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Worten den Fürsten Eulenburg als Päderasten bezeichnet. Justizrat v. Gordon: Die Autorität Bismacks erkenne ich an, aber er konnte sich auch irren. Eulenbur gs Hausarzt habe erklärt, der Fürst könne nicht vor Gericht erscheinen und da. mit müsse man sich begnügen. Harden: Wenn Eulenburg wirklich so krank ist, könne er auch in der Wohnung nicht vernommen werden. Der Gerichtshof beschließt, den gestern vernommenen Zeugen Bollhardt in Begleitung eines Kriminal­kommissars zu Eulenburg zusenden, um festzustellen, ob er diesen seiner Zeit gesehen habe. Justizrat Bernstein: Es würde dem Fürsten Eulenburg ein Leichtes sein, sich unkenntlich zu machen. Der Gerichtshof beordert indessen den Kommissar und Bollhardt nach der Wohnung EulenburgS. Justizrat v. Gordon stellt den Antrag, Lynar und Hohenau sowie den Kaiser als Zeugen zu vernehmen. In der 12. Siunde kehrt der Kom- missar zurück und erklärt, daß Eulenburg den Zeugen nicht empfangen habe mit der Begrün­dung, er wolle nur in Gegenwart des Gerichts. Hofes konfrontiert werden. Justizrat Bernstein erklärt, vr. Hirschfeld würde bestätigen, daß Fürst Eulenburg homosexuell sei.

Berlin 25. Okt. In der heutigen Nach- mittags-Sitzung des Prozesses Moltke. Harden wurde die Beweisaufnahme geschlossen, nachdem noch Platzmojor von Hülsen belanglose Aus. sagen gemacht und das Gericht alle weiteren An- träge abgelehnt hatte. Um 5'/i Uhr wurde, da die Verteidiger erklärten, heute nicht mehr plaidieren zu wollen, die Weiterverhandlung auf morgen vormittag 10 Uhr vertagt. Als Harden das Gerichtsgebäude verließ, wurde er von der ver. sammelten Menge mit Hochrufen begrüßt.

Berlin 25. Okt. Zum Prozeß Moltke- Harden wird der National-Zeitung aus dem Gerichtssaal geschrieben: Während gestern in der Stimmung des Saales die Schale des Grafen Moltke unter dem Gewicht der Gardes du Corps- Aussagen federleicht in die Höhe schnellte, hat er sich persönlich heute trotz mancher Entgleisungen und trotz der Wahrscheinlichkeit, daß sein Gtzgner im Rechte ist, wieder stärkere Sympathien er- worben. Gras Lunar, Graf Hohenau, Baron Berger, Professor Schwenningen und zahllose andere sollen noch vernommen werden, doch scheint cs zu der gestern in Aussicht genommenen Be- fragung des Kaisers nicht zu kommen. Zwei Dinge sind von Belang. Wie steht es in Wahrheit mit denBerichten", denStimmung«, bildern" vom Hofs, die Graf Moltke regelmäßig an den Fürsten Philipp zu Eulenburg geschickt haben soll? Und ferner: Wie steht es mit den

Worten:Wir haben einen Kreis um Seine Maje. stät gebildet, den niemand durchbrechen kann"? Das scheint denn doch wohl die Hauptsache zu sein, denn die zweite Hauptsache: allgemeine Auf. deckung des wahrhaft schmachhaften päderasttschen Treibens in hohen Kreisen vor Gericht, ist bereits erledigt, wobei es gar nicht mehr darauf ankommt, ob dieser oder jener einzelne sich daran beteiligt hat oder nicht. Das sind die Punkte von Bedeutung für das deutsche Reich, das übrige sind uner­quickliche Privatangelegenheiten.

Rom 25. Okt. Die Gesamtzahl der bei dem Erdbeben in Kalabrien Getöteten schätzt man auf 300, von denen 200 auf Fer- ruzzana entfallen. Verwundet sind etwa 1000 Per. sonen. Der Kommandeur der 22. Division in Cantazaro wird heute die Unglücksstätte besuchen; er ließ inzwischen 1500 Militärzelte an die Be- wohner verteilen. Nach einem Telegramm aus Geracs sind 212 Leiche« aus den Trümmern vonFerrezzano geborgen worden; die Gesamt- zahl der Toten und Verwundeten in diesem Ort beträgt 500.Popolo Romano" meldet, daß die Regierung die technische Finanzkommission von Kalabrien angewiesen habe, die Höhe des angerichteten Schadens feflzustellen, um einen sofortigen Steuernachlaß anordnen zu können.

