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dem dar Tal des Kifil-su Surchab, eines weiter abwärts Wachsch genannten Nebenflusses des Amur-darja, WSW. hinabzieht. Zu beiden Seiten erheben sich Gneis-, Granit- und Schiefergebirge, im N. der noch zum Thianschan gehörige Köksu mit 6000 in, im S. der Tuptschek mit 6700 w Höhe, letzterer bereits ein Teil des Pamir. Beide Ketten find stark vergletschert. Der Boden ist im Tale großenteils Steppe, an den Gebirge hängen Gebirgsweide und Schuttland, eignet sich gut zur Viehzucht, aber wenig zum Ackerbau, doch wird Weizen, wenig Gerste, Mais, Hirse, Tabak, Hanf, Luzerne, Melonen und Baumwolle sowie gute» Obst gebaut. Die Bevölkerung (-100000 Köpfe) besteht aus stadtbewohnten Tadschik und nomadi­sierenden Kirgisen und Usbeken. Der Hauptort ist Harm oder Garm am Kifil.su. Bekannt wurde das Land besonders durch die Reisen von Oschanin (1878) und A. Regel (188183).

Eine Frau als Grönlandforscherin. Es gibt wirklich nicht mehr viele Gebiete, für die man den Frauen insgesamt die Befähigung absprechen kann. Jeder Tag erzählt uns von mutigen Pionierinnen, die irgend einen bisher für ihr Geschlecht völlig neuen Weg mit Erfolg betreten. Wer hätte es z. B. demschwachen Geschlecht" zugemutet, sich an einer Polarexpedition zu beteiligen. Die Dänin Fräulein M. Raßmussen, Tochter eines der hervorragendsten Sprachforscher und Schwester des berühmten Nordlandforschers Knud Raßmussen hat gemeinsam mit diesem ein ganzes Jahr im allerhöchsten Norden im ewigen Eise zugebracht. Sie hat sich dank ihrer Aus- dauer und ihrer guten Kenntnisse der überaus schwierigen grönländischen Sprache auf dieser Expedition außerordentlich wertvoll erwiesen und hat zuletzt das ganze auf dieser Reise mühsam erworbene wissenschaftliche Material sicher heimgebracht, während ihr Bruder noch weiter vorwärts dringt und erst in Jahresfrist heimkehren will. Fräu­lein Raßmussen, von der dasDaheim" in No. 2 einige Bilder veröffentlicht, ist durchaus keine Riesin, sondern eine zarte junge Dame mit klugen angenehmen Zügen.

Ein Zukunftsbild vom menschlichen Fliegen. Aus Paris wird geschrieben: Die Pariser Müßiggänger, die in diesen Tagen hinaus- schlendern nach den Militärübungsplätzen bei Jssy, können schon heute einen Vorgeschmack erhalten von den künftigen Zetten, wenn die Luftschiffahrt erst Allgemeingut geworden sein wird. Hoch über einem in den Lüften segelt diePatrie" ihren Kurs, die allmorgendlich um acht aufsteigt um gegen Mittag in die Halle heimzukehren. Wenn sie am nachmittag noch einmal emporsteigt, so

können die Offiziere in der Gondel unter sich die Bewegungen der noch nah am Erdboden hinhuschenden Aeroplane beobachten, mit denen die Erfinder emsig experimentieren. In der letzten Woche waren es die Experimente des Engländers Farman, des Sohnes eines bekannten englischen Journalisten, die aller Aufmerksamkeit besonders fesselten. Eine ganze Reihe erfolgreicher Flugversuche hat er absolviert, und daß er mit seinem 270 Meter- Flug einen neuen Rekord aufgestellt hat, ist bereits in alle Zeitungen gedrungen. Es ist ein eigen- artiger Anblick, seine vogelartige Maschine hastig am Boden Hingleiten zu sehen; dann, plötzlich, erhebt sie sich von der Erde und frei in der Luft schwebend werden in großer Schnelligkeit hundert, hundertsünfzig und mehr Meter zurückgelegt. Das ist kein weiter Flug, gewiß. Der winzige Propeller schnurrt und rasselt; wahrscheinlich ist er nicht stark genug, um größere Entfernungen zu über­winden. Aber Farman hat gezeigt, daß er Steigen und Fallen vollkommen sicher regulieren kann und seine Maschine hält dabei das Gleichgewicht. Um einen Ausspruch von ihm selbst zu besitzen: es ist dieselbe Situation, wie die der Radfahrer um 1867. Sie lernten auf Rädern zu balancieren. Er lernt, in der Luft zu balancieren. Mann und Maschine üben und üben. Farman erzählt, daß sein Aeroplan 14000 Mk. gekostet habe. Auf der Erde macht er einen recht plumpen Eindruck; wenn er sich aber in die Lüfte erhebt, so verändert sich sofort das Bild und das Fahrzeug gemahnt an einen riesigen Schwan, der eilends hinglettet über einen See. Diese Zähigkeit der Erfinder und die Zähigkeit der Fabrikanten wird ihre Früchte tragen. Der Fremde wird schwerlich be­merken können, mit welchem Interesse die Fran­zosen die Lösung des Luftschiffahrtsproblems ver­folgen. Denn ein Luftschiff hat beinahe schon aufgehört, besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Kürzlich konnte man diePatrie" sehen, wie sie über dem Wege nach Versailles operierte. Es ging ein ziemlich scharfer Wind und das Luft­schiff kämpfte sich langsam seine Bahn. Aber es gab kaum einen Passanten, der sich noch besonders um diese Erscheinung gekümmert hätte, die Pariser sind an den Anblick schon gewöhnt.

Gemeinnütziges.

