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Samstag den 18. Juni 1938
Der EnztAer
98. Jahrgang Nr. 149
Chinas Schiiksalsströme
Jangtsekiang «nd Gelber Fluß — Mörder „Hoaugho-
flellte zusammenfassend heraus, daß die Berichte auS allen Volksgruvpengebieten mit großer Deutlichkeit die einzigartige Stellung des großen deut- schen Volkes in der ganzen Vielt zur Darstellung gebracht hätten. Kein Volk auf der Welt wandert seit so langer Zeit, so andauernd und so zahlreich wie das deutsche. Deshalb ist die Verpflichtung, die hieraus dem deutschen Volk gegenüber seinen außendeutschen Volksgruppen erwächst, außerordentlich groß. Seit der Erhebung Stuttgarts zur Stadt der Ausländsdeutschen durch den Fäh- rer geschieht die Arbeit des Deutschen Auslandinstituts gleichsam im Auftrag der deutschen Nation. Es gilt, in uns allen ein doppeltes Be- wußtsein herauszuarbeiten: Erstens, daß ein Volk sich nicht nur aus Familien zusammcnsetzt, sondern durch seine Abstammung eine einzige große Familie ist, und zweitens, daß für ein Volk das am besten ist, was auch für den einzelnen gut ist, und daß man das, was man ist,' mit Bewußtsein wird.
Vom hohen Stand seiner dichterischen Warte sprach dann der Nestor der deutschen Sippen- knnde, der schwäbische Dichter Ludwig Finckh, von dem Kamps um die deutsche Seele und die deutsche Weltgeltung; er betonte, daß das DAJ. das Seine getan hat. um diesen Kamps des deutschen Volkstums zu stärken »n Sinne des Leitgedankens: „Alles für Deutschland"! Auch Dr. Rüdiger, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft deutscher Zeitungen und Zeitschriften, faßte nochmals kurz zusammen, was bei den Vorträgen und Besprechungen als für den weiteren Ausbau der Arbeitsgemeinschaft inhaltsreich erörtert wurde. Mit großem Interesse hörten die Tagungsteilnehmer dann noch einen Vortrag des bekannten Gelehrten an der Wiener Universität, Prof. Dr. Nadler, über „Volksdeutsche Krast und Volksformung" an dem konkreten Beispiel des sudetendeutschen Raums. Mit einem Schluü- wort, in dem er nochmals nach allen Seiten sür ihre Mitarbeit dankte, beendete der Leiter des DAJ., Prof. Dr. C s a k i, die offiziellen Veranstaltungen der Jahresversammlung des Instituts.
Auf einer Tagungsfahrt nach Bre- genz, die am Samstag und Sonntag durch das schwäbische Land über Meersburg und Friedrichs. Hasen nach Vorarlberg führt, werden die Vertreter der Volksgruppen mit ihren reichsdeutschen Freunden mit die schönsten Ausschnitte des süddeutschen Raumes kennen lernen.
Seyß-Inquarl und Neubacher abgeflogen
Neichsstatthalter Dr. Seyß-Jnquart und Oberbürgermeister Dr. Neubacher- Wien sind am Freitagvormittag um 8.15 Uhr vom Flughafen Stuttgart-Böblingen nach Wien zurückgezogen. Zur Verabschiedung hatte sich Oberbürgermeister Dr. Strölin eingefunden. Reichsstatthalter Dr. Seyß-Jnquart und Oberbürgermeister Dr. Neubacher gaben Oberbürgermeister Dr. Strölin gegen- über wiederholt ihrer Freude über den herzlichen Empfang durch die Stuttgarter Be- völkerun a Ausdruck.
Neuer Appell Lord Rothermeres
London, 17. Juni. Lord Rothermere veröffentlicht in der „Daily Mail" einen neuen Aussatz, der unter dem Leitgedanken steht, England soll sich aus jedem Krieg fernhalten, gleichzeitig aber bis zu den Zähnen aufrüsten. England, so erklärt er, habe in einem Kriege nichts zu gewin- nen, aber viel zu verlieren. Weder die Tschechoslowakei noch Spanien noch China ständen im Lebensinteresse Englands. Er sagt dann, in der letzten Woche habe er klargestellt, daß man sich keine falschen Vor- stellungen von der militärischen Stärke Deutschlands machen solle. Eine ebenso gefährliche Täuschung würde es sein, wenn man schlecht unterrichteten Publizisten Glauben schenke und annehme, daß die wirtschaftliche Lage der totalitären Staaten schlecht sei. Leicht könne man die Gefahr, die heutzutage Europa bedrohe, nicht einfach aus der Welt schaffen. Er, Lord Rothermere, sei aber der Ueberzeugung, wenn England und Frankreich Staatsmänner hätten, die mit ebenso autoritativer Stimme sprechen könnten wie Adolf Hitler und Benito Mussolini, dann würde ein dauernder Pakt doch möglich sein.
Verwaltungsakademie für die Ostmark
In der nächsten Woche wird die deutsche Der- waltunasakademie in der Ostmark in den Städten Wien. Graz und Innsbruck mit der Arbeit beginnen; u. a. sind Vorträge von Reichsminister Dr. Lammers. Reichsstatthalter Dr. Seyß-Jnquart und Minister Dr. Hucber vorgesehen.
Die großen Slröme, die durch die Provinzen fließen, in denen jetzt vor allen anderen Teilen des Reiches der Mitte gekämpft wird, der Jangtsekiang und der Gelbe Fluß chinesisch „Hoangho , sind die Lebensadern Chinas, aber auch seine furchtbaren todbringenden Geißeln. Nicht nur Millionen von Menschen sind im Lause der Jahr- Hunderte in den Fluten des Gelben Flusses oder ii. den Fluten des Jangtsekiang ertrunken. Das Elend, das die Ueberschwemmungen angerichtet haben, führte oft genug in besonderem Umfange im letzten Jahrzehnt zu sozialen Unruhen. Und gerade die Gebiete an den Ufern des Gelben Flusses wurden zu Brutstätten des Klasjenhasses. zu Brutstätten des Verbrechens und des Aufruhrs.
Die berüchtigten kommunistischen Banden, die chinesische Note Armee, die Tschiangkai- schek so viel zu schaffen machten, rekrutierten sich aus Einwohnern dieser Landstriche. Der Deich- und Dammbau an den Ufern der Flüsse war von jeher eine der wesentlichsten Aufgaben jeder ver- nünftigen Regierung
Die Sintflut
Nun ist die Sintflut über die armen Bauern dieser Gegend gekommen. Die Ueberschwemmungen. die die Häuser fortrissen, das Vieh ertränkten. die Felder verwüsteten, Menschen wie Ratten töteten, stellen alles in den Schatten, was je das Schicksal diese» Menschen an Qual und furchtbarem Geschehen aufzwang.
Dabei ist der Gelbe Fluß dieses Mal nicht aus eigener Kraft über die Ufer zu seiner furchtbaren Todesoffensive getreten. Die Menschen selbst haben ihn gerufen. Deiche wurden durchstochen, Talsperren gesprengt. Der chinesische Bauer mußte, von Landsleuten gezwungen, so sein eige- nes Todesurteil vollstrecken. Die Deiche zerbrachen, um den unaufhaltsamen Vormarsch der japanischen Truppen zu stoppen. Der Schlamm kam, um die Großstadt Kaifeng und die Millionenstadt Hankau von Norden her vor den japanischen Truppen zu schützen. So wurde der Gelbe Fluß zu einem furchtbaren Bundesgenossen des Marschalls Tschiangkaischek.
Bon Nanking nach Hankau auf dem Jangtsekiang
Ist der Gelbe Fluß der Bundesgenosse deS chinesischen Generalstabes, so wurde der Jangtsekiang der Bundesgenosse der Ja- P a n e r.
Kaum ein Fluß spielt in der Geschichte Chinas
Wien, 17. Juni. Der Fürsterzbischof von Salzburg, Dr. Sigismund Waitz, der- öffentlicht in der heute erschienenen Nummer der Zeitschrift „Schönere Zukunft" unter dem Titel „Nochmals die Auslandskritik am österreichischen Episkopat" eine scharfe Stellungnahme hauptsächlich gegen die französische Presse wegen deren Kritik an der bekannten Märzkundgebung der österreichischen Bischöfe. Es sei doch auffällig, sö schreibt Fürsterzbischof Waitz, daß man sich gerade in solchen Ländern am mei- sten Sorge macht über die Lage der katholischen Kirche in Oesterreich, wo man allen Grund hätte, sich zunächst Sorge zu machen über die Lage der Kirche im eigenen Staat.
Von der großen Reihe kirchenfeindlicher Gesetze Frankreichs zu Beginn dieses Jahrhunderts sei nur ein ge- ringer Teil rückgängig gemacht worden. In den scharfen Kritiken an der kirchlichen Obrigkeit in Oesterreich, die aus Frankreich kommen, sei offensichtlich das religiöse und politische Motiv nicht immer genau getrennt. Wenn aber schon von Ver. antwortung vor dem christlichen Gewissen gesprochen werde, dann erhebe sich die Frage: Wo waren diese Stimmen, als an Deutschland und Oesterreich das ungeheure Unrecht von St. Germain und Versailles geschah? Warum meldete sich diese Stimme nicht, als Clemenceau
eine so gewaltige Rolle wie ver Jangtsekiang. Er kann selbst in Hankau, das immerhin tausend Kilometer von der Mündung entfernt liegt, auch in der Sommerzeit noch mühelos Handels- und Kriegsschiffe von über 10 000 Tonnen tragen. Der riesige Fluß, für den man vo« Nanking aus allein bis nach Hankau mit einem schnellen modernen Schiff drei Tage braucht, trägt also eine japa- nische Kriegsflotte als bösesten Feind Chinas immer weiter ins Land hinein, nach Hankau zu. Nachdem Fischerboote und Minensucher den Jangtse von chinesischen Schiffen gesäubert haben und die Ufer sicherten, konnten sich die Japaner bis Anking Vorarbeiten. Dieses strategisch so wichtige Forts wurde von einem japanischen Landungskorps zerschossen und erobert.
Ein Kapitel Iangtsekiang-Schiffahrt
Dieser Strom ist Chinas Schicksalsstrom. Un- endlich schwer und mühsam war es. weite Strek- ken in verflogenen Jahrhunderten zu befahren, wenngleich die ersten vierzehnhundert Kilometer, von der Mündung auS gerechnet, jeden TYP von Schiffen tragen. Von dem Flußhafen Jtschang aber beginnt eine sechshundert Kilometer lange Strecke, die, vr - berghohen Felsen eingekreist. Klippe an Klippe. Strudel an Strudel aufweist. Gewaltige Gefälle schneiden diesen wichtigsten Wasserweg Chinas in zwei Teile.
Der Strom hat einen besonderen Menschentyp hervorgebracht, einen harten kampferprobten, der sich immer wieder gegen die Hindernisse der Natur auflehnte. So entstand ein in der Welt einzigartiger Schiffsverkehr, der das reiche Tschun- king mit Jtschang verband. Talabwärts wurden riesige Kähne in rasender Fahrt von zwanzig bis dreißig Mann gerudert, von einem Kapitän am Heck gesteuert und mit einem Lotsen an Bord. Streckenweise wurden sie durch den Uferschlamm von Schleppern gezogen. Zwanzig Prozent aller Dschunken erlitten unterwegs Schiffbruch. Tausend Schisser im Jahr sind bei diesen Schiffskatastrophen ums Leben gekommen.
Erst im Jahre 1898 wurde durch die abenteuerliche. dreiwöchentliche Fahrt des englischen Dampfbootes .Litschuan" diese Strecke zwischen Jtschang und Tschunking sür den Dampfer- verkehr erschlossen. Im Jahre 1900 wurde eine regelmäßige Dampferlinie errichtet. Sie ist trotz aller technischen Fortschritte eine der schwierigsten aus der Welt. Lotsen stehen aus der Brücke der Schiffe, lenken ihre „Schützlinge" mit feinen winzigen Fingerbewegungen, ein äußerst kompli- ziertes verwickeltes Signalsystem am Land hilft ihnen dabei. ivb.
davon sprach, daß es 20 Millionen Deutsche zu viel gebe? Woher sei denn der außerordentliche Geburtenrückgang in Oesterreich gekommen, als daher, daß dem deutschen Volk im Lande Oesterreich im Friedensvertrag allewirtschaft lichenLebens- adern durchgeschnitten worden seien?
Sei es nicht auch verwunderlich, io fragt der Fürsterzbischof weiter, daß kaiholische Presseorgane zu heftigen Anklagen gegen die österreichischen Bischöfe sich erheben, während in den gleichen Organen Warnun- genvordemBündnismitSowjet- ruhland fehlen? Wäre es nicht angezeigt, wenn sich die Kritiker der österreichischen Bischöfe nnt gleicher Schärfe gegen die Sympathien französischer Kreise für Sowjet» spanien wendeten, zumal dort, wie aus autoritativen Zeugnissen hervorgeht, eine Verfolgung von Religion und Kirche herrsche, die an Grausamkeit den ärgsten Christenver- solgungen nicht nachstehe? Fürsterzbifchof Waitz unterstreicht zum Schluß seiner Ausführungen noch einmal den in der Märzerklärung der Bischöfe eindeutig verkündeten Grundsatz: Gib Gott, was Gottes, und dem Kaiser, was des Kaisers ist-
Engländer flüchten aus Sowjetrußland
In Reval trafen Engländer aus der Sowjet- Union ein: weitere englische Flüchtlinge werden in den nächsten Tagen erwartet.
Starkes Echo -er Funk-Rede
Berlin, 17. Juni. Die Rede des Reichswirt- schaftsmimsters Funk in Bremen hat in der Auslandspresse starke Beachtung gefunden. Vor allem die Feststellung, daß das Deutsche Reich die österreichischen Ausländsanleihen als nicht für sich verpflichtend ansieht, findet besonderes Interesse. Während die Londoner Blätter im allgemeinen eine Erörterung des auch für England heiklen Problems der „politischen Schulden" peinlich vermeiden, gibt der „Daily Expreß" die Tatsachen Politischer Anleihen an Oesterreich zu. Wenn Minister Funk gesagt habe, daß Oesterreich aus politischen Gründen Anleihen gegeben wurden, um es aufzufuttern und als unabhängigen Staat aufrechtzuerhalten, so sei das größtenteils wahr. Für die Zukunft aber werde man daraus seine Lehren ziehen. Tie Pariser Blätter geben sich verzweifelt Mühe, an der Unantastbarkeit des deutschen Standpunktes zu rütteln, ohne jedoch die eigenen Thesen rechtlich unterbauen zu können.
„Newyork Times" nennt die Rede eine „beißende Zurechtweisung der Weltkriegs, steger". Neben den Ausführungen über die Schulden und der Bereitschaftserklärung zu Verhandlungen werden von den amerikanischen Blättern besonders die Stellen der Rede verzeichnet, an denen Neichsminister Funk die Aufwärtsentwicklung in Deutschland mit der Depression in den Vereinigten Staaten vergleicht.
Angleichung österreichischen Rechts
Berlin, 17. Juni. Im Nahmen der Fünften Jahrestagung der Akademie für Deutsches Recht fand am Freitag im Berliner Rathaus eine Arbeitstagung der Abteilung für Rechtsgestaltung statt, bei der der Präsident der Akademie, Reichsminister Dr. Frank, als Ehrengäste den ungarischen Juftizminister Mikecz und den ungarischen Gesandten begrüßen konnte. Reichsjustizminister Dr. Gürtner sprach über das Thema „Die österreichische Rechtsanglei- chung". Er betonte, daß eine einfache Ueber- nahme des gesamten Reichsrechtes auf Oesterreich nicht in Betracht komme, da der Rechtsboden in Oesterreich der Träger einer Jahrhunderte alten, höchst wertvollen Tradition sei. Das österreichische Recht könne auf manchen Gebieten dem Altreich ein Vorbild werden. Eine politisch unabweisbare Notwendigkeit sei es aber, sofort Punkte deS österreichischen Eherechtes zu ändern. Verhängnisvoll wäre es. das geltende deutsche Strafrecht in Oesterreich einführen zu wollen, da mit dem baldigen Abschluß der großen Generalkodifikation dieses Gebietes in Deutschland zu rechnen sei. Selbstverständlich hätten einzelne Teile des Strafrechtes, wie z. B. das Recht des Hoch- un» Landesverrates und das Waffenschutzgesetz vorweg genommen werden müssen.
Anschließend hielt Staatssekretär Dr. Stuckart einen ebenfalls mit starkem Beifall aufgenommenen Vortrag über „Großdeutschland". Er wies auf die Einführung ewisier Staatsgrundgesetze in Oesterreich in, die vordringlich war, um die Einheil von Partei und Staat und die unmittelbare Verbindung der österreichischen Verwaltung mit der Reichszentrale sofort sicher zu stellen. Als besonders notwendig erwies sich ferner die sofortige Einführung der Nürnberger Rassegesetze in Oesterreich, um eine weitere Vermischung mit jüdischem Blut zu verhindern. Die nächste Arbeit wird die verwaltungsmäßige und staatsrechtlich» Neugestaltung und Neugliederung Oesterreichs sein, die sich eng an dt» bereits vom Führer festgesetzte Gliederung in sieben Parteigaue anschließen wird.
Geschenk deS Kaisers von Japan an den Führer
Der Kaiser von Japan hat „alz Zeichen der wachsenden deutsch-japanischen Freundschaft" dem Führer einen Tisch aus Goldlack zum Geschenk gemacht.
Gauletter Sauckel vor den HJ-Führern
Am gestrigen vorletzten Tage deS Kulturpolitt- schen Führerlagers der Hitler-Jugend in Weimar sprach Gauleiter Reichsstatthalter Sa ulke! zu den kulturellen Betreuern der Hitler- Jugend.
Pariser Mahnungen an die falsche Adresse
Der Fürsterzbifchof von Salzburg gegen die Anslandskrilik am österreichische« Episkopat
Wenn es den gesunden Malztasfee nicht gäbe, müßte er jetzt erfunden werden /