Vermischtes.

Obstbau. Aus einer Tabelle geht hervor, daß das Großherzogtum Hessen unter Zugrund­legung der landwirtschaftlich benützten Fläche zu den obstbaumreichsten Gegenden des Reiches ge. hört und nur von Baden, Sachsen und Württem. berg übertroffen wird. Die meisten Apfelbäume besitzt Württemberg, während die meisten Birn­bäume in Baden und die meisten Kirschbäume in Sachsen Vorkommen.

Die Ziehung der Mannheimer Jub iläums - Lotterie hat mit ministerieller Genehmigung auf den 3. und 4. Dezember d. I. verlegt werden müssen. Der Verkauf der Lose inner­halb der Ausstellung blieb wegen der ungünstigen Witterung weit hinter den gehegten Erwartungen zurück, auch hat das Ableben des Protektors der Ausstellung, des Großherzogs Friedrich von Baden, die Entwicklung des Hauptgeschäftes wesentlich un­günstig beeinflußt. Der Absatz der Lose hatte ferner zu leiden unter der gegenwärtig großen Ueberhäufung des gesamten Lotteriemarktes.

Gattenmord und Selbstmord in religiösem Wahnsinn. Der Weichselrohr, fabrikant Peter Z. in Weikersdorf bei Baden bei Wien hat in religiösem Wahnsinn seine Gattin Therese ermordet. Man fand die Leiche mit

zerschmettertem Schädel und mit Heiligenbildern bedeckt auf. Auf dem Tische lag ein sieben Bogen starkes Testament des Mannes, in dem er seine Tat genau schildert und mitteilte, daß er Selbst, mord verüben werde. Er fuhr jedcch nach Wien, begleitet von seinem Bruder Adolf, der von der Tat nichts wußte. In Wien besuchte er zunächst zwei Schwägerinnen und einen Jugendfreund. In den Wohnungen kniete und betete er vor den Heiligenbildern und schenkte dann den Schwäger- innen je 1500 Kronen. Dann begab er sich selbst in eine Irrenanstalt, wo er jedoch ab- gewiesen wurde, da zur Aufnahme ein polizeiliches Attest nötig war. Auf dem Wege zum Polizei­kommissariat erzählte er nun seinem Bruder seine Tat, worauf er verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert wurde. Die gerichtsärztliche Unter- suchung ergab, daß Z. den Mord in religiösem Wahnsinn verübt hatte. Er wurde nun in die niederösterreichische Landesirrenanstalt überführt, wo er sich erhängte.

Standesamt Calw.

Geborene.

16. Okt. Pauline Charlotte, T. d. Johann Daniel Ayasse, Gasheizers hier.

19. Otto Ernst, S. d. Karl Christian Gute­

kunst, Bremsers hier.

22. Christiane, T. d. Gottlob Heinrich Rein­

hardt, Jaquardwebers hier.

23. Pauline Wilhelmine, T. d. August

Weckerle, Pflasterers hier.

23. Hildegard Anna, T. d. Philipp Mast,

Gärtners hier.

Getraute.

21. Okt. Gustav Adolf Huber, Briefträger hier und Pauline Katarine Braun hier. Gestorbene.

20. Okt. Christine Magdalcne Schanz von Würz­

bach, 11'/- Jahre alt.

21. Maria Schiler, Witwe des praktischen

Arztes August Gottlieb Schiler hier, 67 Jahre alt.

21. Karl Deuschle lediger Schlosser hier,

18 Jahre alt.

24. Pauline Wilhelmine, T. d. August

Weckerle hier, '/- Tag alt.

25. Johannes Kraft, Taglöhner von Otten-

bronn, 62 Jahre alt.

Neues auf dem Büchermarkt:

A. SupperLeut", Schwarzwalderzählungcn, bro­schiert 2.20, geb. 3..

A. SupperDer Mönch vo» Hirsau", 2te durch- geschene Auflage, geb. 2..

Württbrg. Volksbücher Bd. IH. (Lustige Geschichten aus Schwaben) geb. 1..

