Schiffe und der Behörden wurden auf halbrrast gesetzt.
Flensburg» 7. Nov. Das Kommando vom „Blücher" benachrichtigte die Eltern der bei der Kesselexplosion Getöteten, daß die gemeinsame Bestattung der 12 Leichen am Samstag nachmittag auf dem Flensburger Friedhof flattfindet. Der Kaiser und Prinz Heinrich werden sich vertreten lassen.
Zürich 4. Nov. Am letzten Sonntag gab es auf dem Züricher See bei der Abendfahrt Rappers« yl-Küßnacht-ZLrich ein für die zahlreichen Reifenden aufregendes Vorkommnis. Auf dem sehr vollen Dempfkoot befand sich eine größere Anzahl deutscher Studenten» die ihre Kommers» lieber sangen; eben wurde das Lied: „Nur am Rhein, da will ich leben» nur am Rhein begraben sein" an gestimmt, als plötzlich einer der vom „Suser" ziemlich begeisterten Studenten mit einem Plumps im See lag und sofort in den Wellen des Sees verschwand. Ter Schreiber dieses Berichtes stand unmittelbar daneben und rief sofort: „Stoppen, halt", aber das Schiff mar doch schon 60 w von der Unfallstelle entfernt, bis es gelang, es zum Stehen zu bringen und umzukehren; von dem Studenten war nichts mehr zu sehen. Auf das Geschrei der Fahrgäste und der Mannschaft kamen von Bendlikon, wo das Boot kurz vorher gelandet hatte, Leute mit Stangen und Laternen, Kähne fuhren hinaus und es gelang trotz der Dunkelheit, den jungen Mann zu finden und ihn ans Land zu bringen. Wiederbelebungsversuche halten nach einiger Zeit Erfolg. Das Schiff erhült 20 Min. Verspätung. (Schw. M.)
Paris 7. Nov. lieber den Kaiserbesuch in England schreibt der „Temps": Die Reise Wilhelms II. beweist, dcß die deutsche Regierung endlich begriffen hat, die Politik der franzöfisch'englischen Latent« eoiäisls sei nicht gegen Deutschland gerichtet. Es macht uns ein doppeltes Vergnügen, dies zu konstatieren, einmal weil es immer angenehm ist, einen Sieg der Wahrheit und der Vernunft mit zu erleben, dann aber auch, weil wir kein Interesse daran haben, dcß die Beziehungen zwischen England und Deutschland gespannte seien.
— Ueber den Bergrutsch in K aratag wird noch folgendes bekannt. Ein ncch Karatag abgesandter Cpezialbenchterstatter der Zeitung »Rußkoja Ubraink" in Sarmarkand meldet aus Derbent und Baitau in Buchara, daß nach seinen Informationen Karatag vollständig zerstört, 3400 Menschen umgekommen und nur 70 gerettet seien. Die um Karatag gelegenen Ansiedlungen seien
ebenfalls durch das Erdbeben zerstört. Auch da seien viele umgekommen. Wie der Berichterstatter ferner berichtet, wurde am 31. Oktober der Ort Kafirnagau im Kissar« gebiet von einer Katastrophe heiwgesucht und zerstört.
Vermischtes.
Das Hornberger Schießen. Das Städtchen Hornberg im Gutachtal auf dem badischen Schwarzwald, das 1417 zum erstenmal als hälftiger württembergischer Besitz genannt wird und 1810 bleibend an das Großherzogtum Baden überging, ist durch eine Redensart landbekannt geworden, welche jedermann ohne Erläuterung versteht, obwohl nur wenige wissen, wie sie auskam; ich meine den Spruch: Wie ging das Hornberger Schießen aus? Ein württembergischer Herzog machte einmal einen Besuch in dem entlegenen Amtrstädtchen. Es war wahrscheinlich Eberhard Ludwig. Kaum hatten die Hornberger Bürger Kenntnis von der gnädigen Absicht des Herzogs bekommen, so rüsteten sie sich zu einem würdigen Empfang. Aber zwischen Ankündigung und Ausführung lag nur ein Zeitraum von 3 Tagen, und so konnte nicht gar viel geschehen. Die Ankunft des Herzogs sollte aber durch Böllerschüsse der ganzen Umwohnerschaft verkündigt werden. Die vorhandenen Geschütze wurden hervorgeholt und auf den Glanz hergerichtet. Das Probeschikßen am Vorabend des Besuchs fiel auch über Erwarten gut aus, und alles freute sich auf das große Ereignis des morgigen Tages. Am andern Morgen, als alles bereit war, fand man auch Zeit, nach dem Pulvervorrat zu schauen; aber o weh! alles war «erprobt und nirgends mehr etwas zu finden. Da war guter Rat teuer. Woher sollte man in den wenigen Stunden, die noch übrig waren, die nötige Menge Pulver bekommen? Die Krämer durften so gut wie keines auf Lager halten, und die öffentlichen Niederlagen von Schießbedarf waren sämtlich zu weit ab von der Fcststadt. Doch der Bürgermeister wußte sich zu helfen. Er bestellte die „Herren" aufs Rathaus und befahl seinen Leuten, sich zur rechten Zeit beim Stadttor einzufinden, wo sie bei der Annäherung des Herzogs auf einen Schlag mit kräftiger Stimme „bumm" I schreien sollten — dann meine der Herzog, es sei geschossen worden. Gesagt, getan. Die Hornberger schrien aus Leibeskräften; aber der Herzog war ja in solchen Sachen kundig genug, um den Unterschied zwischen dem Donner eines Geschütze« und dem Brüllen einer Schar Schwarzwälder Bauern heraurzumerken, und nahm den Spaß höchst ungnädig auf. Er befahl, jeden Schreier einen Tag, den Bürgermeister aber drei Tage
in» Loch zu stecken. So endete das Hornberger Schießen, und ähnlich kann es auch andern ergehen, welche mit unzulänglichen Mitteln ein großes Fest einleiten und doch den Schein wahren wollen, als ob es ihnen an nichts fehle. Wer dann den Schaden hat, braucht erfahrungsgemäß für den Spott nicht zu sorgen.
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Aar «erst««, 14. Nov., 8 Uhr abends: Bibelslunde im Vereinshaus. Tekan Roos.
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„Opfer? Hahaha. Was konnte ich dafür, daß deine Absicht fehl schlug?"
„Schweige!"
Fräulein Wegner wurde blcß wie der Tod. Sie stand auf und wollte dar Zimmer verlassen, doch Grunow stellte sich ihr in den Weg:
„Du hast ein A gesagt, du mußt auch B sagen. Im übrigen war meine Aeußerung vorhin nicht so böse gemeint."
Fräulein Beate holte tief Atem.
„Du erlaubst dir mir gegenüber alles und jedes. Schon längst hätte ich diesem erbarmungswürdigen Zustand ein Ende gemacht, wenn —"
„Wenn du nicht für deine eigene Haut gefürchtet hättest," fiel er schneidend ein. „Vergiß nicht, daß, was ich heute bin, du aus mir ge- macht hast."
Sie ließ sich schwer in den Sessel zurückfallen:
„Fahre nur so fort in diesem Ton. — Du hältst mich ja in deiner
Hand."
Cie schloß die Augen und verharrte regungslos.
Rechtsanwalt Grunow biß die Lippen aufeinander. Dann räusperte er sich.
„Hilf mir noch einmal, Tante, du weißt, ich habe eine bedeutende Summe verloren."
Beate Wegner richtete sich wieder auf.
„Schon wieder? Deine Praxis ist so blühend, daß du reich werden könntest, wenn deine unselige Leidenschaft dich nicht verführte."
„Cie verführt mich nun einmal zuweilen," gab Grunow zynisch zur Antwort, „und an dem Geschehenen ist nichts zu ändern. — Willst du mir die Summe geben?"
»Ich — ich kann es nicht. Ich gab dir schon so oft und viel, daß mir kaum noch etwas übrig blieb."
Er lächelte seltsam.
„Ich dachte, du hättest dir damals in dem reichen Hause — genug gespart."
„Es ist alles aufgezehrt durch deine Schuld."
„Das Geld soll dir nicht verloren gehen. Ich habe gerade einen Prozeß in den Händen, von dessen Gewinn ich mir viel verspreche."
„Du gewinnst ihn nicht."
„Oho! Wie willst du das wissen?"
„Du meinst doch den Prozeß von Hoffmann contra Schneider?"
„Ja."
„Du bist ja von der Schuld und dem Unrecht deines Klienten so felsenhaft überzeugt wie — er selbst."
„Hahaha! Als ob es darauf ankäme I Er wird recht bekommen, sage ich dir, aber — es soll ihm teuer genug zu stehen kommen. Hahaha!"
Sein Lachen hatte etwas widerlich Frivoles. ^
Beate Wegner antwortete nicht- Sie schien über die Sache eingehend nachzudenken. Plötzlich mußte ihr etwas eingefallen sein.
„Hans"
„Nun, Tante?"
„Du könntest endlich daran denken, zu heiraten."
„Pah." Er platzte los. „Du bist komisch, Tante. Willst du etwa wie alle alten Weiber Heiraten stiften?"
Beate überhörte den Spott.
„Als ob du nicht lange genug Junggeselle gewesen wärest! Du bist fünfunddreißig Jahre alt, vergiß da- nicht."
„Nein, das vergesse ich gewiß nicht, doch meine Freiheit opfere ich
darum nicht."
„Du genießt sie nach allen Richtungen, das stimmt. Du denkst nur hierbei zum erstenmal nicht an deinen Vorteil."
„Ich wüßte nicht, welchen Vorteil mir die Ehe bringen könnte." „Genügende Mittel, Befreiung von allen Sorgen."
(Fortsetzung folgt).