns verweigert. Und wenn es ein allgewaltiges Mittel gibt, uns dieses Glück zu erhalten, so ist cs das, was uns der Führer geschenkt hat, die Gemeinschaft aller Deutschen. Und wenn der Führer mit der Heimkehr der Ost­mark seine größte Vollzugsmeldung der Geschichte und dem Volke gemacht Hai, so bedeutet das auch nichts anderes, als daß er Deutsche an Deutsche schmiedete zur unlösbaren Gemein­schaft."

ekln Uausrnroaran von ludwlg Kl«-

Urheberrcchtsschutz durch Derlagsanftalt Manz, München

38. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Sie gingen wortlos den Sandweg lang und es war ein Abstand zwischen ihren Schritten und ihren Gedanken. Ein paarmal sah Hanne den Bauern von der Seite an, aber der hielt die Augen vor sich und sah den Weg.

Unter den Kopfweiden, da, wo Engelbert damals den Vorstehersjnngen -unter sich und seinen Haselstecken ge­bracht hatte, blieb Hanne stehen und sah ihm gerade in die Augen.

Ich habe dir etwas abzubitten, Engelbert", sagte sie Und ihre Stimme zitterte dabei.Ich habe das aus Häns herausgesragt, warum du ihn damals durcheinander­geschlagen hast."

Sie schwieg einen Augenblick.

Du sollst auch bedankt sein, Engelbert, für dein gutes Wollen, obwohl es nichts genützt hat, denn Häns streicht immer noch hinter dem Mädchen her."

Er schüttelte den Kops, aber er sah sie nicht an und ging weiter, so daß sie ihm folgen mußte.

Um deinen Dank habe ich das nicht getan", sagte er hart.Und warum ich es tat, das weißt du ja doch."

Seine Stimme war voll Hohn.Du hast es mir ja da­mals ins Gesicht gesagt, daß ich es tat, weil ich der schwar­zen Dina selbst um die Wege ginge."

Da hielt sie ihn am Joppenärmel und es war wie ein Schatten auf ihrer Stimme.

Ich wollte dir auch das abbitten, Engelbert, denn da­mals lag der Aerger über meinem Verstand. Und was ich vir sagte, als wir an den Bruchwiesen zusammen waren, das hat mir auch in der Brust gebrannt, seitdem ich ge­sehen habe, daß du ais ein rechter Bauer auf deinem Erbe sitzest und deinem Acker die Treue hältst."

Sie sah starr vor sich hin und er ging aufrecht neben ihr her. Als sie aber dahin kamen, wo der Sandweg aus die Landstraße springt, blieb Engelbert stehen.

Eins will ich dir doch noch mit auf den Heimweg geben, Hanne", sagte er langsam.Gestern war der Vieh­händler auf dem Överhagenhof und hat sich das Zuchtvieh angesehen. Und in den nächsten Tagen kommt er wieder und will mit mir darüber handeln, wieviel die ganze Kop­pel wert ist, die Zuchtstuten und die Fohlen und die jun­gen Hengste. Und das gute Rindvieh nimmt er auch und gibt mir dafür soviel, daß ich dem Hof den Hals freihalten kann bis zur Ernte. Dann muß ich dazu noch von meinem Jungholz verkaufen, was ich abtreiben kann, ohne daß es eine zu große Schande wird für die Axt. Du hast ge­sagt, daß ich wie ein rechter Bauer auf meinem Erbe ar­beite, und nach meinen schwieligen Händen und nach mei­nen grauen Sorgen will mir das auch so Vorkommen. Und nun hör zu, Hanne, und merk dir das wohl. Wenn ich mich abgerackert habe und alles verkauft habe, was ich konnte, und mir durchgeholfen habe bis zur Ernte, dann kommt der Vorsteher und zeigt mir einen alten Schuld­schein vor über Summen, die ich nicht vertan habe. Und mit diesem Lappen stopft er dem Overhagenhofe den Hals zu, daß er krepieren muß."

Das ist dein Vater, Mädchen", schloß er langsam und höhnisch.Das ist der Hillekampsbauer. Und was glaubst du wohl, was ich mir für die schönen Worte eine Hille- kamps-Tochter kaufe?"

Damit wollte er gehen, aber sie hielt ihn fest und ihre Augen waren voll Zorn.

Das ist nicht wahr", rief sie ihm ins Gesicht,das ist nicht wahr und das lügst du, Engelbert."

Da faßte er sie um die Handgelenke und irgendeine Sinnlosigkeit trieb ihm die Hitze in den Kopf.So ist es, Mädchen", sagte er heiser.Genau so ist esl Und daß ge- --8» yxin Vater es sein muß, der mir die Wege aufgräbt,

das ist ein absonderlicher Spaß, den du nicht einmal ver­stehst."

Er lachte frech, denn ein schlimmes Denken stieg in ihm aus. Ganz plötzlich faßte er sie um den Leib und küßte sie mitten auf den Mund. Aber rasch stieß er sie wieder von sich und in seinen Augen brannte der Zorn über sich selbst.

Sie starrte ihn an und ihre Brust ging auf und nieder. Dann hob sie die Hand und schlug sie ihm mitten ins Gesicht.

Und dann weinte sie laut und wild los und lief über die Straße nach der Stakcttür an Hillekamps Garten hin­über.

Er stand noch eine Zeit ruhig da.

Ja so", dachte er schließlich,ich muß ja wohl wieder zu Hofe, denn sie werden auf mich warten."

Und dann lachte er vor sich hin, daß es ihn schüttelte, aber das Wasser stand ihm dabei in den Augen.

Ich habe es nun bald heraus, mir alles selbst zu ver­derben, und es wäre vielleicht der richtige Abend, um noch nach Tante Hille zu gehen, denn meine Laune steht da­nach, daß ich auf einmal und endlich meinem dummen Hoffen den Hals abdrehte."

Er wandte sich um und ging durchs Dorf.

Das soll so sein", dachte er.Wenn Tante Hille mich jetzt ablaufen läßt, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin und daß mir der Hof unter den Händen versäuft."

Er lachte in sich hinein, aber in seinen Augen saß der Kummer und um seinen Mund zogen sich ein paar steile Falten.

Als er am Wegkreuz in die Heide abbog auf den Sand­weg, kam der alte Dettenbauer ihm entgegen. Den hatte er nicht mehr wiedergeschen, seitdem er ihm damals auf der Dorsstraße die harten Worte ins Gesicht geworfen hatte.

(Fortsetzung folgt.)