Zr. HSühlrr.

Amtliche und privatanzrigen.

emeinde Hirsau.

" WfMldk-Vttjillltitiillg.

Kommenden Montag den 28. Oktober ds. Js., nachm. 2 Uhr, wird die hiesige Schafweide auf dem Rathaus für 1907/08 verpachtet.

Den 23. Oktober 1907.

Gemeinderat.

Die landwirtschaftliche Winterschule

Leoriöerg

wird am 11. November d. I., vormittags 11 Uhr, wieder eröffnet und dauert pro 1907/08 etwa 4'/- Monate. Die Anmeldungen zur Aufnahme in diese Schule sind bei dem Unterzeichneten Schulvorstand einzureichen. Die Aufzu­nehmenden müssen das 15. Lebensjahr zurückgclgt haben, gut beleumundet sein und die für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Kenntnisse besitzen. Der Anmeldung sind die Schulzeugnisse, ein Geburtsschein, und die Einwillig­ung des Vaters, bezw. des Pflegers anzuschließen. Aus besonderen Gründen kann, wenn der die Aufnahme Nachsuchende noch im Lauf des Kalenderjahres 1907 das 15. Lebensjahr zurucklegt, die Schulkommission Dispensation von dem Erfordernis des zurückgelegten 15. Lebensjahres erteilen.

Die Schüler haben ein Schulgeld von 1525 zu entrichten und auch die Kosten für Kost und Wohnung selber zu bestreiten. Der Unter­zeichnete wird übrigens denselben bei der Beschaffung von Kost und Wohnung, welche hier billig erhältlich sind, mit Rat und Tat an die Hand gehen.

Ter Prospekt der Schule, sowie Anmeldeformulare können von dem Unterzeichneten Schulvorstand bezogen werden.

Schulvorstand:

Lanüw.-Jnsp. 0i». Wacker.

Ausruf und Kitte!

Rastlos, umsichtig arbeitend, tatkräftig beistehend geht das Werk des Deutschen Schulvereins von Jahr zu Jahr seine Bahn. Ganz besonders treten allmählich Erfolge in Süd-Tirol zu Tage. Durch Jahrhunderte hatte hier Venedig in den ihm zugehörigen Gegenden Demsche Geistliche und Lehrer aus den Ländern im Norden der Alpen berufen! Die östreichische Regierung sandte seit 1815 nur Stock-Italiener. Durch Kirche, Schule und Verwaltung sowie durch den finanziellen Druck reicher in Südtirol begüterter Italiener wurde hier die deutsche Schule mit Gewalt ausgerottet. Jetzt dringt sie wieder vor und vielfach sehnen sich die Bewohner zurück nach der Deutschen Sprache ihrer AhnenTausende sind cs dort, die bittend rufen: In den letzten 90 Jahren hat man uns unsere Sprache und Schule genommen; wir aber wollen sie unfern Kindern wieder sichern. Helft uns dabei, ihr deutschen Brüder!" Auch in Böhmen, Mähren, Ungarn wird das deutsche Werk gefördert, in Brasilien, Chili, Kleinasien, Syrien und in der Südsee unterstützt der Schulverein Deutsche Schulen. Aber stets neue, stets größere Mittel erfordert sein Werk; möge eS ihm auch in unserer Stadt nie an helfenden Freunden fehlen!

Wer ein Herz unter uns hat für die bedrängten Volksgenossen in der Ferne, möge eine Gabe für den Deutschen Schulderem gelangen lassen an

vr. Eberhard Müller und Ludwig Schüz.

Liebenzell.

Auf 1. April 1908 wird in Lieben­zell eine

Mokmung

von 46 Zimmern mit Zubehör ge­sucht. Offerte an die Exped. ds. Bl.

Stuttgarter Lose-!«

bei Friseur Winz, Marktplatz.

HauptgUv. 30000 Ziehung gar. 12, Nov.

Calw.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme an dem jähen Verluste unseres einzigen Sohnes und Bru­ders, die uns von überallher entgegengebracht wurden, sagen wir hiemit Allen herzlichen, aufrichtigen Dank.

Der Vater: Karl Denschle. Die Schwester: Luise Deuschle.