regung geherrscht. Man war fortwährend in Furcht, daß Raith seinen Selbstmordplan ausführen werde. Am Samstag nachmittag ist dann in der geschilderten Weise das Furchtbare Ereignis geworden. Es kann auch angenommen werden, daß Frau Raith sich noch mit allen Kräften gewehrt hat. Bei Auffindung der Leichen lag sie nämlich mit zerrissener Schürze, offenen Haaren und einer Verletzung im Gesicht da. — Höchst bedauernswert erscheinen auch die Angehörigen der Mathilde Baum. Ein Bruder dieses Mädchens wurde vor einigen Jahren bei dem Versuch, einen Streit zu schlichten, getötet, ein zweiter Bruder hat sich beim Sturz von einem Baum den Tod geholt. Die 79jährige Mutter lebt in Neuhausen a. F.
Geislingen 5. Nov. Vorgestern, in der Frühe, veranstaltete der hiesige Sportklub einen Wett lauf. Der Start war in Plochingen bei der großen Ncckarbrüäe. Abgang von dort 7 Uhr. Empfang hier bei der Wirtschaft zur „Steinernen Brücke". Wcglänge ca. 40 km. Zur Kontrolle waren den Fußgängern Radfahrer mitgegeben. Als erster kam hier Ehni an mit einer Zeitdauer von 3 Stunden 47 Minuten. Die übrigen 6 Mann folgten in kurzen Abständen hintereinander. Sämtliche 7 Teilnehmer erhielten Preise. Es waren durchaus schöne und wertvolle Gaben.
Stuttgart 5. Nov. Daß die Dummen nichtallewerden, das zeigte wieder eine Verhandlung vor dem Schöffengericht. Der in Köln wohnhafte Zahntechniker Heinrich Bettermann erließ in einer hiesigen Zeitung folgendes Inserat: „Wahrsager, berühmtester der Gegenwart, deutet Kopf- und Handlinien, macht astrologische Berechnungen nach Angabe der Geburt, des Datums von Vergangenheit und Zukunft. Nur hier kurze Zeit persönlich zu sprechen mit seinem Gehilfen El Scheich Abdullah aus Egypten." Eine Reihe hiesiger Personen ließ sich daraufhin von Bettermann wahrsagen. Nachdem sie ihren Geburtstag angegeben hatten erhielten sie eine schriftliche Auskunft, wofür der Prophet 1.50 — 3
verlangte. Eine solche Auskunft lautete: In dem Sternbild der Fische find Sie geboren. Nach dem Zeichen ihres Trabanten sind Sie unverheiratet Sie gehen einer Veränderung entgegen. Besonderes Glück haben Sie nicht gehabt. Ihr Planet ist ein zuversichtlicher. Sie werden im Jahr 1907 im sechsten Monat in der Lotterie gewinnen. Sie müssen darauf sehen, daß auf dem Los die Endzahlen 2, 4 und 6 find. Sie sehen einem glücklichen Lebensabend entgegen. Von schweren Krankheiten bleiben Sie verschont. Sie erreichen ein Alter von 75 Jahren." Merkwürdiger Weise waren die Auskünfte alle gleichlautend. Einem Privatier, der sich zweimal wahrsagen ließ, gab er zwei verschiedene Auskünfte. Einer Köchin prophezeite er, sie werde sich im fünften Monat des Jahres 1907 verheiraten. Das Mädchen ist aber heute noch unverheiratet. Das Schöffengericht verurteilte Bettermann wegen Betrugs in siebzehn Fällen zu 3 Monaten Gefängnis.
Heilbronn 5. Nov. Von einer amerikanischen Weinimportfirma wurden große Einkäufe in neuem Wein aus hiesiger Gegend gemacht.
Kirchheim u. T. 4. Nov. (Vieh, und Schweinemarkt.) Zufuhr: 22 6 Zuchtfarren, Preis per Stück 200—775 30 Mastochsen,
Preis per Paar 1000—1150 42 Zugochsen,
Preis per Paar 650—800 80 Zugstiere,
Preis per Paar 410—650 211 Kühe, Preis
per Stück 250—500 150 Kalbeln, Preis per
Stück 275-630^, 224 Rinder, Preis per Stück 105—300 420 Milchschweine, Preis per
Paar 20—34 134 Läuferschweine, Preis per
Paar 45-100
Kirchheim 5. Nov. Der gestrige Most- obstmarkt auf dem Güterbahnhof verzetchnete
10 Wagen meist Jtaliener-Mostobst. Preis per Zentner 5—6
Ulm 4. Nov. Die ledige Schwester des Maler Müller in der Hahnengaffe ermordete die zwei Kinder ihres Bruders auf eine gräßliche Weise. Dem I V- Jahre alten Mädchen spaltete sie mit einem Beil den Schädel, und das 14 Tage alte Knäblein, das am Tag vorher ge- tauft worden war, ertränkte sie in einem Kübel voll Wasser. Die Täterin stellte sich sofort nach der Tat der Polizei; ste soll schon lange schwer nervenleidend sein.