Wer einen reichen Obstsegen will, muß die Baum-Schädlinge, Raupen rc. abhalten! Nichts ist als Baumring oder Baumgürtel besser geeignet zur Schadlosmachung der Raupen als das weiße, oft als wertlos erachtete, meist weg geworfene Kaninchenfell. Um dieses witteru ngtbestän-1

dig zu machen und vor Fäulnis zu bewahren, wird es nach dem Abziehen auf der Fleischseite mit lauem Wasser abgespült, sodann mit einer breiartigen Masse, bestehend aus ^ Alaun und V» Kochsalz überstrichen; nach 68 Stunden ist es gegerbt; es wird nun leicht in warmer Luft getrocknet» gut ausgestreckt, in schmale, 5 em breite Streifen zu Baumbändern geschnitten und an den Bäumen angebracht! Kein Schäd­ling, keine Raupe irgend welcherArt überschreitet diesen Baumring! Es ist aber darauf zu achten, daß der Baum zu­vor glatt abgekratzt wird in der Ringbreite, um den Gürtel satt anlegen zu können, damit Schäd­linge nicht unten hindurchschlüpfen können.

Gottesdienste.

23. Fo««lag «ach Hriuit., 3. Nov. Nesorrualionsfest.

Vom Turm 212. Kirchenchor: Wachet auf, ruft uns die Stimme rc. Predigilied 212: Ein feste Burg rc. 9*/« Uhr: Beichte in der Sakristei. 9V- Uhr: Vorm.-Predigt. Dekan RooS. Abend­mahl 5 Uhr: Abend Predigt, Stadtpfarrer Schund Das Opfer ist für die Bibelanstalt in Stuttgart bestimmt.

Ao«nerst«g, 7. Nov., 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid

Literarisches.

Wurster, Hausbrot für evang. Christen 2 ..,

Abendsegen, geb. ^ 2.., Kinderschriften von Margarethe Lenk, Spyri rc,, Kalender und Losungsi üchlein für 1908,

Romane von Ernst Zahn, Hetmburg, Werner, Ro­segger rc.,

Erzählungen für Knaben und Mädchen,

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Grundstücks-

Versteigerung.

Herr Pfarrer Kopp in Münster bringt 13 s 39 qm mit Wasserleitung versehenen Baumgarten am Kapellen­berg, angekauft um 600 am

Montag, den 4. Nov. 1907, vormittags 11'/, Uhr, auf dem hiesigen Rathaus, Zimmer Nr. 5, im letzten Termin zur öffent­lichen Versteigerung, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Calw, 28. Okt. 1907.

Kauftatsschreiberei.

Dreher.

Ostelsheim.

Im JumgsMstrelkllllgMkge

versteigert der Unterzeichnete gegen sofortige Barzahlung folgendes:

ca. 45 Habergarben,

16 Ztr. Gerstenstroh,

8 Ztr. Gerste,

» 16 Ztr. Hen, etwas Scheuerngrütz-Fntter und Stroh,

1 Fntterschneidmafchine.

Zusammenkunft am Dienstag, den 8. November, nachmittags 1 Uhr,

beim Rathaus.

Gerichtsvollzieher Fenchel.

LtSätircher Arbeitsamt kforrhsim.

Westliche Karl-Iriedrich-Straße Wr. 86.

Telefon Nr. 430 (männliche Abteilung). Telefon Nr. 561 (weibliche Abteilung).

Eröffnung um Mittwoch, den 30. Oktober ds. Js.

Zweck des Arbeitsamts ist, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aller Kategorien, gewerblichen und landwirtschaftlichen Arbeitern beiderlei Geschlechts und weiblichem Dienstpersonal aller Art als: Köchinnen, Kellnerinnen, Zimmer- und Kindermädchen, Mädchen für alle Hausarbeit, Haus- und Küchenmädchen rc. hier und auswärts zu vermitteln.

NE' Getrennte Abteilung für männliche und weibliche Arbeitskräfte. "Mjk Die Vermittlung erfolgt Völlig kostenlos ; nur für die Vermittlung weiblichen Dienstpersonals und von Küchenpersonal im Wirtsgewerbe wird eine Gebühr von zusammen 1 20 A pro Person (20 ^ für die

Vormerkung und 1 für die Vermittlung) erhoben, jedoch wird, falls das Arbeitsamt die Nachfrage innerhalb 3er Monate nicht befriedigt, 1 wieder rückerstattet.

Das Arbeitsamt ist geöffnet:

NN Morftnnsn« von 9 bis 1 Uhr Vormittags und von 3 bis '/-7 Uhr Nachmittags; außerdem ist die weibliche UN 4VdtS«U^tt . Abteilung für die Vermittlung von Dienst- und Wirtfchaftsperfonal an Sonn- uud Feier- tage« zwischen 11 und 1 Uhr Vormittags geöffnet.

Aufträge der Arbeitgeber werden während der Geschäftsstunden mündlich, schriftlich oder telefonisch entgegengenommen.

Arbeitsuchende dagegen wollen sich im eigenen Interesse persönlich im Arbeitsamt anmelden.

Ständiger Verkehr mit sämtlichen Arbeitsämtern von Baden, Württemberg, Elsatz- Lethringen rc. durch regelmäßige« Austausch der Vakanzenlisten. Fahrpreisermäßigung für die durch das Arbeitsamt vermittelten männlichen und weiblichen Arbeitskräfte auf allen füddenifchen Staatsbahnen, sofern die Entfernung mehr als 85 Kilometer beträgt.

Städtisches Arbeitsamt Mörzheim.

Westliche Karl-Friedrich-Stratze Rr. 8«.