Biberach 4. Nov. Heute Nacht gegen
11 Uhr brach hier im Gasthof „zum Hirsch", einem großen Wirtschafts, und Oekonomieanwesen, ein Brand aus. Alles Mobiliar ist verbrannt; das Vieh konnte gerettet werden, die Wirtschaftsgebäude und die Scheunen waren weniger gefährdet, doch ist der Schaden trotzdem ein bedeutender. Da das Feuer an verschiedenen Stellen zugleich ausbrach und die Zahl der Brandfälle in der letzten Zeit sich beängstigend mehrt, so wird Brandstiftung vermutet. Wie verlautet, sollen in den letzten Tagen schon verdächtige Anzeichen, wie eingedrückte Fenster u. s. w., in dem Gasthof wahrgenommen worden sein. Als der Tat verdächtig, wird ein von dem Gasthofbefitzer kürzlich entlassener Knecht bezeichnet.
(ZumFal lHau.) Dar „Berl. Taöebl." schreibt: Justizrat vr.MaxBernstein. München, der Verteidiger Maximilian Hardens im Pro- zeß Moltke, reiste von Berlin nach Karlsruhe. Er wird die Verteidigung des Rechtsanwalts Or. Dietz in der Beleidigungsklage übernehmen, die auf Veranlassung des Fräulein Olga Molitor durch die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegen vr. Dietz eingeleitet worden ist. Bisher ist jedoch dem Verteidiger Hau's die Anklageschrift noch nicht zugegangen. Auch vr. Paul Lindau, gegen den wegen seiner Artikel im Fall Hau ein gleiches Verfahren eingeleitet worden ist, hat die Anklageschrift noch nicht erhalten. Lediglich dem Redakteur der „Badischen Presse", Herzog, der ebenfalls der Beleidigung des Fräulein Olga Molitor angeklagt ist, und dessen Verteidigung Justizrat vr. Bernstein gleichfalls übernehmen wird, ist bisher die Anklageschrift zugegangen.
In diesen Verieidigungrprozessen sollen alle jene Personen geladen werden, die nach der Hauptverhandlung gegen Hau mit neuen Bekundigungen hervorgetreten sind. Justizrat vr. Bernstein hat übrigens auch von dem zum Tode verurteilten Karl Hau eine Prozeß-Vollmacht erhalten. Der Ausgang dieser Beleidigungs-Prozesse dürfte für die Einleitung der Wiederaufnahme-Der- fahrens in Sachen Hau von Bedeutung sein.
O fsenb ur g 1. Nov. Ueber eine hübsche Episode, die allerdings auch der traurigen Seite nicht entbehrt, ist in der „Offenburger Zeitung" zu lesen: Sprach ein Handwerksbursche mit dem Stab in der Hand in einem Hause der Geleits, straße um etwas Mittagessen vor. Mit tränenerstickter Stimme erzählte er von seinem Schicksal, welches ihn schon in frühester Jugend hinaus in die weite Welt getrieben, und versicherte, schon seit mehreren Tagen kein warmes Mittagbrot gegessen zu haben. Die junge Hausfrau empfand Mitleid mit dem Mann, und da noch gerade eine schöne Portion Essen — Linsen mit Dörrfleisch — übrig geblieben war, so reichte sie dem armen Reisenden einen wohlgesüllten Teller vor die Tür. Nach einer Weile erhielt sie das Essgeschirr sauber abgegessen wieder zurück. Natürlich fühlte sich die junge Frau dadurch sehr geschmeichelt und nahm sich fest vor, am Abend ihrem Gatten zu erzählen, daß es doch noch Menschen gäbe, welche die Erzeugnisse ihrer Kochkunst gebührend zu würdigen wüßten. Der Bettler zog reich beschenkt von dannen. Einige Zeit darauf wurde die Frau von der Hauswirtin darauf aufmerksam gemacht, daß aus dem an der Tür befindlichen Briefkasten etwas heraurtropfe. Man schloß auf und — das Linsengericht kam zum Vorschein. Nur das Dörrfleisch fehlte, das hatte Bruder Straubinger wohlweislich mitgenommen.
München 4. Nov. Beim Beginn der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten gab Finanzminister von Pfaff über das Befin- den des Königs Otto folgende Erklärung: In meiner Eigenschaft als Mitglied der Vermögens-Verwaltung des Königs habe ich vielfach Gelegenheit gefunden, nach Forstenried zu kommen und ich kann auf Grund eigener Anschauung wie auf Grund von Sachverständigen-Gutachten Mitteilen. daß weder in geistiger noch körperlicher Beziehung in dem Befinden des Königs eine Aenderung eingetreten ist und daß die Gerüchte, die in letzter Zeit über das Befinden des Königs in die Presse gelangt sind, durchaus unbegründet sind.
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am Sonntag, 1V. November, nachmittags 3 Uhr, im Badische« Hof.
Außer Mitteilungen ar s dem Leben Luthers werden einige Vorträge von Seiten musikalischer Kräfte aus der hiesigen Gemeinde dargeboten werden.
Schrvarzwaldverein.
Sonntag, de« 10. A November, Ausflug über Rötenbach nach Tcinoch. Besichtigung, des St. Georgs- ^ stollens. Eintritt für Mitgliederftei. Vesper im Badhotel. Abgang beim Georgenäum nachmittags IV« Uhr.
Der Ausschuß.
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ist sogleich oder später zu vermieten; bei wem, sagt die Red. ds. Bl.
VoUrs-Vsnv>n,
Am Mittwoch, den 6. November, findet die jährliche Generalversammlung in der Brauerei Dreiß statt, wozu die Mitglieder freundlichst eingeladen werden.
Tagesordnung: Rechenschaftsbericht,
Kassenbericht,
Wahlen,
etwaige Anträge der Mitglieder